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Nr. 33

Zamstag, öen 8. Februar 1941

115. Jahrgang

Amerika läßt Frankreich hungern!

Bezeichnende Erklärung Hulls Einig mit England in der Anwendung der brutalen Blockademethoden

Berlin, 7. Febr. Auf der Pressekonferenz in Washington hat Staatssekretär Hulk erklärt, erverfolge mit Aufmerksamkeit «Ile Phasen des Notstandes". Gemeint ist der Notstand in den am Krieg nicht oder nicht mehr beteiligten Ländern, denen durch dis britische Blockade die wichtigsten Nahrungsmittel fehlen Dabei hat der französische Botschafter in USA. dem Staatsdepartement durchaus einleuchtende Vorschläge macht, wie man ohne jede Anstrengung die für Frankreich nötigen Nahrungsmittel liefern könnte. Man brauche nur gewisse fron Msche Fonds in den USA. freizugeben. Hüll will das nicht ten!Aus irgend ein Recht kann er sich für diese Passivität nicht berufen. Die Zivilbevölkerung, besonders die der besetzten Ke- biete, hat mit dem' Krieg nichts mehr zu tun. Das Recht dieser Bevölkerung, sich den nötigen Unterhalt zu verschaffen,, kann nicht bestritten werden. Lebenswichtige Nahrungsmittel und Kleidungsstücke dürfen ihr zugeführt werden, gleichgültig, ob die Lieferungen nun auf Grund von Schenkungen oder eigener Käufe erfolgen. Daß die deutschen Behörden sich an solchen Sendungen nicht vergreifen, wie eine bösartige Propaganda ihnen unterstellt, beweist das Beispiel der polnischen Hilfsbe­dürftigen.

Deutschland selbst hat nach den Bestimmungen des Völker­rechts keine Verpflichtung, Lebensmittel zugunsten von Be­völkerungsgruppen außerhalb des Reiches bereitzustellen, zumal die Lebensmittel an verschiedenen Orten der Welt lieferfertig stehen. Im Gegenteil, laut Artikel 52 der Haager Kriegsverord­nung wäre die deutsche Besatzungsarmee sogar berechtigt, Ver­pflegung in angemessenem Verhältnis zu den Hilfsquellen des Landes für sich zu beanspruchen.

Von der völkerrechtlichen Seite aber ganz abgesehen, must man die Hullsche Passivität gegenüber der schweren Not der nichtkriegführenden Völker Europas vor allein von der mensch- richen Seite her betrachten. Die Menschlichkeit, einst ein hoher Begriff in USA., scheint heute dort nichts mehr zu gelten. Man will in maßgebenden amerikanischen Kreisen eben unter keinen Umständen die britische Kriegführung behindern, mag sie sich noch so rechtswidriger und unmenschlicher Methoden be­dienen. Diese Verpflichtung fühlt man selbst für die Fälle, in denen an der Kriegshandlung überhaupt nicht beteiligte Kreise durch die britische Brutalität betroffen und in ihrer physischen Existenz gefährdet werden. Es ist ein bequemer Standpunkt den Herr Hüll vertritt. Damit übernimmt aber auch die USA.- Negierung die Mitverantwortung für die Folgeerschei­nungen der britischen Blockadepolitik an unschuldigen Frauen und Kindern, deren Männer und Väter zum Teil für die bri­tische Sache im Feuer gestanden haben.

Panamerika zur englischen Blockade

Rio de Janeiro, 7. Febr. Die Mitteilung des brasilianischen Außenministeriums, daß sich Argentinien, Bolivien, Ehile, Ecuador, die USA. und Mexiko bereits dem brasilianischen Protest gegen den englischen Mendoza"-Ueber griff gegen die Sicherheitszone an- gefchlossen haben, wird von der brasilianischen Presse mit Ge­nugtuung als Zeichen der panamerikanischen Reaktion auf die ^»Mche Blockade registriert. Die Erklärung Hulls über die Kon­sultation mehrerer amerikanischer Staaten wegen einer gemein­same« Haltung zu der engliscken Forderung der Auslieferung d« in den amerikanischen Häfen liegenden Achsentonnage wird wi Leitartikel vonGazeta de Noticiäs" kommentiert. Das Mablem berühre die empfindlichsten Punkte der souveränen Ehre um» des Selbstbestimmungsrechts der neutralen Nationen Ame- L V^iilien Hube übergenug Gründe, die Neutralität nicht zu «rechen zugunsten einer Macht, die keine Gelegenheit beleidigen­der und mißachtender Willkürakte ihm gegenüber vorbeigelasscn HE«. Auch das übrige Amerika habe keine Veranlassung zu un- Neuvilligen Opfern, nachdem es durch Navycerte und durch die eWische Blockade in seinem Handel abgeschniirt sei. Die kriege- Erpressung dürfe die Entscheidung der freien friedlichen Eionen Amerikas in dieser Frage nicht beeinträchtigen.

Der deutsche Wehrmchlsderichl

A-B«ot versenkte zwei bewaffnete Handelsschiffe mit ins- gesamt 12 000 BRT. Schnellboot-Erfolge an der eng- oche« Ostküfte Bewaffnete Aufklärung trotz schlechter «Wetterlage Britische Häfen vermint Störangriffe gegen militärische Anlagen Maltas

V erlin, 7. Febr. Das Oberkommando der Wehr­macht gibt bekannt:

ü E e r s e e b o o t versenkte zwei bewaffnete feind- ^ Handelsschiffe mit insgesamt 12 000 BNT.

" 8 li s ch e n O st k L st e gelang es einem Schnell- . einen britischen Kiistendampfer zu versenken.

* w ? ^ 1 e führte trotz schlechter Wetterlage be- «crÄ».- Aufklärung im Seegebiet um England durch und «erminte britische Häfen.

Im Mittelmeerraum richteten sich Störangriffe von Kampfflugzeugen gegen militärische Anlagen auf der Insel Malta.

Der Feind versuchte in den gestrigen Abend- und Nacht­stunden mit einzelnen Flugzeugen in das besetzte Gebiet an der Kanalküste einzufliegen. Lediglich in einer Hafenstadt entstanden durch Abwurf von Brandbomben kleinere Brände, die von der Zivilbevölkerung schnell gelöscht wer­den konnten. Flakartillerie schoß hierbei ein Kampfflugzeug vom Muster Armstrong-Wiihley ab. Ein zweitesFlug- zeug wurde zur Landung gezwungen, die Be­satzung gefangen genommen.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Heftige Kämpfe in der Cyrenaika und in Ostafrika

Nom, 7. Febr. Der italienische Wehrinachtsbericht vom Frei­tag hat folgenden Wortlaut:

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: An der griechischen Front kein Ereignis von besonderer Be­deutung.

Irr der Cyrenaika ist in der südbengasischrn Senke zwischen un­sere-, Truppen und feindlichen Formationen eine heftige Schlacht nn Gange.

In Ostafrika dauern die Kämpfe im Abschnitt von Keren an. An der Südfront wurden feindliche Angriffe von unseren tapferen Truppen zurückgeschlagen.

Unsere Fliegerformationen haben Artilleriestellungen, Truppen und Kraftwagen bombardiert und dabei Brände in Munitions- und Brennstosflagern hervorgerufen.

Der Feind hat Luftangriffe gegen Asmara und einige weitere Ortschaften durchgefiihrt, ohne schwere Schäden anzurichten. Vet Asmara wurde ein Flugzeug vom Eloster-Typ von unseren so­fort eingreifenden Jägern abgeschosssn. Ein eigenes Flugzeug ist nicht zurückgckehrt.

Friedenskonferenz im Fernen Osten

Tokio, 7. Febr. Außenminister Matsuoka begrüßte am Freitag anläßlich der Eröffnung der Friedenskonferenz die-Ver- trerer Thailands und Französisch-Jndochinas, wo­bei er betonte, daß die Völker, die im fernöstlichen Raum leben, nicht nur zum Frieden Ostasiens, sondern auch zum Weltfrieden beitragen könnten, wenn sie sich gegenseitig ihren Platz im ge­meinsamen Lehensraum garantierten.Ich wünsche aufrichtig", s» erklärte Matsuoka,daß der Grenzstreit zwischen Tailand und Französisch-Jndochina freundschaftlich beigelegt wird." Die Feind­seligkeiten zwischen den beiden Ländern hätten nur unerwünschte Folgen für ganz Ostasien gehabt. Deshalb habe sich Japan ent­schieden, seine Vermittlung anzubieten.

Englandhilfe-Gesetz mit zeitlicher Begrenzung

Abänderungsvorschlag im USA Unterhaus angenommen

Neuyork, 7. Febr. Im Laufe der Donnerstag-Debatte über das Englandhilfe-Gesetz nahm das Unterhaus Abänderungsvorschläge der demokratischen Fraktion im Außenausschuß an. Die Vor­schläge setzten der im Entwurf vorgesehenen Vollmacht Roosevelts für die Auftragsvergebung zugunsten Englands eine zeitliche Grenze bis zum 30. Juni 1943. Für die Lieferung der Wa­ren wird die zeitliche Grenze auf den 1. Juli 1946 festgelegt. Ferner muß der Präsident mit den Armee- und Flottenchefs be­raten, wie die Lieferungen ins Ausland verschifft werden dürfen.

Hauptziel des Englandhilfe-Eesehes Offenherzige Bekenntnisse in derWashington-Post"

Washington, 7. Febr. Der bekannte Kommentator Lippmann ist einer der ersten amerikanischen Publizisten, der in derWashing­ton Post" offen zugibt, daß dieBill 1776", die Vorlage zur Un­terstützung Englands, zwar die Rettung Englands als erstes, kei­neswegs aber als letztes Ziel hat. Vielmehr sei das Hauptziel, eine Art Auffangvorrichtung herzustellen, falls England falle. Roosevelt müsse mit England weitestgehende Abmachungen tref­fen, um die Flotte und die in der weiten Welt zerstreuten Teile der englischen Luftflotte sowie die Stützpunkte des englischen Empires übernehmen zu können.

Englandhilfe-Gesetz im NSA.-Senal

Durch kerne Erfordernisse für Amerikas Sicherheit gerechtfertigt

Washington, 7. Febr. Vor dem Senatsausschuß nahm am Don­nerstag als erster der Chikagoer Verleger Oberst Robert M« Eormick zum schwebenden Englandhilfe-Gesetz Stellung und bezeichnete es dabei alsphantastisch", anzunehmen, daß die Der- einigten Staaten von Europa, Asien oder Afrika aus erobert werden könnten. Mc Cormick beschrieb an Hand von Landkarten und geographischen Aufstellungen die verschiedenen möglichen Jn- vasionswege jür die feindlichen Heere und folgerte daraus, daß die Entfernungen und Schwierigkeiten des Terrains, der Ver­pflegung und Verbindungslinien jeden Gegner entmutigen müß­ten. Ueber das vielgenannte Dakar hätte eine deutsche Armee fast 8000 Meilen zum ersten USA.-Stützpunkt in Britisch-Gua- yana. lieber Island seien es von Norwegen aus 3300 Meilen bis Neufundland. Vom Pazifik her sei jede Invasion fast völlig auf die Seeherrschast angewiesen, die zuvor die USA.-Stützpunkte an den strategischen Stellen und die USA.-Flotte beseitigen müßte. Schließlich würden einem gelandeten Gegner auf dem amerikanischen Boden ein bis zwei Millionen ausgebildete ame­rikanische und kanadische Truppen gegenüberstehen, durch die er sich den Weg erkämpfen müßte. Mc Cormick erklärte, eine Panik über einen möglichen deutschen Angriff auf die Vereinigten Staaten sei nicht einmal dann berechtigt, wenn Amerika nicht über überwältigende strategische Vorteile verfügte. Der Oberst widersprach dann dem Englandhilfe-Gesetz als einer Maßnahme, deren weitgehende Vollmachten durch keine Erfordernisse für Amerikas Sicherheit gerechtfertigt seien.

Pessimistische Betrachtungen desEeonomist*

Stockholm, 7. Febr. Die führende englische Wirtschaftszeitschrist Economist" beschäftigt sich in einer ihrer letzten Ausgaben mit

ven Aussichten des englischen und amerikanischen Schiffsbaus». Das Blatt kommt dabei zu sehr pessimistischen Schlüßen und er­klärt, die englischen Schiffswerften seien nicht i« der Lage, die Handelstonnage in dem Tempo der Verlust« zu e r s etz en, die England in den letzten Monaten erlitten habe, deshalb müsse der Ersatz eines großen Teiles verlorengegangen«'' Schiffe aus dem Ausland kommen.

Das Blatt beschäftigt sich sodann zunächsp-mit den Baumög­lichkeiten in den Dominions:Australien sollte imstande sein", erklärt das Blatt,trotz der Durchführung seines Kriegs­schiffsprogramms, eine größere Zahl Handelsschiffe zu bauen als im letzten Kriege. Seine Stahlerzeugung ist allerdings klein, aber seit 1918 hat sie zugenommen. Es fehlt aber an Facharbei­tern und Schulungsmöglichkelten, ferner, wie in den anderen Do- iilinons, an Hilfsindustrie, die für den Schiffsbau von besonderer Bedeutung sind. Die kanadischen Werften haben sich aus den Bau kleiner Kriegsfahrzeuge spezialisiert, man hofft, daß die kanadischen Werften im Laufe des Jahres 1941 einige Schiff« dieses kleinen Typs Herstellen werden. Dagegen find die Mög­lichkeiten für eine baldige und wesentliche Erhöhung des Baues von Handelsschiffen gering. Infolgedessen kommt als Cchiffs- lieferant nach Ansicht desEconomist" nur Amerika in Frage. Das englische Schisfahrtsministerium verhandelt mit den USA. über ein umfangreiches Schiffsbauprogramm. Selbst unter den günstigsten Voraussetzungen können wir aber nicht hoffen, vor 1942 aus dieser Quelle größere Lieferungen zu erhalten." Da» Blatt erwähnt in dieser wenig hoffnungsvollen Schilderung de« Englandlag« nicht, daß in Amerika sogar noch ein großer Teil de»', Werften, auf denen diese Hilfsschiffe hergestellt werden sollen, erA gebaut werden muß. ^ ^

Schifsahrtsminister Croß muß Lr» latastrophalen Schiffs­raummangel zugeben

Stockholm, 7. Febr. Trotz der amtlichen Schönfärbereien Lügen- Reuters und trotz der zahlreichen optimistischen Reden führender britischer Politiker werden die Hilferufe nach den USA. immer dringender und deutlicher. Sie sind ein Gradmesser für die stei­gende Sorge und Angst, die in den Sem Volk gegenüber Sieges­zuversicht heuchelnden Kreisen der britischen Kriegsverbrecher in ständigem Wachsen begriffen sind.

Ein geradezu klassisches Beispiel dafür sind die Erklärungen des englischen Schis fahrts Ministers Croß am Don­nerstag vor der amerikanischen Handelskammer in London. Vor dieseneingeweihten" Kreisen gab Croß entgegen seinen sonstigen Behauptungen von der Wirkungslosigkeit der deutschen Gegen­blockade unumwunden zu, daß sichEngland der Möglichkeit gegcnübersteht, daß die Versenkung des Frachtraumes solchen Umfang annimmt, daß England nicht genügend Schiffe mehr be­sitzt, um seine militärischen Notwendigkeiten zu befriedigen".

Schiffahrtsminister Croß richtete sodann einen fleh ent- lichen Appell, an die Vereinigten Staaten und bat umschnellmöglichste" Ueberlassung von Frachtschiffen.Ich schaue voller Hoffnung den Tagen entgegen", so schloß Croß seine jammernde Beichte,in denen die amerikanischen Schiffsliefs- rungen die britischen Schiffsverluste ausglcichen und mit den > britischen Bedürfnissen an zusätzlichem Schiffsraum Schritt halten".

Schiffahrtsminister Croß und seine Freunde werden, dafür bürgt die deutsche U-Boot- und die deutsche Luftwaffe, eine furcht­bare Enttäuschung erleben. - - -- ....