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AiigeMts oer umtjache jedoch, datz die kanadischen Behörden sich so sehr für das Boot interessiere», hält Franz von Werra
Betrag von 35 Dollar zur Verfügung der ameri» kg zischen Behörden, so das, die Rückerstattung jenes Betrages, der für den kurzen Gebrauch des Bootes nach Ansicht der kanadisch«» Behörden verlangt werden muh. sofort erfolgen keeu
Lausende Hektar Wald in Flammen
Nissiger Brand in füdargentinischen Bergwäldern
Buenos Aires, 30, Jan, Vor einigen Tagen ist in den Berg- «ittdern des Südterritoriums Chnbut an der chilenischen Grenze «in Brand ausgebrochen, der inzwischnc alarmierende Ausdehnung angenommen hat. Bisher sind etwa 1000 Hektar des rum größten Teil aus wertvollen Edelhölzern bestehenden Waldes den Flammen zum Opfer gefallen. Die Umgebung ist in weitem Umkreis mit Flugasche bedeckt. Ein Teil der angrenzenden Siedlungen und Dörfer mutzte von den Bewohnern wegen der unerträglichen Hitze und der drohenden Gefahr verlassen werden.
Man hat festgestellt, datz cs sich um mehrere einzelne Brandherde handelt, so datz die Vermutung besteht, der Brand sei nicht etwa durch Unvorsichtigkeit entstanden, sondern datz vielleicht Viehdieüe oder Schmuggler das Feuer entzünde t h a b e n, die sich der Verfolgung durch die Gendarmerie entziehen wollten. Die lokalen Behörden haben bei der Regierung um Entsendung von Flugzeugen mit Löschvorrichtungen'nachgesucht, da die Bewohner des betroffenen Gebietes und die ihnen zu Hilfe geeilten Militärabteilungen des Brandes nicht Herr werden, obwohl sie Tag und Nacht mit aller Anstrengung arbeiten.
Aus Alpachiri im Territorium La Pampa (westlich der Provinz Buenos Aires) wird gemeldet, das; dort ein Ricsen- brandgelöscht werden konnte, der seit einer Woche auf einem Großgrundbesitz wütete und rund 7000 Hektar Wald, Felder und Weide verwüstete. Große Mengen Pferde und Rinder hatten aus Sen stacheldrahtumzäunten Weiden nicht flüchten können und kamen in den Flammen um-
Februar
Februar, der kürzeste Monat, hält seinen Einzug. Bei seinem Namen atmen viele erleichtert auf. Denn der Februar ist der letzte Wintermonat, und wenn erst sein Name auf dem Kalender erscheint, sind die Wochen des Winter gezählt. Wenn der Januar Abschied genommen hat, pflegt sich bei allen Menschen eine gewisse Wintermüdigkeit einzustellen — die Sehnsucht nach dem Frühling wächst. Noch spürt man freilich die Herrschaft des Winters, es sieht nicht so aus, als ob er sogleich gewillt sei, das Zepter aus der Hand zu legen, eines aber läßt sich bereits feststcllen: die Tage nehmen jetzt erheblich an Länge zu. Jeder Tag schenkt uns ein Stückchen Tageslicht, und gegen Ende Februar werden wir bestimmt schon eine erfreulich niedrigere Lichtrechnung zu bezahlen haben als in den vorangegangenen dunkeln Wintermonaten. Denn im Laufe des Februar gewinnen wir schon wieder zwei volle Tagesstunden, eine am Morgen und eine am Abend.
Aber nicht nur Las Längerwerden verkündet das allmähliche Ende des Winters. Zugleich macht sich auch eine stärkere Intensität der Sonnenstrahlen fühlbar. Gegen Ende des Februar pflegt sich ganz besonders in Wohnungen nach der Sonnenseite schon die Sonnenstrahlung erheblich spürbar zu machen.
Datz der Frühling nun allmählich näherrückt, zeigt sich an der Tatsache, datz im Februar bereits einige unserer Zugvögel aus dem Süden in die Heimat zurückkehren. Star und Edelfink, Rohrammer, Storch und Wanderfalke kommen als erste, von Sehnsucht getrieben, wieder zurück in die Heimat des Nordens. Meist find es zuerst einige Kundschafter, die einmal Umschau nach den Lebensmöglichkeiten halten sollen, ihnen folgen dann bald darauf die Artgenossen. Es kann noch andere Frühlingssymptome im Februar geben, sie hängen von der Entwicklung der Wetterlage ab. Bei milden Temperaturen aber ist es durchaus möglich, datz schon hie und da die ersten Schneeglöckchen sich ins Freie wagen.
Der Februar ist der kürzeste Monat. Er ist auch in diesem Jahre „normal", d. h. es wird ihm kein Schalttag angehängt, sondern es bleibt Lei 28 Tagen. Warum ist eigentlich der Februar so kurz? Die Ungleichheit der Monatslängen hat ihren Ursprung schon in altrömischer Zeit, als zur Zeit des Verfalls des römischen Freistaates die Monatsnamen und zugleich ihre Längen geändert wurden Damals waren die Namen der Monate teils von Göttern entlehnt, teils nach religiösen Bräuche» gewählt. so bedeutet zum Beispiel „februare" soviel wie reinigen.
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„Aber das ist doch Wahnsinn! Das ist doch einfach Heller Wahnsinn!"
„Sie müssen es ja wissen, Herr Doktor!"
Sabine Holthausen legt brav ihre Hände im Schoß zusammen und lächelt den Jugendfreund, der aufgeregt durch das enge schulternde Abteil läuft, von unten her aus ihren «in ganz klein wenig schräg liegenden Außen an.
„Das weiß ich auch!"
Der junge Mediziner Martin Görn bleibt am Abteilfenster stehen und sieht in die vorübergleitende Landschaft hinaus. Da fließt der Rhein zwischen sonnigen Ufern und waldigen Bergen, da zieht ein Schlepper mit wehender Rauchfahne stromab, da grüßen alte kleine Häuser vom jenseitigen Ufer. Aber Martin Görn nimmt das Bild nicht in sich auf; er zieht mit einem Ruck das schmale Fenster hoch und dreht sich dann um.
„Man heiratet doch keinen Mann, den man überhaupt nicht kennt!"
, „Warum nicht?"
Sabine spielt mit dem schweren goldenen Siegelring, der etwas locker am Ringfinger der rechten Hand sitzt. Einen Augenblick ist ihr zartes Gesicht ernst, ein Schatten zieht darüber hin. Dann lächelt sie wieder, aber dieses Lächeln ist nicht leicht und froh, es liegt etwas Schweres, Grübelndes darin, und doch auch ein sanftes Necken, das dem Freund gilt.
„Ich hab's aber getan, Martin."
--Du hist vollkommen verrückt, Mädchen."
Nagoldcr Tagblatt „Der Gesellschafter"
Der Name April soll von aperire, öffnen, stammen, da um diese Zeit die Natur erwacht und die Knospen öffnet. September, Oktober, November und Dezember bezeichnen der Reihenfolge nach den 7., 8., 9. und 10. Monat — im altrömischen Kalender begann ja das Jahr mit dem 1. März. Der dem Juni folgende Monat hieß ursprünglich „Ouintilis", der fünfte, und der dem September vorangehende „Sextilis", der sechste, immer nach dem ersten Monat März gerechnet.
Später, nach der Ermordung Läsars, wurde dem Imperator zu Ehren der Monat Quintilis, der der Zahl fünf entsprach, in „Julius" umgenannt. Als Oktavian Cäsars Nachfolger geworden war und den Namen Augustus angenommen hatte, beschloß der Senat, auch den damaligen sechsten Monat Sextilis in „Augustus" umzunennen. Sinn hatte dieser Monat im Gegensatz zum Juli im Julianischen Kalender ursprünglich nur 30 Tage. Die schuldige Ehrfurcht gegen Augustus aber, so meinte man, gebot, datz dieser Monat nicht weniger Tage haben dürfe als der Julius. So fügte man ihm einen Tag an und entnahm diesen fehlenden Tag dem Februar, der bis dahin 29 Tage zählte.
Am 2. Februar ist Lichtmetz — ein Tag, der seit alters her mir der Wettervoraussage verknüpft war. Es ist einer der „Lostage", deren Wetter bestimmend für die weitere Entwicklung des Jahres und für den Ausfall der Ernte sein soll. Noch heute sagt man auf dem Lande, datz sich an Lichtm-tz Winter und Sommer begegnen. Die alten Bauernregeln sagen, datz ein winterlicher Februar mit reichlichem Schneesall einem milden frühlingshaften vorzuziehen sei: „Lichtmetz im Schnee — Ostern im Klee!" Gegen Ende des Monats, am 22. Februar, ist der Peterstag, der früher vielfach feierlich als Frühlingsanfang begangen wurde. Ein Zeichen dafür, das; sich um diese Zeit das erste Frühlingsahnen in der Natur spürbar macht.
Reichlich Kalorien auf Karten für die Kinder
Professor Dr. Nott äußert sich über die Nahrungsmittelzutei- iung an Kinder in der Schriftenreihe der Reichsarbeitsgemeinschaft für Volksernährung beim Reichsausschutz für Volksgesundheitsdienst in einer Sondervcrösfentlichung über die „Ernährung im Kriege" folgendermaßen: Nach der Lebensmittelzuteilung erhalten die Kinder bis 3 Jahr eallein aus rationierten Lebensmitteln täglich etwa 1500 Kalorien, der normale Kalorienbedarf beträgt demgegenüber im ersten Lebensjahr täglich 850 Kalorien, im zweiten Leuensjahr täglich 825 und im dritten Lebensjahr täglich 1050 Kalorien. Der normale Bedarf wird demnach durch die rationierten Lebensmittel mehr als reichlich gedeckt. Von dritten bis zum sechsten Lebensjahr erhalten die Kinder aus den rationierten Lebensmitteln täglich etwa 1450 Kalorien zugeteilt. Der normale Kalorienbedarf dieses Altersabschnitts und damit des gesamten Säuglings- und Kindes- altcrs überhaupt isr im Durchschnitt allein schon durch die rationierten Lebensmittel vollauf gedeckt. Natürlich gibt es im Kindesalter starke und schwache Esser. Der individuelle Mehrbedarf läßt sich aber ohne weiteres durch die kartenfreien Lebensmittel decken.
Der Kalorienbedarf des Schulkindes beträgt normalerweise im siebenten und achten Jahre täglich 1450, im neunten und zehnten Jahre täglich 1650 Kalorien. Nach dem Zuteilungsplan erhält diese Alttrrllasse täglich etwa 1600 Kalorien, so datz auch hier selbst bei den rationierten Lebensmitteln von einem Ausfall nicht gesprochen werden kann. Die kartenfreien Lebensmittel sind hier ebenfalls bei der Verrechnung nicht veranschlagt worden. Der geringe Mehrbedarf an Kalorien bei den Ncun- nnd Zehnjährigen gegenüber den durch die Karten zugeteilten Mengen kann ohne weiteres nur durch kartensreie Nahrungsmittel gedeckt werden. Das Gleiche gilt für die Altersklasse der Zehn- bis Vierzehnjährigen, deren Kalorienbedarf zwischen 1750 und 2000 liegt und die nach den Zuteilunosplan allein durch die rationierten Lebensmittel täglich rund 1850 Kalorien erhalten.
Abschließend stellt die Untersuchung fest, datz hinsichtlich des Kalorienbedarfs, also der quantitativen Seite der Lebensmitttel» Zuteilung, der Nahrungsbedarf in jeder Klasse des Kindesalters als gedeckt anzusehen ist. Auf keinen Fall ist zu befürchten, datz, wie in und nach dem Weltkriege, Fälle von Unterernährung und damit von Wachstums- und Entwicklungsstörungen auftrelcn werden. Auch bei der qualitativen Seite kommt die Untersuchung zu dem Schluß, datz bei keinem der Nährstoffe ein Mangel von irgendwelcher Bedeutung besteht. Gesundheitsstörungen infolge unzulänglicher Lebcnsmittelzuteilung sind während der bisherigen Kriegszeit nirgends ausgetreten und bei der gegenwärtigen Versorgung auch nicht zu erwarten.
— Taschenlampen nur abgeblendet. Die „Sirene" bemerkt auf eine Anfrage wegen eines Strafmandats für eine nicht abge-
„Danke! Das hast du schon von mir behauptet, als ich zehn Jahre alt war, das hat sich also anscheinend nicht geändert."
„Sabine! Du bist doch aber nicht mehr zehn Jahre alt. Da macht man doch keine solchen Dummheiten mehr!"
„Ich bin 22, wenn du es genau wissen willst! Frau Sabine Holthausen. Und ich erlaube dir nicht, meine Heirat eine Dummheit zu nennen, Martin. Wenn es dir nicht paßt, hättest du eben auf mich aufpassen sollen, wie früher, aber das hast du nicht. Du hast dich seit urewigen Zeiten überhaupt nicht mehr um mich gekümmert."
„Das ist es ja! Ich weiß gar nicht, wie lange wir uns nicht gesehen und auch nichts voneinander gehört haben! Und nun treffe ich dich durch Zufall in dieser dummen Eisenbahn. und du erzählst mir ganz beiläufig, daß du verheiratet bist!"
„Seit genau sechs Tagen, Martin."
' Martin Görn und Sabine Holthausen — aber so heißt sie ja erst feit sechs Tagen, bis dahin hieß sie Sabine Dahlen — sind Iugendgespielen gewesen. Und Sabine braucht nur für Sekunden die Augen zu schließen, dann sieht sie alles genau vor sich: das uralte Lehrerhaus mit dem braven Onkel Lehrer, dann die dicke gemütliche Tante Dorette, Wiltrud. Mechthild und Martin. Vor allem Martin Görn ...
Sabine Dahlen ist nach Ansicht ihrer Verwandten ein „armes" Kind gewesen, denn sie hatte kein eigentlicher Elternhaus. Die Mutter ist dem Vater daoongegangen und Sabine hat nie erfahren können, weshalb, überall ist sie nur auf eisiges Schweigen gestoßen, wenn sie danach forschen wollte.
So hat sie es aufgegeben: denn Sabine war nie dafür geschaffen, sich gegen bestehende Gesetze aufzulehnen. Ein Verbot konnte sie förmlich hilflos machen. Rur ganz im Geheimen hatte sie sich ein Märchen um ihre Mutter gesponnen, ein Märchen, von dem niemand etwas wissen durfte, nicht einmal Martin Görn. An diese Mutter konnte sie doch denken, wenn sie abends in ihrem Bettchen lag, tonnt« sie sich schön und lieb oorstellen und, solange sie sehr
Samstag, den 1. Februar 1S41
dunkelte Taschenlampe, datz eben nur noch Strafen helfen können, wenn heute noch jemand glaube, Hand- und Taschenlampen während der Verdunklung unabgeblendet benutzen zu dürfen und meine, datz eine Abblendung durch Zudecken des Lichtans» tritts genüge, wenn das Auge des Gesetzes naht. Hand- »nd Taschenlampen dürfen im Freien nur benutzt werden, wen» str dunkelblau abgeblendet sind.
Ein Vaterland gewonnen
Eine Erzählung von Walter Schaefer
NSK. Christian Brand ließ die Zügel hängen und freute fick des Uebermuts, mit dem die beiden Braunen schnaubend dü Köpfe warfen. Nun fuhren sie am Haufe des Bauern Michel vo» bei. Wie sauber der winzig grüne Garten davor schon wieder aussah. Von dem Kehricht und all dem polnischen Dreck, der jüngst noch das Stückchen Erde verschandelt hatte, war nicht« mehr da. Ein Eigener war der Alte auch drüben auf seinem Hof in Wolhynien gewesen, und wie ein Junger hatte er in de, sechs Wochen, die sie jetzt hier waren, gewuchtet und geschafft, bis Haus und Stall und Garten mit ihrer Sauberkeit erzählte«, datz auf dem Hofe nun ein deutscher Bauer saß.
Ein deutscheMUauer! In der fernen Heimat war es ihr Stolz gewesen., das Mvlieben zu sein durch die Jahrhunderte, und Christian Brand hatte oft darüber nachgedacht, wie seltsam da» doch war. Keiner von ihnen hatte es je mit seinen Augen gesehen, dieses Deutschland. Nur in den alten Geschichten und Liedern lebte es wie eine schöne Sage, von der die Mutter zur Winterszeit am warmen Ofen erzählt. Aber wenn einer de» Namen ausgesprochen hatte, dann fühlten die Alten wie die Jungen, datz sie ihm zugehörig waren seit je und heute und immer.
And dann war es gekommen wie ein Sonnenblitz aus aufbrechenden Wolken: Deutschland rief sie! Keiner von ihnen hatte gezaudert, so hart das jähe Abschiednehmen auch war; denn de« Bauern Blut singt im Schlaf der Scholle mit, die seine Pflugschar brach.
Nun aber waren sie hier, und die Erde forderte ihren Schwettz und ihre Liebe. Der alte Michel, das war zu sehen, hatte beider schon gegeben. Und die anderen?
Vor dem jungen Bauern lag nun der Hof, auf dem Anue, seine Schwester, und Gotthold Burger, sein Schwager, vor sechs Wochen eingezogen waren. Der Gotthold, ja, das war einer, der bei allem Tun und Denken ruhig und aufrecht ging. Eigentlich hatte Christian es nie recht verstanden, wie seine schöne und fröhliche Schwester all die jungen und lustigen Bewerber hatte stehen lassen können, um dem ernsten und um zehn Jahre älteren Manne ihr Lachen ins Haus zu bringen. Freilich war sie glücklich, vollends feit sie die beiden Jungen Ottfried und Werner hatte: und Christian selbst wußte, datz er in dem Schwager einen rechten Freund besaß. So war denn alles schön und aut geworden, und wenn auch der Eotthold jetzt einer von den ganz Stillen im Dorfe war, — das würde sich wohl wieder ändern. Er war erste gewesen, der in der alten Heimat ja gesagt hatte, als er gerufen wurde; nicht im Jubel und lleberschwang freilich, sondern klar und ernst. Er war wie ein starker Baum, dessen Wurzeln ihre Zeit brauchen in fremder Erde. Nachher aber stand er jedem Sturm.
Christian hielt. Er konnte vom Wagen gerade in das blanke Fenster schauen, das sich nun auftat. Da war Anne, lächelnd, ein Mensch, in dessen Herz dieselbe fröhliche Ordnung war wie in den Dingen um sie. Christian sah es mit dem grüßenden Blick, der an dem feinen Gesicht der Schwester vorbei in die Helle Küche glitt, darin Töpfe, Tassen und Teller in blanken Reihen an der Wand standen.
„Gotthold ist schon draußen", rief sie ihm zu. „Wirst ihn ja sehen. Grüß ihn von mir. Ich mutz mich dazuhalten: denn die Buben kommen heut früher heim aus der Schute. Am Ende triffst du sie unterwegs, die Buben — und die Grete Cisolt."
Christian trieb die Pferde an und tat jetzt gleichfalls sehr eilig. Seinen Gruß hörte die Schwester > wohl gar nicht mehr, denn er hatte das Gesicht abgewandt. Wie heiß es plötzlich geworden war, brauchte die Anne ja nicht zu sehen. Er wandte sich auch nicht mehr um, als ein kleines Helles Lachen hinter ihm her flatterte.
Wie gut ihn doch die Schwester kannte. Viel zu gut! Das mit der Grete Eisolt brauchte wirklich kein Mensch zu ahnen. War ja ohnehin bald vorbei, das winzig bittere Glück, das er da still mit sich herumtrug. Denn datz die Grete abends gern mit ihm aus der Bank unter der großen Eiche beisammensatz, das hatte wohl nicht viel zu sagen. Waren ja immer auch andere dabei. Er war ein Narr, datz er nachher so oft über die Stille dieser Dämmerstunden hinausträumte! Wie hätte wohl daraus etwas werden
klein war, darauf war daß die Mutter eines Abends plötzlich da sein und Sabine in ihre Arme nehmen und küssen und Herzen würde.
Damals hatte sich Sabine lange sehnsüchtig einen Nein«« Hund „zum Liebhaben" gewünscht, aber der Vater hatte den Wunsch nur kurz abgetan: Einen Hund in einer Stadt« wohnung? Das ist ja doch nur eine Tierquülereil
Tiere quälen? O nein, das wollte Sabine nie und nimmer! Und wochenlang konnte sie kaum einen Hund «»f der Straße sehen, ohne einen Stich in ihrem weichen Herzchen zu empfinden. War es eine Tierquälerei, einen Hund an der Leine zu führen, wie der Vater gesagt hatte?
Der Vater heiratete wieder. Seine Frau war wirklich nicht schlecht zu Sabine, aber sie fand den Weg zu dem Herzen des Kindes nicht. Sie sorgte für gesundes Essen und Trinken und daß die Schularbeiten ordentlich gemacht wurden. aber mehr nicht.
Dann kam bald die Zeit, da sie selber ein Kindchen erwartete und nun sprach sie mit ihrem Mann:
„Ich halte es für besser, wir bringen Sabine weg. Sie sieht schon zuviel, es wäre nicht gut für sie. Und sie ist so schrecklich still und blaß, du hast doch Verwandte auf dem Land, gibt das Kind dahin."
So kam es, datz Sabine eines Tages in einem große« Schnellzug neben dem Vater saß. Und dann mußte man umsteigen und es wurde dunkel und schließlich kam man an.
Sabine sah einen kleinen schlecht beleuchteten Bahnhof» auf dem es von Menschen und Kisten und Kasten ryimmekbe und wurde von zwei großen Händen, die nach Tabak rochen, aus dem Abteil gehoben und an eine breite Brust gedrückt. Ihr Gesicht lag dabei in einem dichten kratzigen Bart, der noch stärker roch wie die Hände. Dann stand sie ein wenig schwankend und sehr müde endlich wieder aus festem Boden und eine tiefe Stimme, aus der lauter Geborgenheit und Güte klang, sagte über ihr:
„Da hätten wir also das verflogene Vögelchen. Ra, Tante Dorette freut sich schon. Guten Abend, Hermann» hattet ihr eine gute Reise?"
(Fortsetzung folgt.»