Schwarzwald - Heimat

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AeLniat

Heimat ist mehr als das kleine Häuschen mit dem Vorgarten voller Blumen im Dorfe, das sich an die Berglehne schmiegt, oder das hochgiebeligd Bürgerhaus auf dem verträumten Marktplatz, nnicr dessen schattigen Bäumen ein paar müde Greise der Stunoe ihres Scheidens von dieser Grüe cntgegendämmern und um dessen Röhren­brunnen flachshaettrge Kinder in seliger Ahnungs- lojigkeit ihr Ringelreihen Hüpfen. Heimat ist auch mehr als die bergumrahmte oder vo^Wiesen und Feldern durchzogene Landschaft, dre die kleine Welt unseres eigenen Jchs umschließt, oder der Raum von den Gestaden unserer Meere bis zu den himmelanjauchzenden Bergen der Alpen und der burgengeschmückten Höhen der Vogesen bis zu den sich in die Weiten des Ostens verlierenden Hügellanden oder Ebenen mit ihren Städten und Dörfern, deren Melodien sich zur großen Arbeits­symphonie unseres Volkes verschmelzen. Zur Hei- mat gehört der Melodienreichtum von der kleinen Volksweise eines unbekannten Sängers, die am

Dorfabend unter der Linde aufklingt, bis zum aufrauschenden Strom der Akkorde eines gewalti­gen Konzerts eines unserer Großen. Sie ist un­denkbar ohne die Bannkraft des Wortes, das aus dem kleinen Volksmärchen wie ein Heller Glocken­klang ertönt oder aus den Werken unsterblicher Dichtkunst wie Hammerschläge mahnend und auf­wühlend erdröhnt. Ohne die erhabenen Schön­heiten der Bilder und Plastiken unserer Maler und Bildhauer, die alles Leben revolutionierenden Erkenntnisse unserer Philosophen und vorwärts­treibenden Erfindungen unserer Techniker und Naturwissenschaftler, ohne den Fleiß unserer Ar­beiter und Bauern, den Unternehmergeist unserer Kaufleute und Handwerker, ohne den Ordnungs­sinn unserer Beamten und Erzieher, kurz ohne all das, was wir sind und schaffen, wäre sie unvoll­kommen. Unser Leben mit all seinen Freuden und Leiden, Leistungen und Werke, mit seinem Hoffen und Sehnen, Geist und-Gemüt das alles in seiner unteilbaren Ganzheit ist unsere Heimat, die es jetzt mit dem Aufgebot aller Kräfte zu ver­teidigen gilt! I

Der große Vrand in Nagold jiihrt sich anf den gleichen Lag

Diesmal jährt sich der große Brand von 1893 in Nagold, der von Sonntag auf Montag, 17. auf 18. September, wütete, gerade auf den gleichen Tag. Damals wurde ein ganzes Stadtviertel, und zwar das um den alten Kirchturm herum, ein­geäschert. Die strebsame Nagolder Bevölkerung legte damals aber nicht müßig die Hände in den Schoß, sondern begann sofort mit dem Wieder­aufbau. Im September 1894, also jetzt gerade vor LO Jahren, war vom Brandplatz nicht mehr viel zu sehen. Die meisten Häuser waren schon wieder aufgebaut, und die Ernte des Jahres 1894 war in den neuen Scheunen wohl geborgen. Die Ge­schäftshäuser waren schöner aus den Ruinen ent­standen, und der alte Kirchtum ergänzte das lieb­liche Stadtbild in trefflicher Weise.' Es waren, .freilich unter mancherlei Opfern und Entbehrun­gen, große, luftige und gesunde Wohnräume ent­standen. Jetzt waren vor allem praktisch eingerich­tete Räume vorhanden, die eine Zierde der Stadt wurden. So hatte auch das große Brandunglück sein Gutes. Unsere Väter waren uns damals, was j unbestreitbar festgestellt werden muß, ein beispiel­haftes Vorbild im zähen Ringen mit den Un­bilden der Zeit, ein Vorbild aber auch an tapfe­rem Aushalten und siegreichem Bestehen gewalti­ger Schwierigkeiten.

Keine Streichhölzer in Kinderhände l

Kleinere Brände in Walddorf und Ebhausen - Zimmerbrand durch unvorsichtiges Rauchen in Langenbrand

Daß die Mahnung, Streichhölzer so gut zu ver­wahren, daß sie nicht in Kinderhände fallen kön­nen, durchaus angebracht ist, beweist neuerdings «in Brandfall in Walddorf. Durch zündelnde Kinder entstand in einem Heu- und Strohschup­pen ein Brand, der durch die Feuerwehr gelöscht wurde. Der Schaden ist zwar nicht groß, doch wurde immerhin wertvolles Volksgut vernichtet.

Wenige Tage später brach aus bis jetzt noch Nicht geklärter Ursache in Ebhausen ebenfalls « einem Schuppen Feuer aus. Der Schuppen .ist teilweise abgebrannt. Auch hier war die Feuer­wehr gleich zur Stelle. Der Schuppen befand sich Ähnlich wie der abgebrannte Schuppen in Wald- dorf in der Nähe von Wohngebäuden, die leicht »j.n Raub der Flammen hätten werden können.

>- Wenn in diesen Tagen die Hackfruchternte be­ginnt, sind die Kinder nach dem Schulbesuch viel­fach allein zu Hause. Da ist es besonders wichtig, dis Streichhölzer gut zu verwahren, damit sie nicht in Kinderhände fallen.

Daß aber auch durch unvorsichtiges Rau­chen Brandschaden entstehen kann, geht aus einem Brandfall in Langenbrand hervor. Hier verursachte ein Pole einen Zimmer- !> rand, indem er beim Rauchen nicht die nötige Vorsicht walten ließ. Glücklicherweise beschränkte

sich das Feuer nur auf das Zimmer, in dem der Pole wohnte.

Nagolder Skadknachrichten

Mit dem E. K. 2. Klasse ausgezeichnet wurde Gefreiter Karl Binder, Sohn des Maurers Christian Binder im Stadtteil Jselshausen. Ter tapfere Soldat erhielt im April dieses Jah­res bereits das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern.

Ihren. Geburtstag begeht am 16. September Frau Maria Harr, geb. Brenner, Herrenberger Straße 22 a. Trotz ihres hohen Alters ist sie ins­besondere geistig noch sehr rege und nimmt am Zeitgeschehen lebhaft Anteil.

BerkaufZzelke» im Makers Krieg

In Ausführung der Anordnung des Reichs? bevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz' haben der Reichsarbeitsminister und der Reichs- wirtschaftsmimster eine Ueberprüfung der Oefsi nungszeiten im Einzelhandel und im Handwerk vorgenommen. Damit Erschwernisse beim. Ein­kauf durch verschiedene Oeffnungszeiten beseitigt «erden, soll ein« möglichst große Ein­heitlichkeit der Oeffnungszeiten «nd der Mittagspausen angcstrebt wer-, den,

Oeffnungszeiten Mer den allgemein geltenden Berkaufsschluß von 19 Uhr hinaus sind in erster Linie für Lebensmittel- und Genußmittelgeschäfte vorgesehen. Für diese Geschäfte kann unter Umständen eine Öff­nungszeit auch an Sonntagen angeordnet werden^ Längere Oeffnungszeiten kommen ferner für Friseure und Schuhmacher in Betracht.

Die Verwaltungsbehörden sollen streng daraus achten, daß die Geschäfte pünktlich geöffnet und «nicht vorzeitig geschlossen werden. Die Geschäfts- Inhaber dürfen ihre Verkaufsstellen während der Deffmmgszeiten nicht für längere Dauer unbe- «rechtigt geschlossen halten. Solchen eigenmächtigen LchlMunueu soll ^mit allem.Nachdruck begegnet

werden? Bei Erteilung voll Genehmigungen zur zeitweiligen Schließung von Verkaufsstellen wird künftig strenger Maßstab angelegt.

k Di« Mietminderung bei Kriegsschäden

Nach der geltenden Regelung für die Kriegs- schädenabgoltung sind bei Berechnung der Nutzungs- .Entschädigung in der Gebäudewirtschast in Fällen, «in denen wegen Unbenuhbarkeit der Mieträume die Mietzahlungspflicht eines Mieters fortfällt, be­stimmte Paüschsätze von den wegfallenden Mietein­nahmen als ersparte Ausgaben abzuziehcn. Wie >der Präsident des Reichs-Kriegsschädenamts hiezu Aarstellt, bedeutet diese Vorschrift, daß in Fällen, per Miotminderung Abzüge nur insoweit erfolgen dürfen wie tatsächlich Ersparnisse eingetreten find.! sSind die Räume nur beschädigt, dann werden in der Regel die Ausgaben für Betriebskosten und' 'Instandsetzungskosten in der gleichen Höhe weiler­lausen. so daß sich keine Ersparnisse an Ausgaben ergeben. In jedem Fall dürfen nur tatsächlich fest- gestellte Ersparnisse berücksichtigt werden. Ein Ab- Mig von Pauschsätzen, auch in Form von Testen der für den Fall vollständiger Zerstörung fest­gesetzten Sätze, ist nicht zulässig. '

Wildbad. Für drei gefallene Helden unserer Stadt, Heinz Vollmer, Karl Sixt und Gott­lob D ü r r, fand eine Gedenkstunde der NSDAP, statt. Die stimmungsvolle Feier vertiefte Orts­gruppenleiter Friz durch eine Ansprache. Sie war sehr stark besucht und hinterließ einen tiefen Eindruck.

Freudenstadt. Die Ortsgruppenleiter, Kreis­amtsleiter und Mitarbeiter der NSDAP, kamen zu einer Arbeitstagung zusammen, Kreisleiter Maier gab der felsenfesten Ueberzeugung be­redten Ausdruck, daß Führung und Volk auch die gegenwärtige Situation meistern werden. Not­wendig sei nur, ein starkes Herz zu bewahren und ' sich auf seinem Platze, sei es in der Arbeit, sei es im öffentlichen Leben, voll einzusetzen.

Leonberg. Hier fand eine Dienstbesprechung der Kreisleitung der NSDAP, mit den Kreisamts­leitern, den Ortsgruppenleitern und den Führern der Gliederungen statt. Kreisleiter Silier sprach über die Aufgaben des Parteigenosten und ins­besondere des Politischen Leiters. Es gehe, so führte er u. a. aus, jetzt um Sein oder Nichtsein; wir kämpfen für den Sieg, und jeder hat sich in die Schanze zu schlagen. Wer anders denkt, schließt sich aus der Volksgemeinschaft aus. Für uns gibt es nichts anderes als den Sieg.

Altingen, Kr. Tübingen. Aus einem Acker wurde beim Pflügen eins Kuh Plötzlich wild. Sic riß sich los und rannte mit dem Pflug davon. Der hinter dem Pflug gehende Landwirt kam zu Fall, wobei ihm vom Pflugeisen die Seite aufgerissen wurde. Ter Schwerverletzte mußte in der Tübinger Klinik Aufnahme suchen.

Gestorbene: Joh. Gg. Stickel, 41 I., Spielberg; Ernst Schüler, 30 I., Dietersweiler; Wilhelm Kübler, 36 I., Loßburg; Erwin Rauschenberger, 34 I., Cresbach; Wilhelm Müller, 29 I., Hall- Wangen; Willy Klumpp, 30 I., Tumlingen; Fritz Raisch, 18 I., Cresbach; Marie Klumpp, Witwe, geb. Haist, 70 I., Klosterreichcnbach; Eugen Wacker, 19 I., Wildbad; Adolf Waidelich, 19 I., Nonnenmiß; Erwin Maiscnbacher, 37 I., Schöm­berg (Kreis Calw); Wilhelm Herb, 19 I., Neusatz; Jakob Wörner, 30 I., Renningen; Paul Philip­pin, 36 I., Rntesheim; Adolf Wecker, 30 I, Weissach.

Nun geht es in die Streube

Kleine Kapitel über eine be8cbiver1iclie Arbeit äer Lcbwarrivalä-Lauern

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Vas ma«Lt cke« ckeutselien krau deiner aa<Ll

Kino von Tausenden deulscber Krauen und dlädcken, die beute bei der Deutscben Iteicbs- bako »ikren dlann" «leben: krau Luise Lclcmaun aus Hamburg lkr dlann »tek« bei einer kallscbirmjager-llivision ibre beider» Kinder betreut die Lrokmutter in der dläks von Dassel, »ie selbst ist dauernd Icreu» und guer durcb Oeutscbland untervegs. bestimmt dein leicbte» Leben, und dock bleibt sie »tet» gleicb böflicb, kreundlicb und bilksbereit. Ltatts diesen krauen Deinen Danlr durcb Häflicblceit und kücüsicbtnabmo abl

Bäcker müssen rollen für ckea Liegt

Streube? Was ist denn das? So mag Wohl mancher fragen, der mit dem Schwarzwald weni­ger vertraut ist. Streube steht nicht im Wörter­buch, und doch ist die Streube etwas Hochwichtiges.

Nach der Ernte, wenn die Frucht eingefahren und auch das Lhmd unter Dach und Fach ist, tritt für den Bauern unserer Gegend eine kleine Ruhe­pause ein, die aber nicht ungenutzt bleibt. Ehe er den Pflug herauszieht und bevor er sich an das Ausgraben der Kartoffeln begibt, gilt es, an die Bettung des Viehs in den Wintermonaten zu denken, also für Streu zu sorgen.

Die anderen Gegenden unseres Landes sind glücklicher daran als der Schwarzwald. Ander­wärts wächst so Viel Weizen, Dinkel, Hafer und Roggen, daß der Bauer von dem erhaltenen Stroh noch welches verkaufen kann. Anders bei uns, namentlich auf den Höhen des Hinteren Waldes. Der Boden ist dort karg und arm, alles muß ihm adgerungen werden, ui»d Streu ist nicht zu kau­fen, ganz abgesehen davon, daß das Geld immer rar war.

In den Flußtälern ist es auch bei uns besser, sie sind fruchtbar, und mancher Bauer hat sein Nebeneinkommen. Aber auf den Höhen, wo nur spärlicher Roggen gedeiht und die Gerste nur klein bleibt, braucht man den geringen Strohvorrat, den man beim Dreschen erzielt, um für Ochse und Kuh im Winter Häcksel zu schneiden. -

Da muß nun der Wald helfen. Ueberall wächst, mitunter in rauhen Mengen, das Waldgras. Mit­unter ist es schön und saftig, mitunter aber auch herb und strohig. Außer dem Waldgras gibt es Moos und zwar in unendlich vielen Abarten, d.'toos, das manchmal außerordentlich fein und zar? sein kann. Dieses Waldgras und Moos holt der «Schwarzwaldbauer zum Streuen, und das heißt man Streube. Aber auch das Heidelbeer- gestrüpp und das Heidekraut, das gerade jetzt so herrlich blüht, werden in die Streube einbezogen und dazu so Manches, was der Wald sonst noch erzeugt.

Früher war man mehr noch als heute anf die Streube angewiesen. In ganzen Dorfgemcinschaf- tcn gings in den Wald hinaus. Die gemeinsam gesammelte Streu wurde an die einzelnen Fami­lien verteilt, und jeder hatte seine Streu. Ta das

Loshacken des Gestrüpps und Gesträuchs und das Mähen des Wildgrases aber keineswegs eine leichte Arbeit ist, vielmehr viel Geschick und Fer­tigkeit erfordert, war immer schon der eine beim Streuholen erfolgreicher als der andere, aber ver­teilt wurde die Streu gleichmäßig. So kam es zu Unzuträglichkeiten, und die Forstämter gingen da­zu, über, ähnlich wie beim Holz Lose zu verteilen, die jeder selbst aufbereiten mußte und heute noch muß. '

Daß der Heger des Waldes, der Forstmann, die Streube keineswegs gern sieht, ist verständlich. Auch der Wald braucht Nahrung aus dem Boden. Der Unterwuchs, der durch die Streube entfernt wird, bedeutet für die Bäume wertvolle Düngung und sorgt außerdem für einen gleichmäßigen Was­serhaushalt. Gcstreubte Wälder werden nie Baum­bestände ergeben, wie es eine neuzeitliche Wald­bewirtschaftung verlangt. Darum werden auch die Bauernwälder mehr bestreubt als die Staatswal­dungen. Tie Verwaltungen der letzteren machen aus der Not eine Tugend, wenn sie die Streube zulassen.

Die aus dem Walde ins Dorf geholte Streu ist natürlich nicht ohne weiteres verwendbar. Sie muß erst getrocknet werden, und das geschieht sehr sorgsam. Auf den Höfen, ;a anf allen Dorfstraßen werden Waidgras, Moos, Heidekraut und Heidel- beergestrüpp ausgebreitet, sodaß kaum ein Weg für die Fuhrwerke sreibleib.t. Der Fußgänger schreitet über weiche Moosteppiche, und die Hüh­ner, Enten und Gänse suchen eifrig dieselben nach den vielen Kerbtieren ab, die mit in den Ort ge­fahren worden sind. Nachdem die Streube mehr­mals gewendet und gut trocken geworden ist, kommt sie in die Scheune und wandert nach und nach in den Stall.

Mit der Streube ist der Wald ins Dorf gekom­men. Würziger Waldduft erfüllt zur Zeit der Streube die ganze Gegend, und auch wenn der Moosteppich bereits entfernt wurde und der Win­ter seine Weiße Schneedecke über das Land gebrei­tet hat, liegt der köstliche Ruch von duftigen Weid« kräutern noch über dem Dorfe, und an den Weg­rändern bemerkt man noch Erikablüten und Moosstengel.

klleiisel Kolilkisar

dlovelle von Lleiari cti von Kleist

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Vergebens ließ der Magistrat auf den Dörfer^! der umliegenden Gegend Deklarationen anhefte mit der bestimmten Versicherung, daß der Junkift nicht in der Pleißenburg sei; der Roßkamm i : ähnlichen Blättern bestand darauf, daß er ft! der Pleißenburg sei, und erklärte, daß, wenn de:', selbe nicht darin befindlich wäre, er mindestens verfahren würde, als ob er darin wäre, bis ma' ihm den Ort mit Namen genannt weift ' angezeigt haben, worin er befindlich sei. ? ^

Der Kurfürst, durch einen Eilboten von dcft Not, in welcher sich die Stadt Leipzig befand, bis nachrichtigt, erklärte, daß er bereits einen Heesi, Haufen von zweitausend Mann zusammenzöge un ' sich selbst an dessen Spitze setzen würde, um de ' Kohlhaas zu fangen. Er erteilte dem Herrn Ott von Gorgas einen schweren Verweis wegen dl^' zweideutigen und unüberlegten List, die er ai' gewendet, um des Mordbrenners aus der Gegen H' von Wittenberg loszuwerden; und niemand b> schreibt die Verwirrung, die ganz Sachsen un insbesondere die Residenz ergriff, als man daselb :' erfuhr, daß auf den Dörfern bei Leipzig, ma'' nicht von wem, eine Deklaration an den Kohft Haas angeschlagen worden sei des Inhalts, We>? zel, der Junker, befinde sich bei seinen Vetter.'

Hinz und Kunz in Dresden. ft

Unter diesen Umständen übernahm der Tokio. Martin Luther das Geschäft, den Kohlhaas duri- die Kraft beschwichtigender Worte, von dem Ai« ' sehen, das ihm seine Stellung in der Welt gal«; unterstützt, in den Damm der menschlichen Ort? nung zurückzudrücken; und auf ein tüchtiges El,>« ment in der Brust des Mordbrenners bauend, ey. > ließ er ein Plakat folgenden Inhalts an ihn, da, in allen Städten und Flecken des Kurfürstentum.; angeschlagen ward: ft

Kohlhaas, der du dich gesandt zu sein voift gibst, das Schwert der Gerechtigkeit zu Hand . haben, was unterfängst du dich, Vermessene/ im Wahnsinn stockblinder Leidenschaft, du, de( ! Ungerechtigkeit selbst vom Wirbel bis zur Sohl,ft erfüllt? l>!

Weil der Landesherr dir, dem du untcrta« bist, dein Recht verweigert hat, dein Recht i> dem Streit um ein nichtiges Gut, erhebst d« dich, Heilloser, mit Feuer und Schwert uift brichst wie der Wolf der Wüste in die friedlick! Gemeinheit, die er beschirmt. !' .

Tu, der die Menschen mit dieser Angabe vo ' ' Unwahrhaftigkeit und Arglist verführt: mein!' du, Sünder, vor Gott dereinst an dem Tag! der in die Falten aller Herzen scheinen wirft,.', damit auszukommen? ' ft

Wie kannst du sagen, daß dir dein Recht veu i weigert worden ist, du, dessen grimmige Brusz vom Kitzel schnöder Selbstrache gereizt, nach de.,.« ersten leichtfertigen Versuchen, die dir geschei ­tert, die Bemühung gänzlich aufgegeben hat,, k ft dir zu verschaffen? - s

Ist eine Bank voll Gerichtsdienern und Scheft, gen, die einen Brief, der gebracht wird, u»te" ' schlagen oder ein Erkenntnis, das sie abliefer''!! sollen, znrückhaiten, deine Obrigkeit? ft

Und muß ich dir jagen, Gottvergessener, das', deine Obrigkeit von deiner Sache nichts weiß -ft was sag' ich? daß der Landesherr, gegen den d/> dich auflehnst, auch deinen Namen nicht kenn ft dergestalt, daß, wenn dereinst du vor Gottc.ft Thron trittst, in der Meinung, ihn anzuklagei/ , er heiteren Antlitzes wird sprechen könnei,' .Diesem Mann, Herr, tat ich kein Unrecht, den ft sein Dasein ist meiner Seele fremd?' ^^

Das S?hwert, wisse, das du führst, ist daift Schwert des Raubes und der Mordlust, eift Rebell bist du und kein Krieger des gerechtes : Gottes, und dein Ziel auf Erden ist Rad un«!!, Galgen und jenseits die Berdammnis, die übc;.« die Missetat und die Gottlosigkeit verhängt is, , U

Wittenberg usw. Martin Luther." >.

Kohlhaas wälzte eben auf dem' Schlosse z? Lützen einen neuen Plan, Leipzig einzuaschcrn, ift ltz seiner zerrissenen Brust herum denn auf dlft in den Dörfern angeschlagene Nachriust, daß dc - Junker Wenzel in Dresden sei, gab er nichts, we«:, sie von niemand, geschweige denn vom Magistrat wie er verlangt hatte, unterschrieben war, alft Sternbald und Waldmann das Plakat, das zu ft Nachtzeit an den Torweg des Schlosses angeschlcft gen worden war, zu ihrer großen Bestürzung b«>«! merkten. ;«' >

Vergebens hofften sie durch mehrere Tage, da!> > Kohlhaas, den sie nicht gern deshalb antrete!.' wollten, cs erblicken würde; finster und in st« > gekehrt, in der Abendstunde erschien er zwar, abft bloß, um seine kurzen Befehle zu geben, und sa.! nichts, dergestalt, daß sie an einem Morgen, da kft ein Paar Knechte, die in der Gegend wider seine?! Willen geplündert hatten, aufknüpfen lasten wollt?' den Entschluß faßten, ihn darauf aufmerksam z?ft machen. (!

Eben kam er, während das Volk von beide ^ Seiten schüchtern auswich, in dem Aufzuge, de §, ihm seit seinem letzten Mandat gewöhnlich wa von dem Richtplatz zurück: ein großes Cherubs«, schwert auf einem rotledernen Kisten, mit Ql < sten von Gold verziert, ward ihm vorangetragei« . und zwölf Knechte mit brennenden Fackeln folgte ^ ihm: da traten die beiden Männer, ihre Schwert,? unter dem Arm, so, daß eS ihn befremden mußt >« ^ um den Pfeiler, an welchem das Plakat angeheft , war, herum.

(Fortsetzung folg; ,