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Stuttgart. 18. Nov. Gestern wurde der zweite -er wis­senschaftlichen Vorträge im Königsbau, welche wir Sr. Maj. dem Könige auch in diesem Winter zu verdanken haben, von Herrn Prof. Dr. Marx über die chemische Beschaffenhct der atmos­phärischen Luft gehalten. Der Herr Professor hatte sich mit viel chemischem Apparat umgebe», den er zu Versuchen verwendet. ! Gerade diese Art von Experimenten gehört zu den kizlichsten und j der Herr Professor darf oon Glück sagen, daß die in Flaschen ! und Retorten und Büchsen und Eylinder ringcschloffene Kobolde ^ feinem Wink so willig Folge leistete». Nur ein paar der tücki- » scheu Elemente versagten dem Zauberer den Gehorsam. Der Herr ! Professor ging historisch z» Werk und theiite als Einleitung mit, i wie die Bcstaudtheile der Lust schon vor Jahrhunderte» zu er- i gründe» gesucht und wie sie allmälig gesunden wurden. Die Luft j enthält bekanntlich selbst m einem Sommer 1865 viele Feuchtig- ! keil. Etwa drei Viertel davon empfängt sie vom Meere. Diese » drei Viertel betragen etwa 1900 Enbilmeilen Wasser, zu deren ; Fortschaffung per Achse mcbr Pferde nöthig wären, als seit Adam ! auf der Erde waren; ich weiß nicht mehr wie viel, nicht Milliv« j nen oder Milliarden, sondern Billionen. Selbst der Mensch ist gewissermaßen ein Amphybinm; der Körper eines Mensche» ist ein Schwamm, der so viel Feuchtigkeit enthält, baß ei» Mann von 150 Pfund Gewicht nur 36 Pfund feste Bestaudthcilc hat. Die Feuchtigkeit im Körper und in der Lust verhindert allein, daß der menschliche Körper nicht rasch zur Mumie eintrocknct. Wenn es Menschen gibt, die große Liebe zur Feuchtigkeit besitze», so hat diese Liebe wohl ihren Grund in der Absicht, sich vor der völligen Austrocknung zu bewahre». (Säur. B )

Stuttgart, 19. Novbr. In einer Rauferei, die in ver­gangener Nacht zwischen einem Kaminfeger- und einem Metzgcr- gesellen stattfaud, wurde letzterem die Nasenspitze vollständig ab- gebisscu. Es gelang nicht, des abgebiffenen Stückes wieder Hab- Haft zu iverben.

Stuttgart. Die KunstreitergeseUschaftHüttemann und Suhr", deren man sich hier noch gut erinnern wird, ist nach einem polnischen Blatte auf der Donaufahrt nach Koustantinopel bei Varna mit 60 Personen und 75 Pferden niilergcgangen. (S.V.)

Oberndorf, 17. Nov. Den beiden Brüdern Wilhelm und Paul Mauser (beide Büchsenmacher in der K. Gewchr- fabrik), ist cs nach vielfachen Versuchen gelungen, ein Hinter­ladungsgewehr mit wesentliche» Verbesserungen herznstellen. Wie wir hören, wird dasselbe in den nächsten Tagen dem K. Kriegsministerium zur Einsicht und näheren Prüfung unterstellt werden. (SM.)

Wald fee, 18. Nov. Tie vorgestern vorgenommcne Ver- Haftung des diesigen StadtpstegcrS St. bat um so größere Sen- sation erregt, als der Verbastete in diesiger Stadt seit einer Reihe von 20 Jadrcn das allgemeinste Verlrauen genossen hak. Dem Vernehmen nach bandelt cs stch um eine Unterschlagung von Be- träge», die sich nach Tausenden berechnen. (§.M.)

Lentkirch, 17. Nov. Wie bekannt, wurden bei dem am 26./L7. Sept. 1865 in Wnrzacb ansgebrochenen Brande 19 Gebäude eingcäschert, der geschätzte Schoden betrug etliche 40,000 st. Der schon damals vielfach geäußerte Verdacht der Brandstiftung ist leider zur Wabrbeit geworden. Der Tbäter, ein übel bclen- mundeteS Individuum Namens Alois Spönle ans Wnrzach, ist in gerichtlicher Haft und hat heute früh ein vollständiges Geständ­nis; abgelegt. (S. M.z

Bayern. Eine ängstliche und noch, unerklärte Erscheinung ist das Erblinden vieler Kinder von 56 Jahre» in dem WalderSthale bei Lindau. (Scbw. B.r

In Sachsen werden laut Thronrede die Geschorcnengcrichtc ringesübrt.

Wien, 15. Novbr. DieN. fr. Pr." veröffentlicht eine Denkschrift des Grafen Clam-Gallas, in welcher er seine Er- lebnisse im Feldzug 1866 und seinen Prozeß vor dem Kriegs- gcrichte in Wiener Neustadl schildert. Er sagt, die Hanptursache seiner Anklage sei ein Telegramm des Armeckommandos auö- niggrätz, nach welchem das Vorrücken der Armee nnlerbleiben mußte, weil das kgl. sächsische und das Clam'sche Armeekorps gänzlich versprengt waren." An dieser Nachricht aber sei kein wahres Wort und behaupte er, die ungünstigen Erfolge feie» hauptsächlich durch die schwankenden und irreleitenden DiSpositio- nen des Armcekoimuaudos veranlaßt worden. Bencdek wird hierauf nicht schweigen können, und so ist ein östreichischeS Sei- tenstück zu den gegenseittigen Beschuldigungen zwischen dem 7. und 8. Armeekorps zu erwarten.

Wien, 16. Nov. ES ist richtig, daß Graf Bclcrcdi schon im Prager Minlsterrathe de» Antrag des Hrn. v. Beust auf Durch­führung des Prokestanten-PatenteS und Einführung der Civiicbe lebhaft bekämpfte. Auch jetzt soll dem Wunsche des Handelsmi- nistcrs v. Willerstvrff aus Verminderung der kirchliche» Feiertage und Aufhebung der Wuchcrgesctze sich Widerstand entgegenstcllen, doch ist die Sache nicht, wie die Blätter melden, im Minister- rathe, sondern nur privatim zwischen beiden Ministern zur Sprache gekommen. Mit dem Vorschläge, bas Konkordat zu sistire», ist Hr. v. Beust, wie es scheint, durchgefalleu.

Oestreich steht im Begriffe, dem Beispiele Rußlands zu folgen und den Prinzen Carl von Hohcnzollcrn als Fürsten vrn Rumänien anzuerkennen.