bald gelinge», die Bestimmungen festzusetzen, nach welchen alle hiesigen Arbeiter und Dienstboten im Erkrankungsfalle im Spitale unentgeltliche Verpflegung finden. Am nächsten Pfingstmontag feiert der hiesige Liederkranz sein 25jähriges Bestehen und sind zu dieser Festlichkeit von dem Vorstand bereits die nülhigen An­ordnungen getroffen worden. Das Unwetter am letzten Mitt­woch hat an Feldern, Wiesen und Straßen nicht unerheblichen Schaden angerichiet.

In Heidenheim tagten am Sonntag den 10. und Mon­tag den 11. Mai die Vertreter von 11 württ. Arbeiterbildungs- vereinen im Schnlhaus, das ihnen die bürgerlichen Kollegien bereitwillig znr Verfügung gestellt hatten. Oberanttmann, Dekan und Stadtschultheiß, sowie andere Vertreter der «tadt wohnten den Verhandlungen an, wobei Neallehrer Fritz von Heidenheim, Hochberger und Krauß von Stuttgart als Vorsitzende fungirten und Bürger von Göppingen als Vorstand des Landestomite's die Verhandlungen leitete. 9 von 26 Vereinen, welche den schwäbischen Gauverüand bilden, waren unvertreten. ^ur Be­sprechung kamen Konsumvereine, Speise- und Produktivgenossen­schaften, eine allgemeine Krankenunterstüyimgskasse u. s. w.

Berlin, den 11. Mai. Ein auswärtiges Blatt erhält aus Berlin die Nachricht, Graf Bismarck werde, sobald es die parlamentarischen Arbeiten gestatten, einen mehrwöchentlichen Ur­laub zur Erholung antreten. Dieß klingt nicht unwahrscheinlich, denn die anstrengenden Arbeiten der letzten Monate lassen eine Pause für ihn erwünscht scheinen. Doch kann der Zeitpunkt je­nes Urlaubs noch nicht wohl festgesetzt sein. (S.M.)

11. Mai. Die Kreuzztg. bestätigt, daß das Zollparla­ment nicht vor dem 27. oder 28. d. M. geschlossen werden wird. Die Köln. Ztg. schreibt: Am letzten Samstag waren auf Anregung badischer Abgeordneter gegen 30 sädd. Abgeord­nete ller nationalen Richtung zusammengelreten, um im Einver- ständniß und auf Anregung ihrer Wähler darüber zn berathen, in welcher Weise man bei dem Zollparlament dem Wunsche des letzteren auf Theilnnhme an einer allgemeinen deutschen Gesetz­gebung auf dem Gebiete der Civil- und Kriminalgesetzgebung rc. Ausdruck verschaffen könnte. Wahrscheinlich wird man den Weg der Petition betreten. Eine Subkommission, welche Vorschläge machen soll, wurde gewühlt, sie besteht aus den Abgg. Völk, M. Barth (welcher der Versammlung präsidirte), Blnntschli, Bam- berger und Metz.

Die 11. Sitzung des Zollparlaments, Dienstag, war sehr kurz und hatte es lediglich mit der formellen Frage der Gcschäfts- behandlung der beiden Gesetze über die Tabakbesteurnng und über Aendernng der Vercinstarife zu lhun. Der Präsident schlug wiederum Vorberathnng im Plenum vor; dabei wollte er dem zweiten Gesetze die Priorität geben. Hagen beantragte die Niedersetzung einer Kommission von 21 Mitgliedern, wurde aber von Aegidi bekämpft, welcher sagte, daß dieVorberarhung im Ple­num nicht minder gründlich sei, als die in der Kommission. Es würde sich aber, meinte Aegidi, empfehlen, die Tabakssteuer zuerst vorzunehmcn. Bei der Tariffrage handle es sich nämlich um einen Ausfall an Einnahmen; und damit würde man einen Druck auf die Berathung der Tabaksteuer ausüben, welche ja bestimmt sei, mit diesen Ausfall zu decken. Mohl beantragt, die Vorlage über Tabaksteuer zuerst in Berathung zu nehmen und dieselbe durch Sch ln ß berathung gleich zu erledigen. Wal­deck für eine Kommission, Schäfsle für Vorberathung im Ple­num, wobei mit der Tabaksvorlage angefangen werden soll. Frhr. v. Neurath erklärt, daß nach einer Besprechung einer größeren Zahl süddeutscher Abgeordneten, diese einstimmig den Wunsch ausgesprochen haben, daß die Tabakssragc zuerst verhandelt werde. Bamberg er: Einstimmig sind die Süddeutschen keinesfalls. (Heiterkeit.) Wir sind nicht hier als Süddeutsche und Nord­deutsche, sondern als Deutsche; wenn wir das nicht wollen, wä­ren wir besser zn Hause geblieben. (Zischen rechts. Beifall links.) Schließlich wurde bestimmt, daß der Tabakssteuerentwurs zuerst zur Berathung gelangen solle.

Der württ. Oberst v. Suckow, Chef des Generalquartier­meisterstabs, wurde am Montag Nachmittag in Berlin vom Mi­nisterpräsidenten empfangen.

Hamburg, 12. Mai. Das nordische Telegraphenbureau bringt folgendes Berliner Telegramm: Französischer Seits wurde nach den Dispositionen des Königs von Preußen in Be­

treff seiner Badereise angefragt, da das französische Kaiserpaar hienach seine Dispositionen in Betreff eines Besuches des König­lichen Hofes in Berlin oder in einem deutschen Badeort zu treffen beabsichtigt.

Wien. Die 'Krankheit des Herrn v. Benft soll, wie mau demAvenir national" aus Wien schreibt, die Folge eines Vergiftungsversuchü sein. Dieses Gerücht sei in Wien der Gegenstand aller Unterredungen; man sagt sogar, es sei eine ge­richtliche Instruktion über diese Angelegenheit eröffnet.

Die WienerPresse^ nimmt Notiz von den Worten, die Löwe ans Ealbe am 9. im Zollparlament gesprochen: Preußen und das preußische Volk kennen keinen Haß gegen Oestreich. . . Die Freundschaft Oestreichs ist das sicherste Unterpfand für den europäischen Frieden!" Wir fühlen es tief, sagt das Blatt, daß unsere Ziele von denen der deutschen Nation auf die Länge nicht getrennt sind. Wir fühlen es, daß wir, Preußen und Oestreich, jedes an seinem Seile mit dem Aufgebote aller Kräfte ziehend, gegen einen Punkt zustreben. Dieser Punkt ist keine politische Verschmelzung. Dieser Punkt ist die größtmögliche wirthschaft- liche Intimität der beiden großen mitteleuropäischen Staaten. Aus dieser materiellen Einigung erwachsen in Zukunft politische Zwecke: der Schutz deutscher Kultur gegen Osten, wie gegen Westen. Sagen wir es gerade heraus: deutsche Politik muß Oest­reich treiben deutsche, nicht preußische Politik mnß zu Berlin geschmiedet werden. Nur aus der germanischen Einigung kann der Friede Europas resultiren. So denkend, begrüßen wir freu­dig das Wort:Preußen und das preußische Volk kennen keinen Haß gegen Oestreich." Es ist der erste Morgensträhl einer na­tionalen, wahrhaften und praktischen deutschen Politik.

Der Erzbischof von Wien, Kardinal Rauscher, hat ein jährliches Einkommen von 300,000 fl., einen Winter- und einen Sommerpalast, eine prächtige Equipage und die beste Küche.

Wie telegraphisch aus Prag unterm 11. Mai gemeldet wird, wurden in einem Volksmeeting sehr energische Resolutionen gefaßt, die zwar genug Staub aufzuwerfen, aber keine praktische Folgen nach sich zu ziehen geeignet sind. In Krabschnitz wurde nämlich eine von circa 10,000 Personen besuchte czechische Volks­versammlung abgehalten. Die Führer der czechischen Partei wa­ren dabei nicht anwesend. Die beschlossenen Resolutionen enthal­ten folgende Punkte: Krönung des Kaisers als König von Böhmen, Auflösung des nach einemungerechten" Modus zu­sammengesetzten Landtages; Neuwahl desselben auf Grund des allgemeinen Stimmrechtes nnd das Steuer- und Rekrutcn-Bewil- ligungsrecht für den böhmischen Landtag. An der Abstimmung, welche durch Händeaufhebeii geschah, betheiligten sich auch die anwesenden Frauen. Der Rcgierungskommissär sah sich genö- thigt, Einsprache gegen diese Reden zu erheben und mit der Auf­lösung der Versammlung zu drohen.

In 5000 Dörfern Ungarns wird niemals die Schule ge­schwänzt, weil es keine gibt; die schönsten ungarischen Mädchen schreiben keinen andern Liebesbrief als mit de» Augen; denn 85 pCt. aller Bräute können kein Wort schreiben, und sogar von der männlichen Jugend besuchen 52 pCt. keinen Schulunterricht. Die Ungarn sind eine mündliche Nation und führen das große Wort; denn nötigenfalls ist ihr Wort das Schwert.

Paris, 12. Mai. Nach Privatbriefen aus Algerien ist ^>ie Noth der Colonie noch immer entsetzlich. Von Geschäften ist keine Rede; die öffentliche Sicherheit ist aufgehoben, und Je­dermann bewaffnet und beschüzt sich selbst, so gut er kann, da die Polizei machtlos ist. Inmitten dieses Elends zanken sich der Erzbischof von Algier und der Generalstatthalter Mac. Ma- hon über die arabischen Waisenkinder, die im bischöflichen Haus Unterkunft gefunden haben. Der Erzbischof will dieselben nicht mehr herausgeben, sondern zu Christen erziehen, während der Statthalter verlangt, daß sie nach dem Ende der Hungersnolh ihren Stämmen zurückgegeben werden. Gestern ist der Erzbischof in Wien angekommen, um persönlich Beschwerde zu führen.

Paris, 13. Mai. Man versichert, der Prinz Napoleon werde in dieser Woche nach Wien gehen. (S. M.)

B rüss el, 12. Mai. Preußen soll offiziös, aber in derber Form, die luxemburgische Regierung an ihre Pflicht erin­nert haben, die Zerstörung der Festungswerke vorzunehmen, eine Angelegenheit, die man in Luxemburg eingeschtafen glaubte. Aber man schläft weder in Berlin noch in Paris, und Luxem-