wurf, betreffend die Sporteln in Gerichtssachen, und zwei Ge­setzesentwürfe des Justizministerium-, der eine betrifft die Rechte des Fiskus, der andere die Wechselhaft. Die voraussichtlich im kommenden Dezember zusammentretenden Stände werden den Tisch des Hauses" reichlich gedeckt finden. (T. Chr.)

Am ersten Samstag des kommenden Monats beginnen wieder die öffentlichen Borträge im Königsban. Der erste Vortrag wird gehalten von dem derzeitigen Rector der Landesuniversität, Professor Dr. v. Roth, über die Budhareligion. Es werden dann Vorträge folgen von Niemeyer, Bischer, Lübke, Zech und anderen ausgezeichneten Vertretern der Wissenschaft. (T. CH.)

Das diesjährige Weinerzcugniß beträgt, in runder Zahl 50,000 Mrg. im Ertrag stehender Weinberge mit je 8 Eimer Ertrag angenommen, 400,000 Eimer: schlägt man den Eimer durchschnittlich zu 50 fl. an, so stellt sich ein Werth von 20 Mill. Gulden heraus.

Reutlingen, 24. Okt. Der neue Wein hat wieder sein Opfer gefordert, und mahnt der allzuviele Genuß zur äußersten Vorsicht. Gestern Mittag um 3 Uhr siel ein Bezingkr Bauer, in einem hiesigen Wirthshaus, der des Guten im Neuen zu viel gethan hatte und durch einen Braten wieder dämmen wollte, vom Schlage getroffen vom Stuhl, während er noch mit Essen be­schäftigt war.

Ulm, 16. Qkt. (Tuchmeßbericht.) Im Ganzen wurden der Messe zugeführt 6509 Stück Tuche, Buckskin's, Double rc., und davon an Inländer verkauft 874 Stück, an Ausländer 879 Stück, zus. 1753 Stück mit einer Umsatzsumme von ca. 130,000 fl. Die nächste Frühjahrstnchmesse findet am 8., 9. und 10. März 1869 statt.

München, 19. Okt. Vor dem gegenwärtigen Schwurge­richte wird am 29. Okt. ein Fall, welcher wohl einzeln in seiner Art dastehen dürfte, zur Erledigung kommen. Am 29. April 186? erhielt der Fabrikarbeiter Franz Sonnleitner bei einer Rau­ferei einen Wurf mit einem Maßkruge an den Kopf, daß er 84 Tage arbeitsunfähig wurde. Wegen dieser Verletzung stand am 11. Dezember 1867 Seb. Friedl vor dem Schwurgerichte und wurde auf die Aussage mehrerer Zeugen, darunter auch des Bauernsohnes Lor. Obermaier aus Werchs, welcher während der Sitzung zweimal ohnmächtig wurde, zu 9 Monaten Gefängnis; verurtheilt und vor der Hand der Haft entlassen. Kurz nach der Verhandlung eröffnete jener Zeuge Obermaicr erst den Angehö­rigen Friedls, dann auch andern Personen, daß er den Sonn­leitner verletzt habe und wiederhotte auf hierüber erstattete An­zeige dieses Geständnis; auch vor dem Untersuchungsrichter, weß- wegen er vor das Schwurgericht verwiesen wurde. Wie nicht anders zu erwarten, wird Obermaier am 29. Oktober von den Geschwornen für schuldig erklärt werden und wird dann das Verfahren gegen Friedl, der bei dieser Sachlage seine Strafe bisher noch nicht angetreten hat, wieder aufgenommen werden müssen. Man nehme nun an, es habe sich in dem vorliegenden Falle um einen Mord gehandelt, die Geschworenen hätten mit gutem Gewissen den Friedl zum Tode verurtheilt und das Urtheil wäre inzwischen vollzogen worden; sträuben sich einem nicht un­willkürlich die Haare bei dem Gedanken an einen solchen Justiz­mord ? Sollten nicht schon deßhalb alle Bedenken gegen Aufhe­bung der Todesstrafe fallen?

Dichter Geibel wurde vor einem Jahrzehnt von König Max nach München gerufen und mit einer Pension von 1400 fl. erfreut. Als er jüngst den Ehrengast seiner Vaterstadt Lübeck, den König von Preußen, mit einem Festgedichte und dem Wunsche begrüßte, daß seine Herrschaft vom Fels zun: Meere, über ganz Deutschland wachsen möge, entzog ihm König Ludwig die Pension.

Brilon in Westfalen, 21. Okt. (Tollwuth.) Einem hie­sigen Kuhhirten war vor einiger Zeit der zum Hüten des Vie­hes benützte Hund toll geworden und, nachdem er viele Kühe der Heerde gebissen, davongelaufen. Der Hirt, sei es aus Un- kenntniß über den Zustand des Thieres, sei es aus Furcht, hat das folgenschwere Ereigniß verheimlicht. In kurzem Verlaufe sind nun bereits fünfzehn Stück Rindvieh von der gedachten Heerde gleichfalls toll geworden. Was aber noch schlimmer, auch der Verlust eines Menschenlebens ist schon zu beklagen, und wei­tere Verluste werden noch befürchtet. Der bereits der Tollwuth Erlegene hat nämlich eine von dem Hunde gebissene und gefallene Kuh abgedeckt und sich dabei durch eine Wunde an der Hand

eine Infektion zugezogen. Außerdem haben »n'hrere Besitzer ge­bissener Kühe bei den ersten nicht richtig erkan nten Symptomen der Krankheit, um den Schaden zu mildern, die Thiere geschlach­tet, von dem Fleische gegessen und um einen billigen Preis ver­kauft. Da somit sehr viele Personen von dem Fleische genossen haben, so läßt sich die traurige Stimmung und schreckliche Er­wartung begreifen, in der augenblicklich die gan,ze Bürgerschaft schwebt. (T. Ehr.)

Dem Erzbischof von Olmütz wurden abermals 10,000 Gulden Geldstrafe auferlegt, da er die freiwillig.e Herausgabe der noch rückständigen Ehegerichtsakten verweigert. Es ist dies die dritte Geldstrafe.

Bern, 23. Okt. Kaiser Napoleon hat für unsere Wasser- beschädigten 20,000 Fr. angewiesen. Von Paris ist eine erste Sendung von 15,000 Fr., aus London von 20,000 Fr. einge­gangen.

St. Gallen. In derSt. Galler Ztg." entwirft ein Korrespondent von Buchs ein trauriges Bild von dem gegen­wärtigen Zustand der überschwemmten Gegend. Ueberall liegt fußhoher Schlamm; der Eingang in die Häuser wird erst mög­lich, wenn ganze Schlammhügel vor den Thüren entfernt sind, in den Wohnzimmern liegen hausräthliche Effekten zwischen Treibholz, Schlamm, eckelhaften Reptilien herum Alles im buntesten Gemisch. Die unglücklichen Bewohner sind eifrig be­schäftigt, zu reinigen, wie es möglich ist und müssen den ganzen Tag bis über die Knie im Schlamm waten, der sie über und über bei der Arbeit beschmutzt, so daß manche des Abends auSsehen wie Neger. Viele wohnen schon wieder in ihren Häusern und man stelle sich vor, was der immerwährende Aufenthalt in einer feuchten, von fauligen Dünsten geschwängerten Atmosphäre für einen Einfluß auf die Gesundheit haben muß. Das blasse Aus­sehen Vieler läßt schließen, wie es später kommen muß, wenn die Leute nicht mit Gewalt diesem langsamen, aber sicher wirkenden Gifte entzogen werden. Wechselfieber werden herrschen. Der Typhus schleicht schon jetzt herum, und die Halsbräune rafft viele Kinder hinweg. Jeden Abend steigt aus der schlammigen Thalfläche ein feiner giftiger Nebel, den man in den pontinischen Sümpfen Malaria nennt, er ist der Träger des Miasma's, das die Leute langsam aber sicher tödtet. Dieser Nebel bedeckt das ganze Thal und hat einen penetranten leichnamartigen Geruch. Dem Unglücklichen, der in seine feuchte Wohnung wieder ein­zieht, den ganzen Tag im Schlamm watend eine giftige Luft einathmet, dem könnte man auch zurufen: Laß alle Hoffnung zurück!

Paris, 22. Okt. Gestern haben der Lord und die Lady Clarendon dem Kaiser und der Kaiserin ihre Aufwartung in St. Cloud gemacht, Lord Clarendon, ein alter Bekannter Napoleon's, welcher von einer Reise nach Italien über Paris den Rückweg nach England einschlug, hatte mit dem Kaiser bei dieser Gele­genheit eine Unterredung über die gegenwärtige Lage Europa's angcknüpft und ihm namentlich zugesprochen, durch eine bedeu­tende Neduzirung seiner Armee den andern europäischen Mäch­ten mit gutem Beispiele voranzugchen, wodurch er die Sympa­thien aller Nationen gewinnen werde. Napoleon soll ihm betheuert haben, daß er die von ihm bereits begonnene Entwaffnung durch­führen werde, um der mißtrauischen Welt zu zeigen, daß es ihm mit seinen Friedeilsversicherungen völliger Ernst sei. Darüber sind jetzt die Chauvinisten ganz wüthend und schimpfen über den Kaiser, der, weil er keinen Krieg mit Preußen anfange, und diese Macht sich nach allen Seiten hin vergrößern lasse, Frankreich, das an der Spitze von Europa stehen sollte, immermehr ernied­rige. Gottlob! daß die vernünftige Mehrheit der Franzosen an­ders denkt und den Ruhm und die Ehre Frankreichs nicht auf den Gewinn einiger Schlachten und auf ein Menschengemetzel setzt, sondern auf die Wiedererlangung der Freiheit, auf die Förderung des Volksunterrichts, sowie auf die Hebung der In­dustrie und der im ganzen Lande noch so arg darniederliegenden Landwirthschaft. Um die unverbesserlichen Chauvinisten zur Vcr- i nunst zu bringen, wird es freilich Napoleon noch viele Mühe kosten; allein es wird ihm doch gelingen, da er die Bourgeoisie, die Fabrikanten, die Finanzwelt, die Arbeiterklassen, welche alle den Frieden wollen, für sich hat. (Schw. B.)

Es circuliren kupferne, dunkelgoldgefärbte Nnpoleonsd'or mit dem Bildnis; Napoleons III. und der Jahreszahl 1860.