und man glaubte gestern, dieser Beitritt werde im Laufe der nächsten Woche, etwa zum 11. oder 12., zu envarten sein. Die Zollkonfcrenz der Fachmänner wird um die Mitte dieses Monats, vom 17. zum 20. eröfsuer werden.

Berlin, 11. Juni. Gestern Nachmittag hat hier ein Lieutenant v. Lchcv? seinen Wirth, den Schuhniacher Seifert erschossen, nachdem sie in heftigen Streit gerathen waren, weil der Wirth die Anwesenden eines sangen'Mädchens nicht gestatten wollte, das den Offizier besuch! hatte. Der Lieutenant wurde von der Militärbehörde verhaftet.

I I. Juni. Was die Beiheiligung der süddeutschen Re­gierungen und Bevölkerungen an der künftigen Zollgesetzgebung betrifft, so wurde, da der auch in der norddeutschen Verfassung festgchaltene Maststall gelten soll, der Lundesrath um IN Lum­men Baiern und Württemberg se 4, Baden 8, Hessen-Darm­stadt (im Ganzen) ist der Reichstag um etwa 86 Abgeord­nete Baiern 48, Württemberg 18, Baden 14, Hessen < süd­lich vom Main) 6 -- vermehrt werden.

Berlin, 18. Juni. Das Programm der Nationalliberalen ist nun veröffentlicht. Der Zweck der Nationalpartei sei die Herstellung der Einheit Deutschlands zur Macht und Freiheit und die Einigung des ganzen Deutschlands unter einer Ver­fassung. DaS Programm führt die anzustrebendcn Versassungs- reformen aus, worunter Ministerverannvortlichkeir, und Reform des Herrenhauses. Die Verschmelzung der alten und neuen Lan- desthcile sei noihwendig, mit dem Grundsatz, daß Preußen den neuen Provinzen folgt, wo sie voran sind. Eine den Gesetzen entsprechende Verwaltung sei für das Zusammenwirken der Re­gierung mir der Volksvertretung unerlässlich. sSt.-A.s

I» Berlin kann künftig Einer in allen vier Fakultäten auf deutsch Doetor werden: denn die lateinischen Abhandlungen und Reden re. werden abgeschafft.

Wien, 8. Juni. Die Worte Mühlselds im Reichstage, lautend:-Das Eonkordat must aufgehoben werden, so hallt cs in ganz Oesterreich wieder, im ganzen Volke : es must diese Fessel fallen, sonst gibt es kein Heil!" diese Worte riefen im Hause einen Beifallssturm hervor, wie er daselbst noch nie laut wurde.

Wien, 10. Juni. Die Krönung zu Pellh war eine Stra­paze wie nicht leicht eine zweite: Der Kaiser musste 80 Stunden lang fasten, che er die 8 bis 1 Pfund schwere Krone anssetzen durfte, die Kaiserin aber wurde so gründlich gesalbt, dast sie vor allem Volk Nacken und Arm entblößen musste, um zwischen den Schulterblättern und unter der rechten Achselgrube eingeölt zu werden. Alles zur Ehre Arpads.

Pefth, 11. Juni. Der Kaiser und die Kaiserin widmen die als Krönungsgeschenk Vargebrachien hunderttausend Dukaten den Wiltwen und Waisen der Honveds und den krnpvelhasten HonvcdS aus den Jahren 1818 und >840.

Merkwürdig ist das Verhalte» der Pariser zu dem Attentat. Kein tieferes Gefühl, keine Uebcrraschnng, kein Erstaunen, eine frivole Neugierde um das verwundere Pferd, eine frivole Sen­timentalität für den jugendlichen Verbrecher. Sorge nur für die Curse an der Börse. Als der Präsident im gesetzgebenden Kör­per seine Entrüstung über die Vorfälle anssprach, schwieg die Linke.

P a r i S. Man liest in derFrance": Eine der ergrei­fendsten S eenen ergab sich gestern in der russischen Kirche: nach der religiösen Ceeemonie sielen die beiden Grostfürsteu, die Söhne des Kaisers Alexander, ihrem Vater weinend um den Hals. Die Rührung Alexanders wurde von Napoleon gcthcilt, und die bei­den Kaiser, durch ein und dasselbe Gefühl hingerissen, umarmten sich gleichfalls. Es ist unmöglich, den Eindruck dieses Anflritts auf die auserwählre Gesellschaft, welche in der Kirche anwesend war, wiedcrzugebcu

Paris. 7. Juni. Gestern Abend war Bercsowsky verhör.'. Er erklärte, die Tha>. aus eigener freier Entschliestung, nicht als Mitglied einer Verschwörung verübt zu haben. Nur 8 Schritte' stand er vom kaiserlichen Wagen, als er den Schuß abfeucrte.

Debats und Pays verlangen wieder einmal die Räu­mung von Mainz durch die Preußen und das linke Rheinufer für Frankreich. Alles das während der König von Preußen der Gast Napoleons ist. sin Frankreich darf aber bekanntlich ohne des Kaisers Willen Nichts gedruckt werde». Es ist daher sehr paffend, daß sich Graf Bismarck allenthalben, namentlich den

Herren Rouher und Moustier gegenüber, sehr freimüthig über die Verhältnisse in Deutschland ansfpricht, und Jedermann, der es hören will, erklärt, das Werk der Einigung fei durch keine Machst mehr anfzuhalten.

Paris, 11. Juni. Seit dem Attentate wurde der Zaar überall, wo er erschien, mit Vivats begrüßt. Die Gcmülher fangen an, sich zu beruhigen, und auch bei Hofe ist man getröstet, da es nun gewiß ist. daß kein Eomplott vorhanden. Der Zaar hat auch bereits um die Begnadigung Bercsowski's gebeten. Auch für die Freilassung der Personen, die gerufen:Es lebe Polen!" hat der Zaar sich verwendet. Was nicht wenig zur Aufheite­rung des Hofes beiträgt, sind die Nachrichten aus Mexiko. Jua-- rez har den Kaiser Maximilian nicht hinrichten lassen, und die Vermittlung der amerikanischen Negierung und der europäischen Kabinette wird nicht ohne Erfolg bleiben. Der Verrath des Generals Lopez hat nicht überrascht, da Marschall Bazaine gleich bei seiner Rückkehr aus Mexiko erklärte, Lopez überrede den Kaiser Maximilian blos, den Widerstand fortzusetzeu, um ihn an die Republikaner auslicseru zu können. Der Kaiser hat Hrn. v. Moustier den vWoßeordon der Ehrenlegion erkheilt und ihm bei dieser Gelegenheit in einem Handschreiben seine Zufriedenheit ausgesprochen. Auch der Zaar hat dem französischen Minister das Großband des Stanislansordcns gegeben. Alexander II. mackste nach Beendigung des gestrigen Festes dem kaiserlichen Prinzen einen Besuch in St. Eloud. Dieser hat dem Dr. Ne laton zum Danke für seine Herstellung das Großkreuz der Ehren legion selbst überreicht, und auch der Zaar hat den berühmten Chirurgen beglückwünscht. Gestern speisten die russische Maje stät und die Großfüsten beim Herzog von Lenchtenberg.

Paris, 12. Znni. Der Großherzog von Mecklenburg Schwerin ist in Paris angekommen. DerEtendard" berich­tet, der Pabst habe den Wunsch ausgedrückt, Paris zu besuchen. Der Sultan wird den 2. Juli eintrefsen. DerMoniteur" sagt: Das Attentat wird nur die Folge haben, daß das Band der Freundschaft zwischen Rußland und Frankreich und ihren Fürsten fester geknüpft wird. Derselbe nimmt Notiz davon, daß sich die Journale zur Anwesenheit des Königs von Preußen und zu dem herzlichen Empfang desselben von Seiten des Kaisers Elück wünschen und fügt bei, daß 1000 Luxemburger die Preußen in der Festung ersetzen werden. sS.-A.s

R o m. Der Pabst wird am 16. Juni 21 Jahre lang re giert haben. Unter den 289 Päbstcn, die seit St- Peter einan­der gefolgt sind, befinden sich nur fünf, welche so lange regier ten. Es sind Pius VI., welcher 24'F Jahre regierte, Hadrian I., 28 Jahre 10 Monate; Pins VII., 23 Jahre 8 Monate; Ur­ban VIII., 20 Jahre weniger 7 Tage und Clemens XI., 20 Jahre weniger 8 Monate.

Seil l Wochen haben die Schneidergesellen in London Feierabend gemacht, ne wollen einen höheren Lohn ertrotzen. Allein die Meister wissen sich zu helfen, sie lassen sich Nähma­schinen kommen und legen selbst Hand an.

L ondon, 10. Juni. Das wichtige Ereigniß der Krönung des Kaisers von Oeftreich als König von Ungarn in seinen Ur­sachen, in seiner ganzen Bedeutung für Gegenwart und Zukunft wird von fast sämmtlichen Blattern mit einem Interesse bespro­chen, bei dem der Gedanke an Rußland nicht die geringste Trieb­feder bildet. Der Star erinnert daran, daß Graf Bismarck schon vor einigen Jahren Oeftreich den Rath gegeben, den Schwerpunkt des Reiches nach Ofen zu verlegen, und sieht in dem Tagesereignisse die Verwirklichung dieses Gedankens. Der Kaiser werde seit dem Tage von Sadowa in 'Wien mit Külte behandelt, und es sei nicht unmöglich, daß das nach vollständi ger' Einigung ringende Deutschland schließlich auch Oestreichs deutsche Provinzen an sich ziehe.

New-Dort, 3:1. Mai. Porfirio Diaz versichert, daß ihm Marschall Bazaine schon früher angeboten habe, ihm den Kaiser Maximilian als Gefangenen ausznliefcrn, auch habe er ihm öf­ters Gewehre Pulver ;c. angeboten. Hübsche Enthüllungen über den französischen Helden!

11. Juni. Ans Mexiko wird berichtet, daß Escobedo Befehl gegeben, ein Kriegsgericht solle am 29. Juni über das Schicksal Maximilians entscheiden. Menden; ist erschossen worden.

In Amerika brauckn eine Dame keinen Mann zu haben, um Frau Doktor zu sein. Die Hochschulen in Boston, Neiv-'Aork