2. Seit.« - Nr. 18?.

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Mittwoch, den 2. Juli 1311

Massenflucht der Bevölkerung aus Alexandrien

Aleppo, 1. Juli. Der letzte Bombenangriff auf die Hafen­anlagen von Alexandria hat den Auszug der Bevölkerung aus der Stadt noch weiter beschleunigt. Sonderzüge wurden em- gesetzt, die den Transport der Zivilbevölkerung durchfuhren, ^zm Laufe'des Montags verließen zwei lange Züge mit Flüchtlingen den Hauptbahnhof in Richtung Oberägypten.

Kriegsberichter Karlheinz Holzhausen schildert w einem PK.-Vericht den Angriff wie folgt:

In verschiedenen Wellen fliegen wir mit einem starken Ver­band Ju 88 die nordafrikanische Küste an, die sich dunkel vom mattschimmernden Meer abhebt. Die Formen der flachen Buch­te« lassen uns den Weg nach Alexandria finden. An dem fernen Feuerzanber der britischen Flakartillerie sehen wir, daß wir nicht die ersten find, die heute nacht Bomben nach Alexandria tragen. Jetzt find wir so nahe, daß wir schon die bunten Streifen der leichten Flak erkennen. In Kilometerhöhe richten wir uns «uf Alexandria aus. Ein riesiger Brand verrät mit blutrotem Flattern die Umrisse des Zentralhafens. und endlich bricht Von diesem Feuer ein blendender Schein auf! Und in seiner Mitte wird für Sekunden der langgestreckte Schatten eines Schiffes sicht­rar. Es kann der Silhouette nach nur eine größere Einheit der Alexandrien-Flotte sein. Jetzt aber steht der grelle Schein allein da über dem Kriegshafen. Dichter Rauch quillt in Schwaden auf. Das Schiff ist auf einmal verschwunden, Kst von einer Bombe schwersten Kalibers getroffen und in die Luft geflogen! Die Be­satzungen anderer Flugzeuge, die noch über 100 Kilometer wert von der Küste entfernt waren, haben die nächtliche Katastrophe «mt der weithin sichtbaren Explosion ebenfalls gesehen.

Das lodernde Großfeuer wütet in den Arsenalen des Zentral­hafens. Immer stärker dehnt es sich aus, genährt von den wert­vollen Rohstoffe« der Magazine.

Die britische Flakartillerie in Alexandria scheint sich jM gHtern nacht verdoppelt zu haben. Ueberall blitzen die Mün­dungsfeuer, zucken die feurigen Kleckse aus allen Himmelsrich­tungen und versetzen uns in den Flugzeugen in Hochspannung. Wohl beobachten wir über uns die berstenden Sprenggranaten, lauern darauf, daß uns ein Splitter erwischt, schließen zuweilen geblendet die Augen, wenn das Flakgeschietze zu toll wird und vergessen trotzdem unser Ziel nicht. Als wir angreifen, begleitet gerade der bunte Segen der leichten Flak einen anderen anflie­genden Sturzbomber, der auf das Meer zu entwetzt, nachdem die Detonationen seiner Bomben auf den Molen durch kurze Flam­men zu erkennen waren.

Die Bomben sind raus! Ein gespanntes Warten! Da jetzt brechen die feurigen Kränze unserer Bomben funkensprühend auf. Hart neben dem Großfeuer, quer über den Hafen-Bahnhof weg haben wir eine Reihe gelegt. Die britische Flakartillerie hat sich aber keineswegs von uns gewendet. Noch verfolgt sie uns. Dis Luft um uns muß ein einziger Stahlhagel von Granaten und Splittern sein. Die Minuten des Abfluges werden zu einer klei­nen Ewigkeit, >ie besessen hängt die Flakartillerie sich an uns.

Als wir gerade aufatmen wollen, weil wir aus dem verrückte» Flakwirbel ungeschunden herausgekommen zu sei« scheinen, fängt es rechts neben uns von neuem an.Die Batterien von Arukir geben uns jetzt das Abschiedsgeleit und das recht nachdrücklich. Es geht auf die Nerven, wenn eine ganze Flotte aus dem Kriegs­hafen mit allen verfügbaren Geschützen ballert, wenn die Stadt außerdem gestoppt voll von schweren und leichten Abwehrbatte- rien ist, und wir dennoch nordostwärts der Seen herauskommen. Noch 120 Kilometer weit bleiben die Großfeuer als glutfarbener Ball hinter uns. Für heute haben wir es geschafft und. rieben im dämmernden Morgen nach Hause.

Britische Angriffe bei Palmyra abgeschlagen

Wie die Agentur OFJ aus Beirut weidet, haben die fran­zösischen Truppen im Frontabschnitt von Palmyra die britische« Angriffe abgeschlagen und dem Feind große Verluste zugefügt. An der übrigen Front wird die Lage als unverändert bezeichnet. In der Nacht zum 1. Juli habe die britische Luftwaffe fast un­unterbrochen die Stadt Beirut bombardiert. Zahlreiche Bomben seien in verschiedenen Wohnvierteln, die überhaupt kein militä­risches Interesse haben, gefallen und hätten Sachschaden an Wohn­häusern, und besonders an zwei Moscheen verursacht.

Unverminderter Zustrom in ganz Spanien

Madrid, 1. Juli. In ganz Spanien hält der Zustrom von Frei­willigen für den Kampf gegen den Bolschewismus unvermindert an. In Alcira fand eine antibolschewistische Kundgebung statt, die gesamte Garnison des Ortes schrieb sich in die Freiwilligen­listen ein. In Cartagena befinden sich unter den Freiwilli­gen vor allem zahlreiche Arbeiter und Bauern. Alle wollen Fa­milienangehörige und Freunde rächen, die von den Bolschewisten während des Bürgerkrieges ermordet wurden. Auch in Alge- ciras melden sich weiterhin zahlreiche Freiwillige für die spa­nische Rußland-Legion.

In Barcelona erklärte der Generalkapitäv der Presse, daß sich ganz Katalonien mit Enthusiasmus der antibolschewistischen Haltung der Regierung angeschlossen habe. Die Zahl der Frei- willigen-Meldungen überschreite bereits die aktiven Bestände des Wehrkreises, denn die Wellen der Begeisterung hätten auch die außer Dienst stehenden oder in Reserve befindlichen Offiziere und Soldaten erfaßt.

Andrang bei de« dänischen Meldestellen

DNB Kopenhagen, 1. Juli. Die Zahl der Meldestellen zum Freiwilligenkorps Dänemark und Regiment Nordland ist um weitere neun auf 39 erhöht worden. Wegen der vielen Mel­dungen könne, schreibtFaedrelandet", jeden zweiten oder drit­ten Tag eine Musterung abgehalten werden, und dabei seien die nicht einmal mitgerechnet, die zu den Meldestellen in der Pro­vinz kämen. Das Freikorps Dänemark habe eine gewaltige Auf­gabe. Es solle die Stellung Dänemarks zum neuen Europa mar­kieren, mit anderen waffentüchtigen Männern gegen den Kom- munismus kämpfen und die Zukunft Dänemarks sichern. Heute schon stehen Tausende dänische Männer, zum größten Teil Na­tionalsozialisten, im Regiment Nordland zusammen in einer un­vergleichlichen Waffenbrüderschaft mit deutschen, norwegischen, finischen, holländischen und flämischen Soldaten. Europa habe sich zu einer Auseinandersetzung gegen den Weltbrandstifter ver­eint und in diesem gemeinsamen Kampf fehle auch Dänemark nicht. Dafür hätten die Nationalsozialisten gesorgt.

«Ebenso unfinnig wie gesahrlich-

Neuyork, 1. Juli. Der JNS-Korrespondent von Wiegand schreibt aus Schanghai, die materielle und geistige Unterstützung Sowjetrußlands durch die demokratische Welt (die Vereinigten Staaten und England) sei ebenso unsinnig wie gefährlich. Daß die USA. den Kommunismus und Anarchismus als Zitadelle der Weltrevolution gegen den Kapitalismus unterstützten, sei beunruhigend. Wenn Stalin mit Amerikas und Englands Hilfe gesiegt hätte, würde die Welle des Kommunismus Europa vom Ural-Gebirge bis zur Küste Portugals überflutet haben.

Durch Vombenvolllreffer in die Lust geflogen

Lissabon, 1. Juli. Neutrale Seeleute, die gezwungen wurden, unter englischer Flagge zu fahren und die dieser Tage aus Liver­pool in Lissabon eintrafen, berichten, daß bei den schweren deut­schen Luftangriffen Ende Mai im Hasen von Liverpool eine große Anzahl von Frachtdampfern ver­senkt worden sei. Bei einem dieser Angriffe sei u. a. der bri­tische FrachtdampferDomino" (1483 BRT.), der Munition für Gibraltar geladen hatte, durch einen Volltreffer zur Explosiov- gebracht worden. Sämtliche 52 Vesatzungsangehörtge hätten da­bei den Tod gefunden. Auch der britische FrachtdampferGlen Head" (2011 BRT.) sei bei diesem deutschen Angriff gesunken. Der Hafen von Liverpool sei seit diesem Angriff fast unbenutzbar und die für Liverpool bestimmten Schiffe müßten den kleine« Ersatzhafen Bootle an der Mersey-MLndung anlaufen.

WieNeuyork Journal American" meldet, trafen in Neuyork 14 Besatzungsmitglieder des im Atlantik durch ein deutsches U-Boot versenkten, in englischen Diensten fahrenden holländische» TankersPendrecht" (10 746 BRT.) ein. Als sie die Ret­tungsboote bestiegen hätten und der Tanker bereits gesunkeir gewesen sei, sei plötzlich das U-Boot neben ihnen aufgetaucht. Ein Offizier habe die Besatzung des Tankers gefragt, ob das Rettungsboot genügend Lebensmittel an Bord habe, was mit ja" beantwortet worden sei. Der Offizier habe erwidert:Sehr gut!" und sich verabschiedet.

TeiMelige Handlungen gegenüber Japan

Tokio, 1. Juli. Unter der Ueberschrift:Amerikas feindselige Handlungen" stellt die ZeitungNitschi Nitschi Schimbun" fest, daß die letzte Reise des Brigadegenerals Henryk Claggetts nach Tschungking der sicherste Beweis für die feindselige Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber Japan sei. Das Blatt schreibt, die Reise Claggetts habe einen zweifachen Zweck gehabt, erstens, die Luftwaffe Tschungkings neu aufzuoauen, zweitens, ein Luftbündnis zwischen den Vereinigten Staa­ten und Tschungking herzustellen, das sich direkt gegen Japan richtet. Japan sollte allen Versuchen der Vereinigten Staaten gegenüber, Tschungking zu helfen, eine kraftvolle Politik ein- schlagen. Die Hilfe der Vereinigten Staaten für Tschungking habe die Leiden der chinesischen Bevölkerung nur noch vermehrt und verlängert.

Nanking-Negierung anerkannt

Berlin, 1. Juli. Die Reichsregierung hat am 1. Juli die von Präsident Wangtschingwei geführte chinesische Na­tionalregierung in Nanking ihrem an die Reichsregierung ge­richteten Ersuchen entsprechend anerkannt und wird die diplo­matischen Beziehungen zu ihr in Kürze aufnehmen. Die königlich rtalienifche Regierung hat am gleichen Tage die An­erkennung ausgesprochen.

Mit dem heutigen Datum erkannte auch Rumänien gleich­zeitig mit der Regierung des Deutschen Reiches und der Regie­rung Italiens die nationale Regierung der chinesischen Republik de jure an.

Bulgarien erkennt Nanking an

Sofia, 1. Juli. Die bulgarische Regierung hat beschlossen, die chinesische Nationalregierung in Nanking anzuerkennen.

Englischer Katzenjammer

Folgen des Pakts mit Moskau, die man nicht erwartet hatte

WPD Die erste Freude über die Gewinnung eines neuen Bun­desgenossen in London ist sehr rasch einer erheblich trüberen Be­trachtung und Beurteilung gewichen. Sehr rasch mußte man fest­stellen, daß die von einem deutsch-sowjetrussischen Krieg erwar­

teten Wirkungen für England nicht nur nicht eintraten, sonder« daß darüber hinaus eine für England abträgliche Folge offenbar wurde, mit der man nicht gerechnet hatte. Der spontane Auf­bruch Europas zum gemeinsamen Kampf gegen den Bolschewismus war die erste Reaktion Europas auf die neue Wendung in der Kriegslage. Das ist so ungefähr das Unerfreulichste, was sich für England und darüber hinaus auch für Englands großen Freund in USA., Roosevelt, überhaupt er­eignen konnte. Der Nimbus, mit dem sich England, wie in seinen früheren Kriegen, auch diesmal wieder umgeben wollte, daß näm­lich England der Vorkämpfer für Freiheit und Selbständigkeit der kleinen Völker sei, muß selbstverständlich wie Nebel vor der Sonne verblaßen, wenn diese Völker ganz spontan und freiwillig an die Seite der Macht treten, die England angeblich im Interesse der kleinen Völker zu bekämpfen behauptet. Die englische Propa­ganda hat dadurch einen schweren Schlag erhalten. Und zwar nicht nur seine Kriegspropaganda, sondern auch seine Friedens­propaganda.

Hier arbeitete man ja auf der Seite unserer Gegner mit Ver­sprechungen von einer besseren, gerechteren und sozialeren Zu­kunft aller Völker der Welt unter der englisch-amerikanischen Führung. Wenn nun jetzt die Völker Europas an die Seite Deutschlands treten im Kampf gegen den Bolschewismus, so u. a. auch deshalb, weil sie sich durch die Beseitigung der bolschewisti­schen Drohung, die seit 25 Jahren über dem europäischen Kon­tinent liegt, auch eine bessere Zukunft für Europa und damit für die Welt versprechen. Die im Kampf gegen den Bolschewis­mus zutage tretende freiwillige Solidarität Europas ist eine tragbare Grundlage auch für die zukünftige Gestaltung dieses Erdteils im Frieden. Der Sieg über Frankreich brachte in seinem Endeffekt die Verdrängung Englands aus Europa und schuf da­mit Europa als eine räumliche Einheit, die, im Kriege von den deutschen Waffen verteidigt, für England praktisch unangreifbar war. Dieser räumlichen Einheit fehlte indessen bislang noch dis geistige Einheit. Zwar waren Fortschritte auf dem Wege zu die­sem Ziel bereits im vergangenen Jahre unverkennbar. Aber es war dies ein mühsames Vorwärtsschreiten durch dorniges Ge­strüpp. Nur Schritt für Schritt kam man voran. Und England vermochte dabei der übrigen Welt die Dinge immer n-och so hin­zustellen, als ob jeder kleine Erfolg dieser Vereinheitlichung ir­gendwie unter deutschem Druck zustande gekommen wäre. Damit ist es jetzt vorbei. Das Bekenntnis Europas zum Kampf gegen de« Bolschewismus unter der Führung der deutschen Waffen ist ein absolut freiwilliges. Denn wenn die Völker freiwillig bereit sind, auch Vlutopfer für eine Sache zu bringen, dann läßt sich dies von keiner Propaganda mehr aus der Welt herausreden.

Europas Kreuzzug gegen den Bolschewismus bedeutet den völ­ligen ideologischen Zusammenbruch der englischen Kriegsthese. Eine solche Entwicklung hatte man sicherlich nicht erwartet. Aber auch in den Folgen, die man erwartet oder zum mindesten erhofft hatte, ist man enttäuscht worden. Militä­risch glaubte man, der Kampf im Osten werde die deutsche Wehr­macht so stark binden, daß notgedrungen eine Schwächung der deutschen Angriffe gegen England erfolgen müsse. Die Schlacht im Atlantik sollte dadurch für England ein günstigeres Gesicht erhal­ten. Nun, gerade die letzten acht Tage haben Versenkungsziffern gebracht, die den Engländern zeigen, daß die deutsche Kraft durchaus genügt, um auch die Schlacht im Atlantik mit der glei­chen Härte wie bisher zu führen.

Mit dem Zusammenbruch dieser militärischen Hoffnung ist eng verknüpft auch der Zusammenbruch der wirtschaft­lichen Hoffnungen. Hier erwartete man von den neuen Kriegsereignissen die heißersehntePause". Man sah nicht nur die Versenkungsziffern im Geiste bereits sinken, sondern glaubte

(Forschung siehe Seite 3)

Mitau vom bolschewistischen Terror befreit

Fast widerstandslos von Voraustruppen genommen

Von Kriegsberichter Ludwig Noack

DNB ..., 1. Juli. (PK) Seit der Besetzung der baltischen Randstaaten durch die Sowjetunion waren dort Terror und Schrecken, Hungersnot und Verzweiflung eingezogen. Mit Be­ginn der Kampfhandlungen zwischen dem Reich und Sowjetruß- land hat sich das Schreckensregiment, wenn überhaupt noch möglich, vergrößert. Als wir früh mit einer Voraus­abteilung bis kurz vor Mitau drangen, trafen wir überall Flücht­linge aus der Stadt,"die sich seit Tagen wegen Hungers und des Terrors in der Umgebung versteckt hatten. Seit einer Woche gab es für die Zivilbevölkerung überhaupt keine Verpflegung mehr.

In einer kurzen Pause, bevor es weiter nach Mitau ging, er­zählte uns ein Schriftleiter desSemgalle Balss" (Mitauer Ra­tionalzeitung, Stimme von Semgallen) einiges über den Ter­ror der Bolschewisten in Lettland. Gerade die Ge­gend von Mitau, Semgallen genannt, gehört zu den landwirt­schaftlich reichsten Gebieten des Landes. Mit den brutalsten Me­thoden wurde dieses Land von den Bolschewisten ausgeplün­dert. Das Wertvollste an Vieh und Material wurde von de« Sowjets verschleppt. Der größte Teil der Besitzer wurde enteig­net. Die Bauern mußten vier Tage in der Woche ohne Lohn für militärische Zwecke Fronarbeit leisten. In den Städ­ten wie auf dem Lande waren Männer und Frauen zwischen 18 und 55 Jahren ohne Entgelt arbeitsdienstpflichtig. Der frühere Staatspräsident Lettlands, Ulmannis, wurde nach Sibirien ver­schleppt.

Auch für die A r b ei te r waren in dem Arbeiterparadies der Sowjetunion schwere Zeiten gekommen. Arbeitete man früher acht Stunden am Tage, so betrug nun der Arbeitstag 14 bis 16 Stunden. Das Verlassen des Arbeitsplatzes wurde mit drei Jahren Gefängnis bestraft. Besitzer und viele angesehene Bürger wurden meist ohne Gerichtsurteil verschleppt, lleber ihr Schicksal war nie mehr etwas zu erfahren. Nur den Angehörigen der kommunistischen Partei es waren herzlich wenige in Lett­land, meist arbeits- und lichtscheues Gesindel ging es gut. Sie waren die Herren im Lande und haben diese Macht weidlich ausgenutzt. Besonders die Angehörigen der Komintern haben sich dabei hervorgetan, waren aber auch wiederum die ersten, die beim Herannahen der Deutschen die Flucht ergriffen.

In Sehnsucht und Angeduld haben uns die Letten erwartet. Viele von ihnen, die früher wenig von Deutschland wißen woll­ten, haben vor Freuds geweint, als wir mit den ersten deutschen Truppen in Mitau einfuhren. In schneller Fahrt ging es mit dem Kommandierenden General, der wie immer an der Spitze seiner Truppen den Vormarsch leitete, durch die ersten Straßen von Mitau. Dichtgedrängt standen die Einwohner. Die Häuser sind mit lettischen Fahnen geschmückt, dazwischen Haken- kreuzsahncn. Mit lauten Hell rufen wurden wir begrüßt, mit Blumen, Z-garetten und Getränken geradezu überschüttet.

Auf dem Marktplatz stand eine große Menschenmenge, die beim Erscheinen des deutschen Generals in begeisterte Ruse ausbricht. Zur gleichen Zeit geht unter dem Gesang der lettischen National­hymne aufdemRathausdieHakenkreuzfahne hoch. Wie ein Aufatmen geht es durch die Stadt, die fast unversehrt in deutsche Hand fiel. Der bolschewistische Spuk ist sür alle Zeiten weggefegt.

Der Hauptstrom Lettlands

Wer zum ersten Male, aus Deutschland kommend, ,die Düna 14 Kilometer vor ihrer Mündung in den Rigaischen Meerbusen sieht, staunt über den majestätischen, über einen halben Kilometer breiten Strom, von dem man in der Regel außerhalb des Landes nicht viel weiß. Entsprechend erscheinen den vom baltischen Gebiet Kommenden die deutschen Hauptströme keineswegs alle so impo­sant, wie man sie nach ihrer sonstigen Bedeutung zu sehen er­wartet.

- Die Düna, lettisch Daugava, entspringt in Rußland auf den Waldaihöhen die auch dem Dnjepr und der Wolga die Quell- flüße geben. Der Fluß der bereits auf 915 Kilometer im Ober­lauf schiffbar ist und wiederum von der Mündung bis zu etwa einem knappen Drittel, bis zu dem Ort Kokenhusen, wo die ma­lerischen Ruinen einer alten Ordensburg am Ufer stehen, durch­läuft die stattliche Strecke von 1002 Kilometern. Er wird bereits im ganzen letzten Drittel zu einem imposanten Strom. Eine Strecke vor der Stadt Dünaburg, die von unseren Truppen ge­nommen wurde, erreicht die Düna die livländische Grenze. Sie bildet mit ihrem Lauf von da ab zum größten Teil die Grenze zwischen Kurland und Livland, bis etwa 50 Kilometer vor der Mündung. !

Dünaburg, Daugavpils, ist die Hauptstadt von Lettgalle«, einem besonderen kleinen Gebiet Lettlands. Die Stadt ist Kreu- zungspunkt der Bahnen RigaWitebsk, LeningradRichtung Warschau und LibauRadsiwillischkiKalkuhnen. Die Stadt ist vorwiegend jüdisch besiedelt (etwa 40 000 Einwohner) und hat einen bedeutenden Flachs-, Korn- und Holzhandel.

Die unbedeutenden Nebenflüsse der Düna sind die Disna und Mescha noch auf russischem Gebiet, die Ewst und die Oger auf lettischem. Liebliche Erholungsorte liegen dort an der Düna. Die kurländische Aa ist durch einen Kanal mit dem Mündungsgebiet der Düna verbunden, der bei Bolderaa einmündet. Vor der Mün­dung in die Ostsee liegt am linken^llfer die Festung Düna- münde, Daugavgriva. Durch den Beresinakanal ist die Düna mit dem Stromsystem des Dnjepr verbunden.

Großartig ist das alljährliche Schauspiel des Eisgangs der Düna, etwa Mitte März, wenn sich die gewaltigen Schollen am Ufer Übereinanderschieben, oder an den großen eisernen Brücken zerschellen, die bei Riga die Düna überspannen. Dieser Vorgang, der zu einer Katastrophe ausarten kann, erfordert die tätige Wachsamkeit der Menschen.

Die Düna wurde im Weltkrieg 1915 von dem Gebiet Jlluxt (bei Dünaburg) bis nach Lennewaden von der 8. deutschen Ar­mee erreicht, aber erst 1917 oberhalb Rigas überschritten.

Der Dünastrom, als erste Möglichkeit des Eindringens deut­scher Kultur in das Land, hat das Schicksal der folgenden Jahre 716 Jahre bestimmt, wo das Land unter dem entscheidenden Ein­fluß der blühenden deutschen Kultur stand.

Terrorisierung durch die Vritenflieger. Ein britischer Bom­benangriff auf den Privatwohnsitz des französischen Ober­kommissars in Beirut forderte, wie jetzt bekannt wird, sechs Tote und mehrere Verletzte. Wie einwandfrei festgestellt worden ist, fanden in dem privaten Wohnsitz keinerlei mili­tärische Besprechungen statt, vielmehr pflegten sich dort um die Stunde des Anschlages die Damen des Roten Kreuzes zu ihren Besprechungen einzufinden. Den Engländern war, der nichtmilitärische Charakter des Privatbesitzes bekannt.!