«. Seite - Nr. 17

Nagolder TagblattDer Gesellschafter-

Dienstag, de» 21. Januar 1311

Schlachtschiff Malaya«

Bereits in der Skagerrak-Schlacht vollkommen zusammen­geschossen

Berlin, 19.. Jan. Das bei den Kämpfen in der Straße von Sizilien durch Vombenvolltreffer gleichfalls hart mitgenommene britische SchlachtschiffM alaya" hat bereits in der Seeschlacht am Skagerrak am 31. Mai 1916 bei seiner Feuertaufe schwere Wunden davongetragen. Im letzten Abschnitt des denkwürdigen Kampfes zwischen den SchlachtkreuzernKippers" undVeattys" hatte das damalige sünfte englische Schlachtgeschwader mit seinen ' vier mächtigen Schlachtschiffen und kurze Zeit darauf auch ein Teil der deutschen Hochseeflotte in die Schlacht eingegriffen. Bei diesem kurzen, aber sehr heftigen Zusammenstoß erhielt dieMa­laga" innerhalb weniger Minuten sieben Volltreffer schwersten Kalibers, die große Verheerungen anrichteten. Die Dampfrohr­leitung vHirde zerschossen, die Decke des hintersten Turmes abge­rissen, ein schwerer Treffer durchbrach den Panzer an der Wasser­linie, das Schiff erhielt Schlagseite und geriet in Brand. Als die Malaya" zur Tarnung mit seiner Mittelartillerie Kurzschüsse dicht vor sich ins Wasser setzte, zerschmetterten ihm zwei schwere Volltreffer sämtliche 15-Zentimeter-Eeschütze an der Steuerbord- scite. Nur mit knapper Not konnte sich das Schlachtschiff im Dunst und Qualm dem zielsicheren deutschen Feuer entziehen. 131 Mann der Besatzung waren ausgefallen, davon die Hälfte gefallen.

Das bereits 1915 vom Stapel gelaufene Schlachtschiff wurde in mehreren Jahren Bauzeit bis 1936 von Grund auf umgebaut und mit neuzeitlichen Feuerleitanlagen, Torpedowulsten und neuen Maschinen versehen. Sein Schwesterschiff, dieBarham", die gleichfalls von Grund auf modernisiert wurde, erhielt Ende 1939 einen Torpedotrefser und war lange Monate außer Gefecht gesetzt.

Meine Nachrichten

Hinrichtung eines Gewaltverbrechers. Am 18. Januar ist der 1916 in klnier-Hirtfchan, Bez. Eule, geborene Ernst Be- lica hingerichtet worden, den das Sondergericht Lei dem deutschen Landgericht in Prag als Gewaltverbrecher zum Tode verurteilt hat. Belica hat monatelang schwerbewasf- - nete Einbruchsdiebstähle verübt und hierbei mehrfach wenn er überrascht wurde auf Verfolger geschossen.

Führender arabischer Freiheitskämpfer von den Brite» hingerichtet. WiePopolo di Noma" aus Beirut meldet, teilt die dort erscheinende ZeitungJour" mit, daß der ara­bische Nationalistenführer Jussef Abu Dura, den das eng­lische Kriegsgericht in Jerusalem zum Tode verurteilt hatte, jetzt dort hingerichtet worden ist. Der Prozeß sei hinter ver­schlossenen Türen vor sich gegangen. .

Stratosphärenflug von Moskau aus unternommen. Ein

etwa 2000 Kubikmeter fassender Stratosphärenballon stieg in Moskau mit zwei Piloten an Bord zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf. Die Gondel des Luftballons war mit Beobachtungs- und Meßgeräten so reichlich ausgestattet, daß sie als fliegendes Laboratorium bezeichnet wurde. Es gelang den Piloten, die Höhe von 11000 Meter zu erreichen. Die Temperatur betrug in der Substratosphäre 60 Grad unter Null. Nach einem Flug von zwei Stunden und fünfundvier­zig Minuten landete der Ballon im Jwanowogebiet.

Zwischen Westwall und Magiuotlinie. Gauleiter Bücke! hatte namhaften Künstlern der West- und Ostmark den Auf­trag gegeben, im Kampfgebiet zwischen den Verteidigungs­linien des Reiches und Frankreichs zu malen. 40 Künstler gingen an die Arbeit und schufen insgesamt 370 Werke, die jetzt im Saarlandmuseum Saarbrücken ausgestellt wurden. Am Sonntag wurde diese in ihrer Art einzige Cemcildeschau eröffnet.

Alfred Rofenberg sprach in Münster. Die Veranstaltungen zur Erinnerung an das 10jährige Bestehen des Gaues West­falen-Nord, die zahlreiche führende Männer des Reiches in Len Gau der roten Erde führten, brachten als abschließenden Höhepunkt eine Kundgebung mit Reichsleiter Alfred Rosen­berg in der überfüllten Stadthalle.

Auf der Fahrt nach England verschollen. Von dem in Lissabon beheimateten portugiesischen MotorschiffJoa Jose II.", das vor mehreren Monaten mit einer Ladung Fischkonferven und Zucker nach England auslief, fehlt jede Nachricht. Man befürchtet, daß das Schiff verloren ist.

Mm Sie WiMglorktn läuten

Hochland-Roman von Hans Ernst

Uedsvsr-lisctir5sclivtr: Vsutsciisr koman Vsrtog vorm. k. vnvsrriÄit, Lact Lacks« Hüskorr-

ril

Gittli trank kaum. Zu schwer war ihr der Kopf, und wenn sie sich auch gewaltsam zwang, nicht an den Florian zu denken, sie mußte es doch. Sie sah ihn wie einen Geist durch die Türe treten und seinen großen, traurigen Blick auf sich gerichtet.So groß also war deine Liebe!" hörte sie ihn sagen.

Daß Tote nach Jahren noch so furchtbar gegenwärtig sein können?

Wie unter einem Schlag zuckte sie zusammen, als Bin-- zenz ihre Hand berührte. Ein leises Staunen war in seinen Augen.

Geh", sagte er.Jetzt bist doch bald mein Weiberl. Warum bist denn gar so zruckhälternch allweil mit mir?"

Gittli fuhr sich über die Stirne. Ihr Blick verdunkelte sich.

Mußt halt Geduld haben mit mir", meinte sie.

Ach, allweil Geduld, und grad Geduld. Der andere hat g'wiß keine Geduld hab'n brauchen. Da trink, dann kriegst gleich mehr Stimmung."

Vielleicht ist es wahr, dachte sie. Und sie trank, aber sie hatte niemals Wein getrunken und fand keinen Geichmack daran. Als die erste Flasche leer war, verlangte sie heimzu­fahren.

Ja, freilich", lachte er.Mit ein'm Fuß sind wir dann doch net rein da ins Wirtshaus. Kellnerin! Noch aa Flajcherl. Bringst an Süßen dösmal, mei Weiberl kann den bittern net vertragen, weißt."

Aber nach der Flafch'n fahr'» wir g'wiß heim, Vin­zenz", bat sie.

Der viermotorige Langstreckenbomber der deutschen Luftwaffe Focke WulfKurier", der aus dem durch seine Weltrekordflüge nach Neuyork und Tokio bekannten Verkehrsflugzeug FW. 200Lon- dor" entwickelt wurde. Dieses Eroßkampfflugzeuq, das gewaltige Bombenlasten über weite Ent­fernungen trägt, hat in der letzten Zeit durch zahlreiche Schiffsversenkungen weit im Atlantik der britischen Schiffahrt erhebliche Verluste zuqefügt. Die Besatzung dieses mit zahlreichen MGs. und Kanonen bewaffneten Flugzeuges besteht aus sechs Mann. Eine Enteisungsanlage ermöglicht die Durchführung von Angriffen bei allen Wetterlagen. Vier VMW.-Vramo-Motoren verleihen dem Focke-WulfKurier" eine hohe Geschwindigkeit. Foto: Presse-Hosfmann.

Kraftfahrerinnen für London gesucht", lieber den eng­lischen Rundfunk wandte sich die englische weibliche Hilfs- luftwaffe>rn die englischen Frauen mit der Bitte, es sollten sich Frauen im Alter zwischen 18 und 43 Jahren als Kraft­fahrerinnen melden, die vor allem in London eingesetzt wer­den könnten und die die Stadt besonders gut kennen. Es könnten sich auch Frauen bis zum 50. Lebenssahr melden, vorausgesetzt, daß diese Frauen schon im Weltkrieg Hilfs­dienste bei der britischen Wehrmacht geleistet hätten.

Englischer Frachter läßt sich nicht wieder flott machen. Nachdem ein Heer von Arbeitern und vier Zerstörer in den letzten Wochen vergeblich versucht hatten, den nahe der Tejo-Mündung bei Lissabon gestrandeten englischen Fracht­dampferSiva" flottzumachen, erklären die Sachverstän­digen, daß das Schiff als verloren angesehen werden muß. Der Dampfer ist so weit auf den Strand geworfen worden, daß alle weiteren Versuche, das Schiff wieder flortzumachen, als aussichtslos erscheinen.

Neue Arlstllerurlaubsmarken. Vom 1. Februar an geben die Postämter neue Urlaubsmarken ab zum Nennwert von, 30, 45, 55, 65, 80 und 90 Pfg. sowie von 140, 1.38, 1.65, 2.10 und 2.50 NM., deren Einführung durch eine Aenderung -er Tarif­ordnung über den Urlaub nach dem Markensystem im Bau­gewerbe und in den Baunebengewerben (Urlaubsmarkenrege- lung) erforderlich geworden ist. Hiernach braucht der Betriebs­sichrer von der Lohnwoche an. in die der 1. Februar 1941 fällt, den Wert der zu verklebenden Uriaubsmarken nicht mehr nach einem Hundertsatz des Wochenlohns zu errechnen, sondern kann aus einer Lohnstufentab.elle ohne weiteres ersehen, welche neuen Urlaubsmarken er zu verwenden hat. Künftig wird für eine Lohnwoche meist nur eine Urlaubsmarke erforderlich sein. Die bisherigen Urlaubsmarken werden von den Postämtern nur noch bis zum 28. Februar 1941 abgegeben.

Die großdeutsche Ausgabe der Reichsbahn". Um diesen füh­renden Gedanken in aller Vielfältigkeit zur Darstellung zu brin­gen, hat der Deutschs Reichsbahn-Kalender 1941 in Wort und Bild reiches Material gesammelt, wie die einzelnen Reichs­bahndirektionen in ihrem landschaftlichen Bereich, wie die Reichs­bahn in der Vielfältigkeit ihrer Dienstzweige ihre Aufgaben für die Gegenwart und Zukunft des Deutschen Reiches ständig zu er­füllen bemüht ist. Träger aller dieser Aufgaben ist der Mensch. So ist in Würdigung des menschlichen Arbeitsanteils an den Leistungen der Verkehrsmittel neben den Blättern, die das Leit­wort selbst als Ueberschrist tragen, der größte Teil der Bilder und Textdarstellungen dem deutschen Eisenbahner gewidmet: dem Eisenbahner bei den Eisenbahnformationen der Wehrmacht, bei den Wehrmacht-Verkehrsdirektionen, bei der Ostbahn, in den be­freiten Gebieten des Ostens und bei dem deutschen Eisenbahner der Heimat. Auch aus anderen Darstellungsgebieten des Reichs­bahn-Kalenders, wieReichsbahn und Landschaft",Reichsbahn und Baukunst" usw. sind wieder Motive beha'ndelt. So gibt der Reichsbahn-Kalender 1941 einen interessanten und prächtigen Schmuck für jedes deutsche Haus.

Alle gut'n Dinge wär'n eigentlich drei. Aber wenn d' recht nett zu mir bist, dann lass' ich's bei der zweiten."

Sie sah in feine Augen und erschrak vor dem brennen­den Feuer, das darin loderte. Ihr Mund krümmte sich hilf­los zusammen. Sie schloß die Augen, denn sie sah seine Hände nach ihr greifen. Dann spürte sie seinen Mund auf dem ihren, spürte den widerlichen Alkoholgeruch und ver­suchte sich loszumachen. Aber seine Arme hielten wie Eijen- klammern. Da hörte sie die Kellnerin kommen und mit ge­waltsamem Ruck riß sie sich frei. In ihren Augen standen Tränen. Der Vinzenz aber lachte.

Da ging sie hinaus, lehnte sich draußen an die kalte Mauer und weinte bitterlich.

Der Regen strömte unvermindert. Ein kalter Wind pfiff um die Ecken der Häu!er und zerzauste ihr Haar. Ein Schütteln ging durch ihren Körper und sie gewahrte kaum, daß jemand auf sie zutrat und ihr die Hand auf die Schulter legte. Erst bei der Berührung fuhr sie zusammen und starrte angstvoll in das Gesicht des Jägers Praxner.

Gittli, was hast denn?" fragte er teilnehmend.

Ich kann nimmer zum Vinzenz gehn", entrang es sich ihren Lippen.Lieber stirb ich, als daß ich mir mein ganzes Leben verpfusch."

Sie riß sich los von dem Jäger und stürmte in die Regennacht hinein.

Der Vinzenz wartete und wartete, trank fast die ganze Flasche leer, und das Gittli kam immer noch nicht zurück. Was loll denn das bedeuten? Diese Launen wird er ihr schnell austreiben, überlegte er sich. Er erhob sich, ichon ein wenig schwerfällig, sah in die Gaststube hinaus. Kein Gittli. Er sah die Straße hinauf und hinab. Kein Gittli. Er >ah in den Stall, wo der Braune stand. Kein Gittli. In der Kutsche saß sie auch nicht.

Da fing der Vinzenz lästerlich zu schimpfen und zu fluchen an. Er ruderte mit den Armen und schwor sich, daß er ihr diese Launen austreiben werde. Da stonü vtökllcki

Humor und Lachen

Heitere Anekdoten um Totgesagte

NSK Als Alexander von Humboldt eines Tages irrtümlich toigesagt wurde, lief bei dem Freunde des Gelehrten, dem Bild­hauer Rauch, das Bittgesuch eines Anatomen ein, der gerne den Schädel des Totgefagten besessen hätte. Rauch zeigte Humboldt den Brief, worauf dieser dem merkwürdigen Ver­ehrer schrieb, er brauche seinen Schädel für einige Zeit noch selbst, doch stehe dieser später gern zu Diensten.

*

Auch von Haydn wurde bereits zu Lebzeiten des Komponisten erzählt, er sei gest'orben. Lherubini komponierte aus diesem An­laß sogar eine Kantate, und in Paris wurde ein Traueramt aogehalten, bei dem Mozarts Requiem aufgesührt wurde.

Wie schade, sagte Haydn, als er davon hörte, wenn ich von der ganzen Sache nur etwas gewußt hätte, ich wäre gerne nach Paris gefahren, um das Requiem zu dirigieren.

Fritz Reuter, der ebenfalls einmal totgesagt wurde, stellte an die Zeitung, die die Nachricht zuerst gebracht batte, das Ansin­nen, ihn gefälligst wieder ausgkaben zu wollen, da er gerne noch länger unter den Lebenden weilen möchte. Einer anderen Zeitung, die die Nachricht übernommen hatte, schickte er die folgenden Verse:

,J woans dod? Ich denk nich dran. Z ' ^ Dat fällt mi gor nich in;

Ne ne: So lang' ich leben kann, '

Will 'ck nich begraoen sin.

i *

Üeberzeugend widerlegte der alte Wrangel die Nachricht von seinem Tode, die eine Berliner Zeitung irrtümlich verbreitet hatte. Er warf sich in große Uniform und fuhr zur Redaktion des betreffenden Blattes. Dort fragte er sich zum Verantwortlichen durch, legte salutierend die Hand an die Mütze und meldete: Herr Redakteur ick dementier mir.

*

Wie man sieht, ist es im allgemeinen kein großes Unglück, wenn jemand, totgesagt wird, und die Betroffenen haben es stets mit Humor zu tragen gewußt, ja, mancher von ihnen hat der Falschmeldung zum Trotz noch lange gelebt. Nur Ibsen hatte Pech. Als er eines Tages irrtümlich totgesagt wurde, brachte ein« Wiener Zeitung einen mehrspaltigen Nekrolog mit einer aus­führlichen Würdigung des Toten und seiner Werke. Vier Wo­chen später starb Ibsen wirklich. Der Hauptschriftleiter jenes Blattes, das kurz zuvor einen Beweis seiner großen Verehrung für den toten Dichter gebracht hatte, wurde nun gefragt, was man aus Anlaß des nun wirklich erfolgten Todes des Dichters schreiben solle. Er antwortete: Geben Sie eine Zeile in den lokalen Teil. Mehr nicht. Für uns ist der Kerl seit vier Wochen tot. Erich Erisqr.

einer vor ihm, im nassen Regenmantel, das Gewehr hinter der Achsel.

Vinzenz wich erschreckt einen Schritt zurück, wollte flüch­ten, aber der Jäger drückte ihn mit feiner Größe gegen die Kutsche hin.

Das Gittli wird kaum mehr kommen", sagte Praxner mit unheimlicher Ruhe.

Vinzenz fuhr auf. ^

Was weißt denn du? Was willst denn überhaupt du da? Was weißt du vom Gittli überhaupt?"

Vielleicht mag das Gittli kein'n, der einen Mord auf dem Gewissen hat"

Vinzenz zuckte zusammen. Er war im Augenblick kaum fähig, sich zu rühren. Aber dann riß er die Peitsche vom Bock.

Du Teuft du!" schrie er. seiner Sinne kaum mehr mächtig. Die Peitsche sauste durch die Luft. Der Jäger war verschwunden.

Als trieben ihn Furien, riß Vinzenz den Braunen aus dem S oll, spannte ihn vor die Kutiche und sprengte ihn den Berg hinauf. Daheim angekommen, stürzte er in die Stube.

Is das Gittli net da?"

Er wartete gar keine Antwort ab von den erschrockenen Gesichtern, sondern stürmte zum Anderljchusterhaus hinauf. Hier war sie auch nicht.

Da überkam ihn ein grenzenloser Jammer. Er weinte wie em Schulbub und kümmer e sich gar nicht um die Angst der Anderlschusterieute. die über dieses Ereignis vollkommen fassungslos waren. Sie bestürmten den Vinzenz mit Fragen, .ob es denn etwas gegeben hätte zwischen ihnen beiden Der schüttelte bloß den Kopf.

Da man die Anderlichusterin ein Tuch um den Hals und ging hinaus m die Nacht, um ihr Kind zu suchen.

(Fortsetzung folgt.)