3 . Leite - Sir. 2«
Siagalder Tagbl«tt „Der Gesellschafter
M»«tag, de« 3. Februar 1841
-Honvedminister Bartha beim Führer
Rechts der ungarische Gesandte in Berlin, Sztojay.
(Presse-Hoffmann. Z.-M.-K.)
Don USA. vergeffen?
Ein« geschichtliche Lektion
Von Kurt Matzmani?
NSK Wieder einmal wird jenseits des Atlantik von gewisse« Elementen eine maßlose Hetze betrieben. Angesichts dieser Tatsache möchte man dem amerikanischen Volk eine etwas genauere Erinnerung an seine eigene nationale Geschichte wünschen, damit es die vernebelnden Schleier, die ein Propagandafeldzug der Hetzlüge und Verleumdung gespannt hat, zu zerreißen und selber üj der Klarheit der geschichtlichen Wahrheit zu erkennen vermöge, was es dem selben England zu verdanken hat, das es jetzt — wenn auch vergeblich — vor dem wohlverdienten Ende retten soll.
Weiß denn überhaupt der Durchschnittsamerikaner, und weiß besonders der Pankee, der so stolz darauf ist, daß er schon in der vierten, fünften oder gar sechsten Generation Amerikaner ist, welche echt britischen Methoden England im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Amerikaner angewandt hat? Wenn jetzt der „fromme" Lord Halifax, der den plutokratischen Krieg Englands gegen Deutschland und das neue Europa in widerwärtiger Heuchelei als einen Kampf „für die Ideen, welche vor zweitausend Jahren mit Christus in die Welt gekommen sind", gedeutet hat, die Hilfe Amerikas für England zu erbetteln sich bemüht, so wünschten wir dem amerikanischen Volk, daß es sich gerade daran erinnern möge, auf welche „christliche" Weise England die amerikanische Unabhängigkeit zu unterdrücken sich bemühte!
Die englischen Kriege, die scheinheilig und vermessen im Namen Gottes geführt wurden, wurden immer schon feierlich in den Kirchen verkündet und begonnen. Und so wurde auch zu Beginn der amerikanischen Unabhängigkeitskümpfe im Jahre 1775 in der Kirche zu Montreal ein großer Kriegsrat der englischen Regierungstruppen abgehalten. Zu diesem Kriegsrat aber waren in die Kirche auch d r e i h u n d e r t I n d i a n e r, nach den Begriffen des puritanischen England also greuliche Heiden, mit eingeladen, und noch sind die frommen Predigten an die Indianer erhalten, in denen es heißt: „Es ist Seiner Majestät Wille, daß die Streitaxt gegen die Rebellen erhoben wird. Laßt die Feinde unseres Handels (!) euere Streitaxt fühlen und nehmt, wie ihr wollt, die Kopfhäute der Gefallenen."
Auf diese wahrhaft christliche Weise also hetzte England die Rothäute gegen die Weißen Amerikaner! Und nicht genug damit: sur jede von den Indianern erbeutete weiße Kopfhaut zahlte England eine Prämie von vier bis acht Dollar! Ein einziger der von England aufgehetzten und mit Waffen versehenen Jndianer- stnmmo lieferte mehr denn eintausend präparierte Kopfhäute auf einmal dem englischen Gouverneur ab, der sie Seiner christlichen Majestät auf dem Throne Davids, dem englischen König, übergeben sollte, „damit er sich an ihrem Anblick erfreue!"
Noch existieren auch die Dokumente über die entsetzlichen Greuel der englischen Kriegführung während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges! Zu Zehntausendcn wurden in den zu ' Zuchthäusern und Konzentrationslagern — die ureigenste Erfindung Englands! — umgewandelten Kirchen und auf den Gefangenenschiffen die amerikanischen Freiheitskämpfer durch Hunger und eine entsetzliche menschenunwürdige Behandlung und die dadurch verursachten Krankheiten und Seuchen hingemordet, bis schließlich die Tapferkeit der Kolonisten unter der Führung Washingtons und dank dessen deutschen Eeneralstabschefs Steu- be«, dem ehemaligen Offizier Friedrichs des Großen, über England und seine barbarische Kriegführung siegte!
Auch das ist trotz des „frommen" Lord Halifax nicht aus der Welt zu bringen, daß während der Napoleonischen Kriege England ungeachtet der Neutralität der Vereinigten Staaten rund neunhundert amerikanische Handelsschiffe raubte! Und auch das ist im Buche der Geschichte nicht vergessen, daß in England, nachdem es 1812 zum abermaligen Kriege zwischen den Vereinigten Staaten und England gekommen war, rund sechstausend amerikanische Matrosen in dem englischen Gefangenenlager von Dart- moor hingemordet wurden. Als 1814 der Krieg beendet war, wurden diese Gefangenen, die zusammen mit Zuhältern, Raubmördern und sonstigen Schwerverbrechern in Gebäuden, die kaum tausend Menschen zu fassen vermochten, schlimmer als das Vieh zusammengepfercht waren, entgegen allem Völkerrecht nicht frei-- gegeben, sondern blieben weiterhin dem Hunger, den Seuchen and den entsetzlichen Foltermethoden ihrer englischen Gefangenenwärter ausgesetzt. Als Anfang April des Jahres 1815 dank der fortwährenden Bemühungen der amerikanischen Regierung schließlich die Nachricht von der nun bald bevorstehenden Freilassung des noch am Leben befindlichen Restes der Gefangenen be
kannt wird, provozierte der betrunkene englische Lagerkommandant einen „Zusammenstoß" und ließ auf die Amerikaner schießen und schließlich die Wehrlosen mit dem Bajonett massakrieren. Es gab viele Hunderte von Toten und Verwundeten, als diese „Bartholomäusnacht von Dartmoor" beendet war.
Das ist erst fünfviertel Jahrhunderte her. Hat Amerika das !chon vergessen und hat es die Kopfpreise vergessen, die Seine Britische Majestät auf die Skalps ihrer Vorfahren ausgesetzt hat? Vergißt Amerika so schnell, oder wird seine Erinnerung planmäßig durch die neue Lügenpropaganda zugunsten desselben England, das es damals in seiner wahren Gestalt kennenzulernen Gelegenheit hatte, verwirrt und vernebelt?
Man muß nur wollen, daran glauben, dann wird es gelingen. Graf Zeppelin.
3. Februar: 1721 Seydlitz geboren. — 1881 Rudolf Bode, der Schöpfer der deutschen rhythmischen Gymnastik, geboren. -- 1921 Massenversammlung der NSDAP, in München, Adolf Hitler sprach in dieser Protestversammlung gegen das Versailler Diktat über „Rettung oder Untergang".
Virvsevmerftev a. S. Suse« rkuodel 1
Völlig unerwartet ist am Samstag früh Bürgermeister a. D. Eugen Knödel in Neuenbürg vorn Leben abberufen worden. Ein Herzschlag hat der Erdenlaufbahn des erst 63jährigen Mannes ein Ziel gesetzt. Mit der Familie des Entschlafenen trauern auch zahlreiche Freunde und Bekannte,He den tüchtigen Stadt- pflcger und späteren Bürgermeister der Stadt Neuenbürg achten und schätzen gelernt haben.
Eugen Knödel ist geboren am 17. Oktober 1877 in Nagold. Nach dem Besuch der hiesigen Volks- und Lateinschule wandte er sich dem württ. Notariats- und Verwaltungsdienst zu und war in verschiedenen Städten des Landes tätig, zuletzt als Amtsgerichtssekretär in Neuenbürg. Am 1. Oktober 1911 übernahm er das Stadtpflegeamt in Neuenbürg. Bei Ausbruch des Weltkrieges 1914 trat auch Eugen Knödel zum Heer und nahm an verschiedenen Gefechten und Schlachten teil, bis seine Anwesenheit in der Stadtverwaltung Neuenbürg unentbehrlich wurde. Nach dem Ausscheiden des Stadtschultheißen Stirn stellte er sich zur Wahl und wurde im Jahre 1919 dort zum Stadtoberhaupt gewählt. In dieser Eigenschaft war er bis zum 1. April 1938 in Neuenbürg mit Umsicht und Tatkraft tätig, um sich hernach in den wohlverdienten Ruhestand zu begeben. Bei Ausbruch des gegenwärtigen Krieges stellte er seine Dienste der Stadtverwaltung zur Betreuung der Lebensmittelstelle zur Verfügung.
— Reichslustschutzlotterie 1941. Mit Zustimmung des Reichsschatzmeisters der NSDAP, hat der Reichsinnenminister dem Reichsluftschutzbund die Veranstaltung einer Geldlotterie genehmigt. Der Losvertrieb darf sich auf das Gebiet des Reiches einschließlich der ostmärkischen Reichsgaue, des Sudetengaues, dos Memelgebietes und des Gebietes von Danzig erstrecken, nicht dagegen auf die eingegliederten Ostgebiete. Zur Ausspielung g««^ langen zwei Millionen Einzellose zu je 50 Pfennig. Der Ver« nleb der Lose läuft vom 1. Februar bis 29. April. Die Ziehung findet am 30. April in Berlin statt.
DKM-Dieuftvlau
Bereitschaft w Calw 3
Mittwoch, den 5. d. M., 20.15 Uhr Gewerbeschule. Dringend» Arbeiten, Nähzeug mitbringen.
Juni Abscklutz des rkoibkewkeS
Am letzten Samstag fand der Kochkurs, den der Reichsmütterdienst hier veranstaltete, in einem kleinen, festlichen Rahmen seinen Abschluß. Neben Frl. Gertrud Haas und ihren 18 Schülerinnen waren es geladene Gäste, u. a. Ortsgruppenleiter Rai sch, die Ortsfrauenschaftsführerin Frau Heid und vor ollem die Kreisabteilungsleiterin vom Reichsmütterdienst, Frl. Heilbronn, die der kleinen Veranstaltung durch ihre Anwesenheit ein besonderes Gepräge gaben. Nach der Begrüßung durch Frau Heid dankte die Kursleiterin, Frl. Haas, mit aner- lennenden Worten allen, die sich um das Zustandekommen des Lehrganges bemüht hatten, insonderheit der Frauenschaftsfüh- rerin Frau Heid, Frau Maria Eckert und dem Bürgermei- srer^Naier, nicht zuletzt aber ihren Schülerinnen, die meist trotz anstrengender beruflicher Arbeit mit soviel Liebe und Eifer bei der Sache waren. Sie teilte sodann an die Teilnehmerinnen die Lsistungsbiicher aus, und Frl. Heilbronn wies anschließend auf die Bedeutung des Lehrkurses für jede Einzelne, darüber hinaus aber für die Gesamtheit hin. Sie ging dabei von dem Grundsatz aus, daß Wissen in jedem Falle verpflichte und daß der Maßstab bei allem Beginnen nicht zuerst der persönliche Vorteil, sondern das Wohl der Gesamtheit unseres deutschen Volkes sei. Das Wesen sämtlicher 6 Lehrkurse, die der Reichsmütterdienst kurchführt, ist darum auch neben der Vermittlung des fachlichen Könnens die Erziehung zur Gemeinschaft. Frl. Heilbronn gab in anschaulicher Weise einen kurzen Einblick in die gesamte Kursarbeit des R.M.D. 6 Lehrkurse sind es im ganzen, die unsere jungen Mädchen und Frauen in alle Gebiete des hausfraulichen Wirkens einführen: 1. Hauswirtschaft und Kochen.
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So fing Sabines neues Leben an, ein Leben, das in einem uralten Lehrerhaus in einem kleinen Dorf weit ab von der Bahnstrecke spielte, in einem Haus, zu dem ein großer Hof und Ställe mit Kühen und Schafen gehörte. Mit Onkel Lehrer, der des Morgens seine Schule hielt und des Nachmittags hinter dem Pflug ging oder die Sense schwang, wie die Väter seiner Zöglinge, mit der dicken gemütlichen Tante Dorette, die trotz ihrer Fülle immerzu in Bewegung war, den ganzen Tag treppauf treppab lief, unermüdlich in Haus und Hof werkte und deren Hauptgrundlatz „Ordnung" war, ein Leben zwischen den vier Vettern und Basen Mechthild und Wiltrud, Ernst und Karl, die aber Zeus und Mozart genannt wurden, weil der eine ein begeisterter Lateiner und der andere ein ebenso begeisterter Mustkant war — ein Leben, das von dem vergangenen so verschieden war, daß die stille kleine Sabine einfach unter seine Räder gekommen wäre, wenn Martin Görn nicht gewesen wäre.
Martin Görn, der Freund und Kamerad von Zeus, war der Sohn des Forstmeisters, ein hochaufgeschossener, kluger Junge, der mit Hellen Augen in die Welt sah. Martin Görn konnte kein Geschöpf leiden sehen. Daher entsprang auch seine Freundschaft zu Sabine. Denn das kleine Mädchen >>tt in der ersten Zeit im lustigen Lehrerhaus mehr, als jemand ahnen konnte. Es war da plötzlich in eine große Familie versetzt, die einen geschlossenen Verband bildete, in dem einer den anderen liebte und für ihn ins Feuer gegangen wäre. Und so jung das Kind noch war, es wußte: ich habe jem Heim wie dieses. Ich bin zu Hause überflüssig, die neue Frau mag mich nicht haben. Und dem Vater bin ich gleich
gültig, er ist froh, daß ich gut untergebracht bin. Aber hier gehöre ich auch nicht mit dazu, hier bin ich fremd — bin Gast.
Martin, der Sabine eine Zeitlang still beobachtet hatte, weil das Kind mit den schrägen Augen und dem stillen Wesen ihn interessierte, Martin Görn sah, was mit Sabine geschah. Und er griff kurz entschlossen zu, trotzdem seine Kameraden und besonders sein Freund Zeus ihn auslachten und „Kindsmagd" nannten. Das wurde mit einer einzigen gründlichen Keilerei abgetan. Hinterher gewöhnten die Buben sich daran, daß Martin Görn Sabines erklärter Beschützer wurde. Er sah ihr die Rechenaufgaben durch und half ihr bei der Interpunktion im Aufsatz. Er nahm sie mit zum Fischen und in den Wald auf den Pürschgang. Er hatte junge Füchse im Zwinger und ein Pony, auf dem man reiten konnte.
Und es war nicht etwa so, daß Martin Görn mit der kleinen sanften Sabine spielte — im Gegenteil! Er erlaubte ihr nur, bei ihm zu sein. Sie mußte sich nach seinen Unternehmungen richten.
Martin Görn und Sabine, der große und schlanke Junge und sein kleiner Schatten Sabine, das war bald bei allen Leuten im Dorf eine Einheit und Selbstverständlichkeit. Und nur Martin Görn kannte Sabine eigentlich ganz. Ihm allein erzählte sie, was durch ihr Herzchen ging, ihm sagte sie, wie heimatlos sie sich fühlte. Und Martins große, nie ganz saubere Hand lag beschwichtigend auf ihrem schmalen Kopf: „Du hast ja nun mich. Sabine!"
Ja, Sabine hatte Martin. Vor ihm hatte sie keine Scheu. Er wußte, wie aus innerstem Herzen heraus sie lachen konnte, er wußte auch, wie scheu sie vor allem Fremden stand.
Für die anderen Menschen war sie ein stilles, immer freundliches und hilfsbereites Kind. Nur für Martin war sie, wie sie eigentlich war: Sabine!
Als Sabine dreizehn war, kam Martin weg auf eine andere Schule, um sein Abitur zu machen, und als sie fünf
zehn wurde, wußte sie, daß sie ihn liebte! Sie war natürlich noch viel zu jung dazu und Martin durfte es nie und nimmer erfahren. Aber es war so und lieh sich nicht ändern. Sabine nahm es hin wie ein Geschick. Genau so, wie sie es hingenommen hatte, das Elternhaus zu verlieren, und wie sie es hinnahm, trotz aller Freundlichkeit und Güte immer ein wenig fremd zu bleiben im Lehrerhaus.
Und diese Liebe war schön und tat weh zugleich, well sie so hoffnungslos war. Martin Görn wurde doch nun bald Student, und Sabine war ein Kind.
*
Zwei Jahre später lag Sabine Dahlen mitten im Sonnenschein auf einer blumenbewachsenen Wiese, hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt und sah in die Weite.
Wenn Sabine ein wenig den Kopf drehte, konnte fie am Waldrand das Forstamt sehen, Martin Görns-Heimat. Martin Görn war seit ein paar Tagen in den Semesterferien zu Hause.
Sabine streckte sich ein wenig und seufzte leise.
Sie war noch gewachsen seit ihrem fünfzehnten Jahr, aber mit dem schlacksigen Backfisch von damals hatte fie nichts mehr zu tun. Jeder Bildhauer oder Maler würde sich jetzt für sie begeistern, wenn er sie gesehen hätte. Sie selber machte sich nicht viel daraus. Es war nun einmal so. Und wenn sie ihre ein wenig schräg liegenden Augen, die ihrem Gesicht einen etwas fremden, aber sonderbar anziehenden Ausdruck gaben, hätte gerade rücken können, sie hätte es gewiß getan. Es lag ihr nichts daran, anders und aparter auszusehen, als andere Mädchen.
Mit einem kleinen Seufzer grub sie die Finger in ihre weichen, immer noch ungebändigten Locken und wandte den Kopf etwas zur Seite:
„Findest du dies Tal und das Wetter auch so himmlisch, Martin?"
(Fortsetzung folgt.»