einzelne Theile ernstliche Besorgnisse. — Dos energische Anstre- ten der preußischen. Regierung war ganz dazu angcthan, dem Kapitalisten starkes Berkrouen einznflößen, derselbe wünscht nur den Friede» und eine feste Ordnung des Skookes, von welcher er die Sicherheit seines eigenen Besitzes abhängig weiß.
M ü n cben , 1. Sept. Es sind hier bereits kriegsgerichtliche Untersuchungen bezüglich der Heersührung im Gonge. — Der Feldmorscholl Prinz Karl ist henke ebne Ansenthalt hier durch noch seinem Sommersitz Tegernsee gereist; er soll förmlich gebrochen sein und der trotz seiner Siebenzig sonst noch so rüstige Monn ouf seinem Antlitz die unverkennbaren Spuren der Mül>- sole und Leiden trogen, welcher dieser unselige Krieg körperlich und geistig ibm gebrocht hol.
In der boyerische» Abgcordnctenkonimer sproch nur der Abg. Tr. Rniand ans Würzbnrg gegen den Friedensvertrag, der so ergriffe» wor, daß er, nochdem er gesprochen, in heftiges Weinen onsbrocb. Er wor onch der Einzige, der dogegen stimmte. — Die Entlossnng der Truppen Hot cbensosis onch in Loperu in großem Umfonge begonnen.
Dresden, 1. Sept. Die von Lachsen geforderte Kriegs- entschödigung betrogt nicht 20, sonder» 10 Millionen.
Berlin, 31. Ang. Tie Beibeholtnng Dresdens ols künftige norddeutsche BnndeSsestnng, mit einer wo nicht onsschließ. lieh preußischen, mindestens doch gemischte» Bnndesbesotznng, kann wohl ols zweifellos angesehen werden.
Berlin, 31. Ang. Einer Depntolion ons Kassel erwiderte der König etwa Folgendes: „Allerdings sind die Ereignisse für mich selbst unerwartet eingetrcken; es liegt eine Entwicklung der Dinge hinter uns, die ich vor dem Kriege ols dos Werk eines holbeu Jahrhunderts zu bezeichnen Anstand genommen holte. Es schmerzt mich, gegen ein mir verwandtes und durch jahrhundert- lange Herrschaft eng verbundenes Fürstenhaus so verfahren zu müssen, wie ich es thot. Aber die nationalen Ausgaben Deutschlands und Preußens duldeten es nicht anders. Es freut mich auch, daß die Bevölkerung nicht leichte» Sinne« über den Wechsel der Dinge sich hinansgesetzt hat. Gleichwohl hoffe ich, daß sie sich mit den neuen Verhältnissen, mit dem Anschluß o» einen Staat, der, daS kann man nun nicht wohl in Abrede stellen, was Intelligenz, Kraft und Ordnung betrifft, au der Sitze der deutschen Nation steht, bald.aussöhnen und mir in der weitere» Verfolgung meiner nationalen Ziele beistehe» wird. Zwar bin ich für meine Person schon zu alt, um noch viel verspreche» zu können, aber mein Sohn, daraus verlassen Sie sich, wird in meinem Sinne fortrcgieren und Ihnen Alles halten, was -ich hie- mit versprochen habe.
Berlin, 31. Ang. Die „Zeidl. Corresp." glaubt in keiner Weise, daß Frankreich gegen Preuße» rüstet; nicht bloS um deß- wegen nicht, weil der Einsatz mit dem möglichen Gewinne nicht im Verhältnisse stehen würde, sondern weil Frankreich gegenwärtig viel dringendere Veranlassung hat, seine Angen nach anderen Punkten zu richten.
Berlin, 1. Sept. Daß Frankreich, wohl in Folge der ausschließlichen Besetzung von Mainz durch preußische Truppen, hier neuerdings die Compensationsfrage in Bezug ans Luxemburg aufgcnommeu hat, steht außer Zweifel.
Berlin, 1. Sept. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stand die Jndemnitätsvorlage ans der Tagesordnung. Der Finanzministcr befürwortete die Annahme des Koni- Missionsantrags. Bei der Debatte sprachen besonders Woldeck und Gneist wegen mangelnden Ministerveranlwortlichkeitsgesetzes gegen die Indemnität; dafür Michaelis, Löwe, Wagener. Der Ministerpräsident hob hervor, daß die Regierung den inneren Frieden, dessen das Vaterland bedarf, suche und auch zu siuden hoffe, weil die Abgeordneten jetzt wohl erkannt haben werden, daß die Regierung auch den von der Mehrheit des Hauses erstrebte» Aufgaben nickt so fern stehe, als dies früher scheinen mochte. Von diesen Aufgaben seien auch innere Verbesserungen nicht anszuschlicßen; jetzt aber handle es sich namentlich um die noch ungelösten Aufgaben der auswärtigen Politik. Die Haltung der östreichischen Regierungspresse und der süddeutschen Bevölkerung sei andauernd unfreundlich, und kaum sei in Europa eine Macht, welche die Konstituirung des neuen deutschen Gesammt- lebens wohlwollend förderte; das erfordere die Einigkeit des ge- sammten Landes. — Am Montag wird die Debatte fortgesetzt.
Berlin, 3. Sept. Der franz. Botschafter Bcnedetti ist gestern nach Poris abgereist. — Der König hat heute dem Grasen von der Goltz, dem prcuß. Gesandten in Paris, eine lange Audienz ertheilt. (S. M.)
Berlin, 4. Sept. Bei den gestrigen Verhandlungen der Abg.-Kammer über die Jndemnitätsvorlage erklärte der Minister des Innern, Graf Enlenbnrg: Durch Annahme der Indemnität würde die Regierung moralisch gezwungen, dem Abgeordnetenhaus,: cnitfegenzukommcn, die Regierung würde nicht einen bloßen Waffenstillstand bewilligen, sondern es würden die Präliminarien zu einem wahrhaften, dauernden Frieden festgesetzt. Das ganze Gesetz wurde mit großer Mehrheit angenommen. (S. M.)
Berlin, 4. Sept. Die Krenzzeitnng schreibt: Der Einzug der Truppen ist ans den 20. und 21. September festgesetzt.
Vom Main, 31. Ang. Die zwischen Berlin und dem Haag schwebenden Verhandlungen über die künftige politische Stellung des Großherzogthnms Luxemburg nehmen eine Wendung, welche keineswegs eine baldige Erledigung erwarten läßt. Die Negierung des König-Großherzogs beharrt dabei, alle Vorschläge für einen Anschluß des Großherzogthnms a» den norddeutschen Bund abznlehnen und die Räumung der Festung Luxemburg durch Preußen zu verlange». Preußen dringt dagegen immer entschiedener ans den Beitritt des Großherzogkbums zu dem norddeutschen Bund und weist die Idee einer Räumung der Festung kategorisch zurück.
Königsberg, 26. Aug. Da am 29. d. M. die Wiedereröffnung der Schulen beginnen soll, so ist bei dem hiesigen Pro- vinzial-Schulkolleginm der Antrag gestellt worden, daß es die respektive» Schulvorstände veranlasse, auch hier die in Danzig getroffene Einrichtung zu beobachten, wonach nach Beendigung jeglicher Schulstunde das Klassenzimmer während einer Viertelstunde von den Schüler» geräumt werben muß, um durch Oeff- nung der Fenster -die erforderliche Lnftreinignng eiulreten zu lassen.
Hannover, 1. Sept. Die Deputation an den König von Preußen, bestehend aus den Herren Minister a. D. v. Münchhausen, Vizepräsident des O.App.-Gerichts v. Schlepegrell und Schatzrath v. Rössing hat ans dem Munde Sr. Maj. selbst die Ueberzeugung geschöpft, daß nunmehr auch der loyalste Hannoveraner keine Wahl und keine andere Pflicht mehr hat, als die, die neue Ordnung der Dinge anzuerkenne» und ihr mit allen Konsequenzen sich zu unterwerfen. Durch eine Unterredung mit Bismarck hat die Deputation die weitere Gewißheit mikgcbracht, baß der Kronprinz Friedrich Wilhelm aus längere Zeit als Vice- könig oder in ähnlicher Stellung seine Residenz hier in der Stabt nehmen werde.
Wien, 2. Sept. Graf Meusdorfs bleibt im Amte; von Ersetzung durch Hrn. v. Hübner ist nicht mehr die Rede. (K.Z.)
P r a g, 31. Aug. Nachdem die Bestätigungen des Friedens- Vertrages gestern ansgetauscht worden, ist Freiherr v. Werther noch am Abend nach Berlin und Freiherr ».Brenner heute früh nach Wien abgereist. Die schwarz-weiße Fahne ist von der Zinne der Burg abgenommen worden.
Die Olmützer „N. Ztg." berichtet: Am 28. d. Abends brach in Bodenstabt (Mähren) ein Brand ans, welcher fast ganz Bodenstadt, ca. 400 Häuser, nebst dem Schloß, dem Psarrhofe und den beiden Kirchen vollständig einäscherte, bis jetzt weiß man, daß 6 Personen verbrannt sind. Heute (29.) 11 Uhr Vormittags wüthete der Brand noch fort. ,
Der Wiener Witz desertirt nicht, auch nickt vor der Cholera. Scheidenden Waffenbrüdern Oestreicks gibt er die Svm- pathien der Kaiserstadt vermittelst des Wortspiels kund: „Welche Staatslose sind jetzt allbeliebt in Wien?" Antwort: „Die Sach, sen." In der Thal sind die wackern Sachsen zur Zeit noch staatSlos; es steht aber zu erwarten, daß sie cs nicht bleiben werden.
Florenz, 1. Sept. Das Ministerium bereitet eine Reduktion der Armee vor, sobald der Frieden unterzeichnet ist. — Der Kaiser von Oestreich hat gestern den General Menabrea empfangen. — Der franz. Commissär General Leboeuf ist in Padua angekommcn. Derselbe hat sich, nachdem die Ucbergabe der Festungen und des Gebiets des lombardo-venetianischen Königreichs in seine Hände durch einen östreichischen Kommissär bewerkstelligt worden, mit den venctianischen Behörden ins Benehmen zu setzen, um ihnen die ethaltencn Besitzrechte zu übertragen, und werden