jüngst cin Herr ein, ohne angeklopft zu haben; von den drei Beamten traf er den einen cigarrenrauchend und die Zeitung le­send, der 2te verzehrte gemüthlich Hammelscoteletten und trank Porter, der 3te nahm ein Fußbad und keiner ließ sich störe». Die Scene änderte sich erst, als der fremde Herr sich als der neue Minister (Childers) verstellte und den Beamten ihre Ent­lassung aukündigte. Man sah eben wieder einmal, daß cs nichts taugt, wenn die Herren Chefs in alle Dinge ihre Nase stecken. In andern Kanzleien und Bureaus gings eben so, es gab über­all Verdruß. Seltsamer noch crging's dem Chef des Zollwcsens, Herrn Scudamore. Er überraschte mit feinem Besuche die Bu­reaus des Zollamts und traf in einem einen Beamten, der in das Lesen der ellenlangen Times vertieft war. Der Beamte kümmerte sich nicht im mindesten um seinen Vorgesetzten, sondern las ruhig weiter, so lange die Inspektion dauerte. Das war Herrn Scudamore Loch zu arg. Darf ich fragen, sagte er im Fortgehen, wie lange Sie schon mit der Times beschäftigt sind? Genau anderthalb Stunden, antwortete dieser, seine Uhr zie­hend. Und wissen Sie, daß ich ans Ihre Entlassung antra­gen werde, bemerkte zornig der Revisor. Danke schön, ant­wortete der andere, daraus warte ich ja eben. In diesen un­glücklichen Bureaus muß einer, der etwas zu suchen hat, seine besten Tagesstunden verplempern, che er abgefertigt wird. -- Der Angeredete war nämlich kein Beamter, sondern ein Privat­mann, der Geschäfte halber gekommen war, und nun war cs des Revisors Sache, sich höflich zu entschuldigen.

Madrid, 4. Febr. Dem Vernehmen nach werden die fünf Individuen, welche an der Ermordung des Gouverneurs von Burgos betheiligl sind, diese Woche hiugcrichtet werden. Die Regierung hat die Erlaubniß zum Bau einer Synagoge ge­geben.

Aus Athen, 3. Febr., wird gemeldet, daß der König die Demission seiner Minister angenommen hat, welche (nach einer Depesche vom 2. Februar) die Verwerfung des Protokolls zur Bedingung ihres Verbleibens gemacht hatten. Der König fürch­tete von der Aufregung des Volks und hat in dieser Beziehung verschiedene politische Vokabeln befragt. Die Antwort dieser muß beruhigend gelautet haben; uöthigcnfalls soll die französische Ne­gierung die Absicht haben, die Aufregung der Athener durch eine Flotille im Piräus uiederzuhalten. Mit der Neubildung des Kabinets wurde der Deputirte Jaimis (?) beauftragt, und ist durch dasselbe selbstverständlich auch die Zustimmung zur Dekla­ration der Konferenz erfolgt.

New - Dork, 21. Jan. Die Staatsgeologen von Illinois behaupten, daß in einem einzigen Flötz in Perry County Kohlen genug vorhanden wären, um daraus zum Preise von einem Dol­lar per Tonne die ganze Dundcsschuld bezahlen zu können.

Kleine und große Verbrecher.

(Schluß.)

Ein Mann z. B. kommt durch verschiedene gewagte Specu- lationeu in die Höhe. Es kommt ihm nicht darauf an, hie und da ein Sümmchen abzuleugnen, oder die hinterlassenen Waisen oder Wittwcn, deren Vormund er ist, zu übervortheilcn, 20 Pro;. Wucher,zinsen zu erheben u. dgl. Er wird wohlhabend.

Mau grüßt ihn. Seht da den geschickten Manu! heißt ec. Der Mann hal Talent, er hat sich etwas erworben, er hat es vom Handlanger z. B. zum Hausbesitzer gebracht.

Er geht noch weiter. Er spekulirt! Er hat wirklich mehr Anlagen und Talent zu Handelsgeschäften, als zu jeder anderen Arbeit. Der Zweck heiligt das Mittel, sagt der angehende Crösus. Er wird reich. Man zieht schon tiefer den Hut vor ihm, und verehrt den Mann wegen seiner Intelligenz. Was mau beim Arbeiter verächtlich Kniffe und Pfiffe nennt, daS wird hier als Genie bewundert.

Dian schenkt einer Gemeinde oder der Stadt irgend eine aus dem Blutgelde anderer erbaute Kirche u. dgl. und man verherrlicht dann das unsauberste Subjekt durch Festgeläute, Fa- ckelzüge und Böllerschüsse, durch Titel, Wappen, Ehren u. s. w. Er führt in der Karosse und lacht über die Albernheit der Welt und die Weite des Spielraums des Gesetzes. Vox popnli ^ vox ckluboli! Ja, hier kann man mit vollem Fuge Faust's Sorte anwenden:Der Menge Beifall tönt mir nur wie Hohn." I

Der Mann ist cin Pfiffikus, vor dem ziehe ich rech: gerne den Hut, sagt die Menge, was kümmert mich sein Leben und seine Moralität.

Der Mann hat Geld, und Geld regiert die Welt n. s. w. Ja Armuth, Noth und Elend sind wahrlich die schrecklichste» Ty­rannen in der Welt. Sie knechten den Geist und zwingen den so zum Sclavcn gemachten Menschen zu den oft unüberlegtesten und schrecklichsten Thaten mit den zuvor nicht berechneten, grau­samsten Folgen.

Wollen wir noch eine Scene aus dem Leben betrachten, gleichsam cin lebendes Bild aus der Welt der Verbrechen!

Ei» armer Floßknechr z. B. hat eine Geliebte, die er bei der Härte unserer Gesetze nicht heirathen kann, so gerne er dies ehrlich gemeint auch lhun würde.

Sein außereheliches Kind und die Mutter sind ihm sein höchstes Gut. Beide liebt er aufs leidenschaftlichste. Er ist ver­dienstlos. Die Arbeit stockt, eine harte starre Eisdecke hält den Strom gefesselt, auf dem er sich sein Brod sucht. Die Mutter drängt ihn um Unterstützung, um Geld, damit sic das arme Kind weiter ernähren könnte. Es ist Weihnacht. Eine Gabe zum heiligen Christ will er den Seinen bringen, und sei die Gabe noch so klein. Er besucht die Seinigen. Seine Taschen sind aber leer, und ohne irgend ein Geschenk will ja kann er nicht kommen. Die Liebe treibt ihn zu einer unüberlegten That.

Im Walde begegnet ihm ein altes Botenweib. Er reißt ihr den Korb vom Rücken, nimmt ihr zwei Brode und 12 Kren- zer und eilt damit zu den Lieben.

Er wird des gewaltthütigeu Raubes angeklagt und als Stra­ßenränder vernrtheilt.

Wie sollte mau dann die Wegelagerer an »ros, die nicht die höchste Leidenschaft der Vatcrliebe, der Sehnsucht und des Elends drängt, dagegen bestrafen?

Z. B. wie viele große Kapitalisten berauben, freilich nicht nach Art des Straßenraubes, aber doch auf hinterlistige Weise den Staat jährlich um Hunderte und Tausende, indem ihre Fas­sion der Kapitalien weit unter der Wirklichkeit zurückbleibt ? Vom Standpunkte unserer Moral bleiben aber Raub, Betrug», dgl. stets ein gleiches Verbrechen, ob sie an Privaten oder am Staate u. dgl. verübt werden.

Und noch dazu fehlt der große Rentier, der dem Staate u. dgl. entzieht, was des Staates ist, bei Weitem nicht aus so ed­len Motiven, wie der arme Floßknechr." (Cogitaut.)

Allerlei.

Die Mn genpumpe ist eine neueste Erfindung, über welche in dem medizinischen Corrcspondeuzblatt des Württember- gischen ärztlichen Vereins Näheres enthalten ist. Diese Pumpe besteht aus einer messingenen Spritze, welche durch einen sinn­reichen Mechanismus mittelst eines Gummischlauches und des Schlauchrohres in Verbindung gesetzt, den Mageninhalt in ein beliebiges Gefäß entleert, aus welchem sodann Wasser oder ir­gend ein flüssiges Arzneimittel in den Magen eingepumpt wird. Die Wirkung soll eine außerordentlich wohlthätige und rasche sein.

Auf einem Pommerschen Theater flog während der Vorstellung ein Gänsekopf auf die Bühne. Der Schauspieler trat vor und, sagte mit einer zierlichen Verbeugung:Meine Herren, wenn einer von Ihnen seinen Kopf verloren hat, so mag er darüber ohne Sorge sein, ich werde ihm denselben nach dem Schluß der Vorstellung znrückstellen."

Lebensregel von Saphir:

Wenn Jemand um den Hals dir fällt,

So sag' nur gleich: Ich Hab' kein Geld!

R ä t h s e l.

Lin Tieb, der leicht sich sangen ließe, so langsam schleicht er in der Wett Troß seiner stinken sechzehn Füße, Zerstört den Wald, beherrscht das Feld; Doch kaum bat er erreicht sein Ziel.

To legt er sich zum Schlummer nieder, Lrwacht mit anderem Gesieder ^

Und treibt alsbald sein neues Lpiel. Zwar hat zehn Füße er nun minder, llnd doch zeigt er sich jetzt geschwinder.

Aedattiru, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.