mit allen Stimmen gegen die des Abg. Lindau (ultramontan) a n- geno m m e in (S. M.j

Pforzheim, 17. Okt. dkach dem kürzlich erschienenen neuen Adreßkalender der hiesigen Stadt sind hier 191 Bijouterie- sabriken, nebst 99 Hilfsgeschäften, als: Graveur-, Emaillenr-, Guillocheur- und Juweliergeschäste, Estamperien, Stein- und Glasschleifereien und mechanische Werkstätten. 23 andere Ge­schäfte, als: Etuisarbeiten, Scheideanstalteu w. stehen mit der Bijouteriefabrikatiou meistens auch in unmittelbarem Zusammen­hänge. Neben diesen bestehen hier noch 9 andere größere in­dustrielle Unternehmungen. (S. M.)

Die preußischen osficiösen Blätter konstatiren, daß man auch in Berlin jetzt nicht mehr an einen Krieg zwischen Preußen und Frankreich glaubt. DieNeue Preußische Zeitung" sagt gleichzeitig:Es gereicht uns zur besonder«: Genugthuuug, daß in Frankreich jetzt die Stimmen zur Obmacht scheinen kommen zu sollen, die sich für Nichteinmischung in die deutschen Angele­genheiten aussprecheu. Wenn die kaiserliche Regierung laut und unmißverständlich diesen Grundsatz anerkennt, wie er von uns aus für die jenseitigen Berhältnisse voll anerkannt ist, so wird alsbald Niemand mehr an Krieg in Europa denken und dasöffentliche Vertrauen" wird hergLstellt sein. Je früher, desto besser."

Berlin, 15. Okt. In der Erklärung des Fürsten Hohen­lohe erkennt dieProv.-Corr." ein ernstes nationales Streben und hofft, die Politik desselben werde von wichtigen Erfolgen für die weitere Entwicklung der deutschen Sache sein; Preußen legt weniger Werth auf den Namen und die Form, unter wel­chen die Nationnlbeziehungen gepflegt werden, als auf thatsäch- liche innige Gemeinschaft für die praktischen Aufgaben und Inte­ressen der Nation.

Berlin, 18. Okt. Der Schluß der Reichstagssession wird zum 26. Okt. erwartet. In der gestrigen Konferenz beim Gra­fen Bismarck, wo die drei Präsidenten und ein Mitglied jeder Fraktion anwesend waren, beschloß man, bis dahin noch alle wich­tigen Vorlagen zu erledigen. Nur der Antrag auf Abänderung der Geschäftsordnung, der konservative Hypothekenbank-Antrag und mehrere Petitionen werden unerledigt bleiben. (S. M.)

Aus der Provinz Preußen kommcu große Klagen über den schlechten Ausfall der dortigen Ernte, und man hegt selbst die Besorguiß, daß die kleinen Landbesitzer nicht einmal das nöthige Korn für die neue Aussaat gewinnen werden. Die Regierung hat daher, dem Vernehmen nach, diesem Nothstande bereits ihre erustlichste Vorsorge zugeweudet und wird demselben nach Mög­lichkeit zu steuern bemüht sein.

Wien, 17. Okr. Die heutigen Morgenblätter begrüßen das kaiserliche Handschreiben an Kardinal Rauscher als eine wirkliche Aenderuug der Zeiten, als eine Neubelebung der Hoff­nungen, als eine Stärkung des Vertrauens auf Verwirklichung der konstitutionellen Bestrebungen. Der Hinweis des Kaisers auf die übernommenen konstitutionellen Negentenpflichten verleiht dem kaiserlichen Handschreiben den Werth einer Politischen Kund­gebung von größter Tragweite. In der heutigen Sitzung des Unterhauses hob der Präsident, im Hinweis auf das im amtli­chen Theil derWiener Zeitung" veröffentlichte kaiserliche Hand­schreiben an den Kardinal Rauscher, den im Allgemeinen freudi­gen Widerhall über den Ausspruch des Kaisers hervor, daß alle gegen den Konstitutionalismus gerichteten Wege nicht zum Ziele führen, und daß in Oesterreich nunmehr Gewissensfreiheit^ und religiöser Friede herrschen solle. Auf die Aufforderung des Prä­sidenten: dem Kaiser dafür einHoch" auszubringen, erscholl vom ganzen Hause ein dreimaliges begeistertesHoch" aus den Kaiser. Hierauf wurde das Verfassungsgrundgesetz bei nament­licher Abstimmung mit 119 gegen 46 Stimmen in dritter Lesung angenommen. j S. V.f

Wien, 19. Okt. Der Kaiser reist am 21. ab und bleibt wahrscheinlich bis 28. in Paris. Auf der Rückreise wird er ei­nige Stunden in Karlsruhe verweilen und in Stuttgart über­nachten. (S. M.)

Aus Prag, 16. Okt., wird gemeldet: Die Redaktion der Politik" fordert heute alle slnvischgesinnten Zeitungs-Redaktionen der gesammten Slavenwelt ans, die in Likka ausgebrochene Hun- gersnoth zu berücksichtigen und materielle Unterstützung berbeizu- sch affen.

In Rap per swyl wurde Graf Bismarck unter die Götter versetzt. Es haben daselbst nämlich vier zusammengehörige, zu Lustfahrten bestimmte Kähne die Namen: Neptun, Mars, Venus und Bismarck erhalten.

In den Donaufürstenthümern hat man eine gute Ernte, in Ungarn eine geradezu kolossale, die Ungeheuern Borräthe spotten aller Transportmittel der Eisenbahnen und Wasserstraßen. Wo­chenlang war fast aller Verkehr ans den Eisenbahnen durch die Getreidetransporte, namentlich nach Frankrelch, unterbrochen. Die französischen Eisenbahnen liehen 600 Wagen, die oberschlesische 250, nahezu so viel Bayern, man legte unzählige Extrazüge ein, und dennoch mußte Ende September der Transport wieder ein­gestellt werden, so ungeheuer war der Andrang. Auch Nord­amerika und Kalifornien und selbst Australien führen Waizen in großen Mengen aus. In England sind kürzlich Ladungen Weizen aus Adelaide (Australien) angekommen, die trotz der langen Reise von bester Dualität waren und fast ebenso hoch be­zahlt wurden, wie der beste Pommer'sche Waizen.

Paris, 16. Okt. Die Börse befindet sich in steigender Unruhe wegen der römischen Angelegenheit und eines Artikels in demJournal des Debats", welcher die Einverleibung Sachsens in Preußen ankündigt. Der Kaiser von Oesterreich bleibt nur fünf Tage hier. Derselbe hat die Einladung nach Com- piegne abgelehnt. (S. V.f

Dem Ministerrath, der nach der Rückkehr des Kaisers aus Biarritz am 16. Okt., Nachmittags, zu Saint Cloud stattsand, wohnte die Kaiserin und alle Minister und Mitglieder des ge­heimen Raths, die in Paris anwesend waren, bei. Bestimmtes weiß man über die gefaßten Beschlüsse noch nicht, doch ist die allgemeine Meinung die, daß in der That der verhängnißvolle Entschluß gefaßt worden sei, eine abermalige Expedition zu Gunsten der weltlichen Herrschaft des Papstes zu unternehmen. Damit stimmt auch die Nachricht von den Rüstungen in Toulon überein. Für Italien gibt es auf diesen Entschluß nur Eine Ant­wort: es muß in Rom sein vor den Verbündeten des Papstes, es muß den letzteren die Verantwortung für alle Folgen dieses Schrittes überlassen, Folgen, die auch ttn Innern Frankreichs bemerklich werden dürften, wo eine Expedition für die Aufrecht­haltung der Priesterherrschaft in Rom schwerlich populärer ist, als die Expedition nach Mexiko. Ucbrigens scheint Napoleon selbst keinen unbedingten Glauben an seine Bajonnete zu besitzen, vielmehr sich noch nach andern Stützen umznsehen, wenn es wahr ist, was der Temps berichtet, daß eine llewasfnete Einmi­schung für den Papst zwar beschlossen sei, daß aber die franzö­sische Regierung gleichzeitig sich an die europäischen Mächte wen­den, und den Vorschlag einer Verwandlung des Scptemberver- trags in eine europäische Konvention machen werde, dazu be­stimmt, die Lage der weltlichen Herrschaft für immer festzusetzen. So stünde denn zu erwarten, daß die Diplomatie berufen wird, auch jenen wunden Fleck mit einem internationalen Pflaster zu verstreichen. Napoleon würde damit die Verantwortung von sich abladeu aus Europa. Es wäre das unwidersprechliche Zeugniß seiner vollständigen Rathlosigkeit. Auch die römische Frage scheint nicht dazu angethan, den Ruf der napoleonischen Politik wieder­herzustellen. (S. MI

Paris, 17. Okt. Die Patrie bringt einen Artikel, worin sie sagt,, die Ereignisse gebieten Italien, eine Entscheidung zu treffen. Das Kabinet von Florenz muß sich sagen, daß, wenn garibaldiinsches Flibustierthum mächtiger ist, als das Gesetz, wenn revolutionäre Umtriebe über die Widerstandsversnche der Monarchie triumphiren können, für Frankreich die Frage einfach ist. Wir verlangen eine Lösung: Entweder Italien entschlossen, vereint mit Frankreich an der Hand des Septembersertrags oder Frankreich allein, indem es im Namen der vereinbarten Ver­pflichtungen, im Namen der Ordnung und der Gesellschaft das Recht in Anspruch nimmt, Rom und Italien der Revolution und Anarchie zu entreißen.

Paris, 18. Okt. Auf dem Boulevard herrscht große Un­ruhe über den Artikel der Patrtc; man glaubt, die Expedition sei eine beschlossene Sache.

Paris, 18 Okt. Heute findet der zweite Miuisterrath in inneren Angelegenheiten statt. Die France sagt, Moustier habe am Montag Hrn. Dalwigk, Ministerpräsident aus Darmstadt, empfangen.