Amtsblatt

Bezugspreise: In der Stadt und durch Boten monatlich RM. 1.50, durch die Post monatlich RM. 1.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungs­gebühr und zuzüglich 36 Pfq. Zustellgebühr. Preis der Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises.

des Ivettes Lalw für Sasold und Llmsebung

Nagoläer üagblatt / Segrünäel 1827

Fernsprecher: Nagold 420 / Anschrift'Der Gesellschafter" Nagold. Marktstraße 14, Postfach 55 Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold / Postscheckkonto: Stuttgart 5113 , Bankkonto: Bolksbank Nagold 856 / Girokonto: Kreissxarkasse Calw Hauptzweigstelle Nagold 85 / Gerichtsstand Nagold

Anzeigenpreise: Die 1 spaltige mrn-Zeile oder deren Raum 6 Pfg., Stellengesuche, kl. Anzeigen, Theateranzeigen (ohne Lichtspieltheaters » Pfg., Text 24 Pfg, Für das Erscheinen von Anzeigen in besrimmten Ausgaben und anvorgeschrievener Stelle kann keine Gewähr übernommen werden. Anzeigen-Annahmeschluß ist vormittags 7 Uhr

Nr. 30 Mittwoch, äen 5. Februar 1941 > 15. Jahrgang

Stukas veränd ert e » die Lase im iRittetmeer

England muß gut die Hälfte seiner Mittelmeer-Einheiten zum Schutz der Geleitzüge einsetzen

Verluste größer als der Ersatz

Schiffahrtsmittistcr Croß gibt Abnahme der britischen Handelstonnage zu

^ .Stockholm, 4. Febr. Während llnterstaatssekretär Balfour die britische Öffentlichkeit vor neuen schweren Schlägen der deut­schen Luftwaffe warnen zu müssen glaubt, gab der britische Schiff­fahrtsminister Croß auf einer Versammlung in London einen ebenso pessimistischen Ausblick von der Lage. Auch er erwartet irgendwelche gigantischen Anstrengungen seitens des Feindes" und meinte, es wäre unangebracht, annehmen zu wollen, daß die augenblickliche Verminderung der Schiffsverluste, die er fest­stellen zu können glaubt, dauernd sein werde. Vielmehr müsse man damit rechnen, daß schwere Verluste auch in Zukunst ein- ^reten werden. Mit demBeitrag" der alliierten Handelsflotte

die England bekanntlich skrupellos überall zusammengeraubt hat und mit dem Ankauf alter Schiffe aus USA. kööne in Zukunft nicht mehr gerechnet werden.

So kommt Croß letzten Endes zu dem für England katastro­phalen Ergebnis, daß die Verluste der britischen Handelsflotte jetzt schon größer als der Ersatz sind. England stehe gegenwärtig einer Abnahme seiner Handelsflotte gegenüber und würde einen harten Kampf zu bestehen haben, bevor seine Stärke wieder zu­genommen habe, wobei sich Croß in vagen Hoffnungen über die Hilfe der Vereinigten Staaten erging.

Die deutsche Kriegsmarine wird mit der Luftwaffe vereint die britische Handelsflotte auf allen Meeren zerschlagen. Im Früh­jahr wird nach der Ankündigung des Führers der U-Bootskrieg beginnen. Zahllose Schiffe werden auf den Meeresgrund versin­ken, so daß der Schwund der britischen Tonnage trotz etwaiger amerikanischer Hilfe immer unaufhaltsamer und schließlich töd­lich werden wird.

Großbritanniens außer- kritische Versorgungslage

Gesteigerter Bedarf an Rohstoffen und Kriegsmaterial bei beträchtlich verringerten Transport­möglichkeiten Eine Betrachtung der Agencia Stefani

Berlin, S. Februar. Der Einsatz deutscher Stuka-Verbände hat hie Lage im Mittelmecr wesentlich beeinflußt. Die Voraus­setzungen find nun wesentlich andere als diejenigen, unter denen die englischen Generalstäbe bisher die Lage betrachteten. Cs sind «ene Gesichtspunkte hinzugekommen. So schreibt die spanische ZeitungAriba". Gut die Hälfte seiner Mittelmeer-Sinheiten wüste England nun zum Schutz der Geleitzüge einsetzen.

Der deutsche Wehrmachlsderichl

Erfolgreicher Handelskrieg mit allen Waffen Kriegs­schiff in Uebersee versenkte 23 VW BRT., U-Boot 11 VW WUT. Sturzkampfflugzeug vernichtete ein Handelsschiff v»n 3V8V BRT. Luftwaffe griff Flugplätze und kriegs­wichtige Ziele in Siidost- und Ostengland an

DNB. Berlin, 4. Febr. Das Oberkommando der Wehr­macht gibt bekannt:

Ei« Kriegsschiff versenkte bei Operationen in über­seeischen Gewässern 29 VW BRT. feindlichen Handelsschiffs­raumes.

Lin Unterseeboot meldet die Versenkung von zwei bewafsueten feindlichen Handelsschiffen von zusammen 11W« BRT.

Kampfflugzeuge griffen am 3. Februar kriegswich­tige Ziele um London und in Südostengland erfolgreich ««. Bei Maidstone trafen Bomben schweren Kalibers eine

ki« Sturzkampfflugzeug versenkte vor Rams- gate ein Handelsschiff von 3VVV BRT. durch Bombenvoll- treffer.

»«vrtlanlage. Auf mehreren Flugplätzen wurden Hauen, lmterkünfte und eine größere Zahl von Flugzeugen zerstört.

Das Verminen britischer Häfen wurde fortgesetzt.

H« der letzten Nacht griff die Luftwaffe Flugplätze und kriegswichtige Ziele in Ostengland mit guter Wir­kung an.

Der Feind flog in das Reichsgebiet nicht ein.

Drei eigene Flugzeuge werden vermißt.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Angriff italienischer U-Boote auf stark gesicherten Geleitzug im Roten Meer Lebhafte Fliegertätigkeit in Nordafrika In Ostafrika feindlicher Angriff abgewiesen

ANV. Nom, 4. Febr. Der italienische Wehrmachtsbericht hat folgenden Wortlaut:

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:

k>er g r i e ch i s ch e n Front durch schlechte Witterungs- Verhältnisse beeinträchtigte Artillerie- und Spähtrupptätigkeit.

I« Nordafrika lebhafte beiderseitige Fliegertätigkeit.

Zn Ostafrika haben unsere Truppen an der Nordfront öst- Lch Agordat und Barentu eine neue Linie bezogen, auf der ein Angriff von Tanks und ein weiterer von gemischten englischen und indischen Abteilungen abgewiesen wurden, die auf dem Rück­zug Waffen und Gefangene zurückließen.

An der Süd front haben unsere Dubat-Abteilungen (Ein- gcborenentruppen) feindliche Truppen angegriffen und zum Rück­zug gezwungen, wobei sie ihnen empfindliche Verluste beibrachten.

Die englischeLuftwafsehatLuftangriffe auf einigeOrtschafen von sowie auf Mogadischo durchgeführt. Einiger Schaden und viele Opfer unter der Eingeborenenbevölkerung.

k>» englisches Flugzeug wurde abgeschossen. Zwei eigene Flug­zeuge sind nicht zu ihren Stutzpunkten zurückgekehrt.

V« der Nacht zum 3. Februar sichtete» unsere U-Boote auf emer Fahrt im Noten Meer einen durch Kreuzer und Torpedo- voote stark gesicherten feindliche» Gelcitzug. In entschlossenem ^gnss wurden insgesamt neun Torpedos abgefchossen, von denen fteve» Schiffe trafen. Trotz feindlicher Reaktiv» gelang es unsr­en Einheiten, sich vom Feind zu lösen und unversehrt zu ihrem «nitzpnnkt znriickzukehren.

I» 9V Kriegslagen 157 Feindflugzeuge abgefchossen

DNB Rom, 4. Febr. Während 90 Kriegslagen hat die italieni­sche Luftwaffe, wie die Abendpresfe betont, 1614S Flugstunden vurchgeführt. 157 Flugzeuge, darunter 104 mit Sicherheit und ^wahrscheinlich, wurden zerstört. Viele Hunderte von Tonnen Dvmben wurden abgeworfen, während nur 30 eigene Flugzeuge verloren gingen.

Torpediert und gefunken

DNB Neuyork, 4. Febr. Assocciated Preß meldet, zuverlässigen Deelsen zufolge sei in der letzten Woche der britische Frachter r l a" (5188 BRT.) 475 Meilen von der Küste Irlands tor- ^drert worden und gesunken. DieUrla" befand sich auf der ü»hrt von Kanada mit Kriegsmaterial an Bord.

DNV. Rom, 4. Febr. Mit dem jüngsten Erwerb alter ameri­kanischer Schiffe ist, wieAgenzia Stefanie" feststellt, die gün­stige Periode abgeschlossen, in der England auf eine Vergrößerung seiner Handelstonnage hoffen konnte, während bereits in relativ kurzer Zeit gewaltsam requirierter Schiffsraum von über 7 bis 8 Millionen Tonnen wieder verloren ging. Von den England bei Kriegsbeginn zur Verfügung stehenden insgesamt 21,3 Millio­nen Tonnen müsse man über 4 Millionen für die ausschließlichen Bedürfnisse des Imperiums abziehen, so daß Großbritannien über rund 17 Millionen Tonne« und darunter nur 3 Millionen Ton­nen Tanker verfüge. Hierzu kamen 7 bis 8 Millionen Tonne« requirierten Handelsschisfsranmes, so daß England über insge­samt 25 Millionen Tonne« verfüge« konnte.

Diese Zahl könnte als eine gewaltige Ziffer angesehen wer­den, wenn man nicht, wie beispielsweise der englische Admiral Creswell selbst schrieb, berücksichtige, daß man die ganzen Roh­stoffe, vor allem auch Oel, Naphta und Benzin, sowie eine Un­menge Lebensmittel von Uebersee einführt, so daß die 17 bis 21 Millionen Tonne» für die Bedürfnisse in Friedenszeiten knapp ausreichten. Umso schwieriger sei daher heute die Lage, nachdem von den 25 bis 28 Millionen Tonnen bereits 10 Millionen versenkt wurden. Dazu komme, daß Englands Bedarf an Roh­stoffen sowie an Maschine« und Produkten, die die britische Kriegsindustrie aus Grund des Trommelfeuers der deutschen Luftwaffe nicht mehr im früheren Rhythmus herznstelle« vermag, sich vervielfacht habe, während die Transportmöglichkeite« be­trächtlich verringert wurden.

Deshalb habe sich England mit einem dringenden Hilferui an die Vereinigten Staaten gewandt, könne aber im Höchstfälle 500 000 Tonnen alter Schiffe erhalten, die es zudem mit Gold aufwiegen müsse. Was die Neubauten anbelange, so könne Eng­land frühestens in elf Monaten die ersten KO versprochenen amerikanischen Dampfer erhalten, zumal ein Teil der Werften erst gebaut werden müsse. England selbst vermag seine Verluste durch Neubauten gleichfalls nicht auszugleichen, da seine Werften zu 70 Prozent für die Kriegsmarine und nur zu 30 Prozent für die Handelsmarine arbeiten können. Und dies umso mehr, da cs bereits 565 440 Tonnen seiner Kriegsflotte verlor. Dazu komme ein offensichtlicher Mangel an Spezialarbeitern. Eng­land könne auch jetzt nicht, wie während des Weltkrieges, zu Serienkonstruktionen übergehen.

Englands Lage stellt sich, wie Stefani abschließend betont, vor Beginn des Frühjahrs äußerst kritisch dar, das, wie der Führer in seiner jüngsten Rede erklärte,eine neue Aktion zur See bringen und beweisen wird, daß Deutschland nicht geschlafen hat".

Verluste beim Untergang des ZerstörersAcheron". Wie in London amtlich bekanntgegeben wird, sind bei dem Un­tergang des ZerstörersAcheron" 154 von insgesamt 168- Befatzungsmitgliedern umgekommen. Die feinerzeitige Mit- reilung über den Verlust des Zerstörers enthielt keinerlei Einzelheiten.

Irlands Versorgung snöle

Folge der englischen Blockade

Berlin, 4. Febr. Der irische Versorgungsminister Scan Le­in hielt vor dem Journalisteninstitut eine Ansprache, in der er erklärte, das irische Volk müsse sich mit einer schnellen Ver­minderung der Versorgung mit allen jenen Gütern abfinden, an deren Import man sich gewöhnt hätte, denn nach 18 Monaten Krieg gingen die Vorräte zu Ende.

Es war das zweitemal, daß Lemaß sich in diesem Jahre an die Oeffentlichkeit wandte. Das erstemal hatte er sich Mitte Januar in der Sondersitzung des Dail mit der irischen Versorgungslage beschäftigt, als die Opposition von der Regierung eine Erklärung für die plötzlichen drastischen Petroleumeinschränkungen forderte. Die Erklärungen, die Lemaß zusammen mit Premierminister de

Valera abgab, bieten ein gutes Bild der gegenwärtigen Situa­tion in Irland.

Bei beiden Gelegenheiten wurde festgestellt, daß der Grund für die irischen Vorsorgungsschwierigkeiten in der englischen Blockadepolitik zu suchen ist. Irland führt alles Petroleum und mehr als die Hälfte seines Weizens sowie die Hälfte feiner Futtermittel ein. Andere Importe wie Tee, Kaffee, Früchte, Zwiebeln usw. sind selbstverständlich. Die Zufuhren, die über Großbritannien kommen, werden mehr und mehr gestoppt, weil die Engländer sie selbst brauchen. Da Großbritannien viel Han­delstonnage verliert, kürzt es einfach seine alten Kunden, und Die Iren, die sich jetzt darüber klar werden, daß Petroleum für die Armee und für landwirtschaftliche Zwecke von Wichtigkeit ist. schränken ihren Bedarf für Privatzwecke in hohem Grade ein.

Zusammen mit der Petroleumfrage sind andere Probleme ent. standen, die sich jedoch als weniger brennend erwiesen, weil di« Möglichkeit eines Ersatzes leichter zu finden ist. Weizenmehl kann und wird durch Gerste- und Roggenbeifügung gestreckt werde«. Die Farmer werden aufgefordert, mehr Weizen und Zuckerrüben anzubauen. Wenn Butter knapp werden sollte, so wird es genug, Speck und Margarine geben. Aber selbst Benzinfahrzeuge könne» jetzt mit Gas und anderen geeigneten Antriebsanlagen, die ein­gebaut werden, getrieben werden. Es ist also praktisch kein Grund für irgend eine Art von Panik in Irland gegeben. Im Gegenteil, so betonte de Valera, das irische Volk würde lernen, sich im Hinblick auf die Güter, die es selbst produzieren könne, auf eigene Füße zu stellen. Das beweise auch, daß die Regierung recht hatte? wenn sie für die irische Selbstversorgung und Industrialisier««»

Willkie ist überrascht

Und was London daraus macht

Stockholm, 4. Febr. Der inoffizielle Beobachter der Vereinigten Staaten in England, Willkie, der noch in dieser Woche, vorzei­tig, nach Washington zurückkehren soll, um vor dem Auswärtige» Ausschuß des Senats alsZeuge" zugunsten des Englandhilfe» Gesetzes vernominen zu werden, hat nach einer Besichtigung der Stadt Birmingham Pressevertretern gegenüber eine Aenherung getan, die heute, weil sie auf der Linie der gegenwärtigen eng­lischen Taktik liegt, sogar das Reuterbüro verbreitet. Willkie sagte, er sei sehr überrascht von der Ausdehnung der Schäden in Birmingham, die in gewisser Hinsicht denjenigen von Coventry gleichkämen, und fügte hinzu:Nichts was in de« amerikanischen Zeitungen veröffentlicht wurde, hat auch nur ein Bild über die Schäden in Birmingham gegeben."

Die britische Zensur hat bisher aus den Schilderungen der Berichterstatter amerikanischer Zeitungen alles gestrichen, was einen zutreffenden Bericht von den Erfolgen der deutschen Luft­angriffe auf Birmingham vermittelt haben würde. Es war Willkie Vorbehalten, die Wahrheit an den Tag zu bringen. Reu­ter unterstützt jetzt die Verbreitung dieser Wahrheit, weil sie geeignet erscheint, die prekäre Lage Englands zu zeigen und die Erledigung des Ermächtigungsgesetzes im Kongreß zu fördern. Aber die britischen Propagandastellen drehen die Erklärung Willkies völlig ins Gegenteil um und sagen, Mr. Willkie habe zugegeben, daß die Beschreibungen der amerikanischen Blätter von den Zerstörungen, die durch die Bombardements hervor­gerufen seien,nicht übertrieben gewesen" sind.

Zugleich mit Willkie, der telegraphisch aus London zurück­berufen wurde, dürfte Harry Hopkins, Roosevelts Sonderbeauf­tragter, aus England heimkehren.

Willkie begab sich «ach Dublin

DNB Stockholm, 4. Febr. Nach einer Londoner Reuter-Mel­dung begab sich Wendel! Willkie am Dienstag auf dem Luft­wege nach Dublin, wo er eine Unterredung mit dem irischen Präsidenten d Valera haben soll.