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7. Seite Nr. 155

Ragolder TagVlatt «Der Gesellschafter-

Samstag, den 5. Zuli 1911

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nun wissen: . ?" Und weil auf fort:Hättest ein 1 dir gleich gesagt.

Fortsetzung folgt)

Blätter bedruckten Papieres. Doch so war Christian und nicht anders. Um nichts in der Welt hätte er Worte gesprochen oder Dinge geschenkt, die ihr Klarheit oder Hoffnungen bringen konnten.

Und doch es war eine glückliche Zeit gewesen, die sie mit Chri­stian verlebt hatte, seine Urlaubstage, die er ihr restlos gewid­met und die sie an seiner Seite verbringen durfte. Sie war ihm dankbar dafür. Es war eine schöne Zeit gewesen.

Dann gab es auch besinnliche Stunden, in denen, sie still seinen Worten gelauscht hatte, wenn er von der Zukunft sprach, von feinen Wünschen und Plänen für später, wenn das mächtige, stolze Vaterland seine siegreich heimgekehrten Söhne zu neuen Taten rufen würde, zu Taten des Friedens und der Größe. Da konnten seine Augen sprühen und er zog sie wohl fester an sich, sie aber merkte immer bestürzter, daß er ihr selbst in diesen Zukunftsträumen keinen Raum gegeben hatte. Das spürte sie in ihrer Hellhörigkeit für alles, was Christian betraf, immer wie­der heraus, und wollte doch die Weihe solcher Stunden nicht durch selbstsüchtige Fragen stören. Sie lauschte nur vergebens auf die kleinste Andeutung, doch es kam nichts, bis zum Abschied wartete sie umsonst auf ein Wort aus seinem Munde, das ihre gemeinsame Zukunft betraf.

Ein leises Frösteln kroch in ihr hoch. Mutlos stieg sie endlich ins Bett und zog die Decke fester über sich. Doch als der Schlaf sich nicht einstellen wollte fiel ihr plötzlich Christians Buch ein, und auf bloßen Füßen lief sie zur Lade, um seine verschmähte Gabe zu holen.

Lesen wollte sie freilich nicht. So weit war sie noch nicht, um sich in fremdes Geschehen vertiefen und dabei Vergessen finden zu können. Noch wollte sie, daß ihre Gedanken ausschließlich und allein um Christian, den bösen Christian, kreisen sollten.

Sie hatte sein Buch nur hervorgeholt, um zärtlich darüberstrei­chen zu können, denn sie entsann sich, wie er es gestern so langsam und zögernd aus seinen Händen gegeben hatte. Aus seinen lieben Händen! Und ein wenig traurig hatte er dabei geschienen, weil sie das Buch sogleich beiseitelegte.

Nun entschloß sie sich doch, den Band zu öffnen, fuhr aber gleich darauf hoch und rückte näher zur Nachttischlampe, denn auf der ersten Seite stand da in Christians steiler, fester Handschrift etwas zu lesen. Das überflog Maria erst einmal, dann noch ein­mal und schließlich immer wieder, bis sie es fassen konnte und die Worte fest in ihr Herz geschrieben waren:

Meiner liebsten Braut zum Abschied von ihrem Christian!"

Und als am anderen Morgen ein schüchterner Sonnenstrahl ins Zimmer siel und Marias Nasenspitze fürwitzig küssen wollte, da sprang er gleich erschrocken weiter, denn niemals hatte er ein junges Mädchenantlitz von so tiefen Runen durchfurcht gesehen. Er konnte ja nicht ahnen der kleine Sonnenstrahl, daß ein dunkler Mädchenkopf es vorgezogen hatte, in dieser Nacht statt auf einem weichen Kissen auf einem harten, kantigen Buch zu ruhen.

Begegnung im Dämmerlicht

Skizze von Walter Persich

NSK. Lieselotte hatte Pech. Zuerst kam der Groschen mehrfach zurück. Als sie endlich einen anderen aus der Handtasche hervor­gekramt und die Verbindung hergestellt hatte, surrte ihn nur das Besetztzeichen ins Ohr. Sie versuchte es immer wieder, denn sie mußte unbedingt die Auskunft erhalten.

Und dann wurde von außen an die Glaswand der Telephon­zelle angeklopft. Zuerst nur schüchtern, allmählich immer dring­licher.

Lieselotte wollte sich nicht beirren lassen.Fasse dich kurz!" 2a, das wollte sie tun aber zunächst mußte sie einmal sprechen können! Nochmals drehte sie die Scheibe endlich meldete sich -die brüchige Stimme Tante Adeles.

Schon wieder wurde angeklopst. Lieselotte wurde eklig auf­

gebracht. Sie konnte doch nichts dafür, daß die Sache nicht gleich geklappt hatte. In großer Hast sprach sie zu Ende, wünschte der Tante alles Gute und hängte erbost den Hörer ab.

Dem Störenfried da draußen wollte sie schon ihre Meinung sagen!

Sie riß die Tür auf und wäre fast mit einem nahe davor­stehenden Soldaten zusammengeprallt. Die Uniform sagte ihr, daß es ein Soldat war viel mehr war im Abenddunkel nicht zu erkennen.

Hören Sie mal", fuhr sie ihn an,das geht denn doch nicht. Ich bin kaum drei Minuten in der Zeell gewesen."

Na, danke!" murrte er wenig liebenswürdig.Sie haben ein wahres Dauergespräch gefichrt. Und mein Anruf ist dringlich."

Erstaunt horchte sie auf i^rien Tonfall.

Das mag sein. Es ben igt Sie aber nicht, mich dauernd zu stören. Denken Sie vielleicht, ich telephoniere zu meinem Vergnügen?"

Das ist mir ganz wurscht!" entgcgnete er.Mein Urlaub ist kurz, ich bin fremd in der Stadt hier und muß unbedingt jemand ausfindig machen. Da können Sie sich denken"

Oh, entschuldigen Sie!" stammelte Lieselotte nun betroffen. An dergleichen hatte ich natürlich nicht gedacht."

Hallo!" Forsch trat er vor, ergriff sie am Arm, ehe sie die Schwelle überschreiten konnte und zog sie neben sich wieder hin­ein in die Telephonzelle unter das kleine Licht.

Was fällt Ihnen ein?" Lieselotte versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Aber er hielt fest und starrte ihr von ganz nahe ins Gesicht.

Mensch ich freß 'n Besen, wenn Sie wenn du nicht Lieselotte Kramm bist!"

Unwillkürlich schrie sie auf. Jetzt wußte sie, warum seine Stimme ihr so vertraut geklungen hatte. Nur war sie rauher, männlicher, tiefer geworden seitdem

Ja", stammelte sie.Und du, Fritz wie kommst du hierher?"

Ich wollte im Telephonbuch Nachsehen, wo ihr wohnt!"

Aber wir haben gar kein Telephon zu Hause. Darum mußte ich doch hierher gehen, um mich nach Tante Adeles Befinden zu erkundigen. Sie hatte nämlich Grippe."

Mädchen! Mädchen!" sagte er hingerissen.Daß ich dich hier treffe! Und jetzt los, ganze Abteilung marsch! In irgend eine Konditorei oder so. damit wir uns gründlich aussprechen. Es wird Zeit, den alten Zank von vor zwei Jahren zu begraben!"

Hast du eingesehen"

Nichts habe ick eingesshen. Ich war ein dummer und eifer­süchtiger Dachs und du ein Dickschädel. Heutzutage gibt es Wich­tigeres als solche Kleinigkeiten. Wir liegen nur drei Tage hier im Quartier, dann geht's weiter und bis dahin will ich"

«Fritz!»

Lieselotte!"

Es gab eine stürmische Umarmung. Von draußen wurde heftig an die Glasscheibe geklopft, aber diesmal kümmerte Fritz sich nicht darum. Er küßte sich erst einmal satt, für zwei Jahre mußte er nachholen. Und dann marschierten Arm in Arm der Soldat und das Mädchen an den empört hüstelnden, draußen Wartenden vorbei, um Lieselottes Eltern von der nunmehr end­gültigen Verlobungamtlich in Kenntnis zu setzen".

Die Sache mit dem Essig

Humoreske von Friedrich Sack

Na, was willst du denn, mein Kind?"

Einen halben Liter Essig."

Die blondzöpfige Sechsjährige, die mit dem Kinn gerade auf den Ladentisch reicht, hebt die Flasche herauf und lächelt Herrn Quasebart zu, und das breite, glatte Gesicht des Herrn Quase- bart lächelt zurück.

Du bist doch eine kleine Wedderkopp. nicht?"

Das Mädchen nickt.

Inge Wedderkopp heiße ich."

Die Mutter will wohl Salat machen?"

Das Köpfchen nickt abermals.

Na, dann wollen wir mal sehen, ob noch Essig da ist."

Herr Quasebart wischt sich die Hände an der blauen Schürze ab, ergreift die Flasche und schlorrt nach der Seite des Ladens, wo neben den sauren Gurken ein Faß aufgebockt liegt. Er dreht den Hahn und hält die Flasche unter, aber nur wenige Tropfen rinnen, dann gibt das Gebinde nichts mehr her.

O je!" sagt Herr Quasebart.Der Essig ist alle. Na, dann hilft es nichts, dann mußt du ein wenig warten, meine Inge. Ich muß erst ein neues Faß holen; ich habe gerade noch eins."

Er stellt die Flasche beiseite, hebt das leere Faß vom Schrägen und rollt es hinaus. Wenige Augenblicke später kommt er mit einem vollen Faß herein und legt es über das Gestell, wobei er rot anläuft und pustet. Er schlägt den Hahn ein, und alles ist wieder in Ordnung. Die Flasche läuft voll; Inge erhält sie und legt ihr Geld auf den Ladentisch. Fünf Pfennig kriegt sie zurück und wendet sich.

Halt, mein Deern!" ruft Herr Quasebart, faßt in ein Glas und drückt ihr einige Zuckerle in die Hand. >

Da! Das ist auf den Weg."

Danke, Herr Quasebart!"

Klein Inge setzt einen hübschen Knicks hin und enteilt, wäh­rend durch die Tür Frau Ledemeyer eintritt.

Was soll's denn sein, Frau Ledemeyer?"

Zwei Pfund Sauerkraut, bitte!"

Beim Gespräch darüber, daß das Ende der Regenzeit die grü­nen Bohnen glücklich noch gerettet hat, kommen noch mehr Kun­den, und Herr Quasebart hat eine halbe Stunde lang alle Hände voll zu tun. Als er glaubt, sich für ein Weilchen zum Frühstück Zurück,ziehen zu können, gewahrt sein Blick über den Ladentisch

inweg, daß da als letzte Inge Wedderkopp steht, mit einer Flasche in der Hand.

Na, Inge. Da bist du ja schon wieder. Was braucht Mutti Senn noch?"

..Essig."

Noch einmal Essig? Ihr seid aber scharfe Leute. Hat der halbe Liter zum Salat nicht gereicht?"

Weiß ich nicht. Vati hat sie weggestellt."

Herr Quasebart zerbricht sich nicht lange den Kopf und füllt noch einmal Essig ein. Klein-Inge legt das Geld auf den Tisch und verschwindet. Der Kaufmann denkt an sein Frühstück und begibt sich ins Wohnzimmer. Er hat die Klinke noch in der Hand, da schellt die Ladentür. Also muß er wieder umkehren. Im Laden sieht eine Frau mit einer ganz großen Kruke.

Womit kann ich dienen?"

Einen Liter Essig, bitte!"

Herr Quasebart läßt die Literkruke vollaufen. Die Frau zahlt und geht. Unter der Tür begegnet sie zwei weiteren Kunden. Es erweist sich, daß auch sie Essig wollen. Herr Quasebart schüttelt den Kopf.Komisches Zusammentreffen." Aber der eine Mann er­klärt, seine Frau wolle Königsberger Klopse kochen, und die Frau daneben will Pflaumen einlegen.

In der nächsten halben Stunde kommt Herr Quasebart nicht zum Frühstücken. Ein Kunde nach dem anderen kommt an, bis eine ganze Versammlung im Laden aufgebaut ist. Alle fordern sie Essig, teils mit, teils ohne Begründung.

Donnerwetter!" denkt Herr Quasebart.Da scheint es ja heute in der ganzen Stadt Saures zu geben. Wenn man so weiter macht, geht mir der Essig aus, denn es war das letzte Faß." Er füllt eine Flasche nach der anderen.

Immer neue Kunden kommen. Jeder mit dem Wunsch nach Essig. Etwas anderes verkauft Herr Quasebart heute morgen gar nicht. Jeder Kunde Kat es eilig mit dem Bezahlen und Weg­kommen. Zu einer kleinen Unterhaltung wie sonst hat keiner Zeit.

Als endlich einmal eine Pause eintritt, will Herr Quasebart, dem schon lange unheimlich zumute geworden ist. an das Fast,

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^^er.Ii,chi«Ichu«r: neulich» <t»m»n-v»I,g vorm. L. «nueMch,. L,L Sachs» (Siiä>i»n)

Monika fühlt, daß sie jetzt hart bleiben muß.

Von uns zur Sägmühle gibt es keinen Weg."

Niemals", bestätigt der Much, und sein Gesicht ist in dem Augenblick ebenso hart und entschlossen wie das der Monika.

Vevi starrt eins nach dem andern an. Minuten pochender Stille vergehen, bis ein rauhes Schluchzen das Mädchen erschüttert.

Much macht, ein paar trippelnde Schritte zu ihr hin und will sie trösten. Da hört man draußen auf dem Pflaster ein paar harte Nagelschuhe klappern. Vevi reißt den Kopf in die Höhe. Gleich darauf wird die Stubentür aufgerissen.

Der Pankraz steht auf der Schwelle, bleich, mit verstörten Augen. Monika wird von einem Mitleid ohnegleichen erfaßt, nicht nur mit den beiden hoffnungslos Liebenden, sondern auch mit sich selber, weil ihr nicht die Macht gegeben ist, hier zu helfen.

Kollerin!" schreit der Pankraz plötzlich.Was habt Ihr meiner Mutter gesagt? Nehmt es zurück, ich bitt Euch darum."

Ich kann net."

Ihr müßt!" Drohend macht Pankraz einen Schritt auf die Frau zu. Jedoch sie weicht keinen Schritt zurück. Ihre dunklen Augen sehen ihn furchtlos an. Ihre Stimme hat harten Klang.

Ich muß gar nix, merk dir das, Pankraz Haller!"

Pankraz". schluchzt Vevi tränenerstickt.

Der Junge schluckt und kann selber kaum die Tränen zurückreißen. Trotz und Zorn wogen in ihm.

Ihr müßt net glauben, daß wir deswegen voneinander lassen, ich und die Vevi. Wenn wir mündig sind, brauchen wir Euch nimmer zu fragen."

So sollte sein Vater gewesen sein, denkt Monika in bitterer Aufwallung. So fest sollte auch Jakob einmal für seine Liebe eingetreten sein bei seinem Vater. Dann wäre diese bittere Stunde niemals gekommen. So wie Pankraz jetzt dasteht, gleicht er aufs Haar seinem Vater. Noch nie hat Monika diese Ähnlichkeit jo deutlich festgestellt wie in dem Augenblick.

Wenn ihr mündig seid, werd ich es auch zu verhindern wissen", erklärt sie ruhig.

Verhindern?" Ein rauhes, polterndes Lachen bricht aus ihm heraus.Dann sagt mir wenigstens den Grund, warum Ihr es verhindern wollt. Aha, ich seh es, Ihr wißt keinen Grund. Ihr könnt nicht antworten. Ihr seid zu feig zur Wahrheit."

> Eine Blutwelle fliegt über Monikas Stirn. Ihr Arm zuckt noch, als Möchte sie hineinschlagen in dieses junge Gesicht voll Hohn. Aber dann sinkt ihr Arm wie gelähmt herunter. Sie reckt sich hoch.

Die Wahrheit! Ja, die sollst du nun wissen, Pankraz Haller." Sie geht auf den Much zu und schaut ihn an.Alle beide sollen und müssen sie jetzt die Wahrheit wissen. Be­schönige nix, Much. Wie du es der Vevi beibringst, überlaß ich dir. Und du komm mit mir, Pankraz."

Ohne sich zu kümmern, ob er ihr folgt, geht Monika zur Stube und zum Haus hinaus, geht hinein in die Dunkelheit der Maiennacht. Der Himmel ist ein wenig bedeckt und nur vereinzelt blinzelt ein Stern hindurch. Pankraz geht dicht hinter der ragenden Frauengestalt. Kein Wort ist bis jetzt zwischen ihnen gefallen. Jetzt gelangen sie zu der Bank, auf der sie kaum 24 Stunden früher erschreckt und erschüttert wurde von dem plötzlichen Wissen um die Liebe der beiden.

Du mußt net glauben", beginnt Monika sofort zu sprechen; ihre Stimme ist jetzt unendlich weich und voll mütterlicher Güte, als mühte sie ein kleines Kind trösten, das sich verlaufen hat;du mußt net glauben, Pankraz, daß

ich keinen Grund Hab. wenn ich dir die Vevi net lassen will. Jawohl bleib nur ruhig sitzen, Pankraz. Du hörst mich doch, Pankraz?"

Ja, so redet! Redet doch endlich."

Damit es dir verständlich wird, muß ich weit zurück- grerfen, muß bis zu der Zeit zurückgehn, wo ich selber so jung war wie ihr zwei. Da Hab ich einmal einen Menschen lieb gehabt. Pankraz. Einen einzigen nur in meinem ganzen Leben."

Was hat denn das mit mir und der Vevi zu tun?"

Sehr viel, denn der eine war dein Vater ..."

Der Bursche hält plötzlich den Atem an. Das ist so un­erhört neu, daß er darüber seinen eigenen Kummer vergißt.

Mein Vater?" stammelt er tonlos.

Ja, und net allein der deine. Er ist auch der Vater von"

Halt!" ächzt der Junge.Sagt es net! Sagt es net!"

Damit du hernach wieder sagen müßtest, ich bin zu feig zur Wahrheit."

Das darf aber net Wahrheit sein."

Es ist aber so. Du und die Vevi seid Bruder und Schwester."

Mit dumpfem Stöhnen sinkt der junge Mensch in sich zu­sammen. Vom Wald herunter kommt der klagende Ruf eines Nachtvogels, und vom Kirchturm Hallen drei dumpfe Schläge herauf.

Geschwister", murmelt Pankraz fassungslos.Jetzt kann ich Euch verstehn. Kollerin. Jetzt kann ich alles verstehn." Plötzlich reißt er den Kopf zurück.Und meine Mutter? Weiß sie es?"

Um Gottes willen, nein. Und du mußt mir dein Wort geben, daß du ihr nix sagst. Sie soll nix Schlechtes denken über deinen Vater. Was mich betrifft, ich Hab ihm längst verstehn. Er hat es als Geheimnis mit ins Grab genommen. Warum soll die Welt es jetzt, nach zwanzig Jahren, noch er­fahren?"

Ich sag nix, kein Sterbenswörtl", stammelt Pankraz. Und dann sinkt er vor ihr in die Knie und preßt ausschluch­zend seinen Kopf in ihren Schoß.

(Fortsetzung folgt)

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