Samstag, den 16. August 1311
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Null abgesunken. Die Bedeutung des Kriegshafens aber t,r in den letzten Jahren immer größer geworden, denn die Sowjets hatten den überwiegenden Teil ihrer Schwarzmeer-Kriegsflotte in Odessa konzentriert. Die Industrie hatte in den Schiffsreparatur- und Eisenbahnwerkstätten ihre Hauptstütze. Daneben arbeiteten einige größere Fabriken an der Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen, und eine Kleinindustrie befaßte sich mit der Verarbeitung von Leder, Jute und Tabak.
Die Bucht von Odessa zieht sich nach Osten über die kleine Hafenstadt Otschakow weiter und schneidet dann wie ein Keil nordwärts in das Land ein. Dieser Keil wird von dem Mün- dungstrichter des Bug und des Jngul gebildet. Einige Kilometer stromauf liegt Nikolajew, eine Stadt mit etwa 110 WO Einwohnern. Der Hafen ist in drei getrennte Abteilungen gegliedert, in den Kriegshasen, den Handelshafen und den Küstenschiffahrtshafen. Ueber Nikolajew wurden früher die Ueberschüsse der podolischen landwirtschaftlichen Produktion und die Mangan- und Eisenerze aus den ukrainischen Gebieten von Kriwoyrog und Nikopol ausgesiihrt. Der industrielle Charakter von Nikolajew wurde durch das Schwarze Meer bestimmt, denn die Fabriken bauten in der Hauptsache Schiffsmaschinen und die Werften arbeiteten in starkem Maße für die sowjetische Kriegsflotte.
Bei der Stadt Cherson teilt sich der Dnjepr in mehrere breite Arme und bildet ein Gewirr von schilfbewachsenen Inseln. Obschon der Unterlauf des Flusses stark versandet ist, ist Cherson immer noch ein bedeutender Handelshafen für die Küstenschifffahrt: der Verkehr der größeren Schiffe hat sich schon seit langem nach Odessa und Nikolajew verzogen. Cherson hatte früher die Bedeutung einer beherrschenden Festung: noch jetzt besteht eine ausgesprochene Militärvorstadt mit weitläufig gebauten Arsenalen und Kasernen. Die eigentliche neue Stadt Cherson hat ihre Industrie in der Hauptsache auf die Verarbeitung von Holz und Wolle und auf den Schiffsbau eingestellt.
Die wirtschaftliche und strategische Bedeutung der Schwarzmeerhäfen an der Bucht von Odessa wird durch die zahlreichen Eisenbahnlinien unterstrichen, die aus allen Teilen des Landes dorthin geleitet worden sind. Odessa ist mit Kiew und Charkow verbunden. Auch in Nikolajew endet eine wichtige Bahnstrecke, die von Charkow kommt, und außerdem besteht eine Querverbindung mit Odessa. Cherson ist der Endpunkt einer Eisenbahn, die von Dnjepropetrowsk zum Unterlauf des Dnjepr führt. Alls Liese Linien aber hatten für die flüchtenden und nun im Gebiet der Schwarzmeerhäfen zusammengedrängten Sowjettruppen keine Bedeutung mehr, denn sie wurden von den deutschen Bombern schon vor Tagen und Wochen zerstört, um den lebenswichtigen Nachschub der Sowjetarmeen zu unterbinden.
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waren die Franzosen in unserer Gegend
Es sind jetzt 14S Jahre her, daß die französischen Revolu- tionsheere auf ihrem Wege über den Schwarzwald durch unsere Gegend kamen, auch Deckenpfronn einen unerbetenen Besuch abstatteten. Sie kamen am 16. Juni 1796 mit einer Kolonne Jäger und lagerten sich vor dem Ort, an dem auf der Höhe gelegenen und durch seine hohe Pappel heute weithin sichtbare» Egelsee. Die französischen Jäger dehnten ihre Plünderungen bis weit in den Ort herein aus und manchem Bürger wurde der bloße Säbel auf die Brust gefetzt um fein Geld herauszupressen. Doch wußten sich die Deckenpfronner zu wehren. Unter der Führung ihres unerschrockenen Schultheißen Fnißler bildeten sich
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Um die polizeiliche Ummeldung zu umgehen, hatte er ein Zimmer in einem kleinen und billigen, aber gediegenen Hotel in der Nähe des Potsdamer Platzes genommen, angeblich nur für einige Tage. Bei der Eintragung in das Fremdenbuch, die er in Gegenwart des Portiers vornahm, legte er den Anmeldeschein, den Erna ihm übergeben hatte, vor sich und schrieb fließend: „Wilhelm Lindolf. Beruf Fechtlehrer. Alter 23 Jahre."
Zwei Tage später kam ein Kriminalbeamter. Er wandte sich an den Portier.
„Legen Sie, bitte, das Fremdenbuch vor! Ich möchte die Eintragungen der letzten Woche überprüfen."
Sein Finger glitt die Spalte hinab. Bei dem Namen „Wilhelm Lindolf" blieb er stehen.
„Ähnelt Herr Lindolf diesem hier?" fragte der Beamte und holte eine etwas mißglückte Kopie der veralteten Photographie Walter Wehrsdorfs hervor. «
Der Portier warf einen kurzen Blick auf das Bild und antwortete:
„Eine entfernte Ähnlichkeit besteht wohl; aber das ist er nicht."
„Als Beruf steht hier: Fechtlehrer!" fragte der Beamte weiter. „Haben Sie nachgeprüft, ob diese Angabe stimmt?"
„Wir können doch nicht alle solche Angaben nach- prüsen!" erwiderte der Portier, „übrigens hat Herr Lindolf eine Bescheinigung vorgelegt. Außerdem ist er inzwischen mehrmals beruflich telefonisch verlangt worden."
Der Beamte brummte etwas Unverständliches und prüfte die weiteren Eintragungen. Als er nichts fand, dankte er und ging zum nächsten Hotel.
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Linien durch den Ort und kamen, wenn je ein Trupp Franzosen plündern wollte, den Bedrängten zu Hilfe. Zwar wurden etliche Bürger ihres Geldes beraubt und in den Wirtshäusern ging viel Wein und Branntwein, Brot und Fleisch drauf. In das Lager am Egelsee mußte der Wein in Gölten und der Hafer in Karren geführt werde»: aber die Bauern kamen doch ohne größere Plünderungen und Mißhandlungen über die Schreckensnacht, die von abends 7 Uhr bis morgens 7 Uhr dauerte, hinweg. Am lichten Morgen zogen die Franzosen nach Herrenberg und Stuttgart zu ab.
Als dann die kaiserlichen Truppen noch im selben Jahre den Feind über den Rhein getrieben hatten, kamen die Befreier im Frühjahr 1797 nach Württemberg ins Quartier und nach Deckenpfronn kamen Regimenter des Grafen Kinsky. Die Soldaten, vie im damaligen „Ochsen" einquartiert waren, machten in
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Infanterie greift an
Aus sicherer Deckung eines zerschossenen Sowjetpanzers fünf schnelle lange Sätze im Feuerschutz des MGs., und dann lang hin auf die Erde! So arbeiten sich die deutschen Infanteristen bis zum Einbruch in die Stellung des Gegners heran.
(PK. Hermann, PVZ., Zander-M.s
Walter stand jeden Morgen auf der Leipziger Straße vor dem großen Bürogebäude, in dem der Detektiv Luer- mann seine Räume hatte. Gewöhnlich studierte er scheinbar eifrig die ausgelegten Zeitungen eines Verkaufsstandes, während in Wirklichkeit sein Blick unauffällig den Eingang des Hauses überwachte.
Er hatte so im Laufe der Tage seinen Gegner genau kennengelernt, ihn selbst, seinen eleganten Wagen, in dem er häufig davonfuhr, und seine Angestellten.
Wenn dann Luermann in einer Richtung fortgefahren war, schlug Walter die entgegengesetzte ein und verabredete sich telefonisch mit Erna, um sich mit ihr zu beraten.
Diese „Beratungen", die zwar vorläufig zu keinem Ergebnis geführt hatten, waren ihm trotzdem ein so dringendes Herzensbedürfnis geworden, daß er darüber fast seine Aufgabe, die Entlarvung des Mörders, vergessen hatte. Die beiden jungen Leute hatten aber auch sehr viel nachzuholen. In den wenigen Tagen hatte sie ein Gefühl der unbedingten Zusammengehörigkeit so innig verbunden, als ob sie schon Jahre zusammengelebt hätten. Und doch wußten sie noch so wenig voneinander! Da gab es zu erzählen, Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen und auch Zukunftspläne zu schmieden.
Erna berichtete auch von der schwierigen Lage, in der sie sich nun im Hause ihres Onkels befand. Da sie so häufig fortging und ja auch erklärt hatte, sie wolle sich eine Stellung suchen, hatte ihre Tante ein älteres Kindermädchen angestellt, das die kleine Hilde betreuen sollte. Frau Lin- holt hatte absichtlich Fräulein Adelheid Kohlmann, ein Mädchen über dreißig, gewählt. Die jungen, wie sie vorwurfsvoll sagte, hatten einen zu unbeständigen Sinn. Erna war dadurch vor eine peinliche Entscheidung gestellt worden. Sollte sie die Folgerung ziehen und das ihr bisher so gastliche Haus ihres Onkels verlassen, da sie sich ja selbst dort überflüssig gemacht hatte? Oder sollte sie bleiben, um nicht alles zu verderben? Sie hoffte, daß dieser unerträgliche Zustand durch eine klare Entscheidung beseitigt würde.
An diesem Morgen las Walter wieder scheinbar eifrig in den ausgelegten Blättern des Zeitungsstandes ouf der
ihrem Mutwillen den Kirchturmknopf zur Zielscheibe und trafen ihn auch mit ihren Büchsen, so daß der Knopf vier Löcher bekam. Dieses wenig bedeutende Stücklein hatte aber die traurige Folge, daß die in dem Knopf eingeschlossenen und für die Geschichte Deckenpfronns so wichtigen und aufschlußreichen Auszeichnungen der früheren Geistlichen bei einer zwei Jahre später erfolgte» Kirchturmeeparatur so verfaulst durchsressen unc zermürbt waren, daß sie h'im Oeffnen der Kapseln in kleine Stücklein zerfielen und nur noch die Handschriften von drei Chronisten ^kenntlich waren Der Turmtnopf hatte durch L:e Linichläge Brüche bekommen und durch diese und die Löcher mar das Regenwasser eingedrungen und hatte böse Arbeit getan.
Rätsel-Erke
1.
Das Erste wird selten vollkommen gelingen, am Zweilen wird häufig geflickt.
Doch wen» du das Erste zustande willst bringen, gebrauche das Ganze geschickt.
2.
Mich hat der Gaul in seinem Maul, die Katze in der Tatze.
Und springt der Osterhas durchs Gras, bin ich in jedem Satze!
3.
Das „Erste" einen Monat stellt dar, das „Zweite" dem Bauern gar nicht rar,
Vom „Ganzen" spricht man als schöne Stadt, die im Süden Europas ihre Lage hat.
4.
Als Maß kennt jeder es im Land,
Ein „m" dazu, wird ein Körperteil benannt: am Schluß ein „e", dann bedaure sie gleich, und »och ein „e", beschützt sie Land und Reich.
5.
Das „Erste" hat sich nicht als verschlossen erwiesen, Das „Zweite" eilt munter durch Täler und Wiesen Das „Ganze" ist ein Musikantengenie,
Das unzählige Operetten nusspie.
6 .
Der Knabe naschte die letzten zwei,
Schnell gab man sie ihm alle drei.
Ach, meinte er, die letzten zwei schmecken besser als alle drei.
7.
Das erste ist ne Farbe, das zweite ein strenges Wort, und wirds euch zugerufen, schließt ihr den Mund sofort.
Das Ganze ist euch wohlbekannt, ihr ratet es sogleich, es ist ein schönes kleines Land im großen deutschen Reich.
Auslösung der Rätsel vom Samstag, de» 9. August 1941:
>. Spaßen: ?. Landei: 3. Atlas: 4. Base, Oase, Hase, Vase: d. Born, Kor». Dorn, Zorn; 6. nichts; 7. Land, Hand, Rand, Wand
dem Bürohause abgewandten Seite. Er paßte jetzt besonders scharf auf. Luermanns Limousine war bereits seit einer halben Stunde oorgefahren. Einer der Angestellten des Detektivs faß am Steuerrad und wartete geduldig. .
Nun trat Luermann aus der breiten Tür des Bürohauses. Er war nicht allein. An feiner Seite ging ei» gepflegter älterer Herr. Beide stiegen schnell ein. Gleich darauf fuhr der Wagen davon.
Walter war neugierig geworden. Obwohl er in feinem Hotel unter dem Namen Wilhelm Lindolf unbehelligt geblieben war, durfte er sich doch nicht zu sicher fühlen. Er hielt ein vorbeifahrendes Mietsauto an, das zufällig frei wa.
„Folgen Sie der dunkelblauen Limousine, die dort vor uns fährt!" wies er den Chauffeur an.
Anfangs ging das ohne jede Schwierigkeit. Luermann» Wagen fuhr zwar ziemlich schnell: aber der dichte Verkehr hielt ihn so oft auf, daß das schwerfälligere Mietsauto bequem mitkommen konnte. Die Fahrt ging über die Leipziger zur Potsdamer Straße und Kurfürstenftraße zum Kurfürstendamm.
Gleich bei der ersten Kreuzung wurde es kritisch. Luermanns Wagen war schon über die Mitte gekommen, als von der Querstraße her mehrere Fahrzeuge in langer Kette durchfuhren.
„Geben Sie doch etwas mehr Gas!" bat Walter den Chauffeur. „Wir müssen den Wagen einholen!"
„Können Sie haben!" antwortete der und trat auf das Gaspedal. „Aber ein Rennwagen ist meine Droschke ge- . rade nicht! Sie sind wohl Detektiv, junger Mann!" setzte er nach einer Weile hinzu. „Oder wollen Sie erst noch einer werden?"
Walter überhörte den Spott. Sechzig Stundenkilometer fuhr jetzt der Wagen; doch schon bei der nächsten Seitenstraße mußte er wieder halten. Die Verfolgung war zwecklos.
Seufzend bezahlte Walter den beträchtlichen Fahrpreis. „Wenigstens habe ich festgestellt, daß Luermann nicht in der Richtung meines Hotels fährt!" sagte er sich zum Trost. „Von seiner Seite brauche ich wohl heute nichts zu fürchten."
. (Fortjetzung folg!!
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Kerspt: 2 Kilo Pflaumen octsr Twslrcvgsn, gereinigt unct entsteint gewogen, wsrctsn sstir gut rsrlclsinsr«, mit 2 <!Io üuclcsr rum
Hierauf runrt msv ctsn InNalt einer dlormsIflsscNs Opelcts ru 7l> pfg. unct nack ösüsbsn ttsn Sst« einer Zitrone kinsin unct füllt in Siässr kustütirlicbes ksrspi bei lecker piascbs.
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