Aus Stadt und Land.

Calw, den 17. Januar 1927.

Weihnachtsfeier des Turnvereins Calw.

Trotz der vorgerückten Jahreszeit war die Weihnachtsfeier, ;u der am Samstag der Turnverein Calw seine Mitglieder und freunde eingeladcn hatte, eine feine und stimmungsvolle Ver­anstaltung, auf die der Vereine mit Stolz zurückblicken kann. Stellv. Vorstand Verwaltungsdirektor Protz leitete die Feier mit einer Ansprache ein; er begrüßte in herzlicher Weise die trotze Zahl der Gäste und gedachte in ehrenden Worten und usrichtiger Trauer des im vergangenen Jahre verstorbenen ltereinsvorsitzenden Verwaltungsaktuar Staudenmeyer, der in vorbildlicher Weife viele Jahrzehnte lang den Turnverein Calw geleitet. Verwaltungsdirektor Protz ging sodann auf das sehr . mfangrcichc Programm der Feier ein, dessen Durchführung durch zahlreiche Erippeerkcankungen in letzter Stunde erschwert wurde und wünschte den Gästen im Namen des Turnvereins eine gute Unterhaltung. Die Vortragssolge, mit einem schneidig gespielten Marsch der Kapelle Frank und einem gemeinschaft­lichen Gesang eingeleitet, erhielt durch die Vorführung einer -leihe hervorragender Turnübungen einen besonderen Charakter. Exakte Hantelübungen der Turnschüler, von überraschender Kör­perdurchbildung zeugende Geroandtheitsübungen, schwierige, ichön durchgeführte Ctabwendübungen der aktiven Turner, ta­dellose Barrenübungcn der Turn'chüler und als Abschlutz ausge­zeichnete Hebungen der Turner an Pferd und Barren riefen stür­mischen Beifall hervor, eine schöne Anerkennung für die ge­wandten Turner, deren trainierte Körper den besten Beweis für den unübertrefflichen Ecsundheitswert des Turnsporis erbrach­ten. Auch die Turnerinnen trugen zum Gelingen der Feier in schönster Weise bei. Ein reizendes Weihnachtsspiel (Neigen) brachte den mitwirkendcn Turnerinnen unter der geschickten Lei­tung von Frauenturnwart Zahn reichen Beifall ein; besonders das Schlutzbild bot einen ungemein reizvollen weihnachtlichen Anblick. Ein Schlciertanz, von zwei Turnerinnen dos Vereins in graziöser und anmutiger Weise getanzt, beschloß, mit großem Beifall ausgenommen, die Reihe der turnerischen und tänzeri­schen Darbietungen. Einem Vortrag der Kapelle Frank, Ouver­türe zur OperDie Zigeunerin", folgte nunmehr die Auffüh­rung des schwäbischen SchwanksElse vom Erlenhof" von Sieg­fried Con. Staack. Bei der Aufführung des 5 Auszüge umfas­senden, von echtem Humor durchdrungenen Dolksstückes bewie­sen die mitwirkenden Vereinsmitglieder, daß sie nicht allein turnen, sondern auch vortrefflich Theater spielen können. Man sah ausgezeichnete Leistungen, die den Spielenden wie dem Spiel­leiter alle Ehre machten. Auch der geschmackvollen szenischen Ausgestaltung sei hier Erwähnung getan, die in mannigfachem Wechsel einen guten Rahmen für das an tragischen wie humor­vollen Momenten reiche Spiel bildete. Nichtendenwollender Bei­fall lohnte die erfolgreicken Bemühungen der zahlreichen Spie­ler und Spielerinnen. Vor Abschlutz der Feier, die noch eine an schönen Ueberraschungen reiche Gabenverlosung sowie eine Tanzunterhaltung vorsah, dankte Verwaltungsdirektor Protz allen Mitwirkendcn an der Veranstaltung und den Gästen für ihre Aufmerksamkeit. Die in allen ihren Teilen vortrefflich ge­lungene Weihnachtsfeier, die den frohe», gesunden und aus­wärtsstrebenden Geist innerhalb des Vereins offenbarte, erweckte allgemein hohe Befriedigung.

Baustatistik für 1926.

Die Feststellung der angemeldelen Bauten im Neubau-Nach­weis derVauwelt" gibt für das Jahr 1926 bisher unerreichte Zahlen. Das plötzliche Ansteigen der Arbeitslosigkeit im Win­ter 1925 schränkte die Baulust zu Beginn des Jahres 1926 ein, sie stieg dann aber im April, also mitten im Beginn der Bau­tätigkeit, durch die Zuschußbewilligungen der Städte für Wohn­bauten und durch Vorschüsse auf die Hauszinsstcucrhypotheken, um im September nach Einleitung des Arbeitsbeschaffungs- Programms nach vorübergehendem Abbröckeln erneut anzuwach- sen. Der Dezember brachte dann eine ungewöhnlich hohe Zahl

von Bauvorhaben, wie sie bisher in der ganzen Statistik noch nicht erklommen ist. Im Gegensatz zum Vorjahre ist auch an­zunehmen, daß in den ersten Monaten dieses Jahres ein wesent­liches Abflauen nicht zu erwarten ist. Hier wäre allerdings Voraussetzung, daß die bisher bekannten Pläne der Bereitstel­lung von Leihkapital aus der Hauszinsstcuer, durch Spar­kassen, öffentliche und private Hypothekenanstalten ohne wesent­lich« Einschränkungen durchgeführt werden. Im einzelnen wur­den 1926 in Deutschland gebaut: 44711 Wohnhäuser und 8637 Nutzbauten. Die Zahlen für 1925 sind 41 889 bezw. 12 961. Eine bemerkenswerte Wandlung zeigt die Statistik für Nutz­bauten. Dazu gehören Verwaltungsgebäude, Kirchen, Schulen, Gas- und Wasserwerke, Kanalisationen, Kanäle, Häfen, Brücken, Straßen Garagen usw. Di« große Zahl von leer­stehenden Fabriken, Werkstätten, Büros und zeitweise auch Lä­den, die zuletzt zur Herausnahme dieser Bauten aus der Zwangswirtschaft führte, hat die Zweckbauten eingedämmt.

Wetter für Dienstag und Mittwoch.

Im Osten kommt allmählich Hochdruck auf, doch besteht die Depression über Großbritannien weiter. Für Dienstag und Mittwoch ist mehrfach bedecktes, aber höchstens zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

*

SCB. Herrenalb, OA. Neuenbürg, 15. Jan. In der sog. Klostermühle beim Paradies, der Firma Gebr. Mayer gehörig, in der in den unteren Räumen die mech. Schreinerei von Fried­rich Waidner und ein Hilfswerk des städt. Elektrizitätswerks sich befand, und das weiter von sechs Familien bewohnt ist, brach Mittwoch nacht Feuer aus, das in der mech. Schreinerei seinen Herd hatte. Durch die ungemein starke Rauchentwicklung im Treppenhaus wurden die Löscharbeiten sehr erschwert, so daß die Weckerlinie von Neuenbürg gerufen werden mußte. Der Wind begünstigte das Umsichgreifen des Feuers, doch war bei der freistehenden Lage des Gebäudes besondere Gefahr für die Nachbargebäude nicht zu befürchten. Die Jnnenräumc sind größtenteils ausgebrannt; die Bewohner konnten nur zu oinem Teil das Mobiliar retten und sind nicht alle versichert. Leider ist ein Menschenleben zu beklagen. Der Mitte der 40er Jahre stehende Fuhrmann Wilhelm Gräßle, der im Dachstock wohnte, wurde nach den Löscharbeiten im Gang tot aufgefunden; man sah ihn noch während des Brandes ins Haus eindringen, vermutlich, um etwas von seiner Habe zu retten, wobei er den Erstickungstod erlitt.

SCB. Altensteig, 16. Jan. Die Ministerialabtoilung für di« höheren Schulen teilte auf ein Gesuch des Stadtschultheißen­amts mit, daß es ihr unmöglich seij die zurzeit von der Stadt unterhaltene Lateinabteilung an der Realschule wieder als Teil- der öffentlichen Schule zu übernehmen. Auch eine Uebernahme der Schule als realistische akademische Hilfslehrstelle sei nicht möglich, da wegen der geringen Schülerzahl (mit Lateinabtei­lung 57) hiezu ein dringendes Bedürfnis nicht vorliege. Es bleibe demnach für die Stadt keine andere Möglichkeit, als die Lateinschule in der bisherigen privaten Form weiterhin zu unterhalten.

SCB Entringen OA. Herrenberg, 16. Jan. Im Schönbuch wurde bei der sog. Futterbuche von zwei hiesigen Bürgern eine Frauensperson aufgegriffen, die sich im Wald Herumtrieb. Da die Frau Spuren geistiger Störung aufwies, wurde sie mit auf das Rathaus genommen. Der Ortsvorsteher konnte nicht her­ausbringen, wer und woher die Frau ist. Es besteht der Ver­dacht, daß sie einer Anstalt entlaufen ist. Noch am selben Abend brachte sie der Polizeidiener nach Herrenberg.

SCB Sigmaringen, 16. Jan. Anläßlich der Einweihung des Rathauses erhob Fürst Wilhelm als erster Bürger und größter Steuerzahler der Stadt Anspruch auf Mitwirkung. Auf Betrei­

sen des Rsgserungsprüfivenken wurde ihm aber, wie der demo» kritischeNeue Albbote" in Ebingen berichtet, dieser Ehren­platz nicht mehr eingeräumt. Fürst Wilhelm sagte daraufhin die Beteiligung ab und legte in Begleitung seiner sämtlichen Beamten und Bediensteten Lorbeerkränze an dem Eedächtnismal nieder. Dies geschah jedoch erst, nachdem die offizielle Feier be­endet war und die Bevölkerung wurde jetzt erst aufmerkjam, daß etwas vorgefallen sei. Die Konsequenzen dieser Vorgänge sind die, daß, wie aus guten Quellen durchgesickert ist. Fürst Wilhelm die Stadt und sein Schloß verläßt und nach München übersiedeln will.

Aus Geld-,

Volks- «ud Landwirtschaft.

Berliner Briefkurse.

100 holl. Gulden 168,66

100 franz. Franken 16,78

100 schweiz. Franken 81,29

Börsenbericht.

Die Börse lag am Wochenschluß weniger fest und die Kusse koniiten ihren bisherigen Hochstand nicht voll behaupten.

L.L. Stuttgarter Obst- und Ecmüsemarkt vom IS. Januar. Edeläpfel 1830; Tafeläpfel 1218; Spalierbirnen 2030; Tafelbirnen 10-20; Wallnüsse 1560; Kartoffeln 67; En­diviensalat 1020; Wirsing 6-9; Filderkraut 5-6; Weißkraut 56; Rotkraut 68; Blumenkohl 30100; Rosenkohl 10-20; Rosenkohl 1 Pfund 2530; Grünkohl 810; rote Rüben 58; gelbe Rüben 58; Zwiebeln 68; Rettiche 88; Sellerie 10 bis 30; Schwarzwurzel 3035; Spinat 2535; Mangold 810; Dodenkohlraben 45.

Calwer Wochenmarkt.

Kartoffeln 6.507 der Zentner, Karotten 10 Wir­sing 15 L, Rotkraut 15 Rosenkohl 1525 L, Winttrlvhl 25 Zwiebeln 12 Blumenkohl 3640 Kopfsalat ausl. 40 Aepfel 1518 iZ, frische Eier 18 Italiener 16 H, Tafelbutter 2.10 Landbuiter 1.501.60 -4l.

Liehpreise.

Balingen: Trächtige Kühe 460650, Wurstkühe 220-340. Kalbinnen 480720, Jungvieh Njährig 145190, bis Ijährig 200260, bis 114 jährige 280-390 Spaichin-

gen: )4- bis 1jährige Rinder 170320, 1- bis l^jährig« 200380, trächtige Kalbinnen 500650 Sulz a. N.:

14jährige Rinder 180250, 1jährige 250350, Wurstkühe 180250, trächtige Kühe 400550, trächtige Kalbinnen 450 bis 600, Zugftiere 450-550, Ochsen 600-750 ^il. Win­nenden: Ochsen 744804, Stiere 400, Kalbinnen 500650, Jungrinder 250400 ^ je das Stück.

Schweinepreise.

Blaufelden: Milchschwoine 2233 Calw: Läufer

3570, Milchschweine 1832 Creglingen: Milch­schweine 2030 Gaildorf: Milchschweine 2430

Mengen: Milchschweine 2030 Munderkingen:

Mutterschweine 170210, Läufer 4560, Milchschweine 24 bis 41 Nürtingen: Läufer 5071, Milchschwcine 24 bis

35 Schömberg: Milchschweine 1926 ^i. Wurzach:

Ferkel 2330, Läufer 70 ^ das Stück.

Fruchtpreise.

Biberach: Weizen 13.80, Roggen 11.60, Gerste 12.40 bis 13.10, Haber 99 40 Ehingen: Gerste 12.5012.70 ./li.

Waldsee: Gerste 12.70, Haber 9.20 Wangen i. A.r,

Gerste 1213, Haber 1011, Weizen 16 der Zentner. Winnenden: Weizen 1414.50, Haber 8.809.10, Roggen 1212.50, Gerste 12, Dinkel 10.50-12 der Ztr.

Lt» ietllch«, 0I«t»band»»pr,tl« darf»" leldswerftlndttch "Ich! an d«n VSisen. und Sr»th»»d»I«»r»tI»» werden, da für j-n« noch di» I«,. »trllchaltlichen Ber-

k»dr«t»ft«i> in gafchläa kommen. D. SchrtstUtz.

Ealw, den 15. Januar 1927.

Todes-Anzeige.

Teilnehmenden Verwandten und Be­kannten zur Nachricht, daß unsere liebe Mutter und Großmutter

Kathrine KeL Witwe

geb. Dürr

zur ewigen Ruhe eingehen durste.

Die Hinterbliebene«.

Beerdigung Dienstag 2 Uhr vom Kranken­haus aus.

Hirsau» den 15. Januar 1927.

Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher und aufrichtiger Teilnahine, die wir von Nah und Fern bei dem so raschen Hinscheiden unseres treubesorgten Vaters

Silo Mer

erfahren durften, sagen aus diesem Wege herzlichen Dank.

Die trauernden Hinterbliebenen.

Ealw, den 17. Jan. 1927.

Danksagung.

Allen die meiner -lieben Mutter

Marie Bnllingcr -s»

geb. Exner A

die letzte Ehre erwiesen haben, sage ich auf diesen! Wege innigen Dank.

Marie Ganter, geb. Bullinger mit Familie.

Inventur-Ausverkauf

Vom 17. bis 22. Januar gebe ich auf

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1 Schreibtisch

zirka 1,20 Meter lang

1 Kredenz

1 Meter lang, je dunkel eichen

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1 rnnden Lisch

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Württ. Sorstamt Langenbrand

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