fechte sollen die Franzosen sehr scheuen, weil ihre gewöhnliche Unordnung dann noch enycheideuder wirkt. Uederhaupr besteht ihre Schwäche darin, daß ihr Rückzug immer mit Unordnung geschieht. Rückwärts gelegene Positionen besetzen sie selten, eben­so vermeiden sie es sehr, stehenden Fußes zu fechten. Das sind Umstände, welche die anderen Führer benützen müssen. Ueberhaupt hofft der Prinz, daß, wenn die deutschen Truppen die Fechtwcise der Franzosen zweckmäßig beachten und danach auch nach Umstän­den, bis zum jüngsten Offiziere herab, ohne Besorgniß um die Verantwortlichkeit handeln, die Franzosen nicht zn fürchten seien.

T a g r s - N e u i g k e i t e n.

Stuttgart. Die diesjährige Tuchmejse wird im Ein- verständniß mit den betheiligten Industriellen ans unbestimmte Zeit verschoben. Der Zeitpunkt etwaiger späterer Abhaltung wird bekannt gemacht werden.

Stuttgart, 5. Aug. Nachdem die Verhandlungen wegen des Vollzugs des Art. 78 des Kriegsdienstgesctzes über die Un­terstützung der Familien der einbernfenen Kriegsreservisten und Landwehrmänner beendigt sind, können wir als deren Resultat mittheilen: es werden diejenigen, welche Unterstützungsansprüche angemeldei haben, die ihnen ansgesetzten Unterstützungsgelder bis zum 20. August d. I. bei den Oberamtspslegcn und, soweit sie nicht in der Oberamtsstadt wohnen, bei den Gcmeindcpflcgen erbeben können.

Stuttgart, TZAug. Die Kunde von der gewonnenen Schlacht ven Wörth ging gestern Abend wie ein Lauffeuer durch unsere E: :Lt. Einen solchen Jubel, eine solche Begeisterung haben wir hier »och nie gesehen. Schaaren von glücklichen Menschen zogen durch die Straßen, hoch rufend, patriotische Lieder singend. Nor dem Schlosse wurde Seine Maj. der König begrüßt. Der König und die Königin erschienen und dankten gerührt für die darge- brachie Huldigung. Auch der Kriegsminister v. Suckow und der preuß. Gesandte, v. Rosenberg, wurden in ihren Wohnungen begrüßt. Beide dankten mit kurzer Ansprache. In den Haupt­straßen dauerte der Jubel bis in die späte Nacht, Fn der Nacht kam ein Trupp gefangener Franzosen, darunter Tnrkos, von dem Weißenbnrger Treffen her, durch Stuttgart ans dem Wege nach Ingolstadt. (S. M.)

* Bivonac der W ürttemberger vor Lauterbnrg, 4. Aug. Nach zehnstündigem Nachtmarsch heute früh um 5 Uhr den Rhein bei Maxau, um 9 Uhr die Grenze bei Lauterbürg pasjirt. Die ganze Südarmee ist hier konzentrirt, Vorposten bis gegen Hagenau. Die Truppe» passirten Lauterburg mit Hurrah! Ein­wohnerschaft scheint sehr unangenehm berührt. Großes, maleri­sches Bivouac, fortwährender Verkehr von Truppen, Munitions­kolonnen rc. aller süddeutschen Kontingente. In der Richtung aus W.nssenbnrg heute früh lebhaftes Kanonen- und Kleingewehr- fener, vcrmnthlich von den Baicrn herrührend, die den dortigen Ueoergang forciren wollen. Morgen großer Vorstoß der Süd- vrmee, und uns (Württembergern) speziell fällt die linke Flan­kendeckung zu. Heute zunächst große Kontribution von Wein und Lebensmitteln Lauterburg anferlegt. Der Wein ist sehr gut. Ein Hoch unfern Fahnen! Ich lege mich früh nieder, denn es kann mitten in der Nacht allarmirt werden. (S. M.)

In der Ulmer Schnellpost offerircn dortige Metzger gutes Kalbfleisch das Pfund zu 8 kr. Auch unsere Nachbarstadt Aliensraig hat das Vergnügen, solchen Flcischpreis zu besitzen; wir Nagolds aber müssen 10 kr. bezahlen.

- larlsrnhe, 4. Aua-, Nachts 12 Ubr. lieber die Einnahme von W.'l-'eaburg kann ich Ibnen aus zuverlässiger Quelle Folgendes mit- tb.-itm: Früh Morgens am 1. rückte die Vorhut der dritten Armee, ans der bairisckien Division Graf Botmer bestehend, gegen Weissenburg vor. das durch Berschanzungen befestigt war. Es gelang dieser Divi- st.on, stürmend in Weissenburg einzndringen und dabei 3«X> Gefangene zn machen. Das Gefecht kam jedoch bald zum Stehen und wurde nun durch daö beranrückende 5. preußische Korps kräftig ausgenommen. Es entspann tick' demnächst ein heftiger Stampf, da neue Verstärkungen des Fr-md.-s ins Treffen geführt wurden. Eine starke Kolonne des II. Korps siürmte nun in die rechte Flanke des Feindes, der von allen Seiten ge­drängt. sich eiligst zurückzvg und weit über Weissenburg verfolgt ward. Der Kronprinz wvbnte einem Theil dieses wichtigen Gefechtes an, das zwar viel Dpfer aus deutscher Seite kostete, aber auch bedeutende Erfolge aufznzeichnen Kat. Von deutscher Seite wurden 800 GKangene gemacht, darunter viele Tnrkos und Znaven: ein Geschütz wurde von einem preu­ßischen Jägerbataillon erobert: das Zeltlager eines feindlichen Husaren- regimenls wurde erbeutet, und es fielen noch viele Waffen in die Hände der Lieger. Der Verlust der preuß. und bair. Truppen wird vorläufig auf tzOest Verwundete und Todte geschätzt. Der feindliche Verlust soll viel bedeutender sein, ist jedoch nicht genau zn bemessen.

Karlsruhe, 4. Ang., Abends 5 Uhr. Nach hier eiuge- troffenei: Nachrichten ist die badische Division heute Vormittag gegen Süden vorgerückt und hat die französische Grenze über­schritten. Das Hauptquartier befindet sich in Lauterburg. Eine Rckognoszirung auf dem linken Rheinufer bei Selz (vis ü vis Rastatt) hat ergeben, daß dort nur wenige französische Truppen sich befinden. Unsere braven Truppen haben 30 Nachen

Dis mit * bezeichneten Artikel baden wir unfern Lesern, soweit es die Post- und Botenverhältniffe erlaubten, durch ein Extrablatt mit- getheilt.

erbeutet und auf das rechte Rheinufer in Sicherheit gebracht. Verlust: ein Lieutenant und 2 Gemeine todt; ein Gemeiner ver- mundet.

Karlsruhe, 4. Aug. Mau war genöthigt, in Weiße n- burg verkünden zu lassen, die Stadt werde allen Schreckendes Krieges unterworfen werden, wenn noch einmal von Cioilisten auf die Truppen geschossen werde. Es lag nämlich der Verdacht vor, daß dies nun schon zum zweitenmal geschehen sei, und zwar auf den verwundet hier eiugebrachten Premierlieutenant von Freist ett. Trefflich sollen sich die Bayern gegen Turcos geschlagen haben. Die Bahnverwaltung ließ einen Fug für Verwundete nach Maxau gehen. Die Vorposten sollen bis Sulz stehen. Nach alledem steht das erfolgreiche Vorrücke» der Truppen des deutschen Südheeres fest. Besonders hervorzuheben ist nach Obigem das humane Verfahren gegen Weißenbnrg; unter gleichen Umständen hätten andere als deutsche Truppen die Stadt sicher angezündet. (S. M.)

Karlsruhe, 5. Aug., 12U. 58 M. Mitt. 486 Turkos nebst 12 Offizieren durch Mannheim gebracht aus gestrigem Siegesgefecht. (S. M.)

Rastatt. Am Samstag früh 10 Uhr wurde der Viktualienhänd­ler Land, .riimmelsbach von Baden, früher in Bnrgheim, gebürtig von Reicheubach, wegen nachgewiesener Spionendienste erschossen. Ver­geblich bemühte sich seine Tochter, ihn vor seinem Tode nochmals zn sehen: es wurde ikr nicht gestattet. (Lahr. Z.)

Reichthal, 27. Juli. Am Markttage klagten sich mehre Landfrauen gegenseitig ihre Noth in Betreff der Einberufung ihrer Männer, Söhne u. s. w., wobei viele Thränen flössen. Da sprach eine deutsche Frau:Ach flennt nicht, was habt ihr denn im Vergleich zu mir hingegeben? Ich habe 7 Söhne groß- gezogen, alle gesunde Kerle und alle sind einberufen; deshalb weine ich aber nicht, sondern freue mich, daß ich meinem Vatcr- lande dienen kann."

Das in unserem letzten Blatte gegebene Telegramm lautet in seiner Ausführung: N i ed er - O tte rb ach bei Weißenburg, Dep. Niederrhein, Donnerstag 4. August, Nachmittag? 5 Uhr 55 Min. Glänzender, aber blutiger Sieg der 3. Armee unter dem Befehl seiner K. Hoheit des Kronprinzen von Prenßcn. Weißen bürg und der dahinter liegende Geißberg wurden unter den Augen des Kronprinzen durch Regimenter des 5. (Posen'- schen) und 11. (Kasseler) preußischen, sowie des 2. bayerischen Armeekorps erstürmt. Die französische Division Douay vom Korps Mac Mahou wurde unter Zurücklassung ihres Zeltlagers in Auflösung zurückgeworfen. General Douay ist unter den Todten. lieber 500 unverwundete Gefangene, darunter viele Tnrkos, und ein Geschütz sind in unfern Händen. Unsererseits erhielt General v. Kirchbach (Kommandeur des 5. Korps) ei­nen leichten Streifschuß. Das Königs Grenadierregiment und das 50. Regiment (Schlesier) haben starke Verluste erlitten.

München, 3. Aug. Vou der Stimmung der bayrischen Truppen auf dem Kriegsschauplätze hört man, daß sie vor Br gierde förmlich brennen, an der Seite und unter den Augen ihrer, norddeutschen Kameraden ihre Tapferkeit und Kriegstüchtigkeit beweisen zu könne». Ein Chevauxleger sagte beim Abschied zu seinem Mädchen:Wenn die Franzose» zu euch herauskommen, dann darfst du überzeugt sein, daß wir Alle todt sind." Sehr unangenehm und peinlich hat hier überall eine Korrespondenz Vom Nekar 30. Juli" berührt, welche die Allgemeine Ztg. in ihre gestrige Beilage anfzunchmen für gut befunden hat. Daß der Kronprinz von Preußen bei seiner kürzlichen Anwesen­heit in Stuttgart die Führer der deutschen Partei in Württem­berg persönlich kennen zu lernen wünschte, benützt der Neckar­korrespondent der Allg. Z., um die ganze deutsch-patriotische Partei mit einem in der augenblicklichen Gefahr des deutschen Vater­landes doppelt schwer wiegenden Verdacht zu belasten. Die deut­sche Partei sei allein schuld, so führt die Korrespondenz mit einer unerhörten Verdrehung von Wirkungen und Ursachen aus, daß Napoleon im festen Glauben, in Süddeutschland die meisten Sym- pathieeu für sich zu haben, den gegenwärtigen Krieg begonnen habe, denn die deutsche Partei habe beständig von der Hinnei­gung'der Demokraten und Ultramontanen zu Frankreich gesprochen und geschrieben!! Nuxivnti s»t. (S. M.)

München, 5. Aug. Die Meldung des Kriegsministeriums stimmt mit gestrigem Berliner Telegramm überein; jedoch soll die Gefangenzahl 800 betragen, darunter 18 Offiziere. (S. M)

Kaiserslautern, 2. Aug. Solch Leben hat seit Menfchenge- denken in Kaiserslautern nicht geherrscht während der letzten drei Tags. Am Sonntag feierte Kaiserslautern ein wahres Volksfest. Vor der Stadt bivouakirte Militär, und die Bevölkerung, Jung und Alt, strömte hinaus, die Soldaten mit Lebensmitteln und Getränken zu erquicken. Die Krieger zeigten sich dankbar, die Militärmusik mußte aufspielen. Bald ertönten patriotische Gesänge, in welche die Bürger emstimmten, bald lustige Melodieen, nach deren Klängen pch die Soldaten und Töchter der Stadt im Tanze drehten. Gestern war Kaiserslautern mit Truppen gefüllt. In der prot. Kirche kampirten mehrere Kompagnien. Als ich gestern Mittag dort war, fand ich ein interessantes Lagerleben. Rings­um in den mit Stroh gefüllten Kirchenstühlen lagerten die Soldaten. Die Einen schließen, Andere waren in voller Thätigkeit. Die Einen putzten ihre Gewehre, Andere reinigten ihre Kleider. Hier ward ein Faß Bier angesteckt, dort wurde auf der Kirchenbank mit einem Säbel rohes BeKsteak.gehackt. Dazwischen ward gescherzt, gelacht und getrillert.