tiger ist, daß man in polirischer Beziehung ziemlich gut aus­einander gekommen ist. Zn den zahlreichen Gesprächen, welche Graf Bismarck mit Moustier und Rouher hatten, gaben die französischen Staatsmänner im Principe zu, daß die weitere Einigung Deutschlands nicht zu verhindern sei. Nur wünschten sie, daß jede Ueberslürzung vermieden werde, welche die Anschauungen des französischen Volkes beleidigen könnte. Vor­züglich machten sie daraus ausmerksam, daß Preußen die militä­rische Einigung nicht bis zu ihren letzten Folgen durchführe. So versprach denn auch Bismarck, daß eine Besetzung Rastatts und Ulms durch preußische Truppen noch nicht stattfinden solle. In der nordschleswig'schen Frage gab Bismarck im Prinzipe zu, daß der Prager Vertrag aufrecht erhallen werden müsse, nur wies er daraus hin, daß nach dem früheren Vorgehen Dänemarks Deutschland Garantieen für die gute Behandlung der in den abzutretenden Bezirken wohnenden Stammesgenossen fordern müsse. So trennte man sich in ziemlicher Uebereinstimmung. Heute früh um 10 Uhr ist der König von Preußen abgereist. Er wurde von dem Kaiser, auf seinen Wunsch ohne militärischen Prunk, auf den Bahnhof begleitet, doch hat man bemerkt, daß er sich mit dem Kaiser nicht umamrt hat, wie der russ. Czaar. Dage­gen bereitete die Bevölkerung dem Könige wieder, wie stets in den letzten Tagen, einen recht günstigen Empfang. Rossini hat vor einigen Tagen dem Kaiser die Partitur seiner neuen Hymne übergeben, welche am 1. Juli zur Feier der Preisver- theilung ausgeführt werden soll. Man sagt, daß zu der Aus­führung der Hymne das Erschallen ungeheurer Glocken, sowie mehrere Kanonenschüsse erforderlich seien. An dem Tage dieses Festes wird Paris folgende Fürsten in seinen Mauern sehen: den Kaiser nnd die Kaiserin von Oestreich, den Sultan, den König und die Königin von Portugal, den Vizekönig von Egyp­ten, den König von Schweden, den Bey von Tunis, den Prin­zen von Wales, den Kronprinzen und die Kronprinzessin von Preußen, den Herzog lind die Herzogin von Aosta; ferner Hrn. Seward und die Munizipalitäten von London, Edinburgh nnd Dublin. Dagegen wird der König Victor Emanuel nicht hier­her kommen. Er soll geäußert haben, er besäße nicht einmal das nöthige Geld, um dritter Klasse fahren zn können, s S. M.j

Paris, 15. Juni. Berezowski wird im Anfänge des näch­sten Monats vor das Schwurgericht des Seinedeparlements ge­stellt werden, er wird von keinem Geringeren vertheidigt werden, als von Jules Favre. Derselbe befindet sich besser und geht bereits wieder im Garten spazieren. Während seiner Krankheit haben auch seine so oft von ihm bekämpften Gegner Rouher und Lavalette sich nach seiner Gesundheit erkundigt, gewiß ein für beide Theile ehrendes Zeugnis;. (S. M.s

Wir haben den Tod Jules Favre's berichtet. Heute können wir mittheilen, daß der Todtgesagte, der in Folge eines Blutsturzes schwer erkrankt war, sich auf dem Wege der Besse­rung befindet.

Paris, 16. Juni. Außer der Million Franken, welche der Zar den Wohlthätigkeitsanstalten des Seine-Departements hat zukommen lassen, machte er den Bedienten des Elysee, wo er wohnte, ein Geschenk von 50,000 Franken. Die Zahl der Dosen, Ringe, Nadeln u. s. w., welche er vcrtheilen ließ, beträgt 138. Den Vicekönig von Egypten begrüßt derConstitution- nel" mit Lobeserhebungen, die er seiner Person und seinem Re- gimente macht.

Paris, 17. Juni. Der Moniteur schreibt: Der Kaiser hat wegen einer leichten Unpäßlichkeit dem gestrigen Empfang in den Tuilerien nicht beiwohnen können. Die Kaiserin empfing den Großherzog und die Großherzogin von Baden und den Grafen und die Gräfin von Flandern.- Der Vizekönig von Egypten ist gestern hier nngckommen. Derselbe wohnt im Pavillon Marfan.

Der Sultan wird in Paris als Goldregen auftreten wie weiland Zeus unter den Töchtern der Sterblichen. Kaiserin Eugenie empfängt von ihm einen Schmuck von 2 Millionen Franks, und die Beamten und Soldaten in seinem Reiche kaum ihren Gehalt.

Rom 17. Juni. Der Papst hat auf die Beglückwünschungen der Kardinale und Bischöfe am Jahrestag seines Regierungsan- titts gesagt: Während seines ganzen Pontifikats habe er zu kämpfen gegen die Feinde der Religion und des heil. Stuhles, gegen die Feinde jeglicher Ordnung, die zu ihrem Zweck theils

den ausschließlich materiellen Fortschritt, theils die gänzliche Um­stürzung der Grundsätze der Autorität, der Gerechtigkeit und der Religion haben und die Kirche ihrer ehrwürdigen Besizthümer berauben wollen. Er, der Papst, habe versucht, die verwirrten Geister durch Enzykliken zurecht zu weisen, welche die Hauptgrundsätze des Rechts, der Ehrbarkeit und der Religion einschärfen. Indem er sich bewegt zu den Bischöfen wandte, schloß der Papst mit folgenden Worten: Ehrwürdige Brüder! Ich bitte Euch, Eure Bitten zu verdoppeln, um von Gott und der unbefleckten Jungfrau zu erlangen, daß sie uns erretten aus den schweren Gefahren, die uns umringen. Der Statthalter Christi wird beständig die Hände gen Himmel erhe­ben. Haltet ihm gleich wie dem Moses seine durch das Alter geschwächten Arme. Bleibt um mich, auf daß wir kämpfen kön­nen in alle Zeit, bis zum Siege. jS. M.s

New - Aork, 17. Juni. Maximilian nimmt das Recht in Anspruch, von einem Nationalkongreß gerichtet zu werden. Ge­rücht, er soll verbannt werden. sS. MI

Die Krönung des Königs von Ungarn.

Seit dem 8. Juni besitzt die ungarische Nation'wieder einen gekrönten König. Alles, was Ungarn an Kraft, an Reichthum, an eigenthümlicher Schönheit besitzt, war aufgeboten, man kann von der phantastischen Pracht des Krönungszuges kein Bild geben. Nur dieses Land, in welchem der Orient mit der Kultur des Westens sich berührt, und die Galatracht der Vornehmen von dem altspa­nischen Hofkostüm nur das wirklich Geschmackvolle angenommen hat, ohne ihre natürliche Eigenthümlichkeit aufzuopfern, wo alter unantastbarer Familienbesitz an Edelsteinen und Kostbarkeiten aller Art bei festlichen Anlässen Mann und Pferd zu schmücken pflegt und die durchweg schönen oder doch stattlichen Männer vollendete Meister ihrer edlen Thiere sind nur dieses Land kann ein solches Fest veranstalten, welches zudem ein durch Tradition und Sitte geheiligtes überaus eindruckvolles und pumphaftes Zeremo­niell besitzt. Die Krönung desapostolischen" Königs, des Nachfolgers eines Heiligen, dessen Krone, Mantel und Schwert an diesen: Tage den neuen Herrscher schmücken, ist zudem eine hohe Feier der katholischen Kirche, und der Vertreter des Papstes ist unmittelbar bei 'dem Akte betheiligt, dem ein zweitägiges strenges Fasten des Königs und seiner Gemahlin vorangeht. Somit vermählt sich der kirchliche Pomp mit dem nationalen, so zwar, daß die Würdenträger der katholischen Kirche Ungarns an dem Krönungszuge sich betheiligen, aber wie jeder Teilnehmer desselben beritten. Der eigentlichen Krönung hat die Ausfertigung des Jnauguraldiploms, worin der König sich zur treuen Wahrung der Rechte und Freiheiten der Nation verpflichtet, voranzugehcu. Er thut dieß durch seine Unterschrift. Dieser Akt ward am Don­nerstag vorgenommen, und bei dieser Gelegenheit bestimmt der König den Tag der Krönung. Während derselben und nach der kirchlichen Weihe hat er öffentlich und unter freiem Himmel die im Diplom übernommene Verpflichtung zu beschwören. Bei dem Krönungsakt fungiren hauptsächlich der Primas von Ungarn als Reichskanzler, mit mehreren Bischöfen, und der Palatin unter Assistenz der Reichsbarone u. Reichswürdenträger. Die Hauptmo­mente der Krönung bestehen: in der kirchlichen Weihe und Sal­bung , in dem Ritterschlag, in der Eidesleistung und in der symbolischen Handlung des Schwertschwingcns auf dem Krönungs- Hügel, welcher genau nach dem Vorbild des in Preßburg am Donauufer errichteten in Pesth vor der Kettenbrücke ans Erde zusammengesetzt wurde, welche alle Komitate historisch denkwürdigen Stellen entnahmen, so daß dieser Erdhügel gleichsam die Quint­essenz des Reiches der Stephanskrone darstellt. Dem Zug, welcher den zu Krönenden aus seinem Schlosse in die Kröuungskrrche geleitet, verlieh eins besondere Zierde, daß die Kaiserin mit großem Gefolge in glänzenden Equipagen ihrem die große ungarische Generalsuniform tragenden Genialste folgte. Nun folgte der kirchliche Akt oder Bestandtheil einer Pontifikalmessc (die Musik zu derselben hatte bekanntlich Lißt komponirt und auch persönlich dirigirt) und König und Königin nehmen die heil. Kommunion. Nur dem König wird die Stephanskrone aufs Haupt gesetzt; der Königin wird nur damit die Schulter berührt; sie erhält die Hauskrone. Diese ernste Feier nahm etwa 2 Stunden in Anspruch. Nach derselben begab sich der König, die Krone auf dem Haupte, Reichsapfel und Scepter in den Händen, den Mantel des h.