Tages-Neuigkeiten.

Nach der neuesten Zählung beträgt die Seelenzahl non Al- tenstaig 2326, von Haiterbach 2071, von Wildberg 1788.

(Unglücksfälle.) In Tbailfingcn, O.-A. Herrenberg, siel ein Ältinger die Wirthdhanslreppe hinab und starb an der erlittenen Gehirnerschütterung nach einigen Stunden. Am glei­chen Tage brachte sich ein 80jähriger Greis zu Oeschclbronn beim Rasiren aus Unvorsichtigkeit eine Wunde bei, welche Verblutung und den Tod zur Folge hatte. (S. V.-Z.)

In der Nähe von Neuffen und Beuren, ON. Kirchheim, wurde dieser Tage ein Wolf gesehen. Gin Schütze von Beuern kam demselben bis auf vier Schritte auf den Leib, konnte ihn aber nicht erlegen, da er ihn für einen Jagdhund haltend seines Jrrthums erst gewahr wnrde, als der Wolf in pfeilschneller Flucht das Weite suchte, und dein verblüfften Jägersmann bloß das Nachsehen ließ.

Aalen, 22. Jan. Als Kuriosum theilen wir mit, daß in Wasseralfingen von der preuß. Regierung ein Auftrag aus nahezu 44,000 Stück 24-, 12- und Opfündige Kanonenkugeln eingelaufen ist und effcktuirt werden wird. Es ist bezeichnend für die Lage, daß vorzugsweise Zerstörungsmittcl aller Art es sind, die gegen­wärtig unseren unter dem Druck der Zeit und der Theurung aller Lebensbedürfnisse schwer leidenden Eisenarbeiter Nahrung und Verdienst gewähren müssen. Auch andere Regierungen ha­ben sehr große Bestellungen in diesen Artikeln gemacht.

München, 21. Jan. Die Bayr. Ztg. enthält eine amt­liche Mittheilung, gemäß welcher zwischen den Ministerien von Württemberg und Bayern, um dem Verkehr zwischen beiden Nach­barstaaten zu erleichtern, die gegenseitige Annahme des Staats­papiergelds bei den dem größeren Verkehr dienenden Kassen der Verkehrsanstalken und der Zollverwaltung, sowie bei den öffent­lichen Kassen an der Grenze überhaupt stattzufinden hat.

München, 22. Jan. Vom württembergischen Kriegsmi­nisterium ist eine ans drei Stabs- und Oberoffizieren der In­fanterie, Jäger und Artillerie bestehende Kommission hieher ge­sendet, welche mit einer gleichen Kommission bayrischer Offiziere in Bcrathung treten wird, um womöglich über Annahme einer gemeinsamen Schußwaffe für die Infanterie der beiderseitigen f Armeen sich zu verständigen. Zn diesen Berathungen ist auch der Direktor der k. Gewehrsabrik zu Amberg, Oberst Frhr. v. Podewils, hieher berufen worden und bereits eingetrosfen.

München, 23. Jan. In der heutigen Sitzung der Kam­mer der Abgeordneten sprach Hr. Umbschciden unter Bezugnahme aus die Erklärung des Fürsten Hohenlohe sein Vertrauen auf das jetzige Ministerium aus. Fürst Hohenlohe dankte und er­klärte, frühere Erklärungen prücisirend: Bei einer bundesmäßigen Einigung Deutschlands müsse mich Bayern Opfer bringen. Un­ter Kriegen, in welchen das bayrische Heer gegen Garantie der Integrität Bayerns unter preußische Führung zu stellen wäre, verstehe die Regierung selbstverständlich solche Kriege, durch welche die Integrität Deutschlands bedroht würde. Wiederholt mahnte Fürst Hohenlohe, eine Adreßdiskussion zu unterlassen, weil sie die äußere Politik nicht fördere. Der Adreßantrag wurde hier­auf zurückgezogen.

München, 23. Jan. Die Verlobung des Königs mit Herzogs Max jüngster Tochter, Herzogin Sophie, ist als sicher zu betrachten. (T. d.S. M.)

Frankfurt, 22. Jan. Nach Wiener Berichten ist der Zoll­vertrag zwischen Oestreich und Preußen so gut wie abgeschlossen.

Berlin, 20. Jan. Virchow und Jakoby haben eine Kan­didatur für das Parlament mit Entschiedenheit abgelehnt. Beide erblicken in dem unter der preußischen Militärgewalt stehenden Sonderbunde nur einen Damm gegen die einheitliche und frei­heitliche Entwicklung Deutschlands, und außerdem ist Virchow's Freudigkeit an den politischen Arbeiten durch die wiederholten An­griffe getrübt, die er von früheren Parteigenossen zu ertragen hatte.

Berlin, 21. Jan. Hier wird die Bildung eines nord­deutschen Vereins vorbereitet, um die Verschmelzung der Interessen der alten Provinzen mit denen der neuen zu befördern.

Berlin, 21. Jan. Das Parlamentswahlergebniß muß in allen Wahlkreisen am 16. Februar ermittelt sein. Wie weit man in der Verfertigung künstlicher Beine vorangeschritten ist, beweist das Beispiel des Lieutenants Hellhoff, der bei Git-

schin beide Beine verlor, und der sich nunmehr mit Hilfe von Mechanikus Pfister verfertigter künstlicher Beine ohne Krücken bewegen kann. Er hat eine Erholungsreise nach Südsrankreich und Italien angetreten.

Berlin, 22. Jan. Wenn die süddeutschen Streit- kräste, der südlich des Mains gelegene Theil Hessen-Darm- stadts eingerechnet, nach den für den norddeutschen Bund beab­sichtigten Bestimmungen organisirt werden, so ergibt sich ein Friedenseffektiv von 86,410 Mann, also mit Hinzurechnung des Friedenseffektivs des Nordbundcs eine Gesammtstärke der deut­schen Friedensarmee von 378,618 Mann. Dreijährige Dienst­zeit vorausgesetzt (wobei übrigens die Rechnung vorerst ohne den Wirth gemacht ist), würde also die in Kriegszeiten unter dem Oberbefehl des Königs von Preußen vereinigte Armee nach Ein­berufung von 4 Jahrgängen Reserve eine Stärke von 1,314,000 Mann erreichen, eine Macht, welche auch numerisch der reorga- nisirten französischen Armee überlegen sein würde. Wenn Deutsch­land nach einer solchen Vorbereitung seinem Drange nach Einheit Rechnung tragen will in einem neuen deutschen Bunde unter ein­heitlicher Centralgewalt mit parlamentarischer Vertretung, so wird es in der Lage sein, der Mißgunst des Auslandes zu trotzen und sich eine Stellung in Mitteleuropa zu schaffen, in welcher es das schlechte Wetter nicht mehr zu fürchten braucht. Das sächsische Kriegsministerium hat kürzlich dem Krupp'schon Etablissement zu Essen die Lieferung von 100 Gußstahlgeschützen übertragen, die Konstruktion ganz übereinstimmend mit den Vorschriften der preußischen Artillerie. Das Krnpp'sche Etablissement ist augen­blicklich mit der Fabrikation von nicht weniger als 2370 Guß- stahlkanonen für die verschiedensten Regierungen, besonders auch für die k. preußische und die russische beschäftigt.

Berlin, 22. Jan. In der heutigen Sitzung des Abge­ordnetenhauses kam die Frankfurter Kriegskontribu- tions-Angelegenheit zur Verhandlung. Der Referent Lüning stellt Namens der Commission den Antrag aus motivirte Tagesordnung. Hoverbeck stellte hiezu ein Amendement, welches gleichfalls die motivirte Tagesordnung will, aber die Rückzahlung .der 6 Millionen Gulden an die Stadt Frankfurt empfiehlt. Clas- sen-Kappelmann erklärt sich für das Amendement Hoverbecks. Der Regierungskommissär hob hervor, daß die bekannte Aeuße- rung des Ministerpräsidenten (preußische Städte sollen keine Kon­tribution zahlen) sich nur auf die Zeit bezogen habe, seit Frank­furt eine preußische Stadt geworden sei. Die eingezogenen Kon­tributionen hätten bereits gesetzliche Verwendung gefunden, eine Rückzahlung der 6 Millionen oder deren Verwendung zum aus­schließlichen Vortheil Frankfurts könne daher nicht in Aussicht gestellt werden. Nachdem Hoverbeck seinen Antrag zurückgezogen, wird bei der Abstimmung die motivirte Tagesordnung angenommen.

Berlin, 22. Jan. Der Besuch des Prinzen Ludwig von Hesscn-Darmstadt, und die Reise des Kronprinzen von Preußen nach Mittel- und Süddeutschland (Karlsruhe) wird auf militä­rische Abmachungen gedeutet.

Berlin, 23. Jan. DieNordd. Allg. Ztg." bemerkt be­züglich der Erklärung des Fürsten Hohenlohe vom 19. Januar: Die angeglich von Preußen anerkannte Trennung Deutschlands durch die Mainlinie sei nur eine Fiktion. Wenn die süddeutschen Staaten auf einen Theil ihrer Sonveränetät zu Gunsten einer engeren Einigung mit Norddeutschland verzichten wollen, so stehe dem der Art. 4 des Prager Friedensschlusses nicht entgegen.

Borsig in Berlin schickt zur Ausstellung nach Paris seine 2000ste Locomotive. Wenn sie den Preis gewinnt, so will er sich und seinen Arbeitern etwas zu gut thun, und sogar, wenn sie ihn nicht gewinnt.

In Königsberg sind durch kriegsgerichtliches Erkenntnis zwei Kanoniere wegen Erpressung im Krieg und wegen anderer Vergehen unter Ausstoßung aus dem Soldatenstande zu vier Jahren Zuchthaus verurtheilt worden.

Wien, 21. Jan. DieWiener Abendpost" bespricht die jüngste Erklärung des Ministerpräsidenten Fürsten Hohenlohe in der bayrischen Abgeordnetenkammer und bemerkt dazu, daß die­selbe nichts Unerwartetes enthalte. Sie weist die Aeußcrung des Fürsten Hohenlohe zurück, daß in Oestreich das deutsche Element zurücktrete, und meint, schließlich bleibe die Frage, ob für jede« Krieg Preußens im Voraus und ohne Unterschied die bayrisch« Bundesgenossenschaft zugesichert werden soll, noch offen.