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Donnerstag, den 11. September Mi
Die Einschließung von Petersburg
Durch das Vordringen der deutschen und finnischen Truppen ist der Verteidigungsraum von Petersburg derart verengt, daß er nach den Landseiten nur noch 25 Kilometer vorwärts der Stadtgrenzen umfaßt, während am Ladogasee nach Osten wie an der Kronstädter Bucht des Finnischen Meerbusens nach Westen noch kleine Küstenstriche offen sind. Daraus können aber die eingeschlossenen Verteidiger wenig Nutzen ziehen, da irgendwelcher Nachschub über See nicht nach Petersburg gebracht werden kann, während die Seeverbindung über den Ladogasee stark beschränkt ist und ihr vor allem auch die notwendigen Anschüsse nach dem Innern der Sowjetunion fehlen, so daß irgendwelche nennenswerte Unterstützung auch auf diesenk Wege für die eingeschlossenen Verteidiger und die Stadt nicht erwartet werden kann. So stellt sich die Lage von Petersburg heute dar. Es ist eine Stadt von mehr als drei Millionen Einwohnern. Dazu kommen noch mehr als eine Million Verteidiger, deren Ernährung ohne Zufuhr von außen überaus große Schwierigkeiten in sich birgt. Mit der Abschneidung von Petersburg ist auch die Nachschub- bafis für die Außenposten der Sowjets an der Ostsee, also die Stützpunkte in Hangö auf finnischem Boden und auf den baltischen Inseln Oesel, Dagö und Moon entscheidend beeinträchtigt.
Im weiteren Vordringen in Richtung Petersburg rollten in ven vergangenen Tagen deutsche Panzerkraftwagen. Geschütze und Fahrzeugkolonnen über eine breite Prunkstraße, die von den Sowjets für repräsentative Truppenparaden angelegt worden war. Wie Bewohner der nahegelegenen Orte aussagten, hatte der bolschewistische General Woroschilow noch Anfang Juni hier die Parade vorbeimarschierender Truppenteile, vorbeirollender Geschütze und Panzerkampfwagen abgenommen. Diese Triumphstraße, die von klotzigen Verwaltungshäusern der Sowjets und von den Büsten Marx', Lenins und Stalins gesäumt ist, sollte — so hatte Woroschifow in seiner damals gehaltenen Rede betont — eine sowjetische „Siegesallee" werden. Die Erfolge der deutschen Truppen haben dieses anmaßende Wort umgekehrt. Von dem Siegesrausch der Sowjets sind nur die kläglichen Kulissen übriggeblieben.
Stets verräterisch und unzuverlässig
Rundfunkaukruf Tauners
DNB Helsinki, 10. Sept. Der Mehrheitssozialistenführer und ehemalige Ministerpräsident Tann er erließ über den finnisch» Rundfunk einen Aufruf, in dem es u. a. heißt:
Im Laufe seiner kurzen Machtperiode hat der Bolschewismus sowohl in seiner inneren als auch in seiner äußeren Politik zahlreiche Verwandlungen durchgemacht. Auch sein wirtschaftliches System ist durch das Aufgeben eines Experimentes und den Sturz in ein anderes gekennzeichnet gewesen. In einer Beziehung ist aber der Bolschewismus beständig sich gleich geblieben. Er ist stets verräterisch und unzuverlässig gewesen. Ein jeder, der es versucht hat, mit ihm in Berührung zu kommen, hat sich am Ende getäuscht. Heutzutage dürste es aber dem Bolschewismus unmöglich sein, noch jemanden irrezuführen. Sine Früchte liegen vor aller Augen. Die Bevölkerung der Sowjetunion lebt, trotz der Naturreichtümer des Landes, in elenderen Verhältnissen als die irgend eines anderen Landes. Als Ausfuhrware hat der Bolschewismus gleich einem ätzenden Gift gewirkt, überall Störungen und Verwirrung hervorgerufen. Die Arbeiterschaft hat er in vielen Ländern in untereinander kämpfende Gruppen zersplittert und auf diese Weise ihren Einfluß geschwächt.
Wegen seiner riesenhaften militärischen Aufrüstung und seines imperialistischen Expansionsfanatismus ist der Bolschewismus' schließlich zu einer wirklichen Gefahr für den Weltfrieden und die Existenz der Völker geworden. Der zurzeit geführte Krieg hat erwiesen, wie riesige Rüstungen dieser „Vorkämpfer des Friedens" sich angelegt hatte. Die Zukunft der Menschheit verlangt es unbedingt, daß ein derartiges verderbenbringendes System vernichtet wird. Wenn es nicht gelingt, wird die bolschewistische Lehre die europäische Kultur vernichten.
Die Verschleppung der Wolgadeutschen
Berlin, 10. Sept. Die Maßnahme der Verschickung der Wolgadeutschen nach Sibirien wird in dem Erlaß Kalinins damit begründet, daß sich „laut zuverlässige« Informationen" unter den Wolgadeutschen Tausende, wenn nicht Zehntausende von Mitgliedern der „Fünften Kolonne" befänden, die auf ein deutsches Signal hin Sabotageakte verüben würden. Da niemand unter de» dortigen Deutschen die Sowjetbehörden auf die Anwesenheit dieser unsicheren Elemente aufmerksam gemacht habe, sehe man, daß die deutsche Bevölkerung der Wolgarepublik die Feinde der Sowjetunion decke.
Die Wolgadeutschen werden in den Bezirk von Nowosibirsk, das Altai-Gebiet und die Kasakstan-Republik gebracht werden. Die Zahl der Wolgadeutschen beträgt nach sowjetischen Meldungen rund 400 000. Die Maßnahme wird amtlich als Umsiedlung bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich natürlich nicht um eine geregelte Umsiedlung, die während des jetzigen Krieges rein technisch nicht durchgeführt werden könnte, sondern um eine grausame Verschleppung von 400 000 Volksdeutschen nach Sibirien, wo sie einem völlig ungewissen Schicksal entgegengehen.
Es muß ganz besonders hervorgehoben werden, daß das Deutschtum an der Wolga — wie das Deutschtum in Rußland überhaupt — sich von der ersten Zeit seiner Entstehung an bis zur Gegenwart als außergewöhnlich starker Kulturträger und als produktiver und für die Ernährung größter Gebiete wesentlicher schöpferischer Faktor bewährt hat. Die Wolgadeutschen waren immer ein ausgesprochen unpolitisches Bauernvolk. Trotz ihrer ruhigen Haltung wurden sie schon im Weltkrieg von der zaristischen Regierung bitter verfolgt; das bolschewistische System bot einen ganzen Spezialapparat auf, um sie ihres wohlerworbenen Landbesitzes, auf den vor allem man es abgesehen hatte, zu berauben.
Die verbrecherisch befohlene Aussiedlung nach Sibirien bedeutet nichts anders als die kaltblütig gewollte endgültige Vernichtung eines wertvollen Bauernvolkes, dem keine andere Schuld nachgewiesen werden kann als seine Tätigkeit, seine Lebenskraft und seine deutsche Stammeszugehörigkeit. Das allein ist die erschütternde Wahrheit. Die dünnen Gründe, mit denen man in Moskau das Verbrechen zu bemänteln versucht, das Zweckmärchen von der 5. Kolonne und von der angeblichen Wirksamkeit Tausender deutscher Saboteure, ist zu abgenutzt; es hat schon zu oft zur Begründung des jüdisch-bolschewistischen Blutterrors und feiner ungezählten Verbrechen herhallen müssen.
Coventry eine Geisterstadt
DRV Eens, 10. Sept. In einer Schilderung über das Leben in Coventry, die die „Daily Mail" veröffentlicht, heißt es unter anderem, es gebe heute noch in Coventry Stadtteile, durch die sich der Verkehr hindurchschlängele „wie ein Touristenomnibus durch die alten, geschichtlichen Stadtruinen der Welt". Coventry unterscheide sich kaum von diesen Geisterstädten. Wenn man in der Stadt stehe, so schreibt das Blatt, scheine die Aufgabe, sie wieder aufzubauen, ein mehr als gewaltiges Vorhaben. Man müsse schon blind sein, wolle man behaupten, daß das Leben in Coventry normal sei. Ein normales Leben in einer Stadt,
F
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
die so stark unter den deutschen Luftangriffen gelitten habe, sek nicht möglich. Auch in Birmingham hörte man Klagen darüber, daß die Luftangriffe das geschäftliche Leben der Stadt stark beeinträchtigt hätten.
England rühmt sich des Bombardements in Eondar
DNB Mailand, 10. Sept. Die Empörung über die Bombardierung des Lazaretts von Eondar ist durch das zynische Eingeständnis des Londoner Nachrichtendienstes gesteigert worden, der diese Luftangriffe auf wehrlose Verwundete und Krankenschwestern offen zugab. Es ist das erste Mal in der Kriegsgeschichte, so erklärt „Gazzetta del Popolo", daß ein Land den vorsätzlichen Angriff auf ein Lazarett eingesteht und sich damit noch rühmt, dort Schäden und Tote verursacht zu haben. Hier handelt es sich um ein vorsätzliches Verbrechen. Der Zynismus der Engländer, so bemerkt „Corners della Sera", ist nicht mehr zu Lberbieten.
Zentrale sür Intrigen und Spionage
Verdächtige Geschäftigkeit Duff Coopers im Fernen Osten
Tokio, 10. Sept. (Ostasiendienst des DRV.) In einer dringenden Warnung vor der Aktivität Duff Coopers im Fernen Osten fordert „Jomiuri Schimbun", daß man die Tätigkeit des früheren britischen Jnformationsministers mit allergrößter Wachsamkeit verfolge. Duff Cooper habe der Presse gegenüber eklärt, daß er beabsichtige, im Fernen Osten ein sogenanntes „Intelligence Office" wahrscheinlich mit dem Sitz in Singapore ins Leben zu rufen, um die Verhältnisse Ostasiens genauer zu studieren und Englands Kampfkraft im Fernen Osten zu verstärken. Es sei zwar nichts näheres über die Struktur und das Aufgabengebiet dieses neuen britischen Organs bekannt. Man dürfe jedoch kaum fehlgehen in der Annahme, daß hier ein Hauptquartier für Englands Ränkespiel und seine unterirdischen Manöver im Fernen Osten geschaffen werden solle Japan müsse die Geschäftigkeit Loopers auf das aufmerksamste verfolgen und gegenüber der britischen Absicht, hier eine Zentrale für Intrigen und Spionage auf breitester Grundlage zu schaffen, entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Cooper sei es gewesen, der im Frühjahr die Gerüchte über die „Fernostkrise" fabrizierte mit der Absicht, eine Einkreisungsfront gegenüber Japan zu schaffen.
Knox contra Roosevelt
In den Wochen vor seiner dritten Wahl zum Präsidenten kannte Roosevelt nur eine Parole, die er in immer neuen Varianten wiederholte: „Wir bleiben aus dem Krieg heraus!" „Europa soll seinen Krieg allein machen!" „Unsere Jungen werden nicht über den Ozean geschickt!" Diese Tendenz entsprach voll und ganz dem Willen der USA.-Wähler, und deshalb gaben sie dem Kandidaten Franklin Delano Roosevelt abermals ihre Stimme. Nach der Wahl aber gab es ein böses Erwachen.
Der alte, neu erstandene Präsident verlor keine Minute, denn schon die N e u j a h r s b o t s ch a f t, die er am 6. Januar 1941 an den Kongreß richtete, war eine offeneundunoerblümte Kriegsrede und sie schloß mit den Worten, daß Nordamerikas höchstes Ziel der Sieg sei — nämlich derSiegEnglands.
Churchill vor dem Unterhaus
Die ernsten Gefahren noch nicht zu Ende
DRV Berlin, 10. Sept. Churchill gab am Dienstag nachmittag dem Unterhaus einen Ueberblick über die Kriegslage. Er tat es mit dem bei ihm gewohnten Mangel an Wirklichkeitssinn, kam zum Schluß aber doch zu dem Bekenntnis: „So weit sind wir auf der Straße der Schrecken gekommen, die wir gewählt haben". Er erinnerte sich wohl in diesem Augenblick daran, daß es in diesen Tagen wenig mehr als zwei Jahre her ist, seit England dem Reich den Krieg erklärte. Und diese zwei Jahre waren für die anmaßenden und überheblichen Plutokratien eine Straße des Schreckens. Daran ändern auch nichts die sogenannten „Erfolge", die Churchill aufzuzählen wußte: daß England seine Lage in Palästina und Irak befestigt, die Kontrolle über Syrien übernommen, für die Sicherheit Cyperns gesorgt und „durch einen schnellen und tatkräftigen Feldzug in Persien" dem bolschewistischen Alliierten die Hand gereicht habe. Das alles sind keine Erfolge gemessen an denen, die die deutsche Wehrmacht in diesen zwei Jahren errungen hat. So hat denn Churchill allen Grund zu der Feststellung: „Der Krieg ist unerschöpflich in seinen Ueber- raschungen, — und sehr wenige von diesen Ueberraschungen sind von angenehmer Natur."
Die blaue Division aus dem Wege zur Ostfront
Die Freiwilligen tragen die Uniform der deutschen Wehrmacht mit den spanischen Farben am Stahlhelm.
(PK. Bauer, Presse-Hoffmann, ZanderM.-K.)
Roosevelt hatte es nicht mehr nötig, vorsichtig zu sein. Er sprach offen aus, was er seit Jahren gedacht, geplant und zielstrebend verfolgt hatte, was er aber nicht offen äußern konnte, solange sein dritter Einzug ins Weiße Haus nicht feststand. Nun aber war er für vier Jahre von allen innenpolitischen Fesseln befreit. Nun konnte er mit den „peace mongers", den „Friedensschiebern", wie man die vernünftig Denkenden und Fühlenden in den Vereinigten Staaten heute nennt, noch rücksichtsloser verfahren als bisher schon. Er stempelte alle Senatoren und Abgeordnete, Erfinder und Pioniere, die ihrem Lande seit Jahren treu gedient hatten und jetzt noch wagten, die Kriegspolitik des Präsidenten offen anzugreifen, zu „Naziagenten", z« „Hitlerknechten und zu Mitgliedern der „Fünften Kolonne". Da wurde sogar die Kriminalpolizei mobil gemacht, und wer in Briefen an den Präsidenten oder an die Zeitungen eine „unerwünschte Tendenz" vertrat, wurde von seinem Polizeirevier in Kenntnis gesetzt, daß sein Name in die Liste der „Verdächtigen" eingetragen worden sei. Einem bekannten demokratischen Senator, also einem Parteigenossen Roosevelts, der das Englandhilfsgesetz im Senat bekämpft hatte, wurde öffentlich vorgeworfen, daß er dem Diktator Hitler geholfen habe, die Englandhilfe um 57 Tage zu verzögern" und daß er der „Feldmarschall Adolf Hitlers in der Schlacht von Washington" gewesen sei.
Die Opposition schwieg aber nicht still. In Neuyork und namentlich in den Städten des Westens gab es Demonstrationszügs gegen den von Roosevelt eingeschlagenen und befohlenen Kurs. „Haltet Amerika aus dem Vlutgeschäft heraus", das war die Ueberschrift eines der Plakate, die immer wieder den Protestlern vorangetragen wurden. Die Plakate enthielten nichts anderes als die Parolen, die Roosevelt im vorigen Jahre, als er noch im Wahlkampf stand, selbst herausgegeben hatte. Die Rundfunksender des mittleren Westens erfanden für die dortige Opposition einige populäre Figuren, wie beispielsweise die Gestalt des George Spelvin, der in einem „Tatsachenbericht" über seine „Vernehmung" durch den Washingtoner parlamentarischen Unterausschuß seinen „Richtern" zurief: „Ich begrüße es lebhaft, daß man mich hierherbestellt hat, um Ihnen als hundertprozentiger Bürger klar zu machen, wie ich die Dinge sehe. In Europa sollen sie doch tun, was sie wollen. Zur Hölle mit allen Fremden. Ich habe es satt, davon zu hören und im übrigen ärgere ich mich darüber, immer gleich als Angehöriger der Fünften Kolonne verdächtigt zu werden." Auf diese Gesamteinstellung des nordamerikanischen Volkes zielte Roosevelt stets von neuem ab, wenn er immer wieder seine Tendenz- und Zwecklügen über den Krieg, über Deutschland, über die Diktatoren und über die Rolle des nordamerikanischen Volkes in Umlauf setzte.
Das ist auch der Hintergrund, vor dem jetzt der neue niederträchtige Lügenrekord mit dem „Ereer"-Zwischenfall abläuft. Roosevelt erweist sich immer mehr als ein politischer Betrüger allerstärksten Kalibers. Es ist gar nicht nötig, diese Erkenntnis mit unseren eigenen Argumenten weiter zu untermauern. Das hat nach Meldungen aus Neuyork der frühere USA.-Senator Holtin ausgezeichneter Weise für uns getan. Er greift nämlich einige Reden auf, die der Marineminister Knox gegen Roose- welt gehalten hat, als er noch nicht im Kabinett war, sondern
Das sprach er mit Bezug auf die „S ch l a ch t i m A t l a n ti k". „Wir wollen kein leeres Gerede darüber hören, daß die Schlacht im Atlantik bereits gewonnen sei", meinte er angesichts der mehr als 13 Millionen Vruttoregistertonnen Handelsschiffsraum, die dieser Krieg das Jnselreich gekostet hat. „Es wäre sehr verrückt, anzunehmen, daß die ernsten Gefahren, die uns bedrohen, bereits zu Ende sind. Der Feind hat eine größere Zahl von U-Booten und eine größere Menge von Fernkampfflugzeugen eingesetzt als je zuvor, und wir müssen uns auf weitere Verstärkungen vorbereiten."
Auch die Freude über den „bewundernswerten Widerstand der sowjetischen Armeen" ist mit einem bitteren Wermuthstropfen gemischt: Der neue Alliierte braucht Hilfe! „Der Bedarf ist dringend und die Zeit drängt", muß Mister Churchill dem Unterhaus erklären. „Ein beträchtlicher Teil der sowjetischen Rüstungsindustrie und der Eisen- und Stahlerzeugung ist in die Hände des Feindes gefallen." Das hat für England peinliche Folgeerscheinungen: „Wir müssen uns auf dem Gebiet der Munitionsversorgung auf ernsthafte Opfer gefaßt machen, um den sowjetischen Bedarf zufriedenstellen zu können. Wir müssen bereit sein, beträchtlich geringere Sofortlieferungen aus USA. zu erhalten, als wir angenommen hatten."
Churchill kam dann zu sprechen auf die „begrenzenden Faktoren" der Hilfe an die Bolschewisten, d. h. der Schwierigkeiten, die sich deren ausreichender und rechtzeitiger Belieferung entgegenstellen, und legte in diesem Zusammenhang ein uneingeschränktes Eingeständnis ab, daß nicht „deutsche Machenschaften" den Grund zu dem britisch-sowjetischen Ueberfall auf Iran bildeten, sondern „die unangefochtene Kontrolle der Verbindungswege von Vasra zum Kaspischen Meer". Von dort aus nämlich könnten die amerikanischen Zufuhren in die Sowjetunion gebracht werden. Es bleibt abzuwarten, wie weit das möglich ist; denn schon jetzt macht Churchill Bedenken geltend und spricht von „gewissen Grenzen".
Churchill ging diesmal auch auf sein Zusammentreffen mit Roosevelt in jener geheimumworbenen Bucht des Atlantik ein, wo nach dem gemeinsamen Choral „Streiter Christi" die bereits genügsam gekennzeichnete Reklame-Verlautbarung der allejnseeligmachenden Demokratie verkündet wurde. Wie bekannt, haben sich die Einwohner verschiedener britischer Kolonien erkühnt, diese verheißungsvolle Botschaft auf sich zu beziehen; so richteten z. B. die Vertreter des von den Engländern seit Jahrhunderten ausgebeuteten und geknechteten indische» Volkes an den mitbeteiligten Roosevelt die Anfrage, ob auch sie die in Aussicht gestellte Freiheit und Selbständigkeit erhalten sollten. Churchill beugt nun vor. Er stellt fest, daß die Atlantik- Erklärung mit dem Freiheits- und Selbständigkeitsstreben der Glieder des Empires gar nichts zu tun hat! Sie ist „ein Ereignis von vollständig anderer Art". „Es würde in diesem Augenblick für uns unklug sein", meint er, „Diskussionen darüber anzustellen, wie wir mit den mannigfachen Problemen, die uns nach dem Kriege gestellt werden, fertig werden." Das gilt für Indien, Burma und andere Gebiete des britischen Empires. Bei der Atlantik-Begegnung hatte man nur das „Nazi- Joch" im Auge, und „dies ist ein Problem, welches nichts zu tun hat mit der fortschrittlichen Politik der Gewährung von Einrichtungen der Selbstverwaltung an die der britischen Krön» untertänigen Völker". Was das bedeutet, darüber werden siH die Inder und Burmesen, die Buren und Araber und andere kleinere Untertanen der britischen Krone keiner Illusion h>"- qeben. Sie haben ihre Erfahrungen mit der „fortschrittlichen Politik" Englands und wissen britische Versprechungen und Verlautbarungen nach der Art des Atlantik-Bluffs gebührend eni- lf,«schätzen — genau wie das deutsche Volk genug hat an den 11 Punkten Wilsons.