die siegreichen Truppen an dem Hause eines Gerbers folgende I Inschrift:
Was Friedrich bat „in Loh" gebracht, >
Das hat der Wilhelm „gar" gemacht.
Hambng, 19. Scpk. Laut Telegramm ans Schleswig in den Hamburger Nachrichten ist General von Mantenffel, unter Enthebung von der GouvcrnenrSwürde, zum kvmmandirenden General des schleswig-holsteinischen Armeekorps ernannt, mit Wohnsitz in Schleswig.
Die im letzten Blatt gegebene Nachricht, daß die Haders- lcbener Volksversammlung sich gegen jede Theilung NordschleS- wizS erklärt habe, dürste von nicht geringer Wichtigkeit sein. Warum das Berliner Kabine! nberhauvt jene Bestimmung in den Prager Frieden ausgenommen hat, daß die Bewohner NordsckleS- wigS über ihr ferneres Schicksal selbst sollten verfügen dürfen, ist unschwer zu erkennen. Da schon laugst dieses NordschleSwig von Dänemark als daS Allermindeste i» Anspruch genommen wurde, was man ihm schuldig sei, so wollte man in Berlin in dem Augenblick, wo man mit großartigen territorialen Veränderungen in Norddeutschland beschäftigt war, dem Auslände nicht »och dadurch vor den Kopf stoßen, daß man geradezu jenen nördlichen Theii Schleswigs sich aneignetc. Die Stimmung der Bevölkerung sckeinr nun der preußischen Annexion sehr günstig zn sein, so daß für die Dänen wenig Aussicht übrig bleibt. Wie wenig übrigens Dänemark Vertrauen aus sich selbst und seine Sache besitzt, geht daraus hervor, daß sie in Napoleon den einzigen Erretter Nordschleswigs sehen und deßhalb bei ihm betteln gehen. So wie die Dinge aber gegenwärtig stehe», kann man von dem Einflüsse Napoleons nicht allzuviel erwarten. Ec hat in Bismarck einen Rivalen gefunden, der keineswegs gewillt zu sein scheint, ihm den Vorrang zuzuerkenne». So sehr daher auch das Verfahren Preußens dein Tadel der Zeitgenossen ausgesetzt sein mag — Eines muß gewiß Gegenstand der Anerkennung sein, dieses nämlich, daß durch das muthige und kraftvolle Auftreten dcS Berliner Kabinets der Alleinherrschaft Napoleons ein Ende gemacht ist. Es wird von nun an nicht mehr die ganze Welt vor einem übellaunigen Worte jenes Usurpators da drüben zn zittern ansangen. Deutschland hak in Preußen eine» Vertreter gesunden, der ein bedeutendes Gewicht in die Wagschale zu lege» im Stande ist.
Wien, 14. Sept. Mit dem heutigen Tage haben die Preußen Mähren verlassen und dürfte mit Ende der nächsten Woche der gesammte Staat geräumt sein.
Wien, 15. Sept. Wie man von Seiten der Oestreicher diejenigen behandelt, welche in dem jüngsten Kriege treu zn sei- ner Seite gestanden haben, darüber wird der D. A. Z. Folgendes berichtet: „Auf Eins können Sie sich verlassen, und das ist, daß, wenn die sächsische» Offiziere wieder in die Heimath kommen, sie zwar vielleicht nicht sofort mit ganzem Herzen preußisch, aber ganz gewiß mit der gründlichsten Abneigung gegen Oestreich erfüllt sein werden. Ihr Verhältuiß zu den östreichi- scken Offiziere» ist nickt nur ein kalk fremdes, es ist ein abstoßend unfreundliches. Der östreicbjsche Offizier sieht sie über die Achsel an, niemals grüßt er zuerst, er wartet, dis er gegrüßt wird, um dann vornehm nachlässig den Gruß zu erwidern. Gehen sic an öffentliche Orte — hier ist ein Tisch mit Sachsen, dort ein anderer mit Oestreicher» besetzt; büchst selten, daß man sie irgend mit einander verkehren sieht. Und daS bietet man hier denselben Truppen, die nickt blos Gäste auf dem östrcickischen Boden sind, sonder» die a» der Seite Ocstrcichs mit einer Bravour ohne Gleichen gekämpft haben." Was würden wir hiernach z» erwarten haben, wenn Oestreich den Lieg davon getra- gen haben würde?
Wien, 18. Sept. Dem Volksfreund zufolge ist der Frie- dcnsschluß zwischen Preuße» und Sachsen ersolgt. Bedingungen sind ein selbständiger Armeestand von 40,000 Man»; der Kronprinz ist Oberbefehlshaber, welcher dem König von Preußen den Eid leistet. Der Königstei» wirb Bnndessestung. Die Rückkehr der sächsischen Truppen erfolgt an, 25. Sept.
Prag, 18. Septbr. Seil gelte,n finden hier bedauerliche Pöbelexcesse statt, welche namentlich auch gegen die Inden gerichtet sind; die Rohheit des czeckischc» Pöbels übersteigt jeden Begriff.
Alle tyro lisch en Landesverlbeidiger, die im Felde gestanden, erhalten eine silberne Denkmünze.
Florenz, 18. Sept. Die Nazione meldet: Die Schuldsrage ist ihrer Lösung nahe. Oestreich verlangt außer der lieber- nähme der venetianischen Schuld, welche beinahe eine Milliarde beträgt, noch 73 Millionen, dann ist eö zur Räumung Venetien« bereit. Italien nimmt die Verhandlung aus dieser Basis an und Frankreich wie Preußen suche» beide Parteien zn einigen. Preußen wird zur Unterstützung des Prager Vertrags die Besetzung Böhmens bis zum östrcichisch-italicnischen Friedensabschluß aufrecht erhalten.
Rom, 19. Sept. Zwischen England und Rom scheint doch etwas im Werke zu sein. Es ist zwar von englischer Seite de- mentirt worden, als beabsichtige mau dem Pabst ein Asyl in Malta oder sonst wo auf englischem Gebiet zn geben, allein ausfallend ist, daß der Kardinal Fürst Hohenlohe am 16. d. mit einem päpstlichen Handschreiben von Rom nach England geschickt worden ist. Vorher fand ein lebhafter Verkehr zwischen dem britischen und französischen Geschäftsträger statt.
Paris, 15. Sept. Nach einer Korrespondenz des Temps ans dem Haag wäre der König von Holland geneigt, Luxemburg an Frankreich zn verkaufen.
Paris, 17. Sept. Hier cirkulirt ein gedrucktes Programm des Herzogs von Aumale, worin die von den Orleans für de» Fall ihrer Rückkehr zu erwartenden Freiheiten und Vergünstigungen anfgezählt worden sind. In erster Reihe wird unbeschränkte Preßfreiheit, dann ebenso unbeschränktes Versammlnngs- reckt, ferner Abschaffung des Kultusbndgcts n. s. w. verbeißen. — Die Mission des Generals Castelna» nach Mexico besteht für das Mein, darin, „mit dem Kaiser Maximilian sich über eine Reihe von Maßregeln zu benehmen, welche geeignet sind, die diesem durch gegenwärtige Verhältnisse anferlegte Aufgabe zu erleichtern. Diese „Reihe von Maßregeln" besteht einfach in der Abdankung des Kaisers. — Die französische Regierung verliert in Mexiko mindestens 650 Mill. Franken, die zwei Ausgaben von Obligationen eingerechnet.
Paris, 18. Sept. Die France meldet, daß Mazzini iw der Schweiz ist »nd dort dafür eine Agitation hervvrzurufew sucht, daß Venedig wieder eine Republik werde.
Obgleich der König von Holland bei der Kammcrcröff- nnng erklärt, die Beziehungen zn den fremden Mächten seien vortrefflich, so siebt er doch mit Vergnügen die Bildung von Schützenvercinen (Fürwahr, durch solche ist das Vaterland geschützt! Oder ist cs nickt so, mein liebes Deutschland?!)
K o n sta n ti n o p e l, 18. Sept. Auf Candia ist bei Canea eine Schlacht geliefert worden. Das türkisch-ägyptische Heer, ungefähr 30,000 Manu stark, soll nach achtstündigem Kampf das Schlachtfeld bebanplet haben. Die schlechtbewaffneteu Insurgenten, in der Stärke von 40,000 Mann, hätte» 600 Tobte gehabt.
Allerlei.
— Ein Beispiel amerikanischer Diebsehrc liefert folgendes Gcschichtcken: Der Redakteur des Prcskott „Journal", Luke Taylor, befand sich unter den Excursivinsten, welche St. Paul besuchte», als Genedal Sherman» dort war. Ans dem Damvf« boot erleichterte ein Langfinger seine Taschen. Am nächsten Tag erhielt er sein Taschenbuch wieder zngesandt, und zwar von einem Briefchen folgenden Inhalts begleitet: Du miserabele Slinkkatze — hier hast Du Tein Taschenbuch. Daß ei» Kerl, der so gut gekleidet ist, wie Du warst, mit einem Taschenbuch herumläuft, in welchem sick nichts, als alle Streifen Papier, ein Taschen- kamm, ein Eisenbahnpaß »nd zwei durchgestrichene Poststempel befinden, ist ein grober Versuch, das Publikum zu täuschen. Da ich höre, daß Du der Herausgeber einer Zeitung bist, schicke ich Dir Deinen Schwindel wieder zurück. Ich plündere Niemand, außer Gentlemen!
Charade.
Die ersten zwei lieb' ich schön gebaut, freundlich, gesund, gut aufgeräumt und besitze sie gerne allein.
Die andern zwei lieb' ich auch schön gebaut, freundlich, gesund, gut aufgeräumt und besitze sie gerne allein-
Das Ganze besteht aus ven letzten beiden, für die ersten beiden.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.