Stephan, eine auch an Kunstwerth tastbare Reliquie, um die Schultern und die Sandalen des heil. Stephan an den Füßen, auf mit Tuch in den ungarischen Farben bedecktem Wege zu Fuß, umgeben von den berittenen Rcichsbaroncn und Prälaten, dann von den Trägern der neuen Reichspaniere, »ach der benachbarten Ofener Garnisonskirchc. Hinter dem König ritt der Schatzmeister, welcher aus zwei Sammtbeuteln zu den «Leiten seines Pferdes l000 Gold- und 7000 Silber-Krönungsmüuzcn unter das Volk ausstreute, welchem auch das Tuch, über welches der König geschritten, überlassen ward. Nun ward der König mit dem Schwerte des heil. Stephan umgürtet, mit welchem er hierzu bestimmte Kavaliere zu Rittern des goldenen Spornes schlug. Der König bestieg das für diese Feier geivählte und dresjirte prächtige weiße Roß. Die Fähnlein der Bandcrien ritten auf, und der große Umzug nach den Orten der Schwurcsleistung und des Schwertschwingens setzte sich in Bewegung, an der Tete und zum Schlüsse Schwadronen von Liechtenstein-Husaren (die ersten ungarischen Reiter, welche seit der Revolution wieder ins Land kamen). Au der Spitze der Danderien erschienen die schwarzgebräunten markigen Gestalten der Kumanicr und Jazygier in ihrer uralten Husarentracht. Hierauf entwickelten sich die Banderien der Komitate und Städte Ungarns und Siebenbürgens in immer neuen, immer überraschenden Farbenzusammenstcllungen. Mann und Roß stets von ausgesuchter Schönheit. Hierauf Hoffouriere. Die Obergcspäne und Magnaten jeder mit Troßbuben in seinen Farben gekleidet zu beiden Seiten des Pferdes zu Fuß, das militärische Haus des Kaisers und Königs. Die Generaladjutanten , die Edelknaben mit ihrem Gouverneur. Die ungarischen und die Reichsminister (Beust von vielen Eljcus begrüßt). Die Prälaten und der päpstliche Nuntius. Die Träger des apostolischen Kreuzes. Der König in Mantel und Krone, doch ohne Scepter und Reichsapfel. Die ungarische Garde in Tigerfellen. Trabanten und Hofgeudarmen. So zog der unabsehbare Zug am Krönungshügel vorüber zur Pesther Stadtpfarrkirche, wo der König vom Pferde stieg, um in die Hände des Primas den Schwur zu leisten. Kräftig und mit klarem Ausdruck sprach der' sichtlich tief ergriffene Monarch die bedeutungsvollen Worte nach, an jeder Hanptstelle von den stürmischen Esten des begeisterten Volkes unterbrochen. Von da kehrte der Zug nach dem Königshügel zurück und gruppirte sich um den herrlichen, von Tribünen umsäumten Platz a»r Ufer, während der König im Galopp den Hügel hinanritt und zum Symbol, daß er das Land wahren und schützen wolle, das Schwert des heil. Stephan gegen alle vier Himmelsgegenden in Kreuzesform schwang. Von da kehrte der Zug zur Burg zurück, wo bald darauf das symbolische Krönungs- bankctt vor sich ging.
Ein Abenteuer mit einem Panther.
(Schluß.)
Als ich einen der höchsten Aeste erreicht hatte, der unter meinem Gewichte hin und herschwaukle, war der Panther, welcher vor Wuth seine Flanke mit dem Schweife peitschte, kaum noch zehen Fuß von mir entfernt. Zu meinem größten Tröste sah ich jedoch, daß es nicht in seiner Macht stand, diesen Zwischenraum zu verringern. Er hatte bereits den höchsten Punkt erreicht, wo die schlanken Aeste sein Gewicht nur zur Noth noch trugen. Ich war dcßhalb sicher, so lange es mir gelang, meinen Platz zu behaupten. Es war aber kein angenehmer Gedanke, daß er so lange auf der Lauer bleiben konnte, bis cs mir unmöglich wurde, mich länger oben zu halten. Auch war es nicht wahrscheinlich, daß er seine Jungen wieder verlassen würde, so lange ich da war, wenn er nicht durch einen Angriff von anderer Seite dazu genöihigt wurde.
Meine einzige Hoffnung war jetzt nur noch auf die Hilfe meines Gefährten gerichtet, und obschon es bei seiner Ungeschicklichkeit als Schütze ein gefährliches Wagestück war, ihn herbci- urufen, so blieb doch kein anderer Ausweg übrig, und ich begann ogleich mit der ganzen Stärke meiner Lunge seinen Namen zu rufen, während der Panther, als wüßte er, warum es sich handelte, ein dumpfes Knurren vernehmen ließ, und dann in einer Weise in dem Baum hcrumsprang, daß dadurch die oberen Aeste in heftiges Schwanken kamen und ich mich nur mit Blühe in meiner Stellung zu halten vermochte.
Endlich hörte ich eine schwache Antwort von Victor Etienuc,
worauf ich, so laut ich konnte, um Hilfe rief. In einer oder zwei,Minuten kam der Ton seiner Stimme immer näher, während ich meinen Hilferuf fortwährend wiederholte, theils um seine Schritte zu beschleunigen, theils um ihm die Richtung, die er cinzuschlngcn hatte, anzugeben. Nach weiteren zwei Minuten, die mir indcß unendlich lang vorkamen, wurde ich endlich von meiner hohen Stellung aus am Fuße des Hügels seiner schlanken Gestalt zwischen dem Gebüsche ansichtig. Ich konnte ihn jetzt mit meiner Stimme leicht erreichen, und thcilte ihm mit wenigen Worten meine gefährliche Lage und die Gefahr einer unvorsichtigen Annäherung mit. Einen Augenblick darauf hatte er einen großen Festen erstiegen, wo er mich sehen konnte, und fragte mit zitternder Stimme, was er für mich thuu könne.
„Setze in jeden Lauf zwei Kugeln auf und sieh nach dem Zündhütchen, dann gehe langsam und 'mit festem Schritte vorwärts und verliere die Geistesgegenwart nicht!" rief ich ihm zu. „Sollte die Bestie heruutergchen, um dich anzugreifcn, so laufe nicht davoch, denn das nützt dir doch nichts, sondern suche dein Feuer so viel als möglich in der Nähe anzubringen."
Kaum hatte ich dich gesagt, als ein neues leichtes Schütteln der oberen Aeste meine Aufmerksamkeit wieder dem Panther zuwandte, welcher gerade im Begriffe war, vom Baume herabzu- stcigen. Offenbar hatte er meinen Gefährten gesehen, und verließ mich nur, um ihn auzugrcifen. Ich theiltc ihm dies sogleich mit und schärfte ihm ein, fest zu stehen, kaltblütig zu bleiben, und auf das Schlimmste gefaßt zu sein. Ich konnte wohl sehen, daß er sich in einem sehr aufgeregten Zustande befand, er erwiderte mir aber doch mit ziemlich fester Stimme, daß er sein Bestes thun wolle.
„Und wenn möglich," rief ich zurück, „will ich hiuunter und dir zu Hilfe kommen."
Mit einem Interesse, wie mau es nur hegen kann, wenn Leben und Tod auf dem Spiele stehen, beobachtete ich das Hi- nabsteigcn meines Feindes. Einen Augenblick hielt er mit einem eigenthümlichen Winseln über seinen Jungen an, dann sprang er auf den Boden und ins nächste Dickicht.
„Nun," dachte ich, „ist cs Zeit für mich." Mit hastigen Worten theilte ich meinem Kameraden mit, was vorgcgangen, damit er aus seiner Hut sei, kletterte dann, so schnell ich konnte, vom Baume herab, ergriff meine Flinte und ließ in jeden Lauf zwei Kugeln rollen. Ich wollte gerade nach den Zündhütchen sehen, als die Bestie mit einem wilden Gebrüll aus dem zunächst stehenden Gebüsch hcrvorstürzte und auf mich einsprang. Glücklicher Weise waren die Hahnen meines Gewehrs gespannt. Zum Zielen war aber keine Zeit mehr. Ich brachte das Gewehr nur au die Brust und drückte beide Läufe los. Da das Thier gerade im Ansprung gegen mich begriffen war, so erhielt es die ganze Doppclladung in Kopf und Brust. Deßohngeachtct aber erreichte es mich noch im Sprung, warf mich nieder und zerriß mir in seinem Todeskampfe auf eine furchtbare Weise Brust und Arme. Nur mit der verzweifelsten Anstrengung gelang cs mir, mich loszumachcn und mich einige Schritte weit zu entfernen, wo ich, mit Wunden und Blut bedeckt, erschöpft niedcrsank. Gleich darauf kam auch mein Gefährte heran und machte der Bestie den Garaus, indem er ihrdievierKugelnseiner beidenLäufedurch denKopf jagte.
Nachdem er die beiden jungen Panther getödlet hatte, führte mich mein Freund nach dem Lager zurück, wo ich länger als drei Wochen das Bett hüten mußte. Seit dieser Zeit ist mir die Lust, ein abenteuerliches Jagdleben zu führen, vollkommen vergangen.
B r i e f k a ft e n.
» in tt Ibr Artikel über Bier- und Brodschau ist sowohl nach Form als Inhalt für einen Leitartikel ungeeignet. Wenn Sie das Bier ' und das Brod nickt bei alten Prodncenten gleich gut finden, so ist das eine Klage, die überall sich erbeben läßt, und gegen die es aus der unvollkommenen Welt eben nur Las einzige Mittel gibt« der Consumeut kaufe mir da seine Waare, wo er am billigsten und besten bedient wird. Daß das Brod in Nagold etwas billiger als dort ist, liegt in den billigeren Fruchtpreisen daselbst; die Holzpreise werden bei der Regulirung der Brodpreiie nicht in Betracht gezogen. Nichtig ist Ihre Bemerkung, daß das Publikum selbst die Schuld trägt, wenn es beim Brodkauf durch geringeres als das vvrgcsckriebene Gewicht benachtkeikigt wird, weil es von dem Rechte, sich das Brod vorwägen zu lassen, keinen Gebrauch macht; denn absichtlich zu leicht gemachtes Brod wird selbst der Spürnase einer gewissenhaften Brodschau verborgen bleiben.
Redaktion, Drui und N-rlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.