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Nr. 161

Samstag, äen 12. Juli 1941

115. Jahrgang

Roosevelt baut LKAA-eAtützvunkte auf Srlanb

Sensationelle Mitteilungen über weitere offensive Maßnahmen des amerikanischen Präsidenten

mit welchen Geographen er zuletzt gesprochen habe", stellt Washington Daily News" fest, Präsident Roosevelt habe es aufgegeben, die westliche Hemisphäre zu definieren und sei da­her fortan in der Lage, die nordamerikanischen Vorposten auf irgendeine Insel im Atlantik auszudehnen. Gleichzeitig ver­langt die Zeitung, daß unter keinen Umständen ein USA.-Expe- ditionskorps nach Europa oder nach dem Nahen Osten gesandt werde, wie die englischen Generale Sir Archibald Auchinleck und Wavell dies forderten.

Der Kommentator Sullivan erklärt in derWashington Post", Roosevelts Expedition nach Island gehe weiter als irgend etwas, was er bisher getan habe, und sei ein glatter Bruch seiner Versprechungen, Streitkräfte nicht zum Kampf auf frem­dem Boden zu entsenden.

Wo endet di? westliche Hemisphäre Roosevelts?"

DNB Lissabon, 11. Juli. Die Besetzung Islands löste in der hiesigen Presse und in der gesamten Oeffenilichkeit größte Be­unruhigung aus, da man sie als Auftakt einer Aktion gegen den portugiesischen atlantischen Jnselbesitz ansieht. Die Presse bringt alle Meldungen zu diesem Fall in Erotzaufmachung.A Voz" stellt in ihrem Leitartikel die Frage, wo eigentlich die westliche Hemisphäre Roosevelts ende, und schreibt, mit den WortenDemokratie, Recht und Freiheit" und anderen pomp­haften Phrasen verschleierten die amerikanischen Parlamenta­rier ihre völlige Mißachtung fremder Rechte. In Roosevelts Erklärung, daß die amerikanische Marine außer der Verbin­dung zwischen USA. und Island auch diejenige mitallen än­deren strategischen Positionen aufrechterhalten soll, könnte man bereits deutlich die Absicht erblicken, mit den Azoren, Kapver­den und Dakar genau so wie mit Island zu verfahren.

Portugal schützt seine Atlantik-Inseln

Weitere Truppenverstärkungen unterwegs

DNB Lissabon, 11. Juli. Am Donnerstag abend verließ der DampferJoro Belo" den Lissaboner Hafen mit einem für die Azoren bestimmten Bataillon Infanterie an Bord. Der Dam­pferNiassa" und der DampferMousinho" werden ebenfalls in den nächsten Tagen Truppen nach den Kap Verdischen In­seln bringen zur weiteren Verstärkung der dort bereits gelan­deten portugiesischen Streitkräfte. Zur Verabschiedung fand sich an Bord der Staatssekretär im Kriegsministerium und der Chef des Generalstabes ein.

Der deutsche WehrmachtsderW

U-Boote und Luftwaffe versenkten 31KVV VNT.

Die Doppelschlacht von Vialystok und Minsk Bomben auf Hüll, Great Parmouth und Verwick Wieder schwerste britische Flugzeugverluste an der Kanalküste

DNB Aus dem Führer-Hauptquartier, 11. Juli.

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Wie bereits durch Sondermeldung bekannt gegeben, ist mit der Doppelschlacht um Bialystok und Minsk nunmehr die größte Materialschlacht der Weltgeschichte abgeschlossen. 323 8S8 Gefangene, darunter mehrere Kommandierende Generale und Divisionskommandeure fielen in unsere Hand. 3332 Panzerkampfwagen, 1809 Geschütze und zahlreiche Mengen an sonstigen Waffen wurden erbeutet oder ver­nichtet.

Damit hat sich die Gesamtzahl der bisher an der Ost­

front eingebrachten Gefangenen auf über 400 000 erhöht. Die Zahl des erbeutete« oder vernichteten feindlichen Ma­terials ist auf 7615 Panzerkampfwagen und 4423 Geschütze angewachsen. Die Sowjetluftwaffe verlor bisher insgesamt 8233 Flugzeuge.

Im Kampf gegen die britische Versorgungs­schiffahrt versenkten U-Boote im Nordatlantik vier feindliche Handelsschiffe mit 27 600 VRT. Ostwärts Peter« head wurde durch die Luftwaffe ei» Frachter von 4000 Br^ Registertonnen versenkt.

In der letzten Nacht bombardierten starke Verbände von Kampfflugzeugen den Versorgüngshafen Hüll am Hum- ber mit durchschlagender Wirkung. Weitere Luftangriffe richteten sich gegen die Hafenanlagen von Great Par­in out h und Verwick sowie Flugplätze und Scheinwer­ferstellungen in Ost- und Südengland.

Bei Versuchen des Feindes, am gestrigen Tage die Kanal- küste anzugreifen, schossen Jäger 21, Flakartillerie 4, Ma- rineartillerie 3 britische Flugzeuge ab. Zwei eigene Flug, zeuge werden vermißt.

Der Feind warf in der letzten Nacht mit schwachen Kräf­ten eine geringe Zahl von Spreng- und Brandbombeu au einigen Orten Westdeutschlands. Die Verluste der Zivil­bevölkerung sind gering.

Der Heeresbericht zieht einen Schlußstrich unter das erste entscheidende Ereignis des. großen Ostfeldzuges. Das Ober­kommando der Wehrmacht bezeichnet sie als eine Doppelschlacht nach den zwei Phasen und Einkreisungsräumen Bialystok-Minsk. Es ist die größte Material- und Umfassungsschlacht, die die Blät­ter der Geschichte verzeichnen. Fast unvorstellbar erscheipen die Zahlen der 232 989 Gefangenen und der Beute an Material: 3332 Panzer, 1809 Geschütze. Diese Anhäufung, von feindlichen Truppen und Material an der deutschen Grenze beweist die sow­jetischen Angriffsabsichten gegen das Reich und Mitteleuropa. Nun ist die Gefahr für Europa gebannt, dank der Tapferkeit unserer Soldaten und der Genialität der deutschen Führung. Schon bei der Umfassungsschlacht im Weichselbogen wie auch bei der im Artois und Flandern legte die deutsche Hceres- führung den schlagenden Beweis meisterhafter Strategie und Taktik in der großen Schlachtenleitung ab. Bei Vialystok und Minsk haben in schwersten Kämpfen unsere Truppen deick Ring um die Sowjetdivisionen gezogen, vergeblich suchten sich die Sowjettruppen in wütenden Ausfällen Luft zu schaffen. Der deutsche Ring hielt eisern und verengte sich immer mehr. Bald begannen die Eingeschlossenen in größeren Verbände sich zu er­geben. Die politischen Kommissare, die sich dagegenstellten, wur­den durch die eigenen Leute umgebracht. Nun ist der Abschluß da und das riesige Schlachtfeld mit seinen Wäldern durchgekämmt. Ein Sieg ohnegleichen wurde von deutscher Truppe und Führung errungen!

Daß es auch «n den anderen Fronten große Erfolge gab, zeigen die Zahlen des OKW.-Berichtes, die man in Vergleich zu den am 1. Juli veröffentlichten Ziffern setzen kann. Die Zahl der erledigten oder erbeuteten Sowfetpanzer erhöhte sich um fast 2000, die der Flugzeuge um rund 1500. Die sowjetischen An­griffsarmeen sind vernichtet, die ungeheuren Materialverluste nicht auszugleichen. An der Stalin-Linie wird sich die weitere Niederlage der Sowjets in diesen Stunden vollziehen.

Das deutsche Volk aber blickt voll Dank und Bewunderung zu hinein Heer und seinem Führer, die den großen Anfangssieg er­rungen und uns vor dem sowjetischen Ueberfall bewahrt haben. Der Endsieg im Oste» Wird reifen.

Vetvsste 4-nteiHaus-Debatte

Scharfe Kritik an den Maßnahmen der Regierung

Stockholm, 11. Juli. Ein Senator der Opposition machte Enthüllungen über eine weitere, wie er meinte, in allernächster Zukunkt geplante Offensivmaßnahme Roosevelts.Bor mehreren Wochen habe ich von zuverlässiger Seite erfahren, daß die Ver­einigten Staaten damit beschäftigt sind, einen Flotten- und Luftstützpunkt Nordirland zur Unterstützung Englands an­zulegen".

Wendel! Willkie hatte schon in einer Presseerklärung die Ent­sendung von nordamerikanischen Streitkräften nach Nordirland und sogar nach Schottland gefordert. Der Senator teilte nun mit, daß diese Aeußerung Wendel! Willkies nach einem Besuch bei Roosevelt gefallen lei und daß es sich ohne Zweifel um eine zwischen Roosevelt und Wendel! Willkie verabredete Vorberei­tung der nordamerikanischen Oeffenilichkeit handele. Zweck einer solchen Maßnahme wäre, so meinte er, dem britischen Oberkom­mando zu ermöglichen, Truppen von Nordirland zur Verteidi­gung Englands oder für andere Kriegsschauplätze frei zu machen. Er bezeichnet die Landung nordamerikanischer Streitkräfte auf Island als eine Maßnahmegleichbedeutend mit einem An­griffskrieg" und erklärte weiter, daß Roosevelt nicht das Recht habe, ohne Befragung des Kongreßes derartige Schritte zu un­ternehmen. Wenn der Präsident Truppen nach Island senden kann, dann kann er auch ebensogut Truppen nach Irland, Por­tugal oder Schottland senden. In einer Erklärung vor oem Senat kritisierte ein anderer Senator scharf die heimliche Aktion der Regierung und erklärte:

Man sagt uns nicht, wie di.e Dinge stehen, aber doch kann jeder, der es wissen will, erfahren, daß bereits seit Wochen Hun­derte von nördamerikNnischen Arbeitern damit beschäftigt sind, eine Flottcnbasis in Nordirland zu bauen".

Das englische Echo hat nicht lange auf sich warten lassen. Der nordirische Ministerpräsident von lflster, Andrews, erklärte gestern, daß seine Regierung bestimmt nichts gegen solche nord­amerikanischen Absichten einzuwenden habe, sondern daß sie ganz im Gegenteil eine solcheäußerst wirksame nordamerikanische Beihilfe zur Gewinnung der Schlacht im Atlantik begrüßen würde."

Willkie als Einpeitscher

Ein treffendes Bild im MadriderABC"

Madrid, 11. Juli.Wenn man die Reden, Erzählungen und Vorträge von Dr. Willkie liest", schreibt der Autzenpolitiker des ABC",kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß der Kampf um die Präsidentenschaft in den USA. ein abgekartetes Spiel war. Man sieht heute klar und deutlich, daß zwischen den Programmen beider Kandidaten nur geheuchelte - Unterschiede bestanden. Roosevelt konnte sich nicht einmal im Traum einen wohlwollenderen Gegenkandidaten wünschen als Wendel Willkie. Dieser ^Gegenkandidat" ist heute die Vorhut Roosevelts und bringt alles das aufs Tapet, was Roosevelt selbst nicht zu sagen wagt. Jetzt wird Willkie oorgeschickt, um zu sagen, daß Island nur halber Kram sei, daß man England nur dann wirk­sam helfen könne, wenn die USA. Stützpunkte in Irland und Schottland errichteten, d. h. also, wenn sich die USA. von ihren Machthabern in die gefährlichsten Kriegszonen hincinreißen ließen."

Auch dieTimes" schreibt, die englisch-amerikanische Zusam­menarbeit werde sich nicht auf Island beschränken. Wenn man es für notwendig halte, weitere Maßnahmen zu treffen, so wür­den auch andere Zufahrtswege zu dem amerikanischen Kontinent auf ähnliche Weise geschützt werden.Manchester Guardian" gibt gleichfalls seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß Roosevelt ebenso wirksam andere Wege nach den britischen Inseln über südlichere Gewässer schützen wolle. Das Blatt gibt weiter zu, daß die Ver­einigten Staaten durch diesen Schritt näher an die Krieaszone herangebracht würden.Daily Expreß" nennt den Schritt den mutigsten", den Amerika bisher in der Englandhilfe getan habe. DieserMeisterstreich" der großen befreundeten Demokra­tie habe England nicht nur in der Atlantikschlacht die größte Hilfe gegeben, sondern ermögliche ihm auch, Truppen, und Ma­terial in andere Kampfgebiete zu bringen.

«Die amerikanischen Stützpunkte"

USA.-Senator bezeichnet die Besetzung Islands als ekne aggressive Kriegshandlung"

DNB Washington, 11. Juli. Senator Taft kam am Don­nerstag vor dem Senat auf den Vorschlag Willkies, daß die USA. militärische Stützpunkte in Nordirland und Schottland einrichten sollten, zu sprechen und erklärte unter anderem, jedes Argument, dessen man sich für die Besetzung Islands bedient habe, sei auf Irland, England und Portugal anwendbar. Taft gab der Meinung Ausdruck, daß die Ausschiffung von Streit­kräften der USA. in Island eine Maßnahme sei, dieeiner aggressiven Kriegshandlung gleichkomme". Es sei dies eine Maßnahme, die der Präsident nicht ohne die Ermächtigung des Kongresses ergreifen dürfe. Wenn der Präsident aus diesen Gründen Truppen nach Island schicken kann, so sagte der Se­nator wörtlich, dann kann er sie auch nach Schottland oder England schicken; er kann sie sogar nach Portugal schicken. Diese Länder sind nicht weiter entfernt als Island.

Zur Pressekonferenz jm Weißen Hause, in der Roosevelt den zynischen Ausspruch tat, seine Ansicht richte sich stets danach.

Stockholm, 11. Juli. Im britischen Unterhaus hat am Mittwoch eine Aussprache über die Rüstungsproduktion Groß­britanniens stattgefunden, in deren Verlauf von einigen Ab­geordneten sehr scharfe Kritik an den Maßnahmen der Regie­rung geübt wurde. Vor allem wurden die Flugzeugindu­strie und der ehemalige Minister für Flugzeugbau, Lord B e - averbrook, angegriffen.

So machte der Abgeordnete Leutnant Brabner, wie der Londoner Korrespondent vonNya Dagligt Allehanda" meldet, aufsehenerregende Angaben über die Mängel bei der Verteidi­gung Kretas.

Leutnant Brabner sagte u. a., es klinge unglaublich, es set aber wahr, daß in Griechenland deutsche Flugzeug st rei- fen die ganze Zeit über den England zur Verfügung gestellten Flugplätzen gekreist seien. Deshalb sei es den englischen Flug­zeugen unmöglich gewesen, aufzusteigen. Auf Kreta habe man bei Tage kaum mehr als zwei Flugzeuge täglich aufsteigen lasten können und die Luftabwehr sei geradezu kläglich gewesen. Bei Maleme seien acht bis zehn Vosors-Kanonen zerstört worden, weil schwere Luftabwehrkanonen nicht vorhanden gewesen seien und infolgedessen die deutschen Stukas nicht abgehalten werden konnten. Die englischen Tanks in Libyen und Griechenland hät­ten gegen die deutschen nichts ausrichten können, da erstens die Zahl der englischen Tanks zu gering gewesen sei und sie außer­

dem zu langsam waren. Weiter berichtete Leutnant Brabner, daß in Griechenland 70 bis 80 v. H. der britischen Tanks aus­einandergefallen seien, ehe sie überhaupt mit dem Feind in Berührung kamen (!).

Earro Jones von der Labour-Partei habe, wie der schwe­dische Korrespondent weiter berichtet, die meisten Anklagen er- hoben. Jones habe erklärt, daß Hunderte von Flugzeugen aus Amerika immer noch verpackt in England lägen, da man für diese Maschinen noch keine Instrumente requiriert habe und daß die Tanks, die man im Augenblick herstelle, wieder aus­einandergenommen werden müßten, um andere Tanks mit Re­serveteilen zu versehen.

Generalleutnant Austin Hopkinson machte scharfe zersön- liche Ausfälle gegen Arbeitsminister Vevin und gegen Lord Beaverbrook, von dem er erklärte, daß er die Flugzeugproduk­tion wie einen billigen Zeitungskonzern betrieben habe. Im übrigen sei die ganze Flugzeugindustrie ein einziges Chaos vom Boden bis in den Keller.

Der Labour-Abgeordnete Neß Edwards war mit Hopkinson einig, daß et^oas an den britischen Kriegsanstrengungen hoff­nungslos verrottet sei, verlangte Untersuchung bestimm­ter Fabriken und machte folgende trockene Anmerkung:Ein Land, das zuläßt, daß Leute Autobusse mieten können, um damit zu Wettrennen zu fahren, verdient die Niederlage."