gehalten, worin er die Soldaten zum Ausharren ermahnt und ^ sagt:Ihr seid gewiß der Meinung, daß die Tage der Prüfuu- ^ gen noch nicht vorbei sind und daß ihr noch neuen Gefahren Trotz ^ zu bieten haben werdet. Auch ich bin ganz genau dieser Mei­nung, und vielleicht werde ich gegen die modernen Muselmanen bald eurer Arme und eurer Treue bedürfen."

New-4)ork, 1. Mai. Der mexikanische Kongreß hat die Todesstrafe abgeschafft. Es geht das Gerücht, eine Revolution sei in Mexiko ausgebrocheu, Juarcz geflohen.

Washington, 16. Mai. Der Senat als oberstes Gerichts­hof hat mit 35 StimmenJa gegen 10 Stimmen 'Rein zurückgcwiesen, den Präsidenten Johnson auf Grund des An. ll der Anklage, welcher ! die übrigen Artikel mitenthält, für schuldig zu erklären. Ohne über die anderen Artikel abzustimmen, vertagte sich der Senat bis zum 26. Mai. (Don 54 Senatoren stimmten 35 für die Berurtheiluug, 10 gegen dieselbe. Es fehlte also 1 Stimme zu der für eine Vcrurtheiluug erforderlichen Zweidrittelsmehrheit. Der Präsident ist folglich von der Anklage f r e i g e spr o ch en. Art. l l klagte Johnson an, durch versuchte Verhinderung Sian- tons das Kriegsamt zu übernehmen und durch Verhinderung der Wiederherstellungsakte die Macht des Kongresses bestritten zu habe». Ob der Senat über die andern Artikel noch absiimmen wird, ist noch nicht klar ersichtlich.) (S-M.)

Meiner Schwester guter Rath. !

G'enseimng.) !

Lucinda wurde stiller und trübseliger von Tag zu Tag, und ^ ich wußte nicht, wie ich es anfangen sollte, die Lebensweise in s Holmthal einzurichien, daß das arme Ding nicht tiefsinnig wurde. Ich besaß nicht die Uuterhaltungsgabe meines militärischen 'Ref­fen, und welche Pläne ich auch machen mochte, einige Abwech­selung in unsere einförmige Hausordnung zu bringen, sie schei­terten sämmtlich an dem strengen Regiment meiner Schwester.

So mußte ich unthätig zusehen, wie meine kleine Mündel immer seltener lächelte, wie ihre dunklen Augen an Glanz ein-

büßten, ihr Schritt die Elasticität verlor und sie nur noch als j

ein Schatten ihres früheren Selbst in dem alten Hause hin und ' her schwebte. Ich konnte den schmerzlichen Anblick nur eine ge- ^ wisse Zeit ertragen, dann ergriff mich die Verzweiflung und ich > suchte bei meiner Schwester EorLula Rath.

Meine Schwester sah mich triumxchireud an und ließ den unvermeidlichen grauwolleuen Strumpf in ihren Schooß sinken.

Jetzt wirst du doch eingestehen, Bruder," sagte sie, nachdem sie mein Klagelied, ohne mich zu unterbrechen, angehört,daß ich Recht hatte, als ich Dich vor dieser Vormundschaft warnte. Ich wußte, was das auf sich hatte."

Natürlich hattest Du Recht, liebe Schwester," entgegnete ich mir erzwungener Ruhe,wann hattest Du je Unrecht e Aber > was ist zu thun, das ist jetzt die Frage."

Darauf antwortete ich Dir mit Deinen eigenen Worten: verheirathe sie so schnell wie nur immer möglich. Das arme Ding ist doch gewiß zu nichts Anderem gut."

Cordula lächelte bei diesen Worten wahrhaft diabolisch; ich könnte mit aller Achtung vor ihr keinen gelinderen Ausdruck ge­brauchen.

Aber in des Himmels Namen, liebe Schwester, wie soll ich denn das anfangen ?" rief ich, außer aller Fassung gebracht; ich kann sie doch nicht zwingen, sich zu verlieben!"

Versuche es erst einmal," gab mir Cordula lachend zurück.

Ich kenne überdies Niemanden, der ihrer würdig wäre."

Ich gebe zu," ließ sich meine Schwester herab zu sagen, daß Ihr Männer, alle mit einander armselige Geschöpfe seid; aber es gibt doch Frauen, die gulmüthig genug sind, mit dem Schlimmsten von Euch vorlieb zu nehmen."

Unter allen meinen doch so zahlreichen Bekannten wüßte ! ich nicht Einen, dem ich die Zukunft von Robert Erhard's Toch- ! ter anvcrtrauen möchte," sagte ich eigensinnig.

-Dann heirathe sie selbst!" erhielt ich zur Antwort, und meine Schwester wandte ihre volle Aufmerksamkeit abermals dem Strumpfe zu.

4 - *

Heirathe sic selbst! Der Plavond kam auf den Fußboden herunter, die Wände schwankten hin und her; so wenigstens er­schien es meinem schwindelnden Kopfe, nachdem ich diese Worte

vernommen. Ich Lucinda heirathen! Niemals hatte ich den Schat­ten eines solchen Gedankens zu hegen gewagt. Es lag ein Hohn darin, der sich nicht wegdisputiren ließ, und dennoch stiegen plötzlich Visionen von Liebe, Glück und Schönheit, Visionen, wie sie der erst in's Leben tretende Jüngling hegt, vor mir auf; die Worte Heimath und eigener Herd erhielten für mich , Bedeutung, und des Daseins Leere war ivie durch Feeuhand ^ verschwunden. Ich vergaß meine vierzig Jahre, vergaß, daß ich alle Heirathsprojecte seit lange in's Reich der Träume ver­wiesen; Holmthal war nicht mehr still und öde; Genien wanden Rosenketien um das dunkele Getäfel und die ernsten Bilder mei­ner Vorfahren und lachende Kiilderslimmen weckten daS Echo der Hallen und Gänge. Aber gütiger Himmel! wohin hatte meiner Schwester salprischer Rath mich verlockt? Ich raffte mich gewaltsam auf, ich flüchtete mich wie ein Verfolgter in mein Studirzimmer, stürzte auf den Bücherschrank zu und nahm das erste beste Buch herunter. Gleichviel was ich that, wenn es mir nur half, die verhängnißvollen drei" Worte aus meinem Sinn zu bannen.

Ich wurde cs mir nie bewußt, welches Buch ich gerade er­griffen, denn so wie ich es öffnete, flatterte ein beschriebenes Blatt, das darin gelegen, heraus und fesselte sogleich meine Aufmerksamkeit. Die kleine zierliche Handschrift kannte ich nur zu gut, wenn auch nicht die Verse, welche sie verkörperte und welche auch sicher nicht bestimmt geweien waren, von anderen Augen als denen der Verfasserin gesehen zu werden. Ich will die Verse dem Leser nicht zum Besten geben, (und ich kann die Versicherung beifügen, daß sie durchaus nicht ein preiswürdiges, literarisches Product waren) aber ich besitze sie noch und sie sollen mir, wenn ich aus dieser Welt scheide, in den Sarg ge­legt werden. Sie erzählten eine zärtliche kleine Geschichte, ver­ständlich sogar mir, dem Neuling in Herzensangelegenheiten und es bedurfte kaum der zahlreich auf die Rückseite des Blat­tes hingeworfenen Buchstaben 4V. k., um mir den Helden der­selben zu nennen. Ich faltete das Btatt sorgfältig zusammen, schlang ein Band herum, das Lucinda einmal in meinem Zim­mer, als sie sich ein Buch geholt, verloren hatte, und schloß das Päckchen in's geheimste Fach meines Schreibtisches ein. Dann beugte ich das Haupt und that vor meinem Gewissen das Gelübde, Lucinda Erhard zu ihrem Glück zu verhelfen, wenn es in meiner Macht stünde.

(Forrsezuiig folgt.)'

Ein englischer Friedensrichter gab kürzlich ein eigenthümli- ches Urtheil ab. Eine Verordnung verbot nämlich, die Pferde in einem dortigen großen Teiche in die Schwemme zu reiten; nun erklärten aber mehrere Zeugen, sie hätten einen Bauer mit seinen Pferden ans dem Teiche kommen sehen. Der Richter zog die genauesten Erkundigungen ein, ob irgend jemand den Mann mit seinen Pserden habe hineingehen sehen, und da dies nicht der Fall war, entschied er in folgender Weise: Die Zeugen erklär­ten, den Angeklagten mit seinen Pferden aus dem Teiche kom­men, ihn aber nicht hineinreiten gesehen zu haben. Da nun die Verordnung blos das Hineinreiten, aber nicht das Herauskom- mcn aus dem Teiche verbietet, so sinde ich mich bewogen, den Angeklagten von der Klage zu entheben und ihm jede Bestrafung zu erlassen.

(Ohne Zweifel richtig.) Man will unwiderleg­liche Beweise dafür haben, daß jedesmal, wenn eine Frau ihren Mann auszankt, sich auf ihrem Gesichte eine neue Runzel bilde, während bei dem Lächeln, welches sie ihrem Gatten schenkt, eine der alten Runzeln wieder verschwindet. .Hoffe,', wir, daß die lieben Frauen sich die Kenntniß dieser Thatsacheu zu Nutzen machen.

In wenigen Städten gibt es so viel alte Leute wie in Triest. Im Jahr 1862 lebten daselbst in einer Bevölkerung, von 70,000 Seelen mehr als 400 Menschen, die das 8L,.e Le­bensjahr überschritten hatten. Unter diesen waren 00 zwischen 00 und 100, und 14 über 100 Jahre alt. In der L^nuiz hatten dagegen nach Angaben vom Jahre 1860 dei eine, Be­völkerung von 2,400,000 Seelen nur drei das lOOsle Ve.ens- jahr überschritten.

Redaktion, Druck und Vertag der G. W. Paiiec'iaien