Schwarzwald - Heimat
IVavkeioklen a«, «len Xeele^eklelen 6aln» «n«k iVaKok«!
Die Bezugscheinämter haben die Pflicht, alle Anträge sorgsam zu prüfen. Das erfordert unter Umständen Zeit. Aber das. so bedingte Warten soll nun keinesfalls zum Schwatzen verleiten.
In einem Bezugscheinamt beantragt Frau S. neue Berufskleidung für ihren Sohn. Als Grund gibt sie an, daß bei einem Terrorangriff die Werk- stätte des Sohnes zerstört worden sei, auch die Berufskleidung sei verbrannt. Der Beamte nimmt den Antrag entgegen. Frau S. muß ein wenig warten.
Frau S. beginnt die Umstehenden auf ihre Weise zu unterhalten. Thema: Luftkrieg! Ungefragt berichtet Frau S.. wo ihr Sohn arbeitet, sie nennt Namen und Lage des Werkes, was da so hergestellt wird, und schließlich versteigt sie sich zu recht eindeutigen Zahlenangaben über das, was in diesem Werk vernichtet worden ist. Die Nachprn- fung ergab später, daß diese Angaben der Frau S. auf ihren eigenen Schätzungen beruhten und aus purer Wichtigtuerei sinnlos übertrieben waren.
Frau S. fiel dann aus allen Wolken, als ein Zuhörer sie bei der nächsten Polizeiwache an- zeigte. Nichts soll dagegen gesagt sein, daß die Wartezeit durch Unterhaltungen verkürzt wird! Aber muß denn immer wieder über Dinge gespro- chen werden, die auch den feindlichen Nachrichtendienst interessieren?
Möge das schlimme Erlebnis der Frau S., die hart bestraft werden wird, nochmals eine Warnung für alle schwatzsüchtigen Volksgenossen sein! Jeder bedenke jetzt dreimal, was er sagt, und halte lieber den Mund, ehe er uns alle und sich selbst recht ins Unglück stürzt!
*
Slektr. Leitungen in Ordnung halten!
Schweres Schadenfeuer in Hochdorf
Am Dienstag brach in Hochdors, Kreis Horb, Feuer aus, dem zwei zusammengebaute Scheunen, die der Witwe Lyd.a Katz und dem Straßenwart 'Karl Katz gehören, zum Opfer fielen. Eine ^ Scheune war mu Heu und Stroh gefüllt, während in der anderen u. a. Garben lagen, die am andern 'Tage gedroschen werden sollten. Die Vermutung, ,'es könne sich um Brandstiftung, eventuell durch
des Krieges, von den Borjcyrtsten uver amilitye Kennzeichen an Motorfahrzeugen obgewichen wird. Es wird dadurch ermöglicht, baß bei den von den Fahrbereitschaftsleitern eingesetzten Fahrzeugen in unumgänglich notwendigen Fällen hinter dem Kraftfahrzeug auch solche Anhänger geführt werden dürfen, die mit einem anderen amtlichen Kennzeichen als das ziehende Fahrzeug ausgerüstet siud. Der Fahrer hat in derartigen Fällen eine vom Fahrbereitschaftsleiter ausznfertigende Bescheinigung mitzuführen, die auf Verlangen den Palizeikontrollcn vorzuzeigen ist. ,
Speisekartofsel« werden jetzt eingekellert
Die Verladungen von Spcisekartoffeln streben dem Höchststand zu, da die Kartoffelernte, die weiter gute Fortschritte macht, ihrem Ende zugeht. Vom Reichsnährstand wird darauf hinge- wiesen, daß die Verbraucher bei der Äorrats- lieferung erst einen Teilbedarf erhalten, während der Rest nach Erledigung der Teillieferungen ausgegeben wird. Aus Gründen der Transportersparnis wird in landnahen Städten, wo die Verbraucher unmittelbar vom Erzeuger beliefert werden, der Wintcrvorrat in einer Menge geliefert. Dabei wird jedoch zur gleichmäßigen Streuung der Höchstsatz von einend Doppelzentner je Verbraucher im allgemeinen nicht überschritten werden.
Im Zuge der erhöhten Waggonstellung konnten neben der Einkellerungsaktion auch die Händler und die Vorratshaltung des Reiches mit der Auffüllung ihrer Läger beginnen. Ferner wurde die zur Herstellung von Nährmitteln und technischen Erzeugnissen notwendige Verarbeitung von Kartoffeln vermehrt in Angriff genommen.
Auch diese« Herbst dürfe« steme Brachen steige«
Militärisch. Gründe maßgebend
Auch in diesem Herbst kommt das beliebte Spiel des Drachensteigens nicht in Frage. So sehr der leichte Herbstwind die Jungen dazu verlocken mag, das alte Spiel zu treiben und die kunstfertig her
gestellten Drachen im Winde fliegen zu lassen, so müssen sie es auch in diesem Jahr wie in den vorausgegangenen Kriegsjahren unterlassen Es ist aus militärischen Gründen untersagt. Wenn Kinder mit steigenden Drachen angetroffen werden, so setzen die dafür verantwortlichen Eltern sich der Bestrafung aus.
Altensteig. Am Montagmittäg fuhr der Landwirt Wilh Kienzle aus Spiclberg auf der Bahnhofstraße, vom Bahnhof kommend, beim Sägewerk Theurer mit seinem Motorrad auf einen linksstehenden Wagen und erlitt dabei schwere Verletzungen.
Freudeustadt. Tie Nationalsozialistische Volks Wohlfahrt erricktete hier ein Entbindungsheim für Mütter aus Bombennotstandsgebieten.
Horb a N. Der in Marschalkenzimmern geborene und zuletzt in Aldingen wohnhaft gewesene Ritterkreuzträger Major Hansjörg Hauser ist im Osten gefallen.
Leoubcrg. Eine von der NSDAP., Ortsgruppe Leonberg, veranstaltete Kundgebung war getragen von dem eindeutigen und entschlossenen Willen aller Teilnehmer, in höchster Einsatzbereitschaft den Kampf um unsere Freiheit bis zum Endsieg durchzustehen. Kreisleiter Silier richtete einen flammende» Appell an die Anwesenden, der im Gelöbnis der Treue zum Vaterland und des Glaubens an den Führer a's Voraussetzung für den Endsieg gipfelte
Pforzheim. Ihre Goldene Hochzeit feierten die Eheleute Adolf Helling er und Frau Katharina, geb. Jost.
Gestorbene: Anna Weber, TRK.-Helfcrin, 60 I., Wildbad; Berta Gräßle, 81 I., Herrcualb; Wilhelm Knöller, Maurermeister, 59 I., Moosbronn; Max Zeeb, 28 I., Freudenstadt; Ernst Dieterle, Reichsbahn-Assistent, 8» I., Freudeustadt; Luise Klumpp, geb. Günther, 77 I., Obertal-Buhlbachs- aue; Albert Bernhardt, 61 I., Freudenstadt; Gottlieb Eisenbeis, 16 I., Böffingen; Adolf Schund, 42 I., Baiersbronn; Alb. Staiger, 37 I., Weiden.
Gleiche Nährstoffmenge wie im vergangenen 3ahr
keiclisernätirunASminister Lacke iider äie Zesiclierle Lmälirun^Ia^e
-zündelnde Kinder, handeln, hat sich nicht bestätigt. jMit Sicherheit kann angenommen werden, daß ;die elektrische Leitung nicht in Ordnung war, so !daß Kurzschluß eintrat. Diese Annahme ist um so !mehr gerechtsertlgt, da der Brand oben in einer sScheune ausbrach Wieder eine Mahnung an kunsere Bauern, aus die elektrischen Leitungen zu 'achten und kleinere Schäden sofort beheben zu lassen, damit wertvolles Volksgut, wie es die Ernte 'ist, nicht verloren geht. Die Nagolder Feuerwehr Mar am Brandplatze und beteiligte sich tatkräftig hei den Löscharbeiten.
Auch i« -erbst «nd Winter: Luftschutz auf dem Lande l
Es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß mit dem Einbringen der Getreideernte und der Beendigung des Weideauftriebs alle weiteren Matznahen im ländlichen Luftschutz unnötig geworden ien. Das Gegenteil ist der Fall. Mit der weitert Entwicklung oes Krieges zu seinem entscheidenden Höhepunkt hin steigert sich die Verantwor- Ükrng für den Schutz von Mensch und Tier, von Laus, Hos und Vorräten. Die kommenden Herbst- tznd Wintermonate, die für das Landvolk ja ge- fvisse Arbeitserleichterungen mit sich bringen, geben daher endlich die erwünscht Gelegenheit, äuf dem Gebiete des Luftschutzes alles nachzuholen, was bisher versäumt worden ist (z. B. Anlage tznd Ausbau von behelfsmäßigen Luftschutzkellern, Kleindeckungsgräben oder Luftschutzstollen und die Schwerentflammbarmachung von Dachgebälk, Bretterwänden usw.). Auch für die Ueberprüfung der vorhandenen Luftschutzgeräte ist jetzt die Zeit sekommen. Vor allem aber bedenke man, daß auch »ie besten Vorbereitungen vergeblich bleiben müs- en, wenn die Hebung fehlt. Es muß daher die arbeitsstillere Zeit auch benutzt werden, um die Einsatzkräfte gründlich auszubilden und zwar sowohl in den Schulen des Reichsluftschntzbundes als auch durch Hofunterweisüngen und Hof- Übungen, denn im Ernstfall muß jeder nicht nur bereit sein, sondern auch genau wissen, wo und wir er sich einzusetzen hat.
,f
Die Zeitabschnitte der Grund Karte
- I» Ergänzung zu den Mitteilungen über die Lebensmittelrationeu in der 68. Zuteilungspe- kiode wird bekanntgegeben, daß in der 68. Zu« trilungsperiode auf Abschnitt ö der Grundkarte pur abgegeben werden 250 Gramm Rindfleisch, Kalbfleisch, Schaffleisch oder Fleischwaren aller Art. Die Abschnitte 6 bis gelten ausnahmsweise während der ganzen 63. Zuteilungs- Periode. . Auf Abschnitt ^ werden abgegeben LOO Gramm Schweinefleisch oder 160 Gramm Fleischschmalz.
Vegetarier können, soweit sie regelmäßig Heu Fleischaustausch vornehmen, auch in der 68. Luteilungsperiode wie bisher den Abschnitt ^ bcr Grundkarte für Normalverbraucher und Jugendliche in Reise- und Gaststättenmarkcn über Butter Umtauschen. Dagegen darf Ab- sthnitt L dieser Karte für Vegetarier nach den bestehenden Vorschriften nur in 125 Gramm Nährmittel, 62,5 Gramm Butter und 62,5 Gramm Ouark umgetauscht werden. Bei ungerader Personenzahl kann für 62,5 Gramm Quark eine Käse- warke zu 30 Gramm gegeben werden.
Die Krasisahr-Kennzeichen im Krieg
Zur vollen Ausnutzung aller Transportmög- «chkeiten hat sich der Reichsverkehrsminister im Einvernehmen mit dein Reichsführer und Chef Per deutschen Polizei damit einverstanden erklärt, Lätz bis auf weiteres,,längstens für die Dauer
Ju Erinnerung an vre Rayrungsnote oes ersten Weltkrieges werden sich manche die Frage vorlegen, ob das tägliche Brot auch im kommenden, entscheidungsvollen Jahr für unser Volk ge- sichert ist und damit eine wichtige Voraussetzung für die ungeschwächte Kampf- und Arbeitskraft der Nation erfüllt wird. Eine Antwort darauf findet sich in einer Ernährung sbilanz, die die vom Neichsernährungs- minister und Reichsbauernführer Herbert Backe herausgegebene Zeitschrift „Deutsche Agrarpolitik" veröffentlicht. Danach wird man im ganzen eine durchschnittliche Ernte 1944 verbuchen können, die in ihrem Gesamtertrag etwa die gleichen Nährstoffmengen liefert wie im abgelaufenen Ernährungsjahr. Die Lieferungen aus anderen Ländern, die bisher etwa zehn Prozent der deutschen Eigenerzeugnisse ausmachten, werden die lctzjährige Höhe nicht erreichen. Hinzu kommt, daß wiederum erhebliche Teile der Kartoffel- und Zuckerrübenernte für technische Zwecke abgezweigt werden muffen und damit der menschlichen Ernährung und Fntterwirtschaft verloren gehen. Um diesen Verhältnissen Rechnung zu tragen, muß dem Grundsatz der höchsten nähr- wertmäßigen Ausnutzung der Gesamternte noch mehr als bisher Geltung verschafft werden. Dabei gebührt der gesicherten Versorgung mit Brotgetreide und Kartoffeln wie-bisher der Vorrang. Beide Erzeugnisse, die in der täglichen Nahrungsration zwei Drittel des Kalorienbedarfs decken, können fick in der Versorgung je nach dem Ausfall der Ernte wechselseitig ergänzen. Wie die knappe Versorgung mit Spelsekartoffeln im letzten Jahr durch vermehrte Abgabe von Mehl bzw. Brot ausgeglichen wurde.
o tanu künftig, falls dies die Verhältuffse erwidern, ein kleiner Teil der Brotration von der tcirtoffel übernommen werden.
Auch die Fettversorgung wird sich im chstcn Kriegsjahr in bewährten Bahnen ab- ielen. Die Butter- und Margarine- rzeugnng, die fast zwei Drittel des Bedarfs ct, wird voraussichtlich den alten Stand rreichen. Dagegen hängt der Umfang der Hlachtfetterzeugung weitgehend davon ab, welken Ausmästungsgrad der Schlachtschweine, die ach Erfüllung der Getreide- und Kartoffelab- lieferungen den Betrieben.verbleibenden Futtermengen zulassen. Ebeisio aber wie Getreide und Kartoffeln können auch Fleisch und Fett sich in gewissen Grenzen vertreten, obne daß Kostform oder Kaloriengehalt wesentliche Veränderungen er- fabren.
Der schwankende Anfall an Milch und Fleisch und die naturgegebene Begrenzung der Vorratshaltung machen es unvermeidlich, die Fleisch- und Fettzuteilung zeitweise entsprechend auszutau'chen.
Im sechsten Kriegsjahr werden sich Verhältnis- mäßig die größten Schwierigkeiten auf dem Ge- biet der Futterwirtschäft ergeben. Aus den verfügbaren Kraftfuttermengen sind zunächst die Svanntiere zu verborgen, wobei in der Vferdefütterung wahrend der arbeitsärmeren Zeit noch erbebliche Einsparungen zugunsten der Nutzviebhaltung möglich sind. Nach Abdel- kung des Futterbedarfs der Zugtiere sind der Rindviehhaltung als wichtigstem Zweig der Fetterzeugung die erforderlichen Kraftfuttermengen zuzuweisen. Der verbleibende Rest bildet dir Grundlage der Schweine- und Geflügelhaltung.
3m Muster-Gemeinschaflsgarlen des VDM.-Werks
^n^ekencie Läuerinnen bei 1 ücbti§er 0 runäau 8 biläunx
Dort, wo der Bachhof wie ein Wächter breit und behäbig vor dem Dorf liegt, ist der Muster- Gemeinschäftsgarten des BDM.-WerkeS, der Ar- beitsgemeinsöhaft „Bäuerliche Berufsertüchtigung". Ueber einen säuberen Zaun von Hellen Birkenästen strecken sich lsohe, dick- köpfige Sonnenblumen in den blauen Himmel, glührote Dahlieir und bunte Astern leuchten um die Wette hinter den Tomatenstauden.
Stolz zeigen uns die Mädel ihren Garten. Da ist kein Quadratmeter auf diesem 15 Ar großen Gelände, das nicht bis aufs letzte Eckchen voll aus- genützt wäre. Hinter den abgeernteten Tomatenreihen breiten sich gefranste Endivisnrosetten, große und kleine Gurken füllen den Korb, die letzten Bohnen werden geerntet, Blumen-, Rot-, Weiß- und Wirsingkohl trotzen mit beachtlichen „Dickköpfen" den ersten Herbststürmen, saftige Bierrettiche, dunkelläubige Sellerie, dicke Bündel von „behäbigen" Möhre», Kohlraben und rote Rüben, die heute in den Korb wandern, und leckerer Spinat. Von den bronzefarbenen Zwiebeln bis zum hohen, schlanken Lauch, alles willkommene und durch fleißige Arbeit verdiente Gaben.
Die Führerin erzählt uns vom Werden ihres Mustergartens: „Vor zwei Jahren, als uns der Oberhuber-Bauer das Grundstück überließ, da sah eS hier noch ganz anders äuS. Ein Ackerfeld mit reichlich Quecken und Disteln breiteten sich am sonnigen Hang, da hatten wir erst ein tüchtiges Stück Arbeit vor uns. denn ein richtiger Garten, ein Mustergarten sogar, wie wir ihn für unser Dorf wollten, verlangt sorgfältige Planung. AIS wir erst fleißig gruben und — schwitzten, merkten sie im Dorf, daß es uns mit unserem Garten ernst war. Und auf einmal bekamen wir sogar Hilfe. Der Bachbauer kam eines Nachmittags mit dexn.Mlug, der Ortsbauernführer verschaffte uns ein» Wfsertonn«, und an einem Tag kamen auch die'KMeräben von der Hitler-Jugend. um graben zu. Lsffön. Sie haben dann auch den Zaun um »mMkleiues Reich aebastett.
Natürlich war unser Garten nicht gleich aut einmal fertig. Zuerst machten wir uns einen richtigen Plan. Jedes Gemüse verlangt eine andere Düngung, da tut man gut, immer die gleichen Gruppen zusämmenzusetzen. Gerne besoffen wir uns mit der Anzucht aller kleinen Pflanzen, unserer schönen Blumenstauden, und unter Ge- müse haben wir selbst gezogen; ein paar Bretter, gute Komposterde — an unserem sonnigen Hang geht das schon. Allerdings, ein richtiges Mistbeet mit Fenstern wäre unser aller Traum, aber wir wissen uns auch ohne zu heften. An unleren Kochabenden verwerten wir diese selbstgezogenen
„Rohstoffe" und die Reihen der Gläser und Töpfe mit vorschriftsmäßio eingemachten Früchten und Gemüsen für die Lager der Erweiterten Kinderlandverschickung werden immer stattlicher.
Was wir an Obst und Gemüse nicht an unseren Kochabenden für die KLB.-Lager verarbeiten, wandert in das Reservelazarett in der Kreisstadt mit den meisten unserer Blumen. MS noch Land übrig war, bauten wir Frühkartoffeln. Nichts blieb un- benützt. Auch im Garten wird, wenn wir ein Beel abgeerntet haben, gleich wieder etwas andere? in den Boden gebracht. So liefert ein Beet oft im Jahr drei Ernten. Dabei gab eS für uns viel zu lernen. Zwischenfruchtanbau, fachgemäße Düngung, richtige Bearbeitung — ja, man muß sein Gemüse „großhacken" — alles wurde praktisch geübt. Dabei kann von uns der Garten fast nur nach Feierabend, in der Freizeit bestellt werden. Auch Schädlingsbekämpfung betreiben wir gewissenhaft. Den Blumenflor legten wir mit viel Sorgfalt an. Jedes brachte von uns daheim einen anderen Samen mit, und am Muttertag erhielten alle Mütter im Dorf einen Strauß. Die Mütter gucken sich auch gern einmal war von ihren „großen Mädle" ab.
W-aS wir in unserem Mustergärten lernen, verwerten wir später als Bäuerinnen, indem wir uns mühen, durch Leistungssteigerung die Ernährung unseres Volkes zu sichern/W"*-- ^
Lio tiomso »II» u 11-65611 lii<>eo V»» t.vu ljc»nki«n»lviii
6
In der zweiten Klasse wurden die UMimmig- keiten noch heikler. Da waren zwei jung? Krauen mit Kleinkindern, die Fahrkarten dritter Klaffe besaßen -und behaupteten, dort keinen Platz gesunden zu haben. Irmgard begleitete sie goflich aber energisch in das Abteil „Mutter und Kind", wo noch ein paar Plötze frei waren. Es fand sich ein elegantes Pärchen, auch die besaßen keine Fahrkarte sür die zweite Klasse, der junge Mann erklärte unbefangen, daß er natürlich bereit wäre, nachzuzahlen, es wäre beim besten Willen nicht anders gegangen. ^
Fetzt wurde Irmgards Blick streng, ihr Tan eisig. .Machzahlen wolien Sie? Fa. wissen Sie denn nicht, daß Sie nicht ohne weiteres eigenmächtig in eine höhere Wagenklaste übergehen können? Daß.Sie zu warten haben, bis Sie über- wiesen werden, und vorher nacbzablen wüsten, bevor Sie die Plä^e ei»nebmen^"
„?a aü— . " dw >u: ge Mann im geschmie- gelten . -^r plötzlich sehr verlegen
geworden, er zog sein Portemonnaie. „Machen Sie doch keine Ge'chichlen. Fräulein," fuhr »r halblaut >orl, „es wacht dach wirklich nichts aas, und hier sind fünf Mark ertra für Sie . " Aber Frnigard wies die Hand zurück sie wurde noch unfreundlicher als vorher „Für unreei'e Sachen nehme ich kein Geld'" erklärte sie abwei» send „Hier im Wagen können Sie memeleiv neu bleiben, wenn Sie nachzohienl Aber dann räu- men Sie mal Ihre Plätze für eine Stunde und lassen Sie das alte Ehepaar sitzen das schon »ine Stunde draußen im Gang steht'"
Es half den beiden nichts: sie mußten ausjtehen und wohl oder übel die alten Leutchen sitzen lal. sen, die mit einem dankbaren Blick auf die Schaffnerin aus die weichen Polster niederjonkei, Flur Fahrscheine waren selbstverständlich in Ordnung.
' Irmgard ging werter, nein, sie zwängte sich vorwärts, sie kletterte über Gepäckstücke, stieg über Rucksäcke, wandte sich durch engste Zwischenräume. Mit einem Scherzwort, mit einer lochenden Entschuldigung kam sie überall durch Der akrobatische Teil ihrer Ausgabe war ihr in der ersten Zeit ihres Dienstes recht schwer gefallen jetzt hatte st« sich daran gewöhnt Und die menschliche Se te ihrer Arbeit, — auszugleichen, zu schlichten »nd sür Recht zu sorgen — hatte ihr niemals Schwierigkeiten gemacht Ihr Gerechtigkeitssinn war stark ausgeprägt, und mit Menschen umzuaeben verstand sie auch
Man hotte inzwischen in Wittenberg und Hatte gehalten. Von neuem begann der Rundgang.
„Wer ist hier noch zugestieqen? Die Fahrkarte bittel"
Irmgard war ein wenig erschöpft, als sie später im Dienstabteil wieder mit ENenberg zusammen- tras. Sie hatte Durst und Hunger und packte eiligst die von der Mutter gerichteten Vorräte aus: ein paar Leberwurstbrote und ein harte? Ei, dazu eine Flasche mit Kaffee.
blickt Nachlasse» io cker Veräunkelunxspttickt; auch cki« kleinste Oiedtquello kann rum Verhängnis veröen!
Ellenberg, der bereits gesessen batte, sah ihr ein wenig neidisch zu. „Ja, wer's so haben kann wie Sie, Fräulein Hoffmannl Immer gut versorgt von Muttern! Bei Ihnen zu Hause ist allein Ordnung, alles propper, das merkt man gleich. Auch wenn man sie so ansieht..."
Irmgard lenkte rasch ab. ,La, sorgt denn niemand für Sie, Herr Ellenberg?"
Der Mann schüttelte den Kopf. „Ne, niemand, seit meine Frau tot ist. 'ne Mutter Hab ich nicht mehr, die Nachbarin macht ja sauber und holt für mich ein, aber es fehlt doch an allen Ecken und Enden! Und von Gemütlichkeit natürlich überhaupt keine Spur!"
Er sah Irmgard bedeutungsvoll an, aber sie tat, als verstände sie diesen Blick nicht.
„Darf ich Ihnen 'ne Leberwurststulle anbieten, .Herr Ellenberg? Ich Hab reichlich!" Sie hielt ihm die appetitlichen Schnitten hin und Cllenberg griff zu.
„Vielen Dank, nett von Ihnen, Fräulein Hoffmannl Aber so hatte ich's eigentlich nicht gemeint."
Sie saßen einander gegenüber, sie aßen und tranken, und Ellenberg berichtete von seinem Jungen, den er bei der Schwiegermutter untergebracht hatte.
„Ein lieber Kerl ist er, der Peterl Und da» Lesen fällt ihm ganz leichtl Ueberhaupt: Schwierigkeiten Hab ich mit dem noch nie gehabt! Und die Oma und der Lehrer auch nichtl"
Irmgard hörte zerstreut zu. Ihr Blick geht wie- der nach außen. Der Zug hielt auf Nürnberg zu, und es wird schon dämmrig. Jetzt werden in Berlin die Ausflügler heimkehren. Lachend und scherzend drängen sie sich in den Vorortzügen, verliebt gehen die Paare Arm in Arm durch die stillen Parks, oder sie sitzen noch Hand in Hand im Kino, erleben gemeinsam Abenteuer, Angst und Liebe. Wo mag Walter jetzt sein? Ach, warum muß sie gerade heute fern sein? Morgen nachmittag wird sie frei haben, aber in der Woche hat er ja niemals Zeit...
„Woran denken Sie denn, Fräulein Hoffmann", tönte plötzlich Ellenbergs sympathische dunkle Stimme. Sie fuhr auf. Sie sah seine guten grauen Augen voll warmer Teilnahme auf sich gerichtet, sein Gesicht war ruhig, beherrscht, wie immer. Sie mußte ihn mit Walter Hansen vergleichen... Walters Kopf war ausgeprägter, sozusagen in- tereffanter — aber Georg Ellenberg würde gewiß niemals so ungeduldig, so zornig sein können, wie Walter Hänfen es zuweilen war. Und zuverlässig — o zuverlässig würde dieser leidenschaftslos« Mann gewiß sein — anders als Walter.
Sie seufzt» leise auf. „Ich dachte eben daran, daß die Menschen, die sich am nächsten stehen sollten, sich gegenseitig oft am meisten quälen. Haben Sie das auch schon erlebt?"
Ellenberg verneinte verdutzt. Dann sprang sie hastig auf. „Kommen Sie, wir sind gleich in Nürnberg!"
Ueberstürzt verließ sie das Dienstabteil, und Ellenberg folgte ihr, kopfschüttelnd, ein wenig enttäuscht. ,
«Fortsetzung folgt) , . .