2. Seite — Nr. 24
Ragolder Tagblatt .Der Gesellschafter'
Mittwoch, den 29. Zauuar 1941
b e n s m i 1 t e l m a n g e l s wird gelegentlich auch von englischer Seite zugegeben. So hat sich Englands führende Wirtschaftszeitschrist „The Economist" neulich in bemerkenswerten Ausführungen gegen das „mangelhafte Rationierungssystem" des britischen Ernährungsministeriums gewandt. Das Blatt führte aus, daß infolge der deutschen Besetzung der westeuropäischen Bersorgungsländer Englands wichtige Lebensmittelzufuhren in großem Umfang verloren gegangen oder auf vielfach verlängerte Seewege hätten verlagert werden müssen. Die scharfen deutschen Angriffe auf die britischen Zufuhrwege hätten die Lage noch weiter verschlimmert und jetzt zur Bildung von Schlangen vor den Lebensmittelgeschäften geführt. Zunächst habe sich dies vor allem beim Erwerb von Eiern gezeigt, die, obwohl außerordentlich knapp, aus irgendwelchen dunklen und unverständlichen Gründen nicht rationiert seien. Inzwischen hatten sich aber vor den britischen Lebensmittelgeschäften auch Schlangen wegen . Milch, Zwiebeln, Zitronen und Gemüsen aller Art gebildet und diese Tatsache sei ein ernst zu nehmendes Problem.
Auck das finnische Blatt „Frontmann", das Organ des finnischen Frontkämpferoerbandes, stellt fest, daß sich der Blok- kadering um England immer fester schließe. Der Urheber der Blockade sei selbst zum Blockierten geworden, und zwar in einem Umfange, daß er jetzt laut um Hilfe rufen müsse, GHurchill wisse, daß England allein nicht mehr fertig werden könne. Die Frage sei aber ,ob Amerika überhaupt noch helfen könne oder wolle, selbst wenn England dafür große Teile des Empire zu verkaufen bereit sei.
Halifax gibt Blockade Englands zu
DNB Stockholm, 28. Jan. Der neue englische Botschafter in Washington, Lord Halifax, erklärte nach einem Londoner Eigenbericht von „Aftonbladet" amerikanischen Pressevertretern u. a., er sei sicher, daß noch schwere Zeiten für England kommen würden. Es sei klar, daß Deutschland gewaltige Anstrengungen mache, um die Blockade zu intensivieren. Das werde einen fortgesetzten harten Druck auf die britische Handelsflotte, auf die britische Kriegsflotte und auf die britische Luftwaffe, ja auf alles bedeuten.
Im ,Aaily Herald" gibt ein britischer Seeoffizier, Kapitän Acwortch, ein bei aller Schönfärberei doch verhältnismäßig nüchternes Bild der schweren Gefahren, die England aus dem deutschen Handelskrieg drohen. Auf Grund der frisierten Angaben der britischen Admiralität beziffert er die englischen Handelsschiffsverluste mit 3^> Millionen Tonnen jährlich, um dann fortzufahren: „Wir haben diesen Krieg mit fast 2000 Schiffen weniger begonnen als 1914. Wir haben viel mehr Schnäbel zu stopfen und unsere Nahrungsmittelerzeugung im Mutterlande ist niedriger als im April 1917, dem schwersten Monat des Weltkrieges. In jenem grimmigen Monat hatten wir die französische, italienische und japanische Flotte als Helfer, während jetzt eine dieser Flotten gegen uns kämpft und mindestens eine weitere ein potentieller Feind ist. 2m Jahre 1917 hatte der Feind nicht die Benützungsmöglichkeit der Kanal- und Atlantikhäfen, die er jetzt innehat. Wir dagegen konnten die irischen Häfen benutzen, die wir diesmal nicht haben; und last not least: Wir hatten damals das triumphierende Konvoisystem noch in Reserve, während wir es jetzt anwenden. Als Gegenmaßnahmen schlägt de*- Marineoffizier unter anderem vor, den Gürtel bedeutend enger zu schnallen und rücksichtslos auch die umfangreichen Speisekarten -er teuren Hotels, Restaurants und Klubs des Westens zu beschränken. Ferner solle der Oel- und Benzinverbrauch auf das äußerste eingeschränkt werden. Denken Sie daran, daß ein großer Teil unserer zur Ader gelassenen Flotte aus Einwegtankern besteht, die nichts anderes mit sich führen können als Oel auf der Hinfahrt und Salzwasser als Ballast aus der Rückfahrt, aber auch geleitet werden müssen, wenn sie leer fahren.
Ueberfchwemmung mit britischem Kakao Unterstützung Englands schädigt ibero-amerikanische Länder c DNB Washington, 28. Jan. Der „Washington Times Herald" legt dar, daß Roosevelts „Guts-Nachbar-Politik" gegenüber Jberoamerika mit dem Grundsatz der „totalen Hilfe" für Engfand in Konflikt geraten sei. 2n iberoamerikanischen Kreisen sei man sehr erregt, daß England gewaltige Mengen von Kakao zu Schleuderpreisen nach den USA. ausführe und dadurch ein wichtiges Ausfuhrgut Südamerikas schädige. Normalerweise liefere England 43 v. H. des Kakaobedarfes der Vereinigten Staaten, der sich auf insgesamt 27 Millionen Dollar jährlich belaufe. In den ersten zehn Monaten des Jahres 1940 habe England aber 87 v. H. des USA-Eesamtbedarfs dorthin verkauft unter der ;,Begründung", daß es Devisen brauche. Der englische Kakao kommt von Nigeria und der Eoldküste. Zwölf der zwanzig iberoamerikanischen Staaten hätten auf der Sitzung der panamerikanischen Union lebhafte Klage darüber geführt, daß England dadurch nicht nur den normalen Absatz dieser Länder empfindlich störe, sondern daß hierdurch die Bemühungen zur Hebung des interamerikanischen Warenaustausches sabotiert würden, was von England besonders unfair sei. Am stärksten betroffen sei Brasilien, das 1939 ein Drittel des nordamertkanischen Bedarfs oder 200 Millionen Pfund Kakao geliefert habe, an zweiter Stelle die dominikanische Republik mit 57 Millionen Pfund. ^ ^
Reuter meldet, daß nach einer Nachricht aus Santos 258 000 Sack brasilianischer Kaffee im Monat Dezember vernichtet wurden, um die großen Ueberschüsse bis zu einem gewissen Grad zu verringern.
Auf einem Festesten, das die kolumbische Regler ung dem früheren Präsidenten Alfonso Lopez bei seiner Rückkehr nach Kolumbien gab, hielt dieser eine Rede, in der er sich gegen eine Ausrichtung auf die Bereinigten Staaten wandte und vor einer zu engen Verbindung Kolumbiens an die USA. warnte.
Nebergarrgskabinett in Rumänien
Bukarest, 28. Jan. General Antonescu hat, wie amtlich bekanntgegeben wurde, ein Uebergangskabinett gebildet, das folgendermaßen zusammengesetzt ist:
General Antonescu leitet das Außenministerium, dagegen hat er das Ministerium für die Landesverteidigung, das er bisher ebenfalls leitete, an General Jacobici abgegeben. Die drei llnterstaatssekretäre im Heeresministerium — General Dobre für Rüstungs- und Verwaltungsfragen, General Pantazi für das Landheer und Oberst Jienescu für die Luftfahrt — wurden unverändert beibehalten, ebenso bleibt General Popescu Innen, minister. Wirtschaftsminister wurde General Potoplanu, Uuterstaatssekretiir Dimitrink. Kolonisation: General Zw jede ne k. Finanzminister: General Stoen escu. Landwirt, schastsminister: General Sichitin, llnterstaatssekretär Pan»? Erziehung und Kultur: Eenerar Rosetti. Minister für sozial» Fürsorge: Prof. Lomes c u. Justizminister: Kassationsgerichtsrat Docan. Staatsminister für Presse und Propaganda: Prof. Crainic. Minister für Koordination: Dragomir. Staats- minisrer ohne Geschäftsbereich: Der bisherige Justizminister M , ha , Antonescu, der sich im neuen Kabinett im Auftrag» des Generals der Erfüllung besonderer Aufgaben widmen wird'
Großadmiral Raeder vor den Werftarbeitern
Der Dank der Kriegsmarine — England geht seinem unausbleiblichen Untergang entgegen
Bremen» 28 Jan Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großdmiral Dr. h. c. Raede r, sprach am Dienstag vormittag zu den Werfarbeitern der Deschiiyag in Bremen. Die Ansprache des Großadmirals wurde im Gemeinschaftsempfang von den Werftarbeitern aller übrigen Werften, die im Kriegsschiffbau für die Kriegsmarine tätig sind, gehört.
Der Oberbefehlshaber führte folgendes aus:
Deutsche Werftarbeiter! Ein Jahr ist vergangen, seitdem ich vor den Gefolgschaften der Kriegsmarinewerften Wilhelmshaven und Kiel gesprochen habe Damals standen wir noch im Anfang des von den Westmächten angezettelten Krieges. Polen war in einem unvergleichlichen Siegeszug von nur 18 Tagen niedergerungen. Heer und Luftwaffe hatten ihre erste Bevährungsprobe voll bestanden und der Welt einen glänzenden Beweis für die Schlagkraft unserer Waffen und die Fähigkeit der deutschen Führung geliefert. Aber auch die Kriegsmarine hatte in den ersten vier Monaten dieses gigantischen Ringens hervorragende Erfolge errungen und die Welt durch die Kühnheit ihrer Operationen aufhorchen lassen. Kavitänleutnant Schuhart hatten den britischen Flugzeugträger „Courageous" versenkt, Kapitänleutnant Prien mit seiner Ruhmestat von Scapa Flow unvergänglichen Lorbeer an die deutsche Kriegsflagge geheftet, Hunderttausende von Tonnen feindlichen Handelsschiffsraumes hatten unsere Il-Voote bereits versenkt und ebenso hatten unsere Uebsrwasserstreitkräfte — Schlachtschiffe, Panzerschiffe, Kreuzer, Zerstörer und die kleineren Kriegsfahrzeuge — in Ost- und Nordsee und im Atlantik den Kampf gegen den Todfeind England kraftvoll geführt. Mit dem berechtigten Stolz auf die bisherigen Leistungen verband sich trotz der Ungewißheit der Zukunft ein unbändiger Siegeswille, der getragen war von einem unerschütterlichen Vertrauen auf unseren Führer Adolf Hitler. Die gesammelte Kraft des deutschen Volkes an der Front wie in der Heimat erwartete die Ereignisse des Jahres 1940 mit Spannung, aber auch im festen Glauben an den sicboren Erkoln
Und in welch herrlicher Gestalt wurde dieser Mut und diese Zuversicht belohnt. All die rastlose Arbeit für die Wiederaufrichtung und Wehrhaftmachung des Eroßdeutschen Reiches, sie fanden ihre Erfüllung in den Siegen in Norwegen und im Westen. Was niemand kür möglich gehalten hätte, es war durch eine geschichtlich einmalige Kraftentfaltung gelungen. Norwegen wurde angesichts der stärksten Flotte der Welt, die selbst alle Vorbereitungen für einen Ueberfall auf die norwegischen Häfen getroffen hatte, in beispielhaftem Zusammenwirken aller drei Wehrmachtsteile erobert und besetzt; und die bisher stärkste Landmacht Europas — ja der Welt — wurde in wenigen Wochen zusammen mit ihren Hilfsvölkern vernichtend geschlagen und militärisch vollständig zertrümmert. Hierbei wurden in kühnstem Ansturm und letztem Einsatz überkommene Anschauungen des Seekrieges ebenso überwunden, wie der Traum von der Unbesiegbarkeit der Maginot-Linie ausgelöst wurde. Neben der Genialität der Führung war es der unvergleichliche Geist unserer Soldaten zu Lande, zur See und in der Luft, die diese gewaltigen Siege er-' rungen haben, Führung und Truppe aber hatten das sichere Gefühl, über Waffen zu verfügen, auf die sie sich blindlings verlassen konnten. Und diese Waffen waren geschmiedet worden von deutschen Arbeitern, die sich ihrer kriegswichtigen Aufgabe ebenso bewußt waren wie der kämpfende Soldat. Gleicher Geist beseelte Front und Heimat. Stärkstes Zusammengehörigkeitsgefühl verband Soldat und Arbeiter. Sie lieferten von neuem den Beweis der Unbesiegtbarkeit, gesammelter und auf das gleiche Ziel ausgerichteter Kraft. Diese Siege waren der höchste Ausdruck einer unlösbaren Gemeinschaft des ganzen Volkes. Wenn es überhaupt noch einen Zweifler gegeben hatte zu Beginn des Jahres 1940. heute kann niemand mehr daran vorübergehen, wie weitsichtig unser Führer von Anbeginn seiner politischen Tätigkeit als erstes Ziel dis Schaffung einer wahren Volksgemeinschaft angestrebt hatte. Denn in ihr liegt unsere größte Stärke. lFortsetzuug folgt.)
(Ptesse-Hoffmann, Zander-M.-K.)
Graf Csakq gestorben
Der ungarische Außenminister Graf Lsaky ist in der Nacht zum Montag in einem Budapester Krankenhaus verstorben
Der Führer zum Ableben Graf Csakys
Telegramme an den Reichsverweser und die Gattin des Verstorbenen.
Berlin, 28. Jan. Aus Anlaß des Ablebens des ungarischen Ministers des Aeßern, Graf Stephan Csaky, hat der Führer dem Reichsverweser des Königreiches Ungarn, Admiral Horthy von Nagybanya, nachfolgendes Telegramm übermittelt:
„Cure Durchlaucht bitte ich, zum Ableben Seiner Exzellenz des königlich ungarischen Außenministers Grafen Csaky meine aufrichtige Anteilnahme entgegenzunehmen.
Adolf Hitler."
An die Gattin des Verstorbenen richtete der Führer folgendes Beileidstelegramm:
„Zum Ableben Ihres von mir hochgeschätzten Herrn Gemahls bitte ich Sie, sehr verehrte Frau Gräfin, meine herzlichste Anteilnahme entgegenzunehmen.
Adolf Hitler."
Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop sprach mit folgendem Telegramm Ministerpräsident Graf Teleki seine Anteilnahme aus:
„Eure Exzellenz bitte ich anläßlich des Ablebens Seiner Exzellenz des königlich ungarischen Außenministers Grafen Csaky meine und der deutschen Reichsregierung aufrichtigste Anteilnahme entgegenzunehmen. Mit Graf Csaky verliert Ungarn einen Patrioten, der durch seine klare, zielbewußte Politik sich unvergängliche Verdienste um das Wohl seines Landes und um die Vertiefung der deutsch-ungarischen Freundschaft erworben hat.'
Joachim von Ribbentrop."
Das Beileid des Reichsaußenminister an Gräfin Csaky lautet:
„Die Nachricht von dem Hinscheiden Ihres Gemahls, mit dem ich seit einigen Jahren an der Vertiefung der deutsch-ungarischen Freundschaft Zusammenarbeiten konnte, hat mich sehr bewegt. Ich bitte Sie, sehr verehrte Frau Gräfin, zu dem schweren Leid, das Sie betroffen hat, meine herzlichste Anteilnahme entgegenzunehmen. Der Verstorbene, der durch seine Tatkraft und seine hervorragenden Eigenschaften seinem Lande große Dienste leisten konnte und für den ich eine aufrichtige Freundschaft empfand, wird mfr stets in lebendiger Erinnerung bleiben.
Joachim von Ribbentrop."
Feierliche Trauersitzung des ungarischen Abgeordnetenhauses
DNB Budapest, 28. Zan. Anläßlich des Todes de, Außenministers Graf Csaky trat Dienstag vormittag das Abgeordnetenhaus zu einer feierlichen Trauerfitzung zusammen. Den Nachruf, in dem die für Ungarn unvergänglichen Dienst« des »erstorbenen Staatsmannes gewürdigt wurden, hielt der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Tasnady-Nagy.
Sonderdelcgation der Reichsregierung zur Beisetzung von Außenminister Graf Csaky
DNB. Berlin, 28. Zan. Zu den Beisetzungsfeierlichkeite« in Budapest für den verstorbenen.königlich-ungarische« Außenminister wird von der Reichsregierung eine Sonderdelegation unter der Führung des Botschafters von Mottle entsandt.
Neues englisches Verbrechen
Britenflieger bombardierten italienisches Lazarettschiff
Rom, 28. Jan. Die Piloten der Royal Air Force haben sich, wie ein Sonderberichterstatter der Agenzia Stefani aus Venghasi meldet, einer weiteren schweren Verletzung der internationalen Genfer Abmachungen schuldig gemacht. In einer der letzten Nächte griff ein englischer Flieger das auf der Reede von Ras Hilal liegende italienische Lazarettschiff „Orlando" mit Bomben an, obwohl es durch weithin sichtbare Rote Kreuze deutlich als Lazarettschiff gekennzeichnet war.
Dieser gemeine Ueberfall, der sich wenige Tage nach der Zerstörung eines italienischen Lazarettflugzeuges ereignete, spricht, wie Stesnni betont, mehr als viele Worte für die niedrigen Instinkts ihrer Piloten, die sich als würdige Nachfolger jener Briten erwiesen, die Frauen und Kinder der Buren in den Konzentlxr- tionslagern umbrachten und damit Englands militärische Ehre Uir alle Zeiten besudelten.
Provinz Honan wieder Kampfgebiet
Früher Anwerbungszentrum für den chinesischen Kn«
Die Japaner haben nach Meldung aus Schanghai in der Provinz Honan eine Offensive gegen chinesische Truppenansammlungen begonnen.
Der Schauplatz der neuen japanischen Offensive im chinesischen Raum liegt etwa 700 Kilometer westlich von Schanghai in der Provinz Honan. Der Huangho-Fluß und die wichtigsten Straßen Zentralasiens münden aus dem Gebirge in diese flache Provinz ein, und auch die Straßen aus der nordchinesischen Tiefebene nach dem mittleren Becken des Yangtse-Flusses gehen durch Honan. Diese verkehrspolitische Lage hat dem Gebiet von Honan früher eine große geschichtliche Bedeutung zugeteilt. Hier waren die Ortschaften Honanku und Kaifeng wichtige Hauptstädte des chinesischen Reiches. In Honan gab es im Gegensatz zu den übrigen Chinaprovinzen keinen Platz für den fremden Handel. Die großen Verkehrsumwälzungen der letzten Jahrzehnte haben es mit sich gebracht, daß die Bedeutung dieser beiden Städte stark zurückging. Kaifeng ist zwar heute noch die politische Provinz- Hauptstadt, aber die früher bedeutungslose Stadt Tschentschou hat sich zu einem neuen Zentrum entwickelt, in dem sich der Handel der ganzen Provinz zusammenballt.
Die Bevölkerung drängt sich in dichten Massen in den Ebenen von Honan zusammen; Der Hunangho-Fluß ist unreguliert, und das führt in wasserreichen Jahren zu riesigen Ueberschwemmun- gen und in wasserarmen Jahren zu einer Trockenheit, di« dir Ernte auf dem Halm verdorren läßt. In normalen Zeiten herrscht bei überreichen Ernten von Hirse, Weizen, Reis und Erdnüssen ein ausgesprochener lleberschuß, aber in den Zeiten der Naturkatastrophen ist Honan die typische Hungersnot-Provinz des chinesischen Reiches. Das hat beträchtliche Auswanderungen zur Folge. Im Weltkrieg machten sich die Franzosen diesen Umstand zunutze; der größte Teil der auf den Kriegsschausplätzen verwendeten chinesischen Kulis war in der Provinz Honan angeworbeu worden.
Für den modernen Verkehr ist die Provinz Honan durch rin» Eisenbahn erschlossen worden, die von Hankau über eine Streck« von 1200 Kilometer in nördlicher Richtung nach Peking führt" Etwa die Hälfte dieser Strecke durchschneidet das Gebiet von Honan. In der Richtung von West nach Ost zieht die wichtig« Eisenbahnlinie von Sian über Kaifeng nach Haitschou durch das Land. Von diesen beiden Hauptstrecken gehen Zweigbahnen »ach den Kohlendistrikten von Taihangschan und Taukou. Schon dieser kurze Grundriß des Honan-Eiscnbahnnetzes zeigt deutlich di» wirtschaftliche Wichtigkeit dieser chinesischen Provinz.
- Das Gebiet, in dem sich jetzt die Japaner unter dem Einsatz größerer Armee-Einheiten zu einer Offensive gegen die Ansammlung chinesischer Truppen entschlossen haben, liegt 200 Kilometer nördlich von Hanlan im Raum von Sinyang. Die Ope§ rätionen verlaufen im Zuge der Bahnlinie. Hankau—Pekings Die Provinzhauptstadt Kaifeng ist etwa 300 Kilometer von dem Ausgangspunkt des japanischen Vormarsches entfernt. Di» Gei samtgröße der Provinz Honan umfaßt 175 000 Quadratkilometer; Mf diesem Raum leben etwa 35 Millionen Einwohner.
Neuer jugoslawischer Sender. Ministerpräsident Zwet- kowitsch hielt anläßlich der Eröffnung des Rundfunksenders in der südserbischen Hauptstadt Skoplje eine auch über den Sender verbreitete Rede, in der er erklärte, daß Jugoslawien den Frieden wünsche. Der innere Friede sei jedoch ohne Verwirklichung der sozialen Gerechtigkeit über-' Haupt nicht denkbar. Den Frieden zu wünschen heiße, alls^ konstruktiven Kräfte in den Dienst der höchsten Interesses von Volk, Land und Staat zu stellen, d. h. jeder Derlei-' digung des Vaterlandes zur Verfügung zu stellen.