z. Seite — Nr. 210
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Montag, den 8. September 1941
iNayold unMmgelmny
Zeit und Schicksal treten nur einmal an uns heran.
Ernst Jünger.
8. September: 1804 Eduard Mörike geb. — 1831 Wilhelm Raabe geb. — 1841 Grundsteinlegung für das Hermannsdenkmal auf der Erotenburg bei Detmold. — 1841 Anton Dvorak, Komponist, geb. — 1894 Hermann v. Helmholtz gestorben. —1916 Kämpfe der Heeresgruppe Mackensen am Vulkanpatz in Rumänien. — 1036 8. Reichsparteitag der NSDAP. (Parteitag der Ehre): Verkündung des Vierjahresplans.
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«Die Sorrse«bve«hev"
bei unseren verwundete» Soldaten
Am Samstagabend war die KdF.-Eruppe der „Sorgenbrecher" bei unseren verwundeten und kranken Soldaten zu Galt. Wieder einmal hatte die NSG. „Kraft durch Freude" für gute Unterhaltung unserer im Lazarett liegenden tapferen Kämpfer gesorgt, wie sie sich denn überhaupt alle Mühe gibt, ihrer verantwortungsvollen Aufgabe in diesem Kriege gerecht zu werden. Wenn — um nur ein Beispiel anzuführen — drei Tage nach der Einnahme Rigas in dortigen Theater den deutschen Soldaten die erste Wehrmachtsvorsrellung durch KdF. geboten werden konnte, so spricht das mehr als viele Worte für die Cinsatz- freudigkeit und Schnelligkeit unserer Truppenbetreuungsarbeit. Vom höchsten Norwegen bis in die afrikanische Sandwüste folgen erstklassige deutsche Künstler unseren Kriegern und bereiten ihnen mit ihren Darbietungen Freude und Entspannung. Zu den 4000 Künstlern und Künstlerinnen, die tagtäglich an der Front und in Lazaretten ihre Einsatzbereitschaft bekunden, gehören die 4 Berliner „Sorgenbrecher".
Sie brachten Humor und Stimmung mit und lösten Stürme der Begeisterung aus. Luzie Rosen, die Führerin der Truppe, bewährte sich als ausgezeichnete Vortragskünstlerin. Lilo Lei- nnng wartete mit exakt vorgeführten Steps, Spitzen- und anderen Tänzen auf und wirbelte unter dem rauschenden Beifall der Soldaten nur so durch den Saal. Charlotte Arnold lernten wir als treffliche Pianistin, Akkordeonsolistin und Sängerin kennen. Mit frischen Soldatenliedern und bekannten Schlagern fand sie immer wieder Gefallen. Bleibt noch CH. Heimberg. Als jugendlicher Humorist hatte er in besonderem Matze die Lacher auf seiner Seite. Kurz: ein Abend, der von den Soldaten als angenehme Abwechslung im Lazarettleben empfunden wurde und ihnen sicherlich in guter Erinnerung bleiben wird. F. Schlang.
Lm SelKe« des NdM-SvovtS
stand gestern unsere Stadt. Aus fünf Kreisen hatten sich die Vesten der Mädel und Jungmädel, die bei den Untergaufesten als Siegerinnen hervorgegangen waren, ein Stelldichein gegeben. Aus den Kreisen Freudenstadt, Horb, Leonberg, Böblingen und Calw waren sie gekommen, um die Leichtathletik- und Schwimmvergleichskämpfe durchzuführen. In allen Sportdisziplinen zeigten die Mädel ihr Können, und es war ein Vergnügen, zuzusehen, wie sie beim Lauf, Wurf, Sprung, Schwimmen usw. mit Eifer bei der Sache waren. Die Leistungen waren sehr gut und gingen vielfach über das hinaus, was man erwarten konnte. Die Zuschauer werden mit dem Eindruck, den sie erhielten, wohl Zufrieden gewesen sein. Der große Eifer, die lachenden Augen, die kräftigen Fäuste, all das zeigte, datz unsere Mädel das Gebot der Stunde erkannt haben: gesund und kräftig zu bleiben, um einst gute Mütter gesunder Kinder zu werden. Dieser sportliche Wettbewerb, der unter Leitung der Untergausportwartin Trudel Eruhler vom Untergau 401 stand, hat sicherlich dazu beigetragen, die Freude am Sport zu erhöhen.
Das Gift der Herbstzeitlose
Auf feuchten Wiesen erhebt nun allmählich wieder die Herbstzeitlose ihre schlanken lila Tulpen über die Halme, aber sc hübsch sie aussieht, so betrachtet man sie doch mit recht gemischten Gefühlen. Nicht nur, weil sie den nahenden Herbst ankllndet, sondern vor allem auch deshalb, weil alle ihre Teile, besonders die Zwiebel, ein stark giftiges Alkaloid, das Lolchicin, enthalten. Es kommt immer noch vor, datz Kinder die Blüten abreitzen, damit spielen und in den Mund stecken oder datz sie gar die Samenkörner im Spatz am „Probieren" zerkauen, so schlecht sie auch schmecken. Auf die Vergiftungsgesahr tn solchen Fällen müssen Kinder immer wieder hingewiesen werden. Schafe und Ziegen scheinen Hegen das Gift ziemlich unempfindlich zu sein, dafür aber wird die Milch solcher Tiere, wenn sie Herbstzeitlosen fressen, durchgiftet, weshalb auch weder Schafe noch Ziegen auf Wiesen weiden sollen, aus denen die Giftpflanze wächst.
Das Sprichwort als Gesun-Heltsberater
, »Wer gesund ist, der weitz, wie reich er ist", „Gesundheit geht mber Silber und Gold", „Wer nicht gesund, lebt schlimmer als der Hund", lauter Sprüche, die eindringlich auf die Bedeutung der Gesundheit als des Menschen köstlichstes Gut Hinweisen. Daher P eg Pflicht, auf die Gesundheit zu achten und sie nicht leichtsinnig und gedankenlos zu zerstören. Für die Jugend tm Vollgefühl ihrer Kraft gilt das Sprichwort: „Gesundheit ist ein unbewußter Reichtum." Verlorene Gesundheit wiegt schwerer als der Verlust irgend eines Gegenstandes. Diesen kann man wieder Ersetzen, aber „Gesundheit kann man nicht beim Krämer kaufen". Eo will das Sprichwort die Jugend auf Mahhalten in der Lebensführung Hinweisen. Datz unsere Spruchweisheit nichts von Menschen wissen will, die allzu ängstlich um ihre Gesundheit besorgt sind und daher nie zum rechten Lebensgenuß kommen, zeigen deutlich folgende Sprichwörter: „Gesundheit und ein heiterer «Mn führen leicht durchs Leben hin." Ja, ein heiteres Gemüt m geradezu eine Vorbedingung für die Gesundheit. Immer wieder betont das Sprichwort die Notwendigkeit, datz bei allem Ernst «es Lebens doch die Freude nicht zu kurz kommen darf. „Wo »reude ist, da ist Gesundheit und Leben." „Fröhlichkeit ist gut A»r Krankheit", „Ein fröhlich Herz arzneiet wohl", „Fröhlich «ennit gibt gesund Geblüt". Ein alter Spruch meint: „Datz die ^-eute so kurz leben, das macht, datz sie so wenig fröhlich sein." 'kdoch mutz sich dieser Fröhlichkeit auch wieder Ruhe und Stille Wg^ellen: ,T>r. Matz, Dr. Stille und Dr. Frohmann find die ^Wen Aerzte", sagt das Sprichwort und gibt dem gesunden ^npfinden Ausdruck, das jedes ilebermah verurteilt. „Den Bauch verhätscheln, heißt nach dem Kirchhof watscheln", ei» Sprichwort, as die Neigung unserer Vorfahren zeigt, auch Ernstes i» eine
KUere Form zu kleiden. " ' ''
Die freche Tomate
Tomaten gibt's wie Sand am Meer. Jeder hat seine besondere Tomatenleidenschaft, der eine schwärmt für Tomatensuppe, der andere für Nudeln mit dicker Soße, der dritte legt sie gern roh und in Scheiben geschnitten aufs Brot, der vierte schwört nur auf Tomatensalat, lieblich abgeschmeckt. Man hat wirklich die Auswahl. Und wenn Vater mittags anerkennend sagt: „Heute schmeckt das Essen aber kräftig!" dann lächelt Mutter zufrieden und freut sich, datz sie wieder im Braten oder im Gemüse sin paar Tomaten mitgekocht hat.
Auf unserem Balkon reifen Tomaten in Blumentöpfen. Das heißt, sie lasten sich Zeit mit dem Reifen, und allein aus ven Blumentöpfen könnten wir den Bedarf der Familie jedenfalls nicht decken. Aber wenn es soweit ist, wenn wieder einmal eine Tomate rot, oder sagen wir rötlich geworden ist, dann ist das immer ein besonderes Fest. Dann kommt diese besondere Tomate abends ganz allein auf den Tisch. Sie liegt einzeln auf einem Teller und sie wird zunächst von allen gründlich bewundert. Man stellt fest, datz es eine hervorragende Sorte ist, viel bester selbstverständlich als die im Laden gekauften. „Schnittfest" — jawohl, darauf kommt es an. Dann wird die Tomate geteilt, damit jeder probieren kann, wie ausgezeichnet unsere eigene Zucht ist. UHd man stellt Vermutungen an, wie groß die Erträgnisse aus oen Blumentöpfen noch fein dürften.
Das alles sind Tomaten, die die Jahreszeit uns spendet. Gestern aber habe ich noch eine Art kennengelernt, die man jedenfalls auch berücksichtigen mutz und die gewissermaßen von der Jahreszeit unabhängig ist. Auf der Straße vor unserem Haus standen ein paar halbwüchsige Mädels zusammen und zwar zankten sie sich nach allen Regeln der Kunst. Was es gegeben hatte, weitz ich nicht. Jedenfalls wurde eine von ihnen ganz gehörig heruntergeputzt. Und dabei rief plötzlich eines der Mädel ganz empört: „Du freche Tomate! Mutztest du denn gleich wieder petzen?" Petzen heißt klatschen, angcben — das weitz ich noch aus meinen Kindertagen. Dann sah ich mir das verdonnerte Mädel an: so also sieht eine freche Tomate aus, da haben wir's! Mit langen braunen Zöpfen, und einem roten, etwas trotzigen Gesicht.
Als ich abends am Tisch satz, griff ich nach einer der roten Früchte auf dem Tisch und sagte: „Komm her du freche Tomate, jetzt wirst du aufgegessen!"
Vermißt!
Jsclshausen. Die Angehörigen des Soldaten Gottlleb Binder von hier erhielten die amtliche Mitteilung, datz er beim kühnen Vorgehen seiner Schwadron bei Rastynjka nicht zurück- kehne und als vermißt zu betrachten ist. Wir geben uns mit seinen Angehörigen der Hoffnung hin, datz sich sein ungewisses Schicksal bald klärt und gute Nachrichten eintreffen.
Zum Meister der Gendarmerie ernannt
Haiterbach. Der Hauptwachtmeister der Gendarmerie A'aver Engst ist zum Meister der Gendarmerie ernannt worden.
Landwirtschaftlicher Unfall mit tödlichem Ausgang
llnterjettingen. Am Samstag mittag war der Bauer Fritz Bruckner mit Oehmdabladen beschäftigt. Dabei ist die in Benutzung genommene Hcuzange beim Ablassen der 19jährigen Tochter Frida derart auf den Kopf gestoßen, daß sie außer einem Schädelbruch auch sonstige schwere Verletzungen davontrug und das Bewußtsein verlor. Der Arzt ordnete die sofortige Ueber- fiihrung in die Chirurgische Klinik in Tübingen an. Am Sonntag mittag ist sie dort ihren Verletzungen erlegen. Der Familie Bruckner bringt man allseits große Teilnahme entgegen.
Volksdeutsche eingebürgert
Bad Liebenzell. In mehrtägiger eingehender Arbeit bat die Umsisolungskommission der Einwandererzentrale beim Chef der Deutschen Polizei unter Leitung von ^-Obersturmführer Portmann die im hiesigen Umsiedlungslager untergebrrchten Volksdeutschen aus dem Vuchenland überprüft. In einer Feierstunde konnte an 94 Herdgemeinschaften das Reichsbürge r r e ch r verliehen und ihnen die Einbürgerungsurkunde überreicht werden. Der Obmann der Umsiedler, Eorski gab der Freude An-druck, die alle beherrsche, die dem Ruf des Führers folgten und aus weiier Ferne in die deutsche Heimat zurückkamen und jetzt vollberechtigte deutsche Staatsbürger geworden sind. Sein Dank galt dem Kreisleiter für seine Föfforgs und der Gemeinde Rad Licbenzell für die gute Aufnahme.
Kreisleiter Wurster wies die neuen deutschen Staatsbürger auf die Rechte und Pflichten als Deutsche hin, und zeigte noch einmal den Sinn der vom Führer angeordneten Umsiedlungsaktion auf. Er führte alle Gedanken auf den jetzigen Schicksalskampf unseres Volkes hin und führte aus, datz jeder deutsche Mann, jede deutsche Frau überall ihre Pflicht tun müssen, wohin sie gestellt werden.
Württemberg
Ein „Haus der Technik" in Stuttgart
nsg. In seinen Amtsräumen vollzog am Freitag nachmittag Gauleiter Reichsstatthalter Murr die Gründung des Vereins „Haus der Technik", die zugleich eine Ehrung für Reichsminister Dr. Todt darstellte, der in diesen Tagen seinen 50. Geburtstag feiern konnte. Der Eründungsakt war auch die erste Sitzung des Beirates, dem neben den Vertretern von Partei, Regierung und Stadt, den Leitern der wissenschaftlichen Forschungsinstitute und der Hochschule bekannte Wirtschaftssührer unseres Gaues und Techniker, die Vertreter des Handwerks und der DAF. angehören. Mit der Mitteilung an Reichsminister Dr. Todt, datz diese für unseren Gau so bedeutsame Einrichtung geschaffen wurde, übermittelte Gauleiter Reichsstatthalter Murr dem verdienten Mitarbeiter des Führers seine und des Gaues Glückwünsche.
Der Gauleiter umritz vor den Mitgliedern des Beirates für das Haus der Technik bei dem Eründungsakt die Ausgaben des neuen Vereins. Dem Qualitätsbegriff schwäbischer Arbeit eine noch stärkere Resonanz zu geben, soll dieses „Haus der Technik" dienen. Das Landesgewerbeamt, das schon in der Vergangenheit fruchtbare Arbeit leistete, wird dadurch auf eine breitere Grundlage gestellt und in dieser aktivierten Form befruchtend auf die wiirt- tembergische Qualitätsindustrie wirken, um so der Forderung nach Höchstleistung immer neue Anregung zu geben. Es handelt sich dabei nicht nur um die Verwertung der mancherlei bedeutsamen Erfindungen, sondern auch um einen lebendigen und fruchtbaren Austausch der Erfahrungen. Wenn wir dann nach dem Kriege, so schloß der Gauleiter seine Darlegungen, in Degerloch die modernen Gebäude der neuen Technischen Hochschule erstellen
werden, dann sind wir gewiß, datz wir der Technik und der Wissenschaft in unserem Gau ein Heim bereitet haben, besten Ruf über alle Gaue des Reiches dringt.
Oberregierungsrat Stahleckergab einen kurzen Abriß üben die wirtschaftliche Struktur unseres Gaues. Bekanntlich hat Württemberg als erster deutscher Staat bereits im Jahre 1709 die Ge-f werbefürderung in den staatlichen Aufgabenkreis einbezogen. Das Landesgewerbeamt, in seiner Funktion einer stolzen Tradition entspringend, wird nun im „Haus der Technik" neue und wichtige Aufgaben erhalten.
Gauamtsleiter Rohrbach vom Gauamt für Technik «mritz den künftigen Aufgabenkreis des „Hauses der Technik": Förderung der Ingenieure und technischen Angestellten, praktischer Erfahrungsaustausch, Verwertung der Anregungen, technische Leistungsschauen mit ständig Wechselndem Programm, dauernde Leistungssteigerung durch Zusammenfassung aller Kräfte. Als Sitz des „Hauses der Technik" wird das bisherige Landesgewerbemuseum dienen.
Wiirttembergischer Aerztetag
Stuttgart, 7. Sept. Die württembergischen Gauorganisationen des Nationalsozialistischen Deutschen Aerztebundes, der Reichsärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands führten über das Wochenende den 14. Württ. Aerztetag in Stuttgart durch. Ministerialrat Gauamtsleiter Dr. Stähle durfte am Samstag im Großen Kursaal in Bad Cannstatt eine stattliche Anzahl von Aerzten aus dem ganzen Gau begrüßen. Zur besonderen Freude nahmen Reichsgesundheitsführer Dr. Conti und Gauleiter Reichsstatthalter Murr sowie Ministerialdirektor Dr. Dill als Vertreter des württ. Jnnenministes an der Tagung teil.
Ministerialdirektor Dr. Dill würdigte die außerordentliche Leistung des deutschen Arztes, besonders die stolze Kriegsleistung, die sich in dem guten und ungefährdeten Gesundheitszustand des ganzen Volkes am Ende des zweiten Kriegsjahres widerspiegle. Nachdem die Versammlung ehrend der gefallenen und der in der Heimat verstorbenen Kameraden gedacht hatte, erstattete de» stellv. Leiter der Württ. Aerztekammer, Dr. med. Reim old, den Rechenschaftsbericht der Kammer über die letzten beiden Jahre. Es war eine für den Fernstehenden erstaunliche Fülle von Fragen und Problemen, deren Ueberwindung während der Ve- richtszeit an die Kammer herantrat. Der Wehrmacht wurden die benötigten Aerzte zur Verfügung gestellt, die Lücken in der Heimat füllten die Hilfskastenärzte, die aus dem Ruhestand wieder tn die Praxis eintretenden, zum Teil schon hochbetagten Aerzte und die Arztfrauen in einer Weise aus, die den Dank der ganzen Bevölkerung verdient. Die Zulagenregelung für Kranke habe sich in Württemberg vorbildlich eingespielt, der Vitaminaktion zur Bekämpfung der Englischen Krankheit und der Röntgenaktion gegen die Tuberkulose seien von der württ. Bevölkerung volles Verständnis entgegengebracht worden.
Nachdem Oberstarzt Dr. Schabe! in Vertretung des Wehrkreisarztes über die „Versorgung der Zivilbevölkerung" vom Standpunkt des Sanitätsdienstes der Wehrmacht gesprochen harte, ergriff Reichsgesundheitsführer Staatssekretär Dr. Conti das Wort. Er betonte, datz das Gesundheitswesen in.Württemberg außerordentlich gut geordnet sei. Der deutsche Arzt sei auch heute d^r beste der Welt und er verdiene es, datz ihm das Volk uneingeschränktes Vertrauen entgegenbringe. Jedes deutsche Aerzre- zimmer müsse ein Kraftzentrum sein. Dr. Conti ermahnte die württembergischen Aerzte, nachdem er anerkennende Worte für die verantwortlichen Männer des Gaues Württemberg-Hohen- zollern gefunden hatte, sich bis zum Aeutzersten einzusetzen, getreu der verpflichtenden Tradition der deutschen Aerzteschaft.
Ministerialrat Dr. Stähle dankte dem Reichsgesundheitsführer namens der württembergischen Aerzteschaft und gab das Gelöbnis ab, datz sie auch weiterhin geschlossen und voll Vertrauen mit ihm marschieren werde.
Der 14. Württ. Aerztetag klang mit einer überfüllten Volkskundgebung in sämtlichen Räumen des „Kursaals" Bad Cannstatt aus. 2n Anwesenheit von Gauleiter Reichsstatthalter Murr und Oberbürgermeister Dr. Strölin, zahlreicher Ehrengäste aus der Partei und deren Gliederungen, der Wehrmacht und des Staates, der Stadtverwaltung und des Deutschen Roten Kreuzes sowie der führenden Persönlichkeiten des Gesundheitswesens in Württemberg und zahlreicher weiterer Volksgenossen gab Reichs- gesundheitsführer Dr. Conti einen Ueberblick über den augenblicklichen Stand der deutschen Volksgesundheit nach zwei Iah« ren Krieg.
Nach eingehender und genauer Prüfung des Standes aller Volkskrankheiten kann, so führte Dr. Conti aus, festgestellt werden, datz der Gesundheitszustand des deutschen Volkes auch weiterhin ausgezeichnet ist. Alle gerade in letzter Zeit von den englischen und auch amerikanischen Nachrichtenstellen ausge- gcbenen Meldungen über eine Verseuchung des deutsche» Volkes, über eine Zunahme der Erkrankungsziffern, über Hungererscheinungen usw. seien erfreulicherweise vollkommen erlogen. Der überraschend gute Gesundheitszustand unseres Volkes sei allerdings kein vom Himmel gefallenes Geschenk und sei auch keinem Zufall zu verdanken, sondern allein der Lohn einer planmäßigen Lenkung und fleißigen Kleinarbeit, die unermüdlich von den deutschen Aerzten und den Angehörigen der Heilberufe geleistet worden ist und weiterhin geleistet werde.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Jabren des Weltkriegs kann icstgestellt werden, datz die Säuglinge, Kinder und Jugendlichen keinerlei negative Auswirkungen der Ernährungslage erkennen lauen. Einmalig, und das müsse immer wieder festgestellt werden, sei die Abwehr der großen Seuchen, die sonst im Kriegs immer aufzutreten pflegen, vor allem von Typhus und Ruhr gelungen. Die Abwehr gegen dis Tuberkulose wird verschärft und verstärkt. Hervorragend sei auch die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten gelungen. Es werde weiter sehr genau darüber gewacht, datz dem deutschen Volk kein ernstlicher gesundheitlicher Schaden durch die notwendigen Kriegsmatznahmen erwächst. Die, große Armee der deutschen Eesundheitsführung bereite sich schon jetzt für die Zeit nach dem Kriege vor.
Vor der Rede des Reichsgesundheitsführers gab Eauamtsleiter Dr. Stähle einen Rechenschaftsbericht über die Eesundheitsführung des Gaues Württemberg-Hohenzollern, der in gesundheitlicher Hinsicht eine Spitzenstellung einnimmt und als Eesund- heitszelle des Reiches bezeichnet werden kann. Er konnte mittei- len, datz bis jetzt durch die Volksröntgenuntersuchung rund. 680 000 Volksgenosten in unserem Gau erfaßt worden sind. Ehe-' -Schließungen und Geburten stiegen von 18,6 auf 21,7 bei einem gleichzeitigen Rückgang der Totgeburten an. Die Säuglingssterblichkeit, die 1932 noch 6,4 v. H. betrug, fiel in Württemberg bis 1940 auf den bisher nie erreichten Tiefstand von 5,1 v. H. Auch die Tuberkulosesterblichkeit ist erfreulich zurückgegangen. Sie betrug 1932 noch 6,9 auf je 10 000 Einwohner und zeigt 1940 trtzL, der Kriegsverhältnisse nur 8,6 auf 10 00 Einwohner.