gung mit dem norddeutschen Bund auftreten, oder dlos eine zuwartende Stellung dagegen einzunehmen habe. Tic letztere Meinung ist die der Regierung und der Demokratie, überhaupt aller, welche von Oest- reich noch etwas flösse,i oder überhaupt zu hoffen haben; die erstere ist durch Holder und Genossen vertreten. Wir können die vielen und langen Reden nicht wiedergeben und begnügen uns mit der Abstimmung: sie ging dahin, das; bei dem die deutsche Frage betreffenden Passus des Adretzeutwurss fammtliche Artikel der Minorität mit 6 t gegen äl stimmen abgelehnt, und der Fünfzcflncrentwnrf unverändert angenommen wurde. Die Gesammtadresse wird sodann mit 61 gegen 24 stimmen angenommen. Die Adresse wird dem König durch eine Deputation in Fricdrichshafen überreicht werden. — Die Petitionen wegen Reform unseres Heerwesens werden dem Ministerium übermittelt, da die Kammer der Ansicht ist, es fei durch Satz 16 der Adresse Alles geschehen, was von ibr aus in dieser Sache geschehen könne. Ein von Hopf gestellter und von Fetzer, Zeller u. A. lebhaft unterstützter Antrag auf genaue schriftliche Berichterstattung wurde nicht angenommen.
Adresse der Fünfzehner-Kommifsion-
Eure Königliche Majestät (1.) haben die Stände des Landes zu berufen geruht, nachdem seit ihrer letzten Versammlung die schwersten Ereignisse über Deutschland hcreingebrochen sind. (L.) Ein kurzer, aber blutiger Krieg hat zur Lösung des Deutschen Bundes, zum Ausschlüsse Oestreichs aus der Verbindung mit dem übrigen Deutschland, zur Vergrößerung Preußens geführt, und mit der Gründung eines norddeutschen Bundes sollen die südwestlichen Staaten Deutschlands sich selbst überlassen werden. (3.) Wenn auch die Rede, mit welcher im Namen Eurer Königlichen Majestät die Sitzungen der L-tände eröffnet wurden, keine Ansicht über die allgemeine Lage kundgibt, in welche wir durch die Vorgänge der letzten Rionate versetzt sind, so hält sich doch die Kammer der Abgeordneten für verpflichtet, hierüber sich auszusprechen. Eurer Königlichen Majestät Regierung selbst wird der Ansicht der Landesvertretung nicht entbehren wollen, das Volk aber kann von der Kammer erwarten, daß diese die Grundsätze offen darlege, welche sie in solchen Zeiten der Umwälzung des Bestehenden leiten werden. (4.) So möge denn vor Allem rückhaltlos von uns ausgesprochen sein, daß der Wechsel der Ereignisse die Uebcrzcugung von Rechtund Unrecht, wie wir sie vor Beginn des Kriegs gehegt, nicht ändern kann. Und wenn die kriegerischen Erfolge die Erreichung des von uns bisher erstrebten Zieles selbst als unmöglich darstellen sollten, so muß uns doch unverwehrt sein, daran zu erinnern, daß die Einigung deS ganzen Deutschlands feit einem halben Jahrhundert der Wahlspruch deutscher Patrioten war, und daß die höchsten Ideen einer Nation darum noch nicht untergehen, weil ihnen in einem bestimmten Momente die Verwirklichung versagt zu sein scheint. (5.) Aber wir stehen als die Besiegten unter der Macht der Thatsachen, und die Pflicht fordert von uns, auf dem gegebenen Boden für das Beste des Volkes zu sorgen. (6.) Wir müssen es hinnehmen, daß mit der gegenwärtigen Gestaltung Deutschlands der Schutz des einzelnen Staates gegen außen eine unverkennbare Einbuße erlitten hat; hoffen wir, daß dennoch jeder Angriff auf deutsches Gebiet die Nation zur ein- müthigen Abwehr bereit finden werde. (7.) Dem norddeutschen Bunde uns anzuschließcn, wären wir nicht im Stande, selbst wenn wir es wollten, weil Preußen sich nicht in der Lage befindet, es zu gestatten. (8.) Für uns fällt mit demselben Gewichte, wie die Verbindung Deutschlands zur mächtigen Einheit gegen außei^, die Freiheit des Volkes in die Waagschale; wir sind ihm schuldig, nach Kräften die Rechte 'zu sichern, die schon bisher des Schutzes der Verfassung genossen und ungehemmt ihrer weiteren Ausbildung entgegengeführt werden können. (9.) Darum kann nur aus einer Grundlage, 'weiche die berechtigte Selbstbestimmung des Einzelnstaates mit der nothwendigen Einheit des Gesammt- staates versöhnt und die freie Entwicklung des konstitutionellen Lebens gewährleistet, eine Verbindnng von Nord- und Süddeutschland in befriedigender Weise hergestellt werden. (10.) Wir versuchen vergeblich auf der Seite jenes Bundes nach den Garantien, welche unser Recht zu schützen und den Fortschritt auf der Bahn der Freiheit zu sichern geeignet wären. (11.) Wir können es daher auch für jetzt nicht als unsere Aufgabe betrachten, den Anschluß an den norddeutschen Bund zu erstreben. (Schluß folgt.)
Weinpreise» Lausten a. N-, l4. Okt. Klcvncr und Nißling verkauft zu 63—70 fl. rer,Eimer. — Aucustciu und Helfenberg, 13. Okt. Einige Käufe zu 75 und 77 fl. Vorrat- 80—100 Eimer. — Stadt Weln^berg, 18. Okt. Gewicht: Klevuer 92 Grad.
Lknkkgart, 13. Okt. Der Staaksanzciger meldet heute Abend die Penstonirnng des Generallientcnaitts v. Banr, Gene« ralstabschef des 8. denlsche» Armeekorps „wegen körperlicher Dienstmitüchligkeit".
Stuttgart, 14. Okt. Baron Bensi weilt seit gestern in unserer Slädt. Derselbe begibt sich von hier ans nach München.
In Calmbach ist vor Kurzem ein Postgchilfe mit einer Restsetzniig von 500 fl. nach Amerika dnrchgebrannt, sein Baker soll übrigen? znm Ersatz der entwendeten Lumme bereit sein.
Eßlingen. (Proceß Stierten. Fortsetzung.) An: Mittwoch wollte H. nach Hause. Sic habe ihm die Unarten des Wild, geklagt und geäußert: ich kan» den Buhen gar nicht leiden, ich konnte ihn nmbringen. Sie sei in der Aufregung gewesen. Hierauf habe H. erwidert: über so clwaS schlaft man zuvor. Du ! wirst ihn doch nicht wegen des Geldes nmbringen. Nachts habe ' sie nach Wilhelm geschaut, zu welchem Zweck wisse sic nicht. Sie , habe auch H. gebeten, er solle mit ihr 'n»m gehen, »m nach W. !
z» sehen, er schlafe gut. H. sei mit ihr gegangen. Was das für einen Sinn haben sollte, sagt sie ans Befragen des Präsidenten, wisse sie nicht. Sie habe gesagt: er schlaft gut, laß ihn schlafen. Dann sei sie in ihr Belt und er i» seines. Am Donnerstag Morgen habe W. darüber geklagt, daß man ihn so spät geweckt habe, jetzt sei es zu spät in die Schule. Auch sei er nicht recht wohl. Da bade sie ihm nun aus H. Zurede» ein EntschnldignngShillet geschrieben, und damit, sowie mit vielen andern Aufträgen und dem Söhnchen Jakob die Magd sortge- fchickk. (Sv war also auf dem ganzen Bode» Niemand ans, als die St., H. und der Soh» W., da die gräfl. Brabazina'schen Ehelenke regelmäßig bis II Uhr zu Bette blieben; die Tochter Sofie der St. befand sich damals ans Besuch in Schnaitheim.) Sie haben nun nn Salon Kaffee getrunken, wo W. noch nicht ganz angezoge» aus dem Bette lag. Später, nachdem sich W. anders angczogen habe, sei sie mit ihm wegen seines Wegbleibens von der Schule wieder in Streit und so in Aerger gcralhcn, daß sie ihm ei» Tuch um den Hals geworfen habe und —das sind ihre eigenen mühsam und mit sichtlichem Widerstreben hervorgc- sioßenen Worte — faßte ihn — faßte ihn natürlich scharf zusammen und ich mein' — ich habe dem H. gerufen, er solle mir helfen — ich könne den Buben nmbringen — und mein scharfes Zusammenhalte» --- jch Hube ihn in das Bett hineingedrückt
— und ich meine, H. sei dann fort gewesen — und ich bin mit de»! Buben ans den Boden gefallen — und er war todt. — (Sensation im Auditorium ans die ziemlich trocken hervorgebrachte Bemerkung.) Was das für ein Halstuch war, habe sie nicht gewußt, nachher stellte sich heraus, daß es H. gehörte. Wo cs gelegen, wisse sie nicht. Bor der That sei H. auf dem Sopha gesessen. Sie habe ihn gerufen, er solle ihr helfen, den Buben zu zückkigen, es ist doch auch Dein Bnb — ja züchtigen. Dann habe H. nichts gethan, als den HalStnchzipfcl gehalten. Der Bnb sei mit dem Bauche abwärts anss Bett geworfen worden und sie. über ihn hereiugelegen. Wie lang, könne sie nicht sage», dann sei der Bube ans den Boden gerutscht und sie mit ihm. Wie das so gekommen, wisse sic nicht. Jch wollte — ich wollte
— ich weiß nicht — warum war er noch — und hat noch so
einen Stoß gegeben — ich meinte, er habe sich verbissen—wissen Sie verbissen — und ich weiß nicht mehr. — WaS die Kräzer betrifft — so weiß ich nicht — ich habe keine Kräzer von W.
— W. ist ja todt, ich würbe cS ja sagen — er hat sich ja gar
nickt gewehrt. Es wird nun der St. das schwarze Halstuch vor- gezeigt, mit dem W. erdrosselt wurde. Sic nimmt eS ohne sichtbare Erregung in die Hand, betrachtet es mit prüfendem Blick, wie wenn sie es kaufe» sollte, »ach allen Seiten und meint, es
sei möglich, daß cS das rechte sei. Dann fährt sic wieder fort,
indem sie die Hände krampfhaft faltet und wie verzweifelt in den Haaren hinter den Ohre» wühlt: ich bin nicht mehr bei Trost gewesen — ich habe gesagt — ich weiß nichts — er hat gesagt, er gehe heim — er wolle nichts von der Sache und dann haben wir zu Mittag gegessen und dann sind wir sortgegangen — ich habe H. begleitet — während dem blieb W. todt auf dem Bett liegen — ich habe das Zimmer abgeschlossen und den Schlüssel auf das Schloß gelegt. Borher habe ich Fleischbrühe hineinge- tragen. — Präsident: Zu welchem Zweck? Ang.: Ach Gott, daß es »icht hat aufkommen sollen. (Die St. wollte nämlich die Angabe machen, und hat sie auch gemacht, daß W. noch gelebt habe, als sie nach dem Essen fortgegaügeu seien.) (Forts, f.)
Karlsruhe, 13. Okt. Die Regierung hat dem Land- tage einen Gesetzentwurf vorgelcgt, wodurch zur Deckung des vermehrten Bedarfs der Staatsverwaltung für 1867 die Grnnd- und Häusersieuer um 6 kr., die Gewerbe- und Kaffcnsteucr um 4 kr., die Kapitalsteuer »in 2 kr. von je 100 fl. Steuerkapital erhöht wird.
Darmstadt, 12. Okt. Nach einer Verfügung des Ministeriums der Finanzen darf nunmehr mit Rücksicht daraus, baß das hessische Papiergeld an allen würltembergischen öffentlichen Kaffen angenommen wird, auch das wütttembergische StaatSpa- piergeld, welches seither nur an den Kassen der großh. Staatseisenbahnen als Zahlungsmittel Gültigkeit besaß, von allen fiskalischen Kassen angenommen werden. — Frhr. v. Benst halte am 10. d. Audienz beim Großherzog.
Dresden, 13. Okt. Das Dr. I. berichtet vffiz.: Tie beiderseitigen Bevollmächtigten sind übereingekommen, über die