8. Seit« Kr. 27

Ragolder TagblattDer Gesellschafter

Samstag, de» 1. Februar 1»4l

Wen: der einfache Bauer und das schöne und gescheite Mädel aus der Mark, das vom Hof des Vaters daheim so oft die großen Städte besucht hatte. Nein, die Grete Eisolt würde nicht immer ei» Dorskind bleiben wollen, nicht in der Mark und schon gar «licht hier an der Warthe, das unter den Händen deutscher Lauern eben erst wieder zu atmen begann. Mit sechs Kamera­dinnen war sie gekommen, um in der Notzeit der erste» Wochen bei der Ernte zu helfen. Doch saß sie seit vier Wochen schon des Morgens vor dem Pult im Schulzimmer, um den Jungen und Mädeln der Bauern vom neuen Vaterland zu erzählen und mit ihnen zu singen. Denn die Jugend mußte wohl ihre Ordnung haben, und ein Lehrer war noch nicht da. Irgendwann, bald viel­leicht, würde sie wieder gehen, und alles war vorbei.

> Christian fuhr aus seinen Gedanken auf: die Pferde standen er war am Ziel. Vor ihm lag sein Acker. Er spannte aus. Drüben sah er den Schwager hinter dem Pfluge gehen.

Die Stunden rannen, der Pflug legte Furche neben Furche und immer näher kamen die Männer einander. Am Feldweg, wc der eine Acker an den anderen grenzte, ließen sie die Pferd« rasten und standen beisammen, mit den Augen still über di« frische Erde wandernd.

Ich weiß, was du mich fragen möchtest", sagte der Aeltcr« in das Schweigen hinein.Mich hat die alte Heimat zehn Jahr« langer gehabt als dich. Das wiegt schwer bei Menschen, wie wil es sind. Auch fließt das Blut dcni einen nicht so schnell wie dem ändern und ist doch darum nicht weniger heiß. Du mußt Eedulk haben mit mir. Es steht da noch zu viel ErinnerMg aus meinem Weg herum. Das greift nach mir und muß erst-ckiüde werden wenn das Neue stärker geworden ist."

^ Er schwieg, denn Helles Lachen kam mit dem blanken Wind« näher, und dann tollte es heran, ein Schwarm von Buben uni Mädeln wild durcheinander, vorauf Ottfried und Werner, die den Vater drängend zum Gespann zogen.Gleich ist Essenszeit", quälten sie,die Mutter wartet."

-Da kam ein Helles Lachen in des Bauern Augen.Die beiden 'werden mir den Weg leicht machen, denk ich." Er nickte dem Schwager zu, führte die Pferde zu seinem Wagen hinüber, spannte an und fuhr zum Dorf hinunter, gefolgt von der übrigen lärmenden Schar. Christian sah ihm lächelnd nach und wandte Dann den Kopf. Langsam kam eine Müdchengestalt naher: Grete Eisolt.

Bei dem jungen Bauern blieb sie stehen. Ihr Blick folgte den Kindern.

Heut' Hab' ich mit ihnen durch die Felder gehen müssen", sagte sic versonnen. Christian luchte in dem lieben, stillen Gesicht?und ihm schien, als sei in den Augen ein seltsamer Schimmer. Da sah sie ihn an.Wir werden einen Lehrer haben, einen jungen, der in Frankreich verwundet wurde. Sie haben aus Posen ge­schrieben: in acht l^'aen wird er hier sein "

Christian fühlte das Erschrecken bis ins Herz.Dann -- wer­den Sie sortgehen?" fragte er mit belegter Stimme.

Das Mädchen senkte den Kopf und schwieg, und Christian jragte noch einmal. Da antwortete siq, ohne ihn anzublicken:Die andern gehen nun auch, und mich braucht ja jetzt hier nie­mand mehr."

Nein, Grete, das ist nicht wahr!" Jäh brachen die Worte her­vor. Mit heißem Gesicht stand er vor ihr, und als sie nun lang- sam^und wie lauschend den Kopf hob, da leuchteten ihre Augen ihn an, fragend, voll ungläubiger Erwartung. Still und fest legte sie die Arme um seinen Hals, als er sie nun an sich zog. Dann suchten ihre Augen das Dorf.Es ist so schön, ich bin so glücklich, daß ich bei dir bleiben darf. Ich will dir helfen, dir und euch allen, damit ihr bald erfahrt, wie wahr das schöne Wort ist, das von euch sagt, ihr hättet eine Heimat verloren, um ein Vaterland zu gewinnen "

Der Weg zu Elske

Tine Geschichte von Hans Joachim Heithaws

Alle Soldaten hatten ein Mädchen daheim. Alle Soldaten hatten eine Frau, die ihnen schrieb. Alle Soldaten hatten ein «Kind. War einer unter ihnen, der keins hatte, dann stand er immer ein wenig abseits, wenn die anderen ihre Briefe lasen und stolz die Bilder ihrer Kleinen umherreichten:Dat is min lütten Prümmel, jau!" Dann hingen sie alle über dem Tisch, die glückseligen Landser, lachten und lobten und strahlten bis über die Ohren und konnten zwei kleine nackte Füßchen in eine ein­zige Faust kriegen.

Nur der eine konnte das nicht. Er hatte nie gespürt, wie es war, auf ein Kind zu warten oder zu wißen, daß es da war. Und er konnte auch nicht mittun, wenn die anderen von Stoffen redeten und von Kartoffeln und Kohlen und wenn sie schrieben: Ihr müßt daran glauben, daß alles gut ist."

Dieser eine hieß Toni Berger. Er hatte zwar einmal ein Mädchen gehabt, aber das war schon lange her, und er wußte eigentlich kaum noch, wie sie gewesen war. Jung, brav, ein hübsches gesundes Dorfkind, mit blanken Augen. Ihr Vater wollte erst nicht dulden, daß sie schon einen Liebhaber hatte und mitgenommen werden sollte zum Schützenfest, zur Maifeier, zum Erntedank. Aber dann hatte sie doch ihr bestes Kleid angezogen und war mitgegangen. Sie hatten tüchtig getanzt, und in der Nacht brachte er sie nach Hause. Vor der Tür standen sie dann noch eine Weile beisammen, still, unschlüssig, als fürchteten sie sich vor dem, was sein würde, wenn sie miteinander sprächen. Sie war jung, kaum siebzehn Jahre, und er besaß zum Heiraten nichts als einen zweiten Anzug am Nagel und eine Mundhar­monika in der Tasche. So war es denn n.cht zu einem Vsrspruch gekommen, und da das Schicksal den Toni Berger mit einem Male beim Kragen packte und weit wegtrug in eine neue Hei­

mat, trocknete auch die Tinte ein, und die Liebe verkroch sich hinter die großen Dinge der Arbeit.

Seitdem war nie wieder sein Herz so von einem heißen, weh­mütigen Wind befallen worden. Und je mehr der Jahre wurden, die sich zwischen damals und heute schoben, desto sehnsüchtiger gedachte er jener Liebe, und er bereute es immer aufrichtiger, daß er den Faden hatte abreißen lassen. Er liebte dieses Mäd­chen mit den blanken, guten Augen. Ja, die Augen waren es recht eigentlich, an die er sich erinnerte. Ihm fiel ein, wie er damals mit Elske durch den Wald gegangen war, im Herbst, wenn die Blätter sielen, und im Winter, wenn Schnee lag und die Oefen zu glühen anfingen. Es war um Weihnachten herum gewesen, als er sich von ihr verabschiedete und diese Augen ihn ein letztes Mal anblickten, stolz, fast ein wenig spöttisch, daß er so einfach Weggehen und sich davonmachen wollte, ohne Ver­sprechen, ohne ein Wort der Liebe...Auf Wiedersehn!" Wei­ter nichts.

Das also hatte es ihm eingebracht: Einsamkeit, ein Leben ohne Glück und Ziel und ohne Briefe, darin über Wäsche und Kar­toffeln und Winteröfen berichtet wurde und denen Fotos von Kindern beigegeben waren Toni Berger beschloß, einen Brief zu schreiben: Er wolle sich hiermit erkundigen, ob sie noch am Leben sei und wie es ihr ginge. Sicher erinnere sie sich noch an ihn, der damals so treulos davongegangen sei. Inzwischen habe er mancherlei erlebt, auch den Krieg, und er liege jetzt am Meer, den Engländern gegenüber. Er wünsche sehr, daß er Elske ein­mal Wiedersehen könnte, im Urlaub, und wenn es möglich sei, dann möge sie ihm Bescheid tun.

Er schrieb auch diesmal nichts von Liebe und von den blanken Auge», die er jetzt immerzu leuchten sah, so oft er an jene Tage dachte. Wer wußte, ob sie nicht längst verheiratet war und ihren Mann im Felde hatte?Sehr geehrtes Fräulein!" schrieb er vorsichtig genug über den Brief. Er wartete voller Herzklopfen. Er rechnete genau aus, wann der Brief sie erreichen würde und wann Antwort kommen müßte, wenn ihr auch nur das geringste daran gelegen war, ihn wiederzuschen.

Die Tage gingen mühsam dahin, sie brachten ihm nicht den ersehnten Brief, aber in Gedanken hatte er schon tausendmal seine Zeilen gelesen. Sie sei verheiratet, hieß es darin. Im übri­gen wundere sie sich, daß einer, der so wenig Treue habe, sich an solche Tändelei zu erinnern geruhe. Ob ihn Langeweile plage, da am Meer, den Engländern gegenüber?

Oh, er mochte nicht weiterlesen, ein paar Sätze nur, aber sie rissen nieder, was er in seinem Herzen aufgebaut hatte. Er redete sich ein, daß seine Liebe nicht aufrichtig sei und daß es auf die Dauer doch nicht genügen würde, verheiratet zu sein, bloß um der Einsamkeit zu entfliehen ...

Endlich kam der Brief Ja, sie lebe noch, und sie habe nichts dagegen, wenn er sie einmal besuchen wolle. Herzlichen Gruß. Elske Beut.

Ein paar Wochen später fuhr er hin. Es war eine lange Reise. Unterwegs glühte es ihn durch und durch, daß er nun bald in ihrer Nähe sein würde und für sein Herz stramm zu stehen hätte. Als er auf dem kleinen Bahnhof ankam, wartete sie an der Sperre und holte ihn ab. Sie war ganz Lächeln und Sicher­heit, als sie den errötenden Soldaten begrüßte.Ich freue mich sehr, daß du gekommen bist", sagte sie,du kannst bei uns woh­nen, wenn du willst. Wir sind alte Freunde, ja? Die Leute gehen uns nichts an."

Sie hatten noch eine Weile zu gehen, ehe sie daheim waren. Elske führte ihn den alten Weg über den Fluß und durch den regentropfenden Wald. Es war alles beim alten. Der Fluß rauschte, der Wald knackte mit seinen Aesten, und der Regen trieb schräg dahin. Der Soldat sah, daß Elske erwachsen war, ein großes, gescheites Mädchen, wie er sie sich vorgestellt hatte. Er fürchtete sie plötzlich fast. Seine Liebe machte ihn klein, ganz demütig. Er wußte nicht, wie er es anfangen sollte, aber er wollte auch nicht länger in Uegcwißheit leben und so tun wie alle, die ein Mädchen gewinnen wollen: Sich groß machen und prahlen... Er sagte einfach:Ich habe oft an dich gedacht, Elske. Damals waren wir beide jung, und es hatte wohl noch keinen Sinn, zu fragen. Heute sind wir soweit. Wenn erst der Krieg vorbei ist..."

Er hielt inne und sah ihn an. Sie hatte ganz dasselbe Lächeln wie früher, als er von ihr gegangen war, stolz, fast ein wenig spöttisch. Aber sie war größer jetzt, entschlossener, selbstbewußter. Sie blieb nicht stehen, sie schritt durch den Wald weiter, als sei nichts geschehen. Als der Feldgraue sie um diese paar Schritte eingeholt hatte und seine Hand auf ihre Schulter legte, wandte pe sich ihm halb zu und sagte:Ja."

Worte von Emil Strauß

Wer bereit ist, für die Befreiung zu sterben, ist würdig, in der Freiheit zu leben.

Nie ist einer unterlegen, der für die gute Sache starb.

Ein rechter Kerl freut sich, wenn ihm was begegnet, das er ernst nehmen darf.

So wichtig der Beruf ist, das Wichtigste ist der Mann selbst.

Du kannst die Welt nur vollenden, indem du dich vollendest.

Auch die Arbeit aus Not oder Pflicht wärmt und hat ihren Segen.

Das Lächerlichste ist die Angst vor dem Leben.

Nicht der Arm, nicht die Menge, sondern die Seele siegt.

Humor

I» seinen Jugendjahren war Menzel Linkshänder.

Als er einmal mit seiner linken Hand etwas zeichnete, kam ei» Bekannter zu ihm und sagte scherzend:

Du zeichnest ja mit der linken Hand, Adolph! Das kann doch nichts Rechtes werden!"

Menzel zeichnete weitet und überreichte dem Spötter bald dar fertige Blatt. Dieser war unangenehm überrascht, denn die Zeich­nung stellte ihn selber in einer höchst lächerlichen Verzerrung dar.

Ja, mein lieber Freund", sagte Menzel lächelnd,ich kann mir lebhaft denken, daß Dir dieses Bild nicht recht ist!"

Von dem Sarkasmus, dessen Lenbach fähig war, erzählt diese Geschichte:

Eine reiche Dame suchte den Meister auf und bat ihn, sie zu malen. Der Preis sei nebensächlich, nur müsse das Bild schön und ähnlich werden.

Das ist leider nicht gut möglich!" sagte Lenbach nach einem prüfenden Blick auf seine Besucherin.Entweder wird das Bild schön oder ähnlich! Für eins von beiden müssen Sie sich schon entscheiden!"

Generäl Seydlitz war von einer vorbildlichen Unerschrockenheit.

In einer Schlacht las ihm sein Adjutant ein Schreiben vor, als plötzlich eine Kugel kam und den Brief durchlöcherte.

Erschrocken hielt der Offizier mit Lesen inne und zeigte Sem General das Loch.

Seydlitz aber sagte tadelnd:

Warum lesen Sie denn nicht weiter? Die kleine Kugel kann doch höchstens einige Buchstaben weggerissen haben!"

Zur Zeit der Pompadour war einmal in einer französische» Hofgesellschaft die Rede davon, daß die Mätresse verlangt habt, in das Kirchengebet eingeschlossen zu werden.

Das tue ich schon längst", bemerkte ein anwesender Hohr?! Geistlicher.Ich bete nämlich jeden Tag: Und erlöse uns vor dem Ucbel!"

Lhemiestunde. Mehrere Gläser mit verschiedenen Säuren stehen auf dem Experimentiertisch. Der Professor greift in die Tasche:Dieses Fünfmarkstück werde ich jetzt in dieses Glas hier werfen - wird die Säure es auflösen oder nicht?"

Hans meldet sich:Nein." Der Professor:So? Und warum nicht?" Hans:Weil Sie das Fünfmarkstück sonst nicht hinein­werfen würden!"

AatseS-EBe

Rätsel

Das Lager umgestellt, das Ei verrührt;

Das Ganze mit Gemälden ausstaffiert.

Maß und Tugend

Zum Flächenmaß des Helden Tugend,

Dann drückt sie! Sie ist schwere Last,

- Verdüstert manches Menschen Jugend

Und ist nicht reicher Leute East!

Steigerung

Freiwillig schied ein Dichter aus dem Leben.

Gesteigert braucht man ihn - gibts was zu kleben.

Scharade

Eins ist von Holz, zwei ist von Holz,

Aufs Ganze ist der Schwede stolz.

Zu eng

Man verbindet die ersten mit Haut, mit Wein;

Wo nächstes ertönt, geht der Takt ins Gebein,

Wenn Wanderer enge Wege passieren,

Dann können sie nur im Ganzen marschieren

Junggeselle

Nur mit einem m bekleidet Steht er zeitig schon am r In der Küche und bereitet Sich den Tee Ja, er hats schwer !

So einfach

WoFrau Not" sich eingenistet,

Wird sie einfach überlistet.

Alles Elend wird gebannt,

Aendert man der Laute Stand,

Wer's geschickt und richtig macht,

Dem das Gegenteil schon lacht.

Auflösung der Rätsel vom letzten Samstag.

Gedrückt: Klinlisken.

Nun gerade: Eden, Ende.

Winters Anfang: scheint, schneit.

Scharade: Kreuz -- nach, Kreuznach.

Verwandlung: Maus, Mais, Mars, Maas.

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halb gewaschen, weil Henko über Nacht den gröbste« Schmutz herauszieht. Gründliches Einweichen erleichtert demWaschpulver" die Arbeit sehr.

Hausfrau, begreife: Nimm Henko, spar" Seifet

Muß man dieWäsche erstumständlich einreiben,un­nütz Seife, Holz und Kohle verbrauchen?. Muß man die Wäsche auf dem Reibbrett mit der Bürste miß­handeln? Nein, man soll vielmehr die Grundregel beachten, die Wäsche durch Einweichen mit Henko schonend zu behandeln! Abends mit Henko einge- tveichteWäsche ist biszum andern Morgen von selbst

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