war ein braver allgemein geachteter Mann; eine Wittwe und 5 unerwachsene Kinder haben in ihm ihren Ernährer verloren.

Professor Schaffte sendet derAugsb. Allgem. Ztg." eine Berichtigung ein, wornach das Gerücht von feinem Eintritt in die Redaktion derselben Zeitung fatsch ist.

In Heidelberg ist ein reicher Russe Namens Kanschine, 74 Jahre'alt, gestorben, der ein ganz selbst erworbenes Vermö­gen von 30 Millionen Rubel hiuterläßt. Als derselbe neulich seine goldene Hochzeit feierte, ließ er das Schloß, die Brücke und die ganze Neckarseitc von Heidelberg auf seine Kosten illnminircn, und gab große Spenden an die Armen.

In München bildet eine Scandalgeschichte, die in höheren Sphären der Gesellschast spielt, augenblicklich das Tagesgespräch. Die Gräfin von Arco-Valley, eine geborene Gräfin Schönborn aus Wien, eine durch Schönheit und die elegantesten Formen ausgezeichnete Dame, hat sich nämlich von einem Hausfreund, dem Baron v. Kinsberg, entführen lassen. Wie die ,Ziemt. Ztg." mittheilt, stieg die Gräfin mit dem Baron bei Hellen: L.ag, während ihr Gemahl und die ganze Dienerschaft zu Hause, in einen Micthwagen, und fuhr so in die weite Welt hinaus. Auf dem prachtvollen Schreibtisch der Fliehenden fand der bestürzte vielleicht auch nur Überraschente Gatte folgendes elastische Zwei Jahre liebt' ich Dich, drei Jahre war ich Dir untreu" keine Silbe mehr, keine weniger.

Am 13. traf in Kissingen ein kaiserl. russischer Staats­rath ein, welcher beauftragt ist, die Quartier-Angelegenheiten in Kissingen für den in circa 4 Wochen ciutreffeuden russischen Hof zu ordnen.

Ausbach, 15. Mai Bei der heute dahier vorgeuommenen 23. Serienziehung des Ansbach-Guusenhauser Eis enb ah n-An- lehcns sind die Sericn-Nummern 7, 133,224,220,368, 385, 844, 1072, 1116, 1285, 1529, 1578, 1695, 1778,1785,1973, 2670, 2818, 2952, 3008, 3034, 3383, 3440, 3642, 3911, 4184, 4326, 4336, 4552, 4960, erschienen, welche an der am 15. Juni d. I. stattfindcnden Gewinnstziehuug Theil zu nehmen haben.

Berlin, 16. Mai. Die Tabaksteuer ist heute nach dem Amendement Twesten (6 Thaler Bodensteuer und 4 Thaler Ein- gaugszoll) mit der Mehrheit von 167 Stimmen gegen 131 an­genommen worden. Aus dem Umstande, daß die Negierung sich nicht sehr lebhaft gegen das Amendement erklärte, ein Theil desselben sogar mit Zustimmung des Bundeskommissärs Michaelis angenommen wurde, darf mau wohl schließen, daß die Regierung schließlich das Gesetz in der jetzt vorliegenden ameudirten Form, dessen Annahme bei der Gesammtabstimmung nicht bezweifelt wird, nicht znrückweisen werde. Bei der Abstim­mung über den Twestcn'schen Antrag stimmten unter den 131 Gegnern desselben fast sämmiliche Süddeutsche, u. A. v. Mitt­nacht, Fürst Hohenlohe und v. Tchlör, sowie die preußische Fort­schrittspartei, während die preußischen Nationalliberalen und Konservativen für Twesten stimmten. Die Süddeutschen stimm­ten mit der Aussicht auf Verwerfung einer Steuer überhaupt gegen das Amendement Twesten. Mit 163 gegen 125 St. wurde sodann der Antrag Runge, al. 1 angenommen, welcher besagt: Mit Tabak bebaute Bodenflächen unter 6 Quadratruthen sind steuerfrei; aus diese Befreiung hat jedoch nur Eine der zu einem Hausstande gehörigen Personen Anspruch.

Dem Zollbuudesrath ist von dem Vorsitzenden ein zwischen dem Norddeutschen Bunde und dem Zollverein einerseits und dem Kirchenstaat andererseits abgeschlossener Handels-und Schiff- sahrtsvertrag vorgelegt worden, der aus denselben Grundsätzen beruht, wie alle iu neuerer ^Zeit eingegangenen derartigen Ver­träge.

Zur Schlußberathung über den Zoll- und Handelsvertrag mit Oesterreich hatte Bamberger (Mainz) den Antrag ein­gebracht, den Bundesrath zu ersuchen, der Beschwerde, wozu im Großherzogthum Hessen das Zusammentreffen der herabgesetzten Weinzölle mit dem bestehenden System der indirekten Steuern Anlaß gebe, Abhilfe zu verschaffen. Der hessische Bundeskom­missär, Steuerrath Ewald, sagt, das Haus sei nicht kompetent, eine Revision des ganzen Systems der indirekten Steuern zu verlangen. Liebknecht bestreitet ebenfalls die Kompetenz dieses Antrages und greift die national-liberale Partei an, wo­bei er im Verlauf seiner Rede die Aeußerung fallen läßt, in Preußen halte man die Wahlbeeinflussung für etwas Selbstver­

ständliches. (Ordnungsruf des Präsidenten.) Redner schließt: Gott sei es gedankt, daß das Zollparlament keine politischen Nationalfragen zu lösen hat." Meier aus Bremen spricht für den Vertrag, Metz desgleichen. Letzterer bemerkt: Es sei schmerz­lich, den Einwand der Inkompetenz auch in materiellen Fragen hören zu müssen. Dabri ergriff Graf Bismarck zum ersten Mal das Wort im Zollparlament und sagt: Er könne augenblicklich die Kompetenzfrege nicht Namens des Bundesraths besprechen. Der Kommissär für Hessen habe seine persönliche Ansicht ausge­sprochen. Im weiteren Verlauf seiner Rede sagt Gras Bismarck ferner: Alle, auch die süddeutschen Mitglieder des Zollparla- mcnts, würden ihm bezeugen, daß er sorgfältig Alles vermeide, was als Pression oder Ueberredung gedeutet werden könne. Sei­nerseits sei nichts derart geschehen. Die Süddeutschen möchten ruhig ihr Programm verfolgen. Preußen werde ihnen nicht hin­derlich sein. Nur der freie Wille der Süddeutschen werde die Aenderung des bisherigen Zustandes herbeiführen können. Aus der Circulardepesche vom 7. September.1867 möchten die Süd­deutschen erkennen, daß die Politik des Norddeutschen Bundes die Selbstständigkeit des Südens verbürge und die freie Ent­schließung die Bedingung der Vereinigung sei. Man möge so lange in aller Ruhe über die Aufgaben des Zollvereins delibe- riren. Wenn er einerseits die Selbstständigkeit Süddeutschlands wahren wolle, müsse er sich andererseits gegen eine unberechtigte Einschränkung der Kompetenz des Zollparlaments erklären. Am wenigsten, schließt der Redner unter großem Beifall, wird ein Appell an die Furcht in deutschen Herzen Platz greifen.

Bei dem Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck fand am 15. Mai ein parlamentarisches Diner statt, an welchem haupt­sächlich Mitglieder des Zollparlaments Theil nahmen.

Berlin, 16. Mai. Das von Berliner Einwohnern pro­jektiere Fest für die süddeutschen Zollparlamentsmitglieder soll am 22. d. M., Abends, im Tivoli stattfinden.

- 16. Mai. Der Staatsgerichtshof hat in dem Hochver- rathsprozeß gegen 22 Hannoveraner das Jnquisitorium gegen Diejenigen, welche die Anwerbungen Vornahmen, anberaumt. Die Verhandlungen werden mehrere Tage dauern.

DieJndependance belge" erfährt aus Berlin, daß man in den dortigen bestunterrichteten Kreisen nichts über die Ankün­digung eines Besuchs wisse, welchen der Kaiser Napoleon dort während des Sommers oder Herbstes machen solle.

Vom 1. Januar bis 12. Mai sind auf 68 Schiffen 23,756 Personen aus Deutschland über Bremen nach Amerika ausgewandert.

In Bleicherode ist ein katholischer Schullehrer zur cvang. Kirche übergetretcn uud hat jetzt die zweite evangelische Lehrer­stelle an der Stadtschule zu Suhl erhalten.

Der Budgetausschuß des östreichischen Abgeordnetenhau­ses genehmigte am 15. Mai das Gesetz, betreffend den Staats- güterverkaus, ferner die Aufnahme einer schwebenden, aus dem Staatseiukommen und Staatsgüterverkaufe bis Ende 1869 zu tilgenden Schuld von 25 Mill.

Paris, 18. Mai. Der Moniteur meldet aus Japan den 26. März. Alle Genugthuung, welche für die Ermordung der französischen Matrosen verlangt und zugestanden wurde, besteht in Folgendem: Todesstrafe für die 20 Offiziere oder Soldaten, welche die Metzelei angeordnet oder ausgcführt haben; Zahlung einer Entschädigung von 150,000 Piaster für die Hinterbliebenen der Opfer; Vorbringung von Entschuldigungen durch Vertreter des Taikun und des Fürsten Tora. Von den Schuldigen wur­den 11 am 16. März hingerichtet. Der französische Befehlsha­ber hielt sodann die Hinrichtung der 9 anderen auf und erklärte die Genugthung für hinreichend. Der franz. Gesandte ist nach Kisto gegangen, wo er vom Mikado empfangen wird. Der bri­tische Gesandte wird ihn begleiten.

Florenz, 15. Mai. Der Kronprinz von Preußen hat, wie die Perseveranza erfährt, von Potsdam aus einen Brief an den König von Italien geschrieben, worin er in den herzlichsten Ausdrücken seinen Dank für den ihm gewordenen Empfang und seine lebhaftesten Sympathien für Italien ausspricht. Der Kö­nig erwiderte dankend, gleichfalls unter Versicherungen seiner Sympathie für die deutsche Nation.

Pabst Pius IX. hat am 5. d. bei Ueberreichung zweier Fahnen an seine Truppen (die eine hatte die Königin von Spa­nien, die andere amerikanische Damen gespendet) eine Ansprache