Friedens-Verhandlungen nicht? bekannt werden zu lassen. Alle ' Zeitiiugs-Nachrichte» über diese Angelegenheit lind daher nur i Verniuthungeii oder tendenziöse Erfindungen. Tie Verhandln»- ^ qen baden jetzt wirklich begonnen und werden jetzt bald zum Ab- ^ schlnssc geführt. Der Kenia non Sachsen werde bei seinen Ent- > sck'eidnugen von der Rücksicht ans das Wohl des Lande? und von dem Wunsche bestimmt, den auf seinem Lande lastenden Truck möglichst ahzukürzeu.

Leidig, 13. Okt. Eine sehr zahlreiche Versammlung in ^ der Ccntralhalle beschloß einstimmig eine Verwahrung gegen die ^ fernere Verwendung von LandeSmilteln zur Erhallnng der Truv- pe» im Ausland, nachdem der Zweck der Bewilligung durch Be­endigung des Kriegs erledigt sei. Die Verhandlung über Her- > stellnng einer gesetzlichen Volksvertretung behufs Beschleunigung ! dc§ Friedensabschlusses wurde vertagt. i

Flensburg, 14. Okt. Heute wurde in einer imrochen ! Krug" abgehaltcnen Versammlung von Vertrauensmännern auS ^ allen Theiieu Nordschleswigs beschlossen, die Constitnirung eines ! Vereins gegen Theilnug Schleswigs eiuznleiten. !

Wien, 14. Okt. In Königgrätz wüthet die Cholera der ! Art, daß täglich 3040 Personen daselbst mit Tod abgchen. Ein abgehalteucr Markt endigte mit allgemeiner Flucht der Marki­gäste; die Schulen wurden geschlossen; die Besatzung soll ver­legt werden. Hier in Wien nimmt die Seuche etwa? ab.

Floren;, 13. Okt. General Menabrea bat gestern der vstr. Regierung die Miss. Fr. überliefert, die Italien Oest-l

reich schuldete. General Mcnüdorfs hat dem General Menabrea ! die eiserne Krone überliefert.

New-Jork, 10. Okibr. Ein schreckliches Unglück ist ge- j schehe» : der Dampfer Evening Star ist aus der Fahrt nach New- ^ Orleans gescheitert, 300 Menschen verloren dabei daS Leben. !

Graf Balduin.

(Fortsetzung.) ,

Mitleidig sagte Margarethe:Laßt Euch durch mich Trost geben, vertrant, hofft, »och kann sich Alles wenden."

Kranhoven feilsche und sah mit einem Blicke wehmülhiger Valer- zärtlickkeit ans das junge Mädchen, indem ec sagte:So spricht das Her; der Jugend, der Himmel erhalle cs Euch lange."

In diesem Augenblicke trat Johanna in das Gemach. Was war auS dem blübendschöncu, lebhaften Weib geworden! Wie! ein Bild tiefster Trauer erschien sic; das Auge nur »och gewohnt, ! zu weinen, war zu Boden gcscnkl; der Mund, einst so frisch ; und blühend, hatte das Lächeln verlernt und die Gestalt schien l unter einer schweren Last gebeugt. i

Sie grüßte den allen Baron Kranhoven mit einem leisen i Neigen des Kopses. Dann sagte sie zu ihrer Schwester:Die ; Königin Mathilde hat zu mir gesendet, sie ist schwer leidend ^ und henke so ernstlich besorgt, daß sie zu sterben fürchtet. Sie ! verlangt dringend, mich vor ihrem Ende noch zu sprechen. Da ' auch ich eine Aussöhnung mit ihr als der nächsten Angehörige» wünsche und ihr zugleich Tinge von Wichtigkeit mitzuthcileu habe, ^ die Dich, iheure Schwester betreffen, so wollte ick Tick bitte», mich zu begleiten." Daraus wendete sie sich zu Kranhoven und sagte ihm:Es trifft sich glücklich, daß Ihr hier seid, denn auch Ihr sollt mich begleiten. Unser HauS ist zusammengcschmolzen auf eine Sterbende, eine der Welt Abgestorbene, und ein frisches Reis, ans dem alle Hoffnungen ruhen. Ihr, edler Freund, steht uns am nächsten, und ich bitte Enck daher, bei dieser Zusammen­kunft Euch eiuzufindcn."

Ihr habt zu befehle», gnädige Gräfin," versetzte Kranhoven.

Tretet noch eine kurze Zeit in ein anderes Gemach," sagte Johanna, und laßt den Diener hinabgeben, damit er den Pilger, der mich zu sprechen begehrt, hcraiisführe."

Wildelm von Kranhoven ging in das Nebengcmach und sagte dem Diener, was Johanna wünschte. Dann schritt er durch mehrere Zimmer, und begab sich »ach den Hosen und Ställen des Schlosses, dem Diener den Auftrag hinterlaffeud, daß er ihn rufen solle, sobald die Gräfin es befehle.

Johanna ließ sich aus einen Stuhl nieder, und Margarethe fragte sie:Wo kommt der Pilger her, den Tu erwartest?"

Wie er augibt, kommt er a»S Palästina," erwiderte Jo­hanna.Gewiß ist cs nur wieder eine Anforderung an Deine Mildthätigkeit," meinte Margarethe, woraus Johanna enigegnete:

Mag eS sein, was tbul's! Ich lasse Bittende nicht gerne un­erhört abweisen."

Ter Pilger Irak ein. Er trug de» Mnschelhul, das braune Gewand und den langen Stab seines Standes. Ed blieb au der Thürc stehen und beugte sich tief. Sein Antlitz war gebräunt, Locken und Bart lang und verwildert, und wer in diesem Augen­blicke ihm aufmerksam prüfend in das Antlitz gesehen hätte, der wurde au der lies schmerzlichen Bewegung darin bemerkt haben, daß er nickt als fremder PilgerSmanu hier eintrak, es war Hugo von Kranhoven, der unerkannt vor derjenigen stand, die ec immer noch gleich innig verehrte.

Ihr habt gewünscht, mich selbst zu spreche», frommer Bru­der," begann die Gräfin.

Hugo blieb im Hintergründe des Gemaches stehen und sagte: Wollt Ihr vergönnen, edle Gräfin, daß ich Euch allein die Kunde niitlheilen darf, die mich hergcsührt?"

Redet frei," eukgegnele Johanna etwas befremdet; meine Schwester wird höre» dürfen, was Ihr mir zu sagen habt."

Tie Wirkung dieser Worte hätte rast schon verrakhcn, was Hugo noch geheim halten wollte. Mit lebhafter Freude sagte er:Eure Schwester? So ist dlcS edle Fräulein Margarethe Eure Schwester?"

Ruhig erwiderte Johanna:Sie ist cs, die Einzige, die mir von den Meinen noch am Leben blieb."

Bei diesen Worten zog sie Margarethe au ihre Seite und setzte noch hinzu:Vor ihr habe ick kein Geheimnis;."

Auch soll es für sic kein Geheimniß sein," enigegnete Hugo, denn was ick Euch zu sagen habe, betrifft Balduin, Euren Vater."

Johanna schwieg unter schmerzlicher Bewegung; Margarethe dagegen srug hastig:Bringt Ihr gewisse Kunde von ihm. so redet und meldet uns Alles, was Ihr wißt."

Len'zcnd begann der Pilger seinen Bericht.Lange, lange Zeit bin ich gewandert," so erzählte er;Berge und Thäler, Wüsten und Meere habe ich durchkreuzt, manche Nacht schlaflos ^ in schweren Sorgen und Gefahren verlebt, »m Kunde zu erlau- i gen, die Euch, edle Gräfin, Gewißheit über das Schicksal Eures Vaters geb'eu könnte. Ost verzweifelte ich am Gelingen, aber ich hatte mir selbst den Schwur geleistet, nickt eher zurück,znkcbreu, als bis ich sichere Nachrichten zu bringen und Euch damit die verlorene Seelenruhe wiederzngcben vermöchte. Und so seht Ihr mich hier, zwar ermattet, von der Mühseligkeit der gefahrvollen Wanderung, aber doch befriedigt, denn ich habe den Zweck der­selben erreicht und kann Guck die sicherste Kunde von dem trau­rigen Ende Eures Vaters geben."

Als er bis hichcr gesprochen hatte, machte Hugo eine Pause. Johanna empfand ei» selisamcs Bangen, aber sie erkannte ibn noch nicht. Flehend sagte Margarethe: ,,O so redet, und theilk uns Alles mit."

Hugo fuhr fort:Traurig ist'S, was ich Euch zu melden habe, aber cs ist wahr, so wahr wie daS Wort der Treue, die fick tu Noth und Trübsal bewährt." Er hielt eine» Augenblick iiiue, und erzählte daun weiter:Ihr wisset, daß Euer Vater, dem Kaiser Alexis von Koustautiuopei, der ein Schwager Philipps von Schwaben war, gegen seine» feindliche» und ausrührerischcn Bruder Beistand leistete, und ibm zu seinem Reckte verhalf. Leider aber war Alexis des Beistandes Nicht windig; das Volk empörte sich auch gegen ihn und der ewigen Bruderzwiste müde, wählte cs »ach eigenem Ermessen Euren Vater selbst, der sich tapfer und großmüthig gezcigi, zum Herrscher. Nickt lange, so halte die Gegenpartei sich wieder Macht und Ansehen verschafft. Das entsittlichte und wankelmüthige Volk verließ zum Theil den selbstgewählten Herrscher wieder, und ein schreckliches Ende war das traurige Loos Eures Vaters. Er wurde gefangen und auf Befehl des neuen Kaisers zu einem furchtbaren Tode vcrurthcilt. Verstümmelt stürzte man den Leichnam in die wildeste Schlucht des Gebirges, wo er den Geiern zur Leute wurde."

Bei dieser Nachricht brach Margarethe in Tbränen aus, und ries:Entsetzlich! Grauenvoll!" Johanna aber saß bleich und starr; ihr löste sich ein schwerer Stein vom Herzen und sie wußte nicht, ob sie Gott danken dürfe für die schreckliche Nach­richt. Lang »nd schmeezlich Halle sie Liese Gewißheit erhofft, »nd nun war sie mit einem Male unerwartet gekommen, was sie kaum für möglich gehalten batte. (Forts, f.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.