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Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter"
Freitag, den 11. Zuli 1841
«nd Kranken und ihre Blicke tragen das Grauen eben vergangener Tage. Ihre Augen sprechen es deutlich aus : Wir haben Hunger! Unter den wuchtigen Schlägen unserer nationalsozialistischen Wehrmacht ist ihre Kraft versiegt und führerlos wälzt sie sich nun dahin, ein müder Strom, kümmerliche, trostlose Wracks mit sich tragend.
Alle Völkerschaften der Sowjetunion sind vertreten: Kleine zähe Mongolen, Kirgisen und Kalmücken, derbe Vauerngesich- ter aus der Ukraine, dann wieder blauäugige, blond und hochaufgeschossene Typs Balten, Wolgadeutsche, die in die Sowjet- Armee gepreßt wurden, Offiziere, die einst noch unter dem Zaren gedient haben, und rohe, brutale Volschewistengesichter.
Vom Instinkt einer Herde befallen, finden sie fast selbständig Vas riesenhafte Gefangenenlager, in dem sie von einer Handvoll deutscher Soldaten bewacht werden.
Sie sind müde, haben Hunger. Sie sind verwundet, leiden Durst, sie wollen nicht mehr kämpfen. Sie hätten überhaupt nicht gekämpft, wenn ihre Unterdrücker, ihre bolschewistischen Kommissare sie nicht mit der Pistole in der Hand dazu gezwungen hätten.
Unsere Truppen, die ihnen gegenüberlagen, hatten nichts unversucht gelassen, um die Bolschewisten von dem Wahnsinn ihres weiteren Widerstandes zu überzeugen. Einige Gefangene wurden in die Wälder geschickt, wo die Divisionen ziellos umherirrten. Als wir ihnen unser großzügiges Angebot bekannt- gaben, ungeschoren in die Gefangenschaft ziehen zu dürfen, wurden die Äbgeschickten von ihren bolschewistischen Kommissaren erbarmungslos niedergeknallt. Gegen die Pistolen und Maschinengewehre der Kommissare, die stärker waren, als der Wille der sowjetischen Soldaten, mußten unsere Waffen eine überzeugende Sprache sprechen. Darauf haben sie ihre Kommissare einfach niedergemacht, nnd von Stunde zu Stunde schwoll nun der Strom an, der nun nicht mehr enden will. Der deutsche Soldat, der Tage und Nächte mit einem hinterlistigen Gegner rang, kennt nur die Sorge, die größte Not der geschlagenen Masse zu lindern; bei den Sowjets wären sie elend verhungert, bei uns erhalten sie nach Tagen ihr erstes Essen.
Ebenso groß wie die Sorge um die Verpflegung der vielen Tausende ist die Notwendigkeit, Seuchen zu verhindern. Die Lazarette sind mit verwundeten Bolschewisten überfüllt. Aerzte stellen sich zur Hilfe in den Krankenhäusern zur Verfügung. Vor allem aber sind die Litauer unseren Soldaten energische Helfer bei unlösbar erscheinende» Aufgaben der Gefan- geuenbetreuung.
Sieger in 40 Lustkampfen
Leutnant Schnell erhielt das Eichenlaub zum Ritterkreuz
DNB Berlin, 10. Juli. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat Leutnant Schnell anläßlich seines 40. Luftsieges das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen und ihm davon mit folgendem Schreiben Mitteilung gemacht: „In dankbarer Würdigung Ihres heldenhaften Einsatzes im Kampf um die Zukunft unseres Volkes verleihe ich Ihnen zu Ihrem 40. Luftsieg als achtzehntem Offizier der deutschen Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Njemen-Uebergang erzwungen
Oberst Rothenburg mit seinem Panzerregimeut über den Njemen
DNB Berlin, 10. Juli. An der Spitze seines Panzerregiments hat Oberst Rothenburg, der. am 8. Juli im OKW.-Bericht genannt wurde, den litauischen Ort Olita in kühnem Handstreich genommen und den Uebergang über den Njemen erzwungen.
Die Sowjets versuchten, den von dem deutschen Panzerregiment gebildeten Brückenkopf in heftigen Gegenstößen unter Einsatz schwerster Panzerkraftwagen, von Artillerie und Infanterie wieder einzudrücken. Das Regiment des Obersten Rothenburg wehrte nicht nur diese Angriffe ab, sondern erweiterte den Brückenkopf durch neue Angriffe. Hierbei vernichteten die deutschen Panzerkampfwagen in hartem Kampf Panzer gegen Panzer insgesamt 82 bolschewistische Panzerkampfwagen.
Oberst Rothenburg ist Träger des Ritterkreuzes und wurde bereits während des Weltkrieges mit dem Orden „Pour le Merkte" ausgezeichnet.
Erlebnis eines spanischen Journalisten im Osten
Blick auf die sowjetrusfischeu Gefangene«
Madrid, 10. Juli. In einem fesselnden Bericht schildert der „ABL"-Berichterstatter Miquelarena feine Eindrücke und Erlebnisse in den von den deutschen Truppen besetzten Gebieten der Sowjetunion. In Dubno, Luck und in anderen Orten, die wir auf unserer Fahrt berühren, ist die Zahl der von den Bolschewisten ermordeten Menschen sehr groß. An den Türen der Kirchen sieht man zahllose Anschläge, in denen die Ermordung von Vätern und Söhnen, von Studenten und Arbeitern bekanntgegeben wird und die Angehörigen um ein Gebet für das Seelenheil der Dahingeschiedenen bitten. Ein großer Teil der Eingekerkerten waren Katholiken,
Die Fahrt nach Vialystok mußten wir aufgeben, weil uns eine endlose Schlange von Gefangenen entgegenkam. Die Straße wurde für uns gesperrt, da diese ungeheuren Menschenmassen uns zu Fuß und auf Lastwagen wie ein undefinierbarer Haufen von Lumpen entgegenströmten. „Ich bin kein Kommunist, kein Russe! Ich bin ein Ukrainer!" schrien uns einige Gefangene entgegen. Wir weichen dem Gefangenenstrom aus und schlagen die Richtung nach Jaroslau ein.
In der Nähe von Jaroslau, so berichtet der Berliner „ABC"-Berichterstatter in einer weiteren Schilderung, befindet sich an einem Bergabhang ein Sammellager von 4000 sowjetischen Gefangenen. In wenigen Tagen haben sie das frischgrüne Gras in eine öde graubraune Steppe verwandelt. Das ganze Lager erscheint tonfarben. Unter freiem Himmel riecht es schon von weitem wie aus einem Löwenkäfig, und wenn man näher kommt, hat man tatsächlich das Gefühl, in einem Stall von wilden Tieren zu sein und hier sein Leben aufs Spiel zu setzen. Alle Misch- und Unterlassen kann man hier finden. Bei anderen wieder öffnet sich der zahnlose Mund zu einem jüdischen Grinsen, wenn man sich mit dem Photoapparat nähert. Einige betteln um Zigaretten. Die Offiziere unterscheiden sich kaum von den einfachen Soldaten. Da man ihnen gesagt hatte, daß die Deutschen die Offiziere zuerst erschießen würden, haben sie sich alle ihre Abzeichen abgerissen und sogar ihre Schuhe ausgezogen, um nicht unter den gewöhnlichen Soldaten aufzufallen. Darüber hinaus spielen sie mit Vorliebe die Blöden. Als einzigen Ausweis haben die meisten nur die Gefangenen- und Lagernummer. Ein Gefangener aus Usbekistan, der 18 Jahre alt ist, erzählt, vor zehn Tagen seien einige Soldaten in sein Heim gekommen, hätten ihn in einen Schnellzug verladen und an die Front gebracht. Man habe ihm ein Gewehr in die Hand gedrückt, mit dem er nicht habe umgehen können. Dann sei er schließlich, als er noch keine 24 Stunden an der Front geweilt habe, in Gefangenschaft geraten. Die einzige Frage, dre ihn jetzt interessier., sei, ob die Deutschen bereits in sein Heimatdorf gekommen seien.
Der Massenmord von Dubno
DNB Berlin, 10. Juli. Zu dem bereits bekannt gewordenen furchtbaren Massenmord von Dubno werden weitere Einzelheiten mitgeteilt. Die ermordeten Opfer an Männern, Frauen und Kindern waren fast ausschließlich Ukrainer. Wegen ihres Bekenntnisses zum ukrainischen Volkstum wurden sie von den sowjetischen Machthabern bereits vor langer Zeit eingskerkert. Die Sowjetmörder haben in ihrer ohnmächtigen Wut über das Vorrllcken deutscher Truppen sämtliche Verhafteten, und zwar etwa 1500 Personen, erschossen. In den Zellen liegen die Leichen von etwa sieben bis acht Personen aufeinanderge- türmt, die hier in eine Ecke getrieben worden sind. Den schlimmsten Anblick bieten die Zellen der weiblichen Insassen, in denen die roten Mordbanden ihren verwerflichen Instinkten freiesten Lauf gelassen haben. Die Frauen, junge Mädchen und «lbst schwangere Frauen, wurden, wie ärztliche Untersuchungen ergaben haben, vor der Ermordung noch geschändet. Grauenhaft ist der Blick in eine Zelle, in der sogar drei Jungen im Knabenalter von etwa 14 Jahren niedergemetzelt worden sind. Jetzt sind im Büro des Gefängnisses einige Ukrainer damit beschäftigt, die Akten der GPU. zu durchsuchen, um <«ck> Möglichkeit die Identität der Opfer festzustsllen.
Verstärkter Terror in Moskau
Fieberhafte Verteidigungsvorbereitungen
Genf, 10. Juli. Der „Figaro" vom 9. Juli veröffentlicht folgende von der sowjetischen Grenze datierte Meldung über das Leben in Moskau.
Drakonische Maßnahmen reglementieren seit fünfzehn Tagen das Leben der Moskauer. Die Zivilbevölkerung hat nach dem Eintritt des Ausgangsverbots kein Recht mehr, auf die Straße zu gehen. Einzig und allein Personen, die ein öffentliches Amt bekleiden, sind ermächtigt, die Straßen zu betreten, sie müssen aber mit einem besonderen Ausweis versehen sein. Alle Reisenden, die nach Moskau kommen, werden einem strengen Verhör unterzogen und müssen auch die Gründe ihrer Reise angeben. Von Moskau Weggehen? Unmöglich! Nur die Träger eines Erlaubnisscheines, der durch die Zentrale der Direktion der GPU. ausgestellt wird, haben das Recht, die Sowjethauptstadt zu verlassen. Selbst die fremden Diplomaten müssen, um wegzugehen, mit einer Ermächtigung versehen sein, die vom Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten stammt und auch von der Polizei unterzeichnet sein mutz. Immer zahlreichere Eisenbahnzüge, die mit Soldaten, Tanks und Kriegsmaterial aller Art beladen sind, durchfahren die Hauptstadt. Der Luftschutzdienst ist ganz besonders tätig. In den Untergrundbahnstationen werden rasch Unterstände eingerichtet. Das Tragen der Gasmaske ist obligatorisch geworden und häufig finden Lustschutzübungen statt. Die Brücken über die Moskawa sind unterminiert. Rund um die Stadt herum sind Schützengräben und Drahtverhaue errichtet. -An den wichtigen Punkten sind Flakbatterien und Maschinengewehre postiert worden, während auf den betonierten Terrassen Flaktruppen fieberhaft ihre Kanonen aufstellen.
Mißbrauch der weißen Flagge
DNB Berlin, 10. Juli. Unter den zahlreichen Völkerrechtsverletzungen, die sich die bolschewistischen Soldaten immer wieder zuschulden kommen lassen, ist einer der meist geübten der Mißbrauch der weißen Flagge. An vielen Stellen der Front kam es 'während der Kämpfe vor, daß die Bolschewisten so taten, als ob sie sich ergeben wollten und sich mit erhobene« Händen den deutschen Linien näherten, sobald sie aber in Schußweite waren, ihre versteckten Gewehre hervorholten und das Feuer auf die sie ruhig erwartenden deutschen Soldaten eröffneten. So gibt ein Leutnant eines deutschen Infanterie-Regiments zu Protokoll, daß sich in der Gegend von Bornicki zahlreiche Sowjetsoldaten mit erhobenen Händen bis auf dreißig Meter den deutschen Linien näherten. Als sie in dieser kurzen Schußweite waren, eröffneten sie das Feuer und versuchten so unter Mißbrauch des Kriegsrechts einen billigen Erfolg zu erlangen.
Ein ganz ähnlicher Vorfall ereignete sich in der Nähe von
Uhowo. Dort hatte eine Gruppe von Bolschewisten durch Schwenken von weißen Tüchern das Zeichen dafür gegeben, daß sie keinen Widerstand mehr leisten wollten. Der Offizier der ihnen gegenüberliegenden deutschen Formation ließ deshalb das Feuer einstellen und näherte sich ihnen zusammen mit einigen Kameraden. Plötzlich eröffneten die Bolschewisten aus allernächster Entfernung erneut das Feuer und verletzten mehrere deutsche Soldaten. Im gleichen Abschnitt überfielen ungefähr hundert andere Bolschewisten, die sich kurz vorher zur llebergabe bereit erklärt hatten, die verhandelnden deutschen Soldaten und versuchten, sie mit ihren Bajonetten niederzumachen.
ASA.-Stützpunkle auf Kamtschatka
Tokio, 10. Juli. (Ostaflendienst des DNB.) Meldungen aus Schanghai, wonach die Bildung einer britisch-nordamerikanisch-chinesischen Allianz beabsichtigt sei, die besonders Japans Handlungsfreiheit einschränken soll, werden von der japanischen Presse mir größter Aufmerksamkeit wiedergegeben. „Kokumin Schimbun" schreibt: Man muß auch damit rechnen, daß die USA. im Nordpazifik beispielsweise auf Kamtschatka Militärstützpunkte anstreben um die nördliche Route zu sichern. „Eine solche Maßnahme würde jedoch bei Japans künftigen Entscheidungen eine maßgebliche Rolle spielen."
Kriegsfestspiele in Bayreuth
Elsässer bei der Eröffnungsvorstellung
Bayreuth, 10. Juli. Am Freitag treffen inBayreuth die ersten Sonderzüge mit den aus den Gauen Südhannover-Vraun- schweig und Baden einschließlich dem Elsaß eingeladenen Gästen ein, um am Samstag die erste Aufführung der diesjährigen Kriegsfestspiele den „Fliegenden Holländer" unter Stabführung von Staatskapellmeister Karl Elmendorfs zu hören. Vorher findet ein Empfang statt, auf dem Reichsorganisationsleiter Dr. Ley sprechen wird.
Carl Friedrich von Siemens ^
Berlin, 10. Juli. Der Chef des Hauses Siemens, Carl Friedrich von Siemens, ist im Alter von 68 Jahren gestorben.
Carl Friedrich von Siemens, der jüngste Sohn des Begründers der Firma Werner von Siemens, war im Jahre 1899 in den Konzern eingetreten und hatte nach verschiedenen Zwischenstufen im Jahre 1912 den Vorsitz des Vorstandes der Sie- mens-Schuckert-Werke AE. übernommen. Im Jahre 1919, nach dem Tode seines älteren Bruders Wilhelm von Siemens, wurde er Aufsichtsratsoorsitzender von Siemens u. Halske und von von Siemens-Schuckert und hat diese Aemter über zwei Jahrzehnte lang zum wirtschaftlichen Nutzen des Konzerns und zum sozialen Wohl der Gefolgschaften bis zu seinem Tode innegs- habt. Die Rolle, die der bedeutende Industrielle in der deutschen Elektrotechnik und in der allgemeinen Wirtschaft spielte, führte zu zahlreichen Ehrungen und zur llebernahme wichtiger anderer Aemter. So war er unter anderem von 1924 bis 1935 Präsident des Verwaltungsrates der Deutschen Reichsbahn.
Hans Slosch-Sarrasam plötzlich gestorben. Bon einem tragischen Schicksalsschlag ist das weltbekannte Zirkusunternehmen Sarrasani, das jetzt gerade zu einem Gastspiel nach der Reichshauptstadt gekommen ist, betroffen worden. Sein Betriebssichrer Hans Stosch-Sarrasani erlitt Mittwoch abend kurz nach seiner Ankunft in Berlin plötzlich einen Schwächeanfall. Ein sofort herbeigerufener Arzt konnte nur noch den Tod infolge eines Herzschlages feststellen.
Große Parade der argentinische» Wehrmacht Im Mittelpunkt der Veranstaltungen anläßlich der 125. Wiederkehr des Tages der Unabhängigkeitserklärung Argentiniens bildete am Mittwoch die große Parade der argentinischen Wehrmacht. Der vier Stunden dauernde Vorbeimarsch wurde eingeleitet mit dem Flug von 140 Maschinen des Heeres und der Marine, der geführt wurde vom Chef der Luftwaffe, General Zuloaga. Dann zogen die einzelnen Wehrmachtsteile vorbei.
„Dolchstoß i» de» Rüche» Europas"
Einmütige Verurteilung der Vergewaltigung Islands durch Rooseoelt
Madrid. „Die Besetzung Islands durch die USA. ist ein Dolchstoß in den Rücken Europas. In dem Augenblick, wo ganz Europa in den edelsten aller Kriege zu einer gemeinsamen Front Zusammentritt, fühlt sich Roosevelt auf seiner westlichen Halbkugel plötzlich bedrohter denn je", schreibt der Sonderberichterstatter von „Jnformaciones". Roosevelt mag noch so viel geistige Akrobatik treiben und Berechnungen darüber anstellen, wo Europa anfängt und Amerika aufhört. Das eine ist klar erwiesen: Das Dreigespann Roosevelt, Stalin und Churchill hat sich den Sieg des Kommunismus zum Ziel gesetzt. Auch der Versuch Uruguays, die amerikanischen Länder zu bewegen, ein kriegführendes amerikanisches Land unter sich als nichtkriegführend zu betrachten, ist nichts anderes als ein neuer Schlich Roosevelts. Roosevelt möchte Amerikas Grenzen nicht nur bis zu den Azoren und nach Dakar, sondern bis zur Wolga und zum Ural verlegen.
„Arriba" erklärt in einem Kommentar: „Island ist kein Bestandteil der westlichen Hemisphäre. Die heuchlerische Formel, mit der Roosevelt dieses imperialistische Abenteuer zu tarnen versucht, ist zu dünn, als daß man dahinter nicht die wahren Ursachen und Absichten erkennen könnte.
Budapest. Das Regierungsblatt „Esti Ujsag" schreibt, die Besetzung Islands stehe im krassen Gegensatz zu den früheren Versprechungen Roosevelts, in denen er betonte, daß er sich nicht in den europäischen Krieg einmischen werde. „Pesti Ujsag" stellt fest, daß zwischen der tönenden Behauptung der Demokratien, niemals Angreifer zu sein und stets das Interesse der kleinen Staaten vor Augen zu haben, und ihrem tatsächlichen Verhalten kein schreienderer Widerspruch stehen könne als der, der durch dis Affäre Islands bewiesen werde.
Agram. Der amerikanische Gewaltstreich gegen Island wird von den politischen Kreisen Agrams als eine heimtückische Tat des amerikanischen Präsidenten bezeichnet. Die Vereinigten Staaten wird immer die Schuld treffen, ohne jeden Anlaß in den europäischen Bereich provozierend eingegriffen zu haben.
Rom. Die Besetzung Islands durch nordamerikanische Truppen bewertet man in den europäischen Hauptstädten, wie Agenzio Stefani feststellt als:
1. einen Angriffsakt der Vereinigten Staaten gegenüber ganz Europa;
2. einen Gewaltakt gegenüber Dänemark, das nicht in der Lage ist, den räuberischen Ueberfall abzuwehren;
3. einen neuen Beweis der antieuropäischen Einstellung Englands, das dem nordamerikanischen Imperialismus das Tor zu Europa öffne;
4. einen weiteren Schritt der USA. auf dem Wege zur Inter
vention, die Roosevelt gegen den Willen des amerikanischen Volkes erzwingen will;
5. eine neue grobe Verletzung der Monroe-Moktrin, da Amerika bewußt aus dem amerikanischen Raum heraus und in oen europäischen Raum eintrete;
6. eine offene Drohung gegen die übrigen Inselgruppen nu Atlantik und die Staaten, denen sie gehören;
7. einen neuen gefährlichen Versuch Rooveselts, Zwischenfälle hervorzurufen und damit die öffentliche Meinung aufzuputschen;
8. das Eingeständnis, daß die Atlantikschlacht, so wie die Dinge liegen, unweigerlich verloren wäre und daß deshalb verzweifelte Gegenmaßnahmen versucht werden sollen.
Tokio. „Nitschi Nitschi Schimbun" schreibt, Roosevelts Erklärung, Island sei besetzt worden, weil es so nahe bei Grönland liegt, sei absurd, lächerlich und gefährlich. Auf Grund dieser Theorie könne er ebenso gut die Notwendigkeit der Stationierung amerikanischer Truppen in Sibirien erklären, weil das so nahe an Alaska liegt. Japan werde jedoch auf der Hut sein.
Oslo. Einen Dolchstoß in den Rücken des gegen den Kommunismus kämpfenden Europas nennt „Dagbladet" in großer Schlagzeile den nordamerikanischen Ueberfall auf Island. Auch »ie übrigen norwegischen Zeitungen veröffentlichen alle Einzelheiten über die Vergewaltigung von Island, an dessen skandinavische Herkunft sie erinnern.
Kopenhagen. „Wir im Norden", so schreibt „Faedrelan- o e t", haben allen Grund, mit Sorge der Zukunft Islands ent- aegenzusehen. In der nordamerikanischen Besetzung liegt eine Gefahr nicht allein im Hinblick auf die augenblicklichen Kriegsereignisse, die von drohendem Ernst für das friedliche isländsche Volk werden, sondern auch für dre Zukunft. Die USA. sind mit ihrem Schritt plötzlich in europäisches Gebiet eingedrungen. Wir wissen, daß das nicht mit dem Willen der isländischen Bevölkerung geschehen ist." In „Nationaltidende" heißt es: Eine geschichtliche Begründung für die Anwesenheit der USA. in Island gebe es nicht. Durch mehr als tausend Jahre sei Island mit seiner nordischen Kultur an Europa geknüpft. Geographisch, wirtschaftlich und der Art seiner Bevölkerung nach sei und bleibe Island ein Teil des Nordens und damit Europas.
Stockholm. „Aftonbladet" schreibt: Was die Sensation des Tages betrifft, so kann man nicht daran glauben, daß die Vereinigten Staaten sich von Island bedroht fühlen, auch nicht von Island aus. Die Beweisführung über deutsche Offensivmaßnahme» gegen die friedlichen amerikanischen Atlantikverbindungen kan« auch nicht ernst genommen werden, die Wirklichkeit spricht im Gegenteil allein für nordamerikanische Expansionsbestrebungen gegen Europa hin, die nun durch die Besetzung Islands durch die USA. besonders dem skandinavische» Norden näherstreben. Die Vereinigten Staaten heben mit ihrem Island-Unternehmen alle Möglichkeiten für die Beibehaltung internationaler Umgangsformen überhaupt auft