Bern, 19. Jan. Der. schweizerische Bundesrach hat ans umlaufende Gerüchte hin in Florenz und Wien anfragen lassen, ob man dem Aufenthalt Roon's und Moltke's in der Schweiz in der That besondere Bedeutung beilege. Bon Florenz ist noch keine Antwort eingelaufen, von Wien aus erklärte man dagegen, daß man wisse, es liege diesem Besuche allerdings der Zweck militärischer Aufnahmen zu Grunde. Die östreichische Regie­rung ist gesonnen, dem französischen Münzvertrag beizutreten.

Konstantin opel, 23. Jan. Allgemeine Unterwerfung aus Kaudia. Die Freiwilligen haben die Waffen niedergelegt. Zwölfhundert haben sich bereits nach dem Piräus eingeschifft, sechshundert sind an der Küste versammelt und harren gleich­falls der Einschiffung nach Griechenland durch französische und türkische Kriegsdampfer. (S. M.)

In Bukarest laufen die Schweine in den Straßen herum, wie anderwärts die Hunde. Die Polizei läßt sie feit dem neuen Jahre alle einsangen und tödten, ohne den Eigenthümer zu ent­schädigen.

Niemand kann sich rühmen, so hoch geboren zu sein, wie Master Gillot junior. Frau Gillot machte mit ihrem Manne, dem Luftschifsfahrer in New-Aork eine Reise im Ballon und in der Höhe von 21,000 Fuß gebar sie einen Knaben. Das ist der Hochgeborene.

Die kleinen Leiden und Freuden des Ehestandes.

(Fortsetzung.)

Das macht sich für den Anfang ganz prächtig. Meine Marie schlägt mir jeden Abend für den andern Tag Speise vor, und ich treffe danach meine Wahl. Georg sagt, er habe mir gar nicht zugetraut, daß ich mich so verständig als Hausfrau benehmen würde.

Mein Brief ist wieder furchtbar lang geworden, es plaudert sich gar zu hübsch mit Dir. Wie prächtig ist meine kleine Wirth- schaft jetzt in Ordnung. Der Major hat auch wieder die zarte­sten Aufmerksamkeiten für mich. Kurz, ich bin die glücklichste Frau ans Erden und ewig Deine treue Schwester

Dritter Brief.

Du rächst mir, meiner Köchin nicht so viel Vertrauen zu schenken und damit die Zügel der Wirthschafl nicht aus den Händen zu geben. Du, die Du auf der Gottes Welt nichts weiter zu thun hast, als Deine Talente zu vervollkommnen und Dich zu amüsiren, Du hast gut reden. Du solltest nur manchmal in meiner Haut stecken. Befehlen, befehlen! das ist bald gesagt, aber wenn man nicht weiß, was man befehlen soll, oder richtiger gesagt, wenn man es mit so dummen Menschen zu thun hat, daß sie zu unseren Befehlen ein Gesicht machen, als wenn wir griechisch mit ihnen sprächen, da erreicht selbst eine Engelsgeduld ihr Ende. Ich habe meine neue Köchin zu früh gelobt. Eine Woche lang lebte ich wie im Himmel, da schickte sie uns dieselben Speisen auf den Tisch, wie in der vergangenen Woche, und sehr bald merkte ich, sie sei mit ihrer Kochfertigkeit zu Rande. Marie ist ein gutes, sanftes Geschöpf, aber dumm! dumm! Sie bat mich mit Thränen in den Augen, ich solle mir die Mühe nicht verdrie­ßen lassen, sie auszulernen, sie wolle sich Alles merken , wie ich es haben wollte. Als wenn wir dazu erzogen wären, Köchinnen auszulernen. Zu dieser größten meiner Erdenplagen gesellt sich noch ein Herzenskummer. Georg speist jetzt in jeder Woche ein oft zwei Mal außer dem Hause. Immer gibt er Einladungen vor, die er, ohne, zu beleidigen, nicht ablehnen könne. Aber ich merke recht gut, was dahinter steckt es schmeckt ihm an unserm Tisch nicht. Was soll daraus werden, wenn ich nicht Abhülfe zu schaffen suche. Ich werde in den nächsten Tagen an Mama schreiben und sie bitten, mir aus Berlin eine erfahrene Köchin zu schicken. Du kennst aus unserem geheimen Briefwechsel besser als sie meine Noch, sorge also für Deine arme beklagenswerthe Schwester.

Ach, theuerste Martha! ich glaube, ich habe arg gefrevelt, als ich mein Glück zu viel gerühmt habe. In unserer mangel­haften Welt darf ja nicht Alles vollkommen sein. Trotz der pa­radiesischen Gegend, in der wir hier leben, glaube ich doch, be­kommt mir das hiesige Klima nicht. Ich fühle mich oft recht unwohl, und dann bekomme ich eine so brennende Sehnsucht nach Dir, daß ich unaufhörlich weinen muß, und selbst die Liebko­

sungen meines Georg's mich nicht vollständig befriedigen können. Mit recht wehmüthigen Herzen nimmt heute Abschied von Dir Deine treue Schwester Julie.

Vierter Brief.

Die Berliner Köchin ist angekommeu und hat uns ein Mit­tagsmahl bereitet, das meinem Georg so vortrefflich geschmeckt hat, daß er ihr zur Belohnung einen Thaler geschenkt hat. Aber eine curiose Race von Menschen sind die Berliner Köchinnen. Für die vielen Kosten, die mir die Reise meiner Köchin, der hohe Lohn, den ich ihr zahlen muß, verursacht, wollte ich wenig­stens einen kleinen Gewinn für mich erzielen, und machte mir daher viel um sie zu schaffen in der Küche, um ihr etwas die Künste abzusehen. Da sagte sie eines Tages zu mir: Wenn Sie, gnädige Frau, immer um mich herumqui'rlen wollen, dann kön­nen wir nicht bei einander bleiben. Ich verstehe mein Fach gründ­lich , und darum braucht meine Frau nichts davon zu verstehen, und aus die Finger lasse ich mir auch nicht sehen, ich bin eine Köchin und keine Kochfrau, die Kochstunden gibt.

Damit nahm sic einen Eimer und lief aus der Küche. Ich hatte nichts Eiligeres zu thun, als in mein Zimmer zurückzu­kehren. Ich habe vor dem Teufel keine größere Furcht, als vor meiner Berliner Lisette.

Es ist jetzt eigentlich eine recht stille Zeit in unser Städtchen eingekehrt. Die Jahreszeit ist schon zu streng, um im Freien sich aufhalten zu können. Tanzen werde ich nächsten Winter nicht laß Dir den Grund von Mama sagen. Gleich nach Weih­nachten wird Mama mich besuchen. Wie freue ich mich daraus, wieder ein Glied meiner Familie in meiner 'Nähe zu haben. Näch­sten Sommer, wenn es wieder grün in unserem schönen Walde ist, dann kommst Du. Ich könnte närrisch vor Freude werden, wenn ich an unser Beisammenleben denke. Es küßt Dich tausend­mal Deine

Julie.

Mit diesem Brief endete der geheime Briefwechsel. Martha wußte längst, was sie sich von der Mama sollte sagen lassen. Aber was Julie nicht wußte und erst am Weihnachtsfeste erfah­ren sollte, war, daß Martha zur Ehristbaumbescheerung ein Tauf­kleidchen für sie stickte.

Mitte Januar erhielt der Geheimerath Spangenberg eine telegraphische Depesche, die ihm die Nachricht brachte, daß ihm der erste Enkel geboren sei. Vierzehn Tage später kehrte die Geheimeräthin nach Berlin zurück und theilte ihrem Manne mit, daß der kleine Neugcborne in der Taufe seinen und seines Königs Namen, Friedrich Wilhelm, erhalten würde.

Geht mir mit den kleinen Städten," sagte die verwöhnte Großstädterin,Jammer und ewig Wirthschastsplagen, die ar­men Frauen in kleinen Städten können ja niemals ihres Lebens froh werden. Ein Glück, daß kein Mangel an Aminen war, und die arme Julie nicht auch noch diese Sorgen bekommen hat. Was sie mir von ihrer Köchin erzählt hat, ist wahrhaft haarsträubend!"

Nun, diese Sorge ist doch wohl jetzt gehoben?" fragte theilnehmend der Geheimerath.

Was die leibliche Verpflegung betrifft, ja," entgegnete die Geheimeräthin,wir haben gut gegessen, ich habe kaum den ei­genen Tisch vermißt. Aber in der Wirthschaftskasse mag wohl häufiger Ebbe als Fluth sein. Julie stöhnte wenigstens unauf­hörlich über das viele Geld, das ihre Köchin ihr abfordere."

Ich hab's mir wohl gedacht," erwiderte mit bedenklicher Miene der Geheimerath.Die Jugend will nun einmal keine Vernunft annehmen, da muß sie denn durch Schaden klug werden."

Wenn's nur mit dem Klugwerden abgemacht wäre," mischte sich Martha in das Gespräch.

Wer nicht hören will, muß fühlen und lernen, sich nach der Decke strecken," erwiderte kurz der Geheimerath.

(Fortsetzung folgt.)

In derZeitung für Norddeutschland" empfiehlt ein Dr. Leopold die Chloroformirung mit richtiger Anwendung des Morphiums, als ein erprobtes Mittel, bei Verwundungen den Schmerz sogleich zu heben.Die Verletzungen oder die operativen Eingriffe mögen noch so beträchtlich sein, so ist nach Anwendung mit Morphium der Schmerz wie weggezaubert."

Redaktion, Druck und Vertag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.