T i? g L s - R e u r st c r r c !:.
Zur süddeutschen Wehrfragc brachte der^,Schwäb. Merkur-' schon in mehreren Blättern einen mit vieler Sach- und Fachkeuntniß geschriebenen Artikel, von welchem wir die Schlußstelle unsern Lesern nicht vorenthalten können. Dieselbe lantet: „Die süddeutschen Trauten, namentlich Württemberg, müssen einer merklichen Erhöhung ihrer Militärlast entgegen sehen. Das Gefühl, daß eine Steigerung unserer Wehrkraft sür die Zukunft nöthig ist, hat alle Schichten der Bevölkerung durchdrungen, und wenn auch Anfangs die Phantasie Vieler sich an das Auskunstsmittel eines billigen Milizheeres anklammerte, so hat doch nach kurzer Zeit schon der gesunde Sinn des Volkes begriffen, daß eine größere Leistung auch eine größere Arbeit erfordert, und die Meisten sind jetzt aus eine Erhöhung der persönlichen und finanziellen Militärlasr gefaßt. Es mag sein, daß Manche aus Widerwillen gegen den Soldatendienst, von dem sie sich fortan nickt mehr mit Geld werden befreien können, ihr Vaterland verlassen. Mögen sie gehen; Deutschland ist groß genug, um diejenigen entbehren zu können, welche uuS Furcht vor der allgemeinen Wehrpflicht aus das Recht verzichten, sich Deutsche zu nennen. Auch mag Mancher, der ein warmes Herz für seinen Staat und seine Mitbürger hat, bekümmert fragen, ob es wirklich die Bestimmung der Völker sei, für immer einen so beträchtlichen Theil der nationalen Kraft der Friedens- arbeit zu entziehen? Sicherlich nicht. Aber für die nächste Zukunft müssen alle, auch die süddeutschen Völker entschlossen die Opfer aus sich nehmen, welche der Augenblick verlangt. Deutschland muß, unbeirrt von Außen, sich nach eigener, freier Wahl die Gestalt geben können, die seine Völker wünschen und seine Staaten bedürfen. Lange genug hat unsere Ruhe von der Laune Anderer abgehangen: es ist Zeit, daß wir uns endlich das Gesetz über Krieg und Frieden selbst geben und dem unruhigen Ehrgeiz unserer 'Rachbarn ein Ziel setzen. Wenn einst, in nicht unabsehbarer Zukunft, die 50 Millionen Deutsche, welche aus zusammenhängenden Territorien wohnen, von Neuem einen festen Bundesstaat bilden, einen sicheren Hort des Völkerrechts und der europäischen Ordnung, dann wird es Zeit sein, von den Schultern der Völker die unnatürliche Last des bewaffneten Friedens zu nehmen; vorerst aber handelt es sich darum, daß Deutschland eine Million Soldaten unter eines Mannes Kommando anf- stellt, um seine Konsritnirung ruhig im Angesicht von Europa vollziehen zu können".
Stuttgart, Al. Febr. Dem „Avenir national" zufolge, das sich über deutsche und preußische Verhältnisse in letzter Zeit ^ ziemlich gut unterrichtet gezeigt har, hätten wir in nächster Zeit . Herrn v. Bis mark hier zu erwarten. Es soll sich um einen ^ neuen Zollverein handeln, indem man durch kommerzielle Zuge- ! ständnisse die Kammcropposition gegen die Militärkouvention i (also nicht bloße Reorganisation) entwaffnen will. Wir theilen i die 'Rachricht mil allein Vorbehalte mit. (Der Staalsanzeiger ! erklärt diese Nachricht als eine im reinsten Wasser schwimmende Ente.) ^ (S.V.-Z.)
München, 20. Febr. Die Gerüchte von einer Miuister- kriiis sind übertrieben. Vorige Woche bestand allerdings eine leichte Meinungsverschiedenheit, aber Hohenlohe ist nicht der Mann, seine Stellung so leicht aufzugeben. (S.D.-Z.)
Dresden, 10. Febr. Der König Wilhelm und der Kronprinz von Preußen sind um 3^,5 Uhr Nachmittags hier eiugc- troffen. König Johann war bis Priestewitz entgegeugcsahren. Ans dein Leipziger Bahnhose waren zum Empsange versammelt der Kronprinz Albert, Prinz Georg, General v. Bonin, das ! gesummte Personal der preußischen Gesandtschaft, die Staats- j minister, die hier anwesende sächsische und preußische Generalität, ! die Offizierkorps beider Truppentheile nebst den Musikkorvs der ! preußischen Regimenter, Lcibgrenadierregiment und Gardegrena- ^ dierregiment „Königin Elisabeth", sowie eine Ehrenwache des letzteren, König Johann geleitete unter lebhaften Hochrufen des zahlreich versammelten Publikums die hohen Gäste in das Residenzschloß, woselbst eine Kompagnie der sächsischen Leibinfanle- riebrigade als Ehrenwache ausgestellt war.
Frankfurt, 10. Febr. Maper Karl v. Rothschild erklärt im „Fr. I.", daß er, überwältigt vom Eindruck des in ihn gesetzten Vertrauens, die Wahl ins Parlament mit Dank annehme.
Berlin, 10. Febr. Wahrscheinliches Wah lerg ebniß: Entschiedene Majorität sür deutsche Regierungspolitik. Mindestens 10 bis 15 Stimmen für Opposition gegen bedenkliche Verfassungspunkte.
Berlin, 10. Febr. Die Eröffnung des Reichstages findet am 24. d. M. im weißen Saale des K. Schlosses statt. Vorher wird ein Gottesdienst abgehalten. Wahrscheinlich wird der König in eigener Person die Session eröffnen.
Berlin, 10. Febr. Der Frankfurter Deputation hat der König nochmalige Prüfung der Kontributionsangelegenheit verheißen. — Nach der „Post" ergeben die Wahlen im ganzen jetzigen Preußen: 81 Konservative, 25 Altliberale, 33 Nationale, 5 vom linken Centrum, 11 vou der Fortschrittspartei, 8 Klerikale, 1 < Partikularisten, 2 Däuen, 11 Polen, 2 Unbestimmte. In der deutschen Politik wird die Negierung 110 unbedingte Anhänger haben.
Berlin, 20. Febr. Die „Provinzialkorrespondenz" äußert: das Wahlergebnis; übertreffe die Hoffnungen der Regierung. Diese werde in den alten Provinzen eine Mehrheit von beinahe zwei Drittel Stimmen haben. Prinz Friedrich Karl hat die Wahl znm Parlament angenommen. Die Wahl des Hrn. v. 'Rothschild wird als ein Zeichen entgegenkommender (?) Haltung der Frankfurter Bevölkerung betrachtet. Der Kreuzzeitung und Norddeutschen Allgem. Ztg. zufolge ist Gras Bismarck seit den letzten Tagen unwohl und hütet das Zimmer. In Folge der Geschäftsüberhäufung hat sich das rheumatisch-nervöse Leiden wieder eingestellt. (A. Z.)
Berlin, 20. Febr. Der Ausschuß des Abgeordnetentages ist auf den 24. d. nach Berlin einberufcn.
Wien, 17. Febr. Zur Abwechslung meldet die N. fr. Pr. wieder einmal, daß der Sultan zwar die 4 kleinen serbischen Festungen zu räumen bereit sei, daß er aber an dem Besatzungsrecht in Belgrad unerschütterlich festhalte. Die Serben seien da her nunmehr zum Acußersten entschlossen. Eine etwas geheimniß- volle Mittheilung bringt eine belgrader Korrespondenz der D. A. Z. Sie lantet: „Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß in den an- grenzen ungarischen Gegenden (Banat) von einer norddeutschen Macht (Preußen) sehr bedeutende Getreideeinkäufe gemacht werden; inan sagt für Rumänien, dessen Sonderetat mit Serbien für den Ausbruch eines Krieges mir der Pforte verbürgt ist."
Wien, 17. Febr. Die Verpachtung des Tabaksmonopols an eine Aktiengesellschaft gilt für abgeschlossen.
W ien, 18. Febr. Es scheint sich in Bezug aus den Orient in der That ein türkenseindliches Einverständnis; der Großmächte vorzubereiren, von dem die Petersburger öffiziöse Presse bereits als von einem großen diplomatischen Siege Rußlands Akt nimmt. Dem „Avenir'Rational" wird aus London telegraphirt: In einer an die türkische Regierung gerichteten Note besteht Frankreich auf der Nothwendigkeit, Kandia an Griechenland abzutreteu, sonst wäre der Krieg unvermeidlich. (N. fr.Pr.)
Paris, 17. Febr. Der neue Preßgesetzentwurf, welcher jetzt dem Sraatsrarh vorliegt, enthält wahrhaft empörende Bestimmungen. Es klingt zwar recht schön, daß die Leibesstrafen in Preßprozesseu abgeschaffi und durch Geldstrafen ersetzt werden sollen, aber wo es in Preßkonflikten keine Jury gibt, da ist der Spielraum zwischen Vergehen und Verbrechen iveit. Nun soll aber für Preßverbrechen nicht blos der Kerker bleiben, sondern eine zweimalige Vernrtheilung dieser Art dem Gerichtshöfe zugleich das liecht crtheilen, über das Blatt das Todesurrhcil ans- zusprcchcn, wäbrend zwei Preszvergehen dem Gerichte Vollmacht erthcilen, das Blatt zu suspendiren, was bekanntlich in den meisten Fällen Verblutung und so gut wie Vernichtung ist. Doch es kommt noch besser: der neue Gesetzentwurf enthält die Bestimmung, das; die Autoren vou Artikeln, gegen welche eine Untersuchung eingeleitet oder ein Prozeß anhängig gemacht wird, wenn sie Deputirte und, ihrer gesetzgeberischen Unverletzbarkeit verlustig werden und ohne Autorisation der Kammer gerichtlich verfolgt werden können: noch mehr : der neue Preßgesetzentwurf enthalt die Bestimmung, daß Verurrheilungen schon wegen bloßer Preß vergehen den Verlust des Wahlrechts nach sich ziehen. Das neue Bersammluugsgesetz gestattet den Bürgern, sich zu versammeln und über alle Fragen zu diskntiren, jedoch ausgenommen sind : l) politische Angelegenheiten, 2) Fragen über bestehende Steuern und Abgaben, und 31 Berathnngeu über volkswirthschaftlichc