Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
5 . Seite — Nr. 210
Montag, den 8. September 1941
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Petersburg und Kronstadt. (Kartendienst Erich Zander, M.) - Rechts: Das ist die Bahnlinie Moskau Petersburg, die bei einem wichtigen Knotenpunkt von unseren Truppen nach hartem Kampf genommen wurde. (PK. v. d. Piepen, Presse-Hoffmann, Zander-M.-K.)
„PlanrnStzig-
Kaum ein Wort ist in den Berichten unseres Oberkommandos der Wehrmacht so häufig erschienen wie das bescheidene und doch so vielsagende Wörtchen „planmäßig". Es wurde besonders angewandt in Tagen und für Kampfabschnitte, wo unsere militärische Führung aus triftigen Gründen sich nicht in ihre Karten sehen lassen wollte und deshalb die Nennung von Orten und sonstigen geographischen Bezeichnungen unterließ. Dabei konnte man häufig aus gewissen Anzeichen erkennen, daß der Feind über die wirkliche Lage an den Fronte^. nicht genau unterrichtet war und aus der Verschleierung mit diesem Wörtchen auch keine Anhaltspunkte über die Absichten unserer Führung herauslesen konnte. Stets aber war damit die Tatsache verbunden, daß sich neue operative Entwicklungen anbahnten, die in lakonischer Kürze durch die feinen Steigerungen von „planmäßig günstigem Verlauf und weiterem erfolgreichen Fortschreiten der Operationen" bestätigt und schließlich durch eine Sondermeldung mit neuen überragenden Erfolgen gekrönt wurden. Unseren Feinden muß dieses Wort oft auf die Nerven gegangen sein, man merkte es daran, was mancher Stratege in London, Moskau oder Washington in dumpfen Ahnungen schrieb. Als sich eine Zeit- lang dieses Wort, meist im ersten Satz des OKW.-Verichtes, gar zu lange und verdächtig wiederholte, versuchte die feindliche Propaganda mit faustdicken Lügen über eigene „Siege" von den durch die deutschen Waffen sich vollziehenden neuen schweren Ver- nichtungsfchlägen abzulenken. Wir in der Heimat haben uns längst daran gewöhnt, in gelassener Ruhe und Zuversicht die Auswirkungen der planmäßig eingeleiteten und planmäßig verlaufenden Operationen abzuwarten.
Die Briten und alle ihre Helfer und Helfershelfer haben im Zuge ihrer Einkreisungspläne uns diesen neuen Krieg aufge- zwungen. Aber er ist von ihrer Seite aus betrachtet völlig planwidrig verlaufen, wie der Stand der Eesamtlriegslage eindeutig ausweist. Daran ändern auch nichts ihre sogenannten „planmäßigen" Rückzüge aus Narvik, Namsos, Andalsncs und vom Piräus, auch nicht der „glorreiche" Rückzug aus Dünkirchen, ebensowenig der sogenannte „planmäßige und geordnete Rückzug" Vudjennys über den Dnjepr. Der Verlust der Bolschewisten von mehr als 1 ^ Million Gefangener, von über 14 OVO Panzern, über 15 VOO Geschützen und über 11 VOO Flugzeugen — Zahlen, die in -solchem Ausmaß zum ersten Male in der gesamten Kriegsgeschichte erscheinen — dürfte allerdings auch recht planwidrig sein. Die Entschlüße unserer militärischen Führung und deren weitere erfolgreiche Durchführung durch unsere Wehrmacht und in der Heimat aber werden ebenso planmäßig für die Reuordnung der Beziehungen unter zivilisierten Staaten sorgen.
Schlacht der Schlagzeilen
Churchills Lügenhilfe für Moskau und ihre neuesten Leistungen
NSK Seit den Tagen der britischen „Earantie"-Erklärungen für ein gutes Dutzend europäischer Staaten hat die Welt sich an allerlei Erscheinungsformen der britischen „Hilfeleistung" gewöhnen müssen. Von Piratenüberfällen in norwegischen Fjorden bis zur überstürzten Abreise aus Kreta sind so ziemlich alle Formen erfolgloser Demonstrationen zum Nachteil des jeweiligen Bundesgenossen durchexerziert worden.
Seit der Ostfeldzug begann, ist man in London offensichtlich wieder auf der Suche nach einer geeigneten Art der „Hilfeleistung" für den Moskauer Freund. Nach neuen militärischen Lorbeeren scheint es Churchill in diesem Falle freilich nicht zu dürsten. Diesmal ist es vielmehr Churchills ureigenstes Schlachtfeld, auf dem er nun seit Wochen mit verdächtig wachsendem Eifer seinem bedrohten Freund zu Hilfe eilt: in der „Schlacht der Schlagzeilen" — ein Wort aus seinem Munde — stellt er seinen Mann.
Hier bewährt sich der alte „Morningpost"-Reporter als wahrer Stratege: stets, wenn es dem Freunde besonders dreckig geht, werden die Tore der britischen Publizistik doppelt weit geöffnet, und mit der wackeren Hilfe der nordamerikanischen Spießgesellen wird die Welt mit einem Meldungsschwall überschüttet, der ihr den Atem nehmen und den Verstand vernebeln soll. Manche dieser Lügen-Großaktionen im Zeichen der anglo-sowjetischen Bündnistreue sind bereits in die Geschichte eingegangen, wie etwa der Fall Smolensk oder die Ereuelattacke gegen die deutschen Soldaten, die vor etwa vierzehn Tagen gestartet wurde.
Nun haben die Churchillschen Lügengeschütze schon wieder ein neues Trommelfeuer eröffnet — für uns ein gutes Zeichen dafür, wie schlecht es in Moskau wieder einmal aussieht. Diesmal ist es eine „riesige Sowjetoffensiv e", die dem erstaunten Leserpublikum angelsächsischer Blätter als geistige Nahrung und dem Moskauer Bundesgenossen als Ersatz für Waffenhilfe dargeboten wird
Die amerikanische Agentur „United Preß" und das Londoner «Exchange"-Vüro sind die geschäftigen Zwischenträger, die Churchills Weisheit in die Weltpresse tragen und nicht mehr und nicht wckkiger verkünden, als daß eine „Armee unter General Konjeff bei Vobruisk, ungefähr 320 Kilometer südwestlich Smo- ^usk zum Angriff vorgegangen" und daß — nach bewährtem Muster — Gomel von den Sowjets „wiedererobert" worden fei. Diese Mitteilung wird in Moskau, das in bezug auf die -iandoperationen sehr vorsichtig geworden ist und seit Tagen nur noch davon spricht, daß „an der ganzen Front Kämpfe statt-
Sowjetische Zerstörungswut
Unsere Bilder zeigen (oben) die Kathedrale von Viipuri (Wi- borg), ausgenommen 1939 vor der Besetzung der Karelischen Hauptstadt durch die Sowjets, und (unten) wie die finnischen Truppen die Kathedrale nach der Wiedereinnahme Wiborgs am 20. August 1941 vorfanden. (Associated Preß, Zander-M.)
finden", um so mehr Ueberraschung hervorgerusen haben, als diese „Angriffe" sich zum Teil bereits bis etwa 200 Kilometer hinter den deutschen Linien abgespielt haben müßten!
Churchill hat kein Glück mit seinen Schlachten. Er hat''die Schlacht in Flandern verloren, die Schlacht in Norwegen, di'e Schlacht auf dem Balkan, die Schlacht auf Kreta.
Jetzt ist ihm nichts anderes mehr übrig geblieben als die „Schlacht der Schlagzeilen". Wie lange wird sich die Welt diese „Schlacht" noch gefallen lassen?
3m Rüfiungszenlrum der Ukraine
Kampf um das größte Jnduftriewerk der Ukraine
Von jj-Kriegsberichter Dr. Achim Holtz
DRV__ 5. Sept. (PK.) Dieses ganze Land ist so unendlich!
Wogende Kornfelder und riesige Wälder, durchzogen von baumlosen Straßen und breiten Strömen. Seit wir jene schweren Gefechte von Taraschtscha hinter uns haben, bei denen unsere jj- Division sieben feindliche Divisionen vernichtete, sind wir in eine Gegend gekommen, die uns lieblicher scheint. Hügel und Täler wechseln hier ab. Aber auch sie nehmen dem Land nicht den Stempel des Unbegrenzten. Undenklich weit kann man nach allen Seiten schauen und überall sieht man die fruchtbaren Felder. Herden von Pferden und Kühen werden von jungen Burschen, die ohne Sattel reiten, gehütet. Die Ukraine ist ein Land voller Reize.
40 Kilometer Werchnednjeprowsk tauchen riesige Jndustrie- anlagen mit gewaltigen Schloten auf. Dort liegt Dnjeprod- j er sh i ns k, eine Großstadt von 125 000 Einwohnern mit dem größten Jnduftriewerk der Ukraine. Es ist ein Hütten-, Walz- und Stahlwerk, das in normalen Zeiten 24 000 Arbeiter beschäftigt. Seit 1939 aber hat man die Zahl der Arbeiter hier aus 32 000 erhöht. In diesem gewaltigen Werk, das 12 Prozent de, sowjetischen Stahlverarbeitung bewältigt, bereitete man sich beizeiten auf den Krieg gegen Deutschland vor.
Mit mehreren Bataillonen wurden wir gegen die Stadt angesetzt. Ein Sowjet-Regjment sollte noch die Stadt und Industrieanlagen beseht halten. Zunächst mußten wir ein völlig unübersichtliches Gelände durchkämmen: Hohe Mais- und Sonnenblumenfelder, dazwischen Gestrüpp und dann wieder einzelne Häuser. Allmählich wurden die Lehmhäuser zahlreicher, wir waren in dem Vorort Kamenskoje. Nach unseren Aufastungen sind diese Orte überhaupt keine Städte: Statt Straßen ungepflasterte Lehmwege, grasbewachsene Gräben an den Seiten. Zwischen den Häusern wieder Hecken, Gräben und mannshohe Mais- oder Connenblumenfelder.
Unser erstes Angriffsziel war erreicht. Wir warteten, bis die
linke Anschlußkompanie herankam. Unsere Artillerie schickte ihre Granaten über uns hinweg als Vorboten unseres Kommens. Auf dem linken Flügel hörten wir heftige Gewehr- und Maschinengewehrfeuer. Mit einem Spähtrupp suchten wir Verbindung dorthin aufzunehmen und erfuhren, daß der Vataillons- stab von etwa 150 Zivilisten angegriffen sei. Die Ersten waren mit Markttaschen herangekommen, aus denen sie ihre Pistolen und Handgranaten herausholten. Zwei Fahrzeuge waren durch Handgranaten zerstört. Eine Strafaktion hatte eine Anzahl Zivilisten aufgebracht, die unter ihrem Zivilzeug Uniformen trugen. Bei Hausdurchschungen fanden wir in einem Haus eine Anzahl von Zivilisten, die umgeschnallt in den Betten lagen und schliefen, ihre Gewehre neben sich.
Immer wieder dieser Hinterhalt, diese Heimtücke der Bolschewisten. Aber die eigentliche Zivilbevölkerung hat wohlgemerkt nichts mit diesen bolschewistischen Machenschaften zu tun. Diese Menschen stehen vor ihren Häusern und staunen u«s entgegen, sie bringen uns Aepfel oder Tomaten, ein paar Blumen sollen uns erfreuen und auf jede Frage nach den Bolschewisten geben sie uns bereitwilligst mit Zeichensprache und vielen, uns unverständlichen Worten Auskunft.
Am Abend machen wir vor dem großen Werk halt und erst am nächsten Morgen schicken wir unsere Spähtrupps vor, bevor wir das Werk besetzen. Man glaubt, sich im Ruhrgebiet zu befinden, solche grandiosen Werke haben wir hier im Osten nicht vermutet.
Dieses Werk wurde von einem deutschen Unternehmer 1898 als privates, kleines Hütten- und Walzwerk gegründet. Bis 1922 ließ man es in seiner alten Form. Von 1922 bis 1938 hat dann die Regierung mit Hilfe von Zwangsarbeiteru hier ein Riesenwerk errichtet. Unmengen von Schrottmaterial liegen herum; Bessemer Birnen finden wir, Kruppsche Erzeugnisse. Aber nirgends ist ein geordneter Aufbau.
Die Abfälle hat man einfach in den Dnjepr geworfen. Wen kümmert das! Der Fluß ist ja breit genug! Um die einzelnen Teile des Werkes sind jeweils Stacheldrahtzäune gezogen. Ueberall stehen die Beobachtungstürme der Aussetzer. Die Belegschaft setzte sich zusammen aus freiwilligen Arbeitern und Zwangsorbeitern. Die Zwangsarbeiter kamen irgendwoher aus dem weiten Sowjetland. Doch konnte auch jeder freiwillige Arbeiter sehr einfach zum Zwangsarbeiter degradiert werden. Es genügte, einige Male zu spät zu kommen oder sein vorgeschriekenes Arbeitspensum nicht voll erfüllt zu haben, so erzählte uns ein Mann, der seit 14 Jahren hier arbeitete.
Er war es auch, der uns durch die Arbeitersiedlungen führte. Unvorstellbar, was wir dort sehen mußten. Langgestreckte Barak- ken mit einem Mittelgang, von dem links und rechts die Türen zu den „Wohnungen" abgingen, die alle ohne Ausnahme nur aus / einem Raum bestanden. In diesem Raum standen ein oder zwei ^ Betten, ein Herd und ein Tisch, sowie zwei Stühle. Das war das gesamte Eigentum aller Arbeiterfamilien! So ein einziger Barackenraum aber kostete monatlich 28 bis 30 Rubel Miete.
Die meisten Familien kochten draußen vor der Tür. Da es nur wenig Kleidung zu kaufen gab und diese so unerschwinglich teuer war, hatten alle nur schmutzige und zerrissene Sachen an. Ich hörte einen Kameraden, einen Schlosser aus Oberhausen, sagen: „Mensch — wenn ich dafür leben und arbeiten sollte, um nur in einer solchen Höhle zu vegetieren,dann würde ich Schluß machen." Wir alle dachten an das Grausame eines solchen Lebens. In eine Art „Volksküche" schauten wir hinein. Unerträglich war der Ab- sallgeruch in derKüche. Drinnen hockten einige Leute beim Essen. Unser Leiter erzählte uns, daß hier eine Kohlsuppe 2 Rubel und 20 Kopeken koste. Ein Mittagsmahl aber 10 Rubel! Dabei verdienten sie nur 250—300 Rubel monatlich.
Auf unsere Frage, was sie wohl meinten, wie es dem deutschen Arbeiter erginge, sagten sie: Der muß noch mehr hungern als wir. Ungläubig schauten sie uns an, als wir ihnen zu erklären suchten, daß ein deutscher Arbeiter niemals in solch einem Stall wohnen würde.
Wenn auf uns Soldaten zunächst die Größe des Werkes einen gewaltigen Eindruck gemacht hatte, so hat uns dann bei näherer Besichtigung das Verfallene und Verkommene, die ganze Unordnung, die Stacheldrahtzäune und die Aufsehertürme, dazu die ausgemergelten Menschen, die vom 13. Lebensjahr an arbeiten mußten und weder Zukunft noch Aufstieg kannten, ein Bild von der Unfähigkeit sowjetischer Industrie- und Menschenführung vermittelt.
Bomben auf Murmansk
Unsere Luftwaffe am Eismeer
Von Kriegsberichter Peter Bohlscheid, PK.
NSK Die deutsche Luftwaffe am Eismeer schlägt immer härter zu; dem ersten Angriff unserer Kampf- und Sturzkampfflugzeuge folgte ein zweiter: wieder stürzten unsere fliegenden Besatzungen auf die Hafen- und Industrieanlagen von Murmansk!
Diesmal glaubten die Sowjets, den deutschen Ansturm durch rechtzeitigen Einsatz von Jagdflugzeugen abwehren zu können. Sie hatten dabei aber nicht mit unserem Geleitschutz gerechnet, der — während unsere Männer im Sturz angriffen — acht Sowjets zu Boden schickte. Sämtliche eingesetzten Kampfflugzeuge kehrten zu ihren Stützpunkten zurück.
Wir sprechen den Kapitän der zweiten Staffel, Oberleutnant K.: er landete als einer der ersten. Für ihn war dieser Angriff