SchWarzwald - Heimat
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gab eine Zeit, da waren die Radfahrer der „Scgreäen der Landstraße". Auf mehr oder weniger blitzenden Stahlrössern jausten sie durch die Laude — und jeder Autofahrer wußte ein Lied von ihrer „Vielzahl", ihrer sprichwörtlichen Unvorsichtigkeit und Unbekümmertheit zu singen. Dann kam der Krieg, und die Herren und Damen auf besagtem Verkehrsmittel rückten (aus Mangel au Benzin) zu den Herren der Landstraße auf. Ungestört durch Autohupen und in regelmäßigen Abständen vorbeirasenden Last- oder Personenwagen konnten sie ihrem Ziel entgegen„stram- peln". Doch mit der Zeit verringerte sich die Zahl der Tretautomobile wesentlich. Fahrradreifen, Mäntel und Schläuche waren zur Mangelware ge- worden, und oberstes Gebot war, sie zu schonen. Jeder Fahrradbesitzer gewöhnte sich daran, sein Fahrrad nur in dringenden Fällen, so für die Fahrt zur Arbeitsstätte oder zu sonstigen wichtigen dienstlichen Anlässen zu benutzen. Das Fahrrad belohnte diese Sorgfalt dafür durch lange Lebensdauer und war jeden Augenblick startbereit.
In letzter Zeit ist es aber bedauerlicherweise doch hin und wieder vorgekommen, daß örtliche Amtsstellen Fahrräder beschlagnahmen mußten, mit denen Spazier- und Wettfahrten unternommen wurden. Man muß sich vorstellen, wie es auf einen Volksgenossen, der täglich einen stun- denlangen Weg zur Arbeitsstätte znrücklegt, wirken mutz, wenn an ihm ein eben den Kinderschuhen entwachsener Jüngling vorbeisaust, um nach einer schneidigen 8-Kurve, vor der „Angebeteten" zu bremsen, und dann womöglich mit ihr zusammen auf einem Rad den Weg fortzusetzen.
Es ist im jetzigen Stadium des Krieges nicht zu verantworten, derart unentbehrliches Material gedankenlos zuschanden fahren zu lassen und eS muß dagegen eingeschritten werden.
Diese unliebsamen Zwischenfälle in der Fahrradbenutzung sind hoffentlich Ausnahmen, die sie Regel der sorakältiaen Behandlung bestätigen. ro.
Volksdeutsche müssen sich melden
Alle vorübergehend aus den Volksgruppen SüdosteuropaS ins Reich rückgeführten Deutschen melden sich, soweit sie nicht in den Lagern der Volksdeutschen Mittelstelle untergebracht sind, sofort bei der nächsten Dienst stelle. möglichst bei der Kreisdienststelle des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA.). Die Anschriften der Dienststelle des VDA. können bei den Kreis- und Ortsgruppenleitungen der NSDAP, erfragt werden. Anfragen nach dem Verbleib von Verwandten aus deutschen Volksgruppen in Süd- vsteuropa sind schriftlich an die Deutsche Mittelstelle, Zentralsuchkartei, Wien XIX, Bauernfeldgasse 40, zu richten.
Heimat der Zukunst
Im Anblick der vom britisch-amerikanischen Luftterror geschändeten Städte ist schon oft die Frage gestellt worden: Wie wird nach diesem Kriege das Gesicht unserer neuerstandenen Heimat an Netzen? Die von Fritz Wächtler herausgegeben« Zeitschrift „Deutsches Volk — Deutsche Heimat" an.wartet darauf:
Versuchen wir, unter sorgfältiger Mitberücksichtigung der neuen — äußerlich oft recht unscheinbaren baupolizeilichen Bestimmungen ein, zwei, drei Jahrzehnte in die Zukunft zu denken, so entrollt sich uns das großartige Bild einer erneuerten deutschen Kulturlandschaft. Wie von großen Lebensadern ist das ganze Reich von den Straßen des Führers durchzogen, deren gleichmäßige Verteilung über Deutschland die Erringung eines neue» biologischen Gleichgewichts fördert. Die überbesiedelten Stadtkerne sind aufgelockert. Das äußere Antlitz der Städte entspricht der neuen, einfachen und klaren Lebenshaltung. In weitem Umkreis sind die Städte von einem Kranz gartenumgebener Siedlungen umschlossen, die langsam und organisch in die bäuerliche Kulturlandschaft überleiten. Tie Fabriken, äußerlich und innerlich neu gestaltet, sind nicht mit den Wohnsiedlungen vermengt, sondern abgesondert zusammengefaßt. Gleichmäßiger verteilen sie sich über das Land.
Ganz Deutschland bietet den Eindruck landwirtschaftlicher Hochkultur. Die Odlandstreifen sind bis auf die Naturschutzgebiete in Bauernland ver- ivandelt. Weiter sind die Acker über den Meeres
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baden vorgerückt. Es ist eine Kulturlandschaft, die aus der eigenen Art des deutschen Volkes geformt ist. Eine neue Heimat, die sich ein weltanschaulich geeignetes, arbeitsames und friedliebendes Volk geschaffen hat!
Notbeleuchtung im Luftschutz-Keller
Wenn bei Terrorangrissen das elektrische Licht im Luftschutz-Keller ausfällt, muß die Notbeleuchtung sofort zu Hand sein. Jeder im Keller sich aufhaltende Volksgenosse muß auch im Dunkeln Lampen, Laternen oder Kerzen und Streichhölzer sofort finden können. Licht kann auch durch ein aufgebocktes oder aufgehängies Fahrräd erzeugt werden, an dessen Hinterrad ein Dynamo angebracht ist. der durch das Drehen der Pedale in Tätigkeit gesetzt werden kann.
Bescheinigung bei Unterbrechung der Lehre
Die Reichswirtschaftskammer hat eine neue Regelung getroffen, nach der bei Unterbrechung des Lehr- oder Anlcruverhältnisses aus Gründen der ^Einberufung zur Wehrmacht oder zum RAD. eine A u S b i l d u n gs b e s ch e i n i g u n g ausgegebcn werden kann. Sie enthält die vom Betrieb auszufüllenden Angaben über Zeit und Art der erfolgten Ausbildung, sowie über Fleiß und allgemeines Verhalten des Lehrlings oder Anlernlings. Ferner wird in der Äusbildnngs- beschcinignng durch die zuständige Kammer bestätigt, daß das erwähnte Ausbildungsverhäl'nis in die Lehr- bzw. Anlernrolle eingetragen ist.
Dienstpflichtunterstützung weiter vereinfacht
Durch Erlaß vom 19. Oktober 1944 im Neichs- arbeitsblatt ist die Dienstpflichtunterstützung vereinfacht und verbessert worden. Wir haben bereits in unserer gestrigen Ausgabe den Perso
nen,'reis der Dieilstvslicht-llnterstübungsempfän- :'-'r veröffentlicht. Ergänzend wird dazu noch mitgeteilt, daß die Miete für die genannten Per- soncn ohne weiteres mit 10 v. H. des bisherigen Bruttoeinkommens übernommen wird. Betragt sie mehr, so wird sie ans Antrag bis zum Betrag von 160 RM. monatlich abgegolten. Die Zahlung der Sonderunterstühung im Krankheitsfall wird auf eine ganz einfache Form gebracht, indem die seitherige Sonderuntcrstütznng bis zur Beendigung des Krankheitsfalles zur Hälfte wcj- tergezahlt wird.
K-lt e r.r'ne: obne a te Flasche
Fast in jedem Haushalt stehen in irgendeiner Ecke noch e,n Dutzend kleiner leerer Flaschen und Fläschchen, die ein unnützes Dasein im Verborgenen führen. Diese Medizingläier können und müssen wieder neuen Aufgaben zugeführt werden. Die Apotheken werden künftig für das Abfüllsn der Arzneien kaum noch neue Flaschen erhalten. Sie sind also gezwungen, ihren Flaschenbedarf ams den vergessenen Reserven des privaten Hans-' Halls zu decken. Die Apotheker werden daher in Zukunft Arzneien nur noch gegen Rückgabe von alten Medizinflaschen nbqeben. Der Grundsatz, bei der Wiederholung eines Rezepts, die alte Flasche mitzubringen, gilt künftig auch für jede Neuan- fertignng. Die Avotbeken werden die alten Fla- schen meist mit fünf Pfennig vergüten.
Gestorbene: Margarethe Sayer, geb. Oesterlen, Jak. Witwe, 77 I., Ullterjettingen; Julius Weis, staatl. gepr. Dentist, 29 I., Unterjettingen; Katharine Brnkncr, geb. Schäfer, Gottl. Milchf. Witwe, 811., Unterjettingcn; Katharine Harr, geb. Oster- len Johs. Zimmerm. Witwe, 81 I., aus Mötzin- gen, geb. in Unterjettingen; Jakob Niethammer, Balth. Totengr. Sohn aus Unterjettingen, 41 I. (gefallen), wohnhaft in Herrenberg; Christian Gönner, led. Landwirt, 42 I.; Johannes Schnaufer, led. Landwirt, 28 I., beide aus Unterjettingen (gefallen).
Neue Einschränkungen zur Kriegs-Holelordnung
Oer siiotel§a8t äark keine „kneäeiisansprilclie" 8tellen
Der Leiter der Wirtschaftsgruppe, Beherbergungsgewerbe hat mit Zustimmung des Rcichs- wjrtschaftsministers und des Staatssekretärs für Fremdenverkehr der Hotelordnung eine neue Fassung gegeben. Für die Ausnahmebcdin- gungen gilt danach von nun an: eine Zimmer- zusage ist nicht übertragbar, kann also nur für einen bestimmten Gast persönlich gegeben werden.
Bei Zimmerbestellungen sind genaue Anschrift und Heimatadresse sowie die Beifügung von Rück- Porto erforderlich. Die Zimmerzusage verpflichtet beide Teile für eine Uebernachtung, sofern längere Aufenthaltsdauer in der Zusage nicht ausdrücklich vereinbart wird. Die Aufenthaltsdauer ist bei Bestellung oder spätestens bei Ankunft anzugcben. Doppelzimmer müssen voll ausgenutzt werden. Daher ist im Notfall die Zusammenlegung in einem Zweibettzimmer mit einem anderen Gast nicht zu vermeiden. Der Dauergast, der eigene Bettwäsche mitbringt, hat vielfach mehr Aussicht auf Unterkommen. Er vermindert dadurch den Bettpreis um 10 Prozent.
Der Personalmangel erfordert den Abbau gewisser Sonderleistungen. Für Stadt- besorgungen können den Gästen keine Boten mehr zur Verfügung gestellt werden. Auch sind Zahl und Größe des vv. i Hotel zu befördernden Reisegepäcks zu beschränken. Die Gäste werden gebeten, für Sammeltransporte vom Hotel zum Bahnhof ihr Gepäck bereitzuhalten, änf
dem Bahnsteig sich sclvsl um ihr Gepaa zu kümmern und von den Hausdienern nicht zu erwar- ten, daß sie die Zugverspätungen abwarten. Das Servieren von Speisen und Getränken in Schlaf, zimmern kann nur der Kranke verlangen. Das Hoteltelefon dient in erster Linie den im Hotel wohnenden Gästen. Die Telefonbenutzung durch ortsansässige Restaurantgäste muß möglichst eingeschränkt werden. Auch können Restaurantsgäste nicht erwarten, daß sie z. B. in weiträumigen Lokalen auf örtlichen Anruf an das Hotelteleson geholt werden. Ausnahmen gelten nur für Aerzte, Angehörige des Luftschutzes und sonstige Berufstätige im wichtigen Kriegseinsah. Hotelwäschc kann nur im unbedingt erforderlichen Umfang zur Verfügung gestellt werden. Hunde dürfen im Schlafzimmer nicht ausgenommen werden.
Allgemein werden die Gäste dringend gebeten, vom Verzehr mitgebrachter Speisen und Getränke in den Restaurationsräumen, soweit hierdurch ein öffentliches Aergernis erregt wird, Abstand zu nehmen. Niemand soll auch Vorteil in der Zimmer-, Tisch- oder Getränkezuteilung durch Gewährung von Trinkgeldern an das Personal erwarten. Es ist dies nichts anderes als Bestechung und gefährdet gerechte Behandlung und Bedienung der Gäste besonders dann- wenn diese Trinkgelder vor der Dienstleistung gegeben werden. Die so gestaltete Hotelordnung wird fortan ein Teil des Beberberaunasvertraaes iein.
Bahnbrecher einer neuen Zeit
2um 100. Oeburt8t3A von Karl Ltznr 3M 25. November 1944
Am 3. Juli 1886 brachte die „Neue Badische Landeszeitnng" in Mannheim unter ihren Stadtnachrichten folgende Notiz: „Ein mittelst Ligroin- Gas zu treibendes Velociped der Rheinischen Gasmotorenfabrik Benz u. Co. wurde heute früh auf der Ringstraße probiert und soll die Probe zufriedenstellend ausgefallen sein."
Mit diesen wenigen Zeilen kündigte sich eine der tiefstgreifenden Umwälzungen in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit an, ja geradezu der Beginn eines neuen Zeitalters: des „Zeit- alters der Motorisierung. Denn das von Carl Benz, dem Gründer und technischen L«i- ter der Rheinischen Gasmotorenfabrik, konstruierte „Velociped mit Ligroingas-Betrieb" war in Wirklichkeit das erste praktisch brauch- bareAutomobil der Welt und ist zusam
men mit dem zur gleichen Zeit, jedoch unabhängig von Carl Benz, durch Gottlieb Daimler geschaffenen leichten Schnelläufer-Benzinmotor zum Ausgangspunkt für die heutige weltumspannende Motorisierung deS Verkehrswesens zu Wasser, zu Lande und in der Luft -geworden.
Die Liebe zu selbstbeweglichcn Fahrzeugen jeglicher Art hat Carl Benz sozusagen von Geburt an im Blut gesteckt, denn sein Vater war einer der ersten deutschen Lokomotivführer. Schon als Student an der Technischen Hochschule seiner Geburtsstadt Karlsruhe grübelte der junge Benz darüber nach, wie man die Lokomotive aus ihrer Gebundenheit an starre Schieuenstränge befreien und dadurch den Menschen erst zum wahren Her- ren über Raum und Zeit machen könne. Bald wurde ihin klar, daß die Dampfmaschine, weil viel zu plump und schwer, zum Antrieb eines Fahrzeugs, wie es ihm vorschwebte, niemals in
Frage kommen konnte. Er wandte sein Interests deshalb den eben aufkommenden Verbrennungsmotoren zu und konstruierte einen Zweitakter, der so vorzüglich arbeitete, daß zu seiner serienmäßigen Herstellung 1884 eine eigene Fabrik ins Leben gerufen wurde.
Jetzt erst, wirtschaftlich gesichert und von den drückendsten Sorgen um das tägliche Brot befreit, konnte Carl Benz sich ganz auf die Verwirklichung seines Lebenstraums konzentrieren. In einem gegen jedermann streng abgesperrten Raum der Fabrik begann im Lauf des Jahres 1885 Stück für Stück Gestalt anzunehmen, was er in zahllosen durchwachten Nächten ergrübelt, errechnet und mit dem Zeichenstift festgehalten hatte. Von Anfang an hatte er sich zum Ziel gesetzt, ein wirkliches „Automobil" zu schaffen, nicht bloß , eine nachträglich motorisierte Pferdekutsche. Deshalb konstruierte er auch das Fahrgestell von Grund aus neu und verschmolz es mit der Kraft- anlage zu einer organischen Einheit. Den Motor, einen wassergekühlten Einzylinder von ca. V«P8, ordnete er im Heck an und ließ ihn über eine Reibungskupplung und ein bereits verblüffend ' modern durchgebildeteS Ausgleichsgetriebe auf die . Hinterräder arbeiten. Am 29. Januar 1886 erhielt Carl Benz auf seine Konstruktion das be- . rühmt gewordene DRP. Nr. 37 435: den „Geburtsschein" des Automobils. Unermüdlich, buch- , stäblich Tag und Nacht, arbeitete der Erfinder ' an der Weiterentwicklung seines „Patent-Motorwagens". Bald stellten sich auch die ersten Käufer ein, deren Zahl rasch dermaßen anschwoll, daß die Fabrikation mit der Nachfrage kaum Schritt halten konnte. Zu den Personenkraftwagen tra« ten im Lauf der Zeit Nutz- und Spezial-Fahrt zeuge aller Art, Bootsmotoren, Luftschiff, uni Flugzeug-Motoren. Binnen knapp zwei Jahr, zehnten entwickelten sich die Benz-Werke zur größt ten Automobil, und Motoren-Fabrik Europas:
Carl Benz aber blieb trotz aller Erfolge deij gleiche einfache und bescheidene, nur seiner Arbeit und seiner Familie lebende Mensch, der er von Anbeginn an gewesen war. Mit seiner Frau Berta lebte er in glücklichster Ehe, seine beiden Söhne Eugen und Richard erzog er sich schon in jungen Jahren zu zuverlässigen und verantwortungsbewußten Mitarbeitern. Viele Ehrungen wurden ihm im Laufe seines langen Lebens zuteil. Als er am 4. April 1929 im ge- segneten Alter von 85 Jahren für immer die Angen schloß, trauerte an seiner Bahre die gesamte Kulturwelt. Sein Name aber wird weiterleben, solange Kraftwagen über die Straßen der Erde rollen! De. llsn- Wolrereckc
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Olaf hatte Reni eben aufs Neue das Glas gefüllt, da erkannt sie voller Schrecken, daß die Uhr auf seinem Handgelenk schon aui neun wies. Sie sprang aus.
..Was ist denn, — was haben Sie. schöne 'Renata?" rief Russelt. der sich bereits Olafs Anrede zu eigen gemocht Han
„Olaf. — die Mappe. — du weißt doch." stammelte Reni erschrocken. „Ich muß jetzt zur Pod- bielski-Allee, so schnell wie möglich "
„Aber Renata, Sie werden doch unsere schöne Gemütlichkeit hier nicht stören wollen!" ries nun Stensen beschwörend. „Wegen einer Moppe aus solchem edlen Kreise weglaufen zu wollen — das ist geradezu eine Beleidigung Olaf, sprich doch ein Machtwort."
Olaf hatte Reni sanft aus ihren Platz zurückgezogen. „Bleib doch ruhig. Kleines " slnsterie er. „Du siehst doch, hier sind lau er ehrliche Menschen, Deiner Mappe passiert nähe!"
„Aber der Amtsrat... er erwartet mich doch,' wandte Reni ängstlich ein.
.Bewahre. Kindchen, heute abend ist es sowieso zu spät! Du kannst doch nicht ui» HBd zehn in ein fremdes Haus hineinlchneien. nicht wahr? Nein, du behältst jetzt die Mappe hübsch bei dir. und morgen in aller Frühe ruft» du den Amtsrat an. und dann bringst du ihm seine Sachen."
Diese Lfgik wirkte einleuchtend. Reni ließ üch beruhigen. Sie genoß jetzl bedenkenlos die glückliche Stimmung, sie ließ sich von Olas liebkosen und verwöhnen, Russelt machte ihr den Has. und Stensen rief ihr fortwährend Scherzmor e zu. War es nicht herrlich heute abend — durste sie nicht glücklich sein, durch Olaf in dielen lustigen Kreis ausgenommen worden zu sein?
Sie sah jetzt nicht mehr aus die llhr, und auch der Wirt.schien es mit dem Lokalschluß nicht allzu genau zu nehmen. Der Kellner kam eilig durchs Zimmer, er stellte neue Gläser auf, flüsterte mit Stensen. Dann wurde eisgekühlter Whisky gebracht. echt schwedische Ware, wie Russelt versichert, es war der Rest einer Flasche, die Stensen zu seinem Geburtstag von zu Hause erhalten hatte. Jetzt stieg die Stimmung infolge des unge: wohnten Alkoholgenusses auf den Höhepunkt.
Bor Renis Augen verschwamm alles zu einem Nebel. Olafs lachendes Gesicht schien bald unheimlich groß, bald schattenhaft fern zu sein, und die Gesichter der andern tanzten verschwommen um sie herum. Sie merkte, daß die andern schließlich aufstanden. Auch sie erhob sich, es ging ganz leicht, sie brauchte nicht einmal Olafs Arm, den er stützend um sie legte. Dunkel erinnerte sie sich, daß da doch etwas Wichtiges war. was sie mitnehmen mußte, — natürlich! Sie griff danach, klemmte den kostbaren Gegenstand fest unter ihren linken Arm, — jetzt konnte es losgehenl
Lachend, scherzend und singend kam man zur U-Bahn und erreichte gerade noch den letzten Zug. Am Wittenbergplatz stiegen die Russelt» und Stensen aus, Olaf und Reni fuhren weiter plötzlich sehr müde, eng aneinandergelehnt.
Der Zug hielt an der Bmowstraße, hier spranz. Olaf auf und zog Ren! hastig hinter sich he« „Sind wir denn schon da?" fragte sie schlaftrunken.
,Za, gleich sind wir da, Liebes," antwortete er zärtlich, und leiser fügte er hinzu: „Bei mir.'
Er führte Renl durch die dunklen Straßen, bis sie das Haus in der Zietenstraße erreicht hatten, wo Olas ein möbliertes Zimmer bewohnt«. Erstaunt, zögernd blieb Reni auf der Türschwelle stehen.
Sie war wieder ganz wach gewprden, nur noch ein wenig benommen und schwer vom Wein. „Aber Olaf, — was wollen wir denn hier? Hier wohne ich doch nicht!"
Olaf hatte schon die Haustür aufgeschlossen, er zog Reni in einen -großen, dunklen Treppenflur. „Du nicht, Liebes, — aber ich wohne hier!" flüsterte er. „Endlich habe ich heute einmal die Wohnung für mich. — meine Wirtin ist auf Ihrem Wochengrundstück und kommt erst morgen zurück. Renatlein, — wir beide sind hier ganz alleinl'
Reni erschrak ein wenig, sie wich zurück. „Aber Olaf, — wie denkst du dir das? Ich muß doch nach Hause gehen. Was soll meine Schwester denken?"
Aber Olaf zog sie nur näher an. „Mädelchen,
— wie töricht du bist! An deine Schwester denkst du, — an mich denkst du nicht! Hast du vergessen. daß ich morgen schon fort muß? Daß dies meine letzte Nacht in Berlin ist? Ich denke, du hast mich lieb. Reni?"
Reni versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, aber es wollte ihr nicht gelingen. Alles um sie erschien ihr wie ein Traumnebel. Warum sollte sie nicht noch eine Stunde mit Olaf zu- sammensein, wo er morgen doch fortsahren mußte. Daran konnte schließlich nichts Unrechtes sein. Und die Lokale hatten ja doch schon alle geschlossen.
„Also gut, ein wenig kann ich ja bei dir blei- ben," sagte sie nach einigem Zögern.
Stumm ließ sie sich von Olaf eine halbdunkle Treppe hinaufführen, hier schloß er eine Korridortür aus, sie traten in einen engen, altmodisch ausgestatteten Vorplatz.
Olas nahm Reni behutsam den Hut ab und hängte ihn an den Garderobenständer.
„Nun komm, laß dir den Mantel ausziehen. Kleines! Warum hast du denn den linken Arm immerfort so krampfhaft an dich geklemmt? Was hältst du denn dort so unwandelbar fest?"
Reni schrak auf. Plötzlich sie! >hr alles wieder ein. „Was ich dort halte? Die Mappe Natürlich,
— Gott sei Dank, daß sie noch da ist!" Haltig tzriss sie mit der Rechten z». sie zog hervor, was sie dort festgehalten hatte. -- aber ach! es war keineswegs die Mappe, es war der Aiternslrauß, den sie immerfort treu behütet aus diese Weise bis in die Zietenstraße.gebracht hatte.
Olaf brach in ein ausgelassenes Lachen aus.
„Ausgezeichnet hast du das gemacht. Kleines, wirklich glänzend! Lieb war das von dir. daß du meinen Strauß so wohl verwahrt hast! Aber nun gib ihn Herl Ich will ein übriges tun und ihn ins Wasser stellen!" Er ging aus die Zimmertür zu und wollte Reni hinter sich herziehen.
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