re» Jahre» gleichfalls beigesetzk worden. Ec war einer der älteste» Beterane», der im Jahr 1792 geboren, sä'»» im Jahr 1805 in MiHlärdicnste trat »nd eS bereits in seinem 23. Lebensjahr znm Major gebracht hatte. Ein tüchtiger Soldat »nd als Kriegs- minister von der Armee geliebt, als Parlaments-Sprenger unter dem Ministerin»! Römer bekenne, und mit dem Regierungsantritt König Karls unter höchster Ancrkennnng pensionirt — ist er nnn vom Schauplatz der Welt abgetreten.
Horb, 6. Oktbr. Am letzten Donnerstag den 4. b. fand die erste Probefahrt von Eyach nach Mühlen mit einer Lokomotive durch Herrn Oberbanralh Tr. v. Gaab statt. Noch kurze Zeit und mir werden das Dampfroß auch in Horb pfeifen Horen.
Eßlingen. (Preceß Stierlcn. Forts.) Zuerst wird die Ang. Stierlen vernommen. Sie setzt sich heftig auf den in der Milte des Saales vm-n-vis der Richterbank gestellten Stuhl. Hinter ihr nimmt der Landjäger Platz. Sie macht nun, Schritt für Schritt welker geführt durch die Fragen deS Präsidenten, folgende Angaben: Sie habe mit ihrem Manne sehr unglücklich gelebt, dieser habe fürchterlich getrunken, so daß er auf der Straße liegen geblieben iei, er habe ihr auch die eheliche Treue nicht bewahrt, eine Base habe ihr gestanden, daß er Nachts hie und da zu ihr komme. So habe Alles auf ihr gelastet, und da sei Hörtig gekommen. Und weil H. ein gebildeter Mann sei, der eine Frau zu behandeln wisse, so habe sie ilu lieb gehabt und gern gewonnen. Ihr Mann sei ein Tutzfrennd zu H. geworden, habe nie etwas über ihr Verhältnis; zu H. gesagt, auch gewiß nie etwas bemerkt. Im Widerspruch mit ihren Angaben in der Bvrnnterfnchung sucht sie nnn, was den Giftmord au ihrem Ehemann betrifft, den H. zu schonen und alle Schuld ans sich' zu nehmen. Nach Günzbnrg sei sie gegangen, weil sie es zu Hause nicht mehr ansgcbalten habe, wie lang sie sich dort anfgchalten, weiß sie nicht mehr. Mit H., der sich dort unter dem Namen eines Werkmeisters Wagner anshielt, sei sie in G. ganz zufällig znsammengckroffen. An eine Berbciratdnng mit H. habe sie nicht gedacht, sie habe ihn aber gern gehabt. In G. sei nicktS über ihre ferneren Pläne mir H. gesprochen worden. Sie habe nur gesagt: vielleicht können wir noch einmal Zusammenkommen. Dieser ziemlich barmlosen Behauptung steht der Umstand gegenüber, daß sie vor ihrer Abreise von Hause die feurigsten, zärtlichste,i Briese an H. schrieb, in welchen ». A. vorkomml: Mein Alles, Seele, Kind, ich bleibe Dein biö in den Tod, Du bist mein. Du wirst mein, ist Deine Liebe noch die gleiche, so verlasse mich nicht, ich mache Dich wieder z» Ehre» und versüße Dir das Leben. Habe Geduld. — Ein Andermal: Mein Alles, was ich versprochen, Halle ich. (Die Briese sind ans feines Postpapier mit schön gemalten Vignetten geschrieben.) Von G. ging sie mit H. nach Ulm »nd dann erst nach einige» Tagen kehrte sie z» ihrem Mann zurück. Ueber die Rückkunft schreibt sie an H.: Mein Alles, es hat mich Niemand geiehen, als ich zurückgekommen bin. Um 10 Ubr bin ich schon im Bett gewesen. Am andern Morgen hat mich der Müller und Dingler mit Vorwürfen behandelt. Er schafft weder, noch ißt und trinkt er ohne mich. Sei standhaft, es gehl zu Ende. Vierzehn Tage nach ihrer Heim- kehr war Müller Stierlen gestorben. Hierüber schreibt sie a» H.: es wird Alkes recht werde», nur warten; was ich gesprochen, wird gehalten. Du bist mein n»d bleibst mein und mußt noch mein werde». Er ist gestorben. Einen Rath könnt' ich brauchen, aber zu kommen, ehe einige Wochen verflossen sind, rathe ich Dir nicht. Es wird über mich Vieles gesprochen, meine Ebrc leidet sehr noth. Die Worte: WaS ich versprochen, was ich geschworen, wird gehalten, beziehen sich, sagt die Angeklagte, ans das Versprechen, mit H. nach Amerika zu fliehen. Den Verlauf der Krankheit und den Tod ihres Mannes beschreibt sie folgendermaßen: Acht bis vierzehn Tage nach ihrer Znrückknnft von Günzbnrg sei ihr Mann erkrankt. (Der Präsident konstatirl, daß St. noch 20 Tage nach diesem Zeitpunkt gelebt habe.) Der Müller sei an Leidweh erkrankt, man habe ihn gleich ärztlich (Dr. v. Richter) behandelt, anßer den vom Aezl verschriebenen Heilmittel» habe man auch noch das Amulet eines Schäfers gebraucht. (Der Merkwürdigkeit und des eigenthümlichen Lichtes wegen, das cs ans unsere gerühmte Volksbildung wirft, führen wir den Wortlaut dieses Auinlets annähernd an: Am Rand herum ist eine Menge, im Zusammenhang sinnloser Buchstaben sichtbar, in der Mitte steht:
O Gicht, o Gicht, wie marterst Du mich!
Wie Du mich quälst, das klag ich Dich!
* *
St. Anna sprach: Gichter, Gichter, wo wollet ihr hin?
Da sprachen die Gichjer, wir wollen zu Georg Andrea« hin!
Da sprach die heilgc Frane: Ihr dürfet nicht zum Georg
Andreas hin :e. rc.
(Genug des blühenden Unsinns.) (Forts, f.;
Eßlingen, 6. Okt. Heule Samstag Abend 7 Uhr endete die Schwurgerjchtsvcrhandlnng gegen Wittwe Stierlen und L. Hörtig mit dem Wahrspruch der Geschworenen „schuldig" und der Vernrtheilnng der beiden Angeklagten durch den Hof znm Tode. — Nock nie sah Eßlingen eine solche Menge Fremder in dem Saal des Gerichtshofes »nd vor den Thoren seines Hofes sich drängen, die alle dem Gang der Entwicklung »nd der Entscheidung cntgcgenharrte». Es mögen im Saale lOOO—1200 Personen, außerhalb wenigstens 1500 Köpfe versammelt gewesen sein, als Abends 7 Ubr eine Chaise die Vernrtheilken in ihr Ke- fängniß zurückbrachte. Fast schien es, als dürsten rohe Demo», ftratienen stattflndeu, denn Tags zuvor mußte die Stierten durch eine Wache von mehreren Mann geschützt werde», als sie abge- führt worden, und doch flogen Steine von der Straßenjngend ans sic. welche ihr spöttisch zuricf: Gehst in deinen Salon heim? Am letzten Tage schien die heftige Liebe und Leidenschaft zu Hör. tig die Stieilc» noch einmal bewogen zu haben, denselben zu schonen, und die Schuld von ihm abznwälzc», nachdem sie frn- her durch seine sie kompromiitircnden Geständnissen gereizt, keine Rücksicht mehr gegen ihn kannte —Ja! man will bemerkt haben, daß, als Hörtig und Stierlen, etwa 2'/s Fuß getreu»! »eben einander vor den Richter» in der Mitte des Saals saßen, Er- sterer ein Papiercbcn fallen ließ, welches die Stierlen unbemerkt anfhob, und nachdem sic in einer bald daraus eingetreteneu Pause Gelegenheit gefunden, den Inhalt zu lesen, schlugen ihre Aussage» wieder »m und die Blitze derselben entluden sich nicht mehr aus den alten Geliebten, um dessen Besitz willen sie selbst ihr eigen Fleisch und Blut dem Tode durch Erdroßlung geweiht. Doch sollte der Dank für diese letzte Liebe nicht mehr lange ans sich warten lassen, denn als das,,Schuldig" ausgesprochen, das einen ziemlich starken Eindruck auf die Angeklagten machte, so daß die Stierlen ihr Gesicht verhüllte und Hörtig die Thronen ans den Angen wischte, — so stand dieser auf, trat vor seine Todesgenossi» und sprach gegen die Richter sich wendend: Hier siebt die Mörderin ihres Kindcö, ich werde sie vor dem Richter- stuhl Gottes anklagen! — So hatte das Weib, das auS Leidenschaft zu dem Mann ihrer Neigung jeden Funken mütterlichen Gefühls vcrlängnet, das zur teuflischen Megäre herabgesunken war, bis zum letzten Augenblick noch besser gebandelt an ihm, als dieser, welcher zwar nicbi das Maß der Verbrechen auf sich häufte, wie sie, an ihr! Das Urtheil der großen Menge ging beßhalb auch auseinander. Die Einen erblickten in ihm, die Andern in ihr den größeren Verbrecher, denn sagten die Ersteren, er hat sie veranlaßt durch sein Verhällniß zu ihr, daß sie ihm den Gatten, das Kind und ihr Vermögen opferte, — sie Han- delle aus leidenschaftlicher Neigung zu ihm, er aus Habsucht — die Andere» dagegen: er hat nur am Morde eines fremden Kindes Thcil genommen, sie aber ist die Mörderin ihres eigene» Fleisches und Blutes und darum ein noch größeres Scheusal! — Leute aus der Gegend von Schnaitheim, die der Müllerin wegen der Verhandlung anwohnken, erzählen, baß ma» bei ihnen längst wisse, daß auch die Mutter der Stierlen ihren Mann einst vergiftet. (T. CH.)
Ulm, 8. Okt. Die heute begonnene und bis znm 10. d. währende Tnchmcffe hat sich eines starken Besuches von Käufern und Verkäufern zu erfreuen. Der Handel geht sehr lebhaft und ist die Stimmung allgemein animirt. Das neue Lokal ist fast nicht genügend für die Masse von Waaren und Menschen und wird unfehlbar bis zur nächsten Messe im Frühjahr eine Erwei- terung der Räume beschafft werden müssen. (St.A.)
Karlsruhe, 9. Okt. Bei dem heutigen Zusammentritt der Ständckammcr erklärte Staatsministcr Mathy: Baden sei zu Mitwirkung an dem allein noch möglichen Einheitswcrk vorerst nicht berufen, müsse jedoch Beziehungen znm werdenden Deutschland suchen. Minister v. Frepdorff gibt bedeutungsvolle Enthüllungen über den östreichisch-baicrischen Sondcrvertrag zum