die Bevölkerungen anfgefordcrt werden, selber über das Schick­sal ihres Landes zu ciilscheidcii.

Paris, 1. Scpt. Der Erzbischof vo» Paris hat neulich in einem Hirtenbriese gesagt, die Jungfrau Maria sei unsere Schwester und von Adam geboren, wie wir. Das Journal des Debats wirft die Frage auf, wie diese Sprache in Uebereinstim« mung zu bringen sei von der Lehre der unbefleckten Empfängniß.

Paris, 2. Scpt. Der Redakteur beSSiecle", Vilbork, hält seine Ansicht von einem demokratischen ZnkunstSdeutschIand aufrecht. Gegen de» preußische»KorporaliSmnö" (ein Schlag, wort des Tenips) tritt Vilbort, gestutzt ans seine eigenen, in Böhmen und Mähren gemachte» Erfahrungen, kräftig in die Schranken.Die preußischen Soldaten/' ruft er ans,die in den böhmischen Feldern den Oestreicher» so gewaltige Schläge versetzten, waren intelligente, unterrichtete, allen Ständen angc. hörige Burger. In die Heimath zurückgekehrt, greifen sie wieder zur Feber, zum Buch, zum Werkzeug. Wenn sie eine so schöne MannSzncht an den Tag gelegt, wenn sie keinen Raub und keine Nothzucht verübt habe», so rührt dies daher, baß sie unter der Uniform die häusliche Sitte bewahren. Außerdem haben Biele von ihnen Weib und Kind zu Haus. Ist der Krieg zu Ende, so braucht Preußen keine Million, nicht einmal, wie Frankreich, 600,000 Mann unter den Waffen zu halten. Sein stehendes Heer ist kann, den dritten Thcil so stark und besteht auS junge» Leuten, die nicht allein aus den Armen und Unwissenden, son­dern auch aus de» Reichen und Gebildeten genommen werden."

Paris, 2. Sevt. Der Moniteur schreibt:Marquis de MouSlier iseit 1861 Botschafter in Konstantinopcl) ist zum Minister beS Auswärtige» ernannt, an der Stelle des Herrn Drouyn de Lhuys, dessen EntlassungSgesnch angenommen ist. Drouyn de LhuyS ist zum Mitglied des geheime» Ratbs ernannt. Marquis v. Lavaleite, Minister des Innern, ist zeitweilig mit der Führung des auswärtigen Ministeriums beauftragt. Bene« belli, der Botschafter in Berlin ist zum Großkrcuz, Saillard zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. (Drouyn de Lhuys trat im Okt. 1862 ins Ministerium, an die Stelle Thouvenels, und be­kanntlich wurde mit seinem Eintritt eine östreichfreunbliche Aera in der kaiserliche» Politik eingeleitet. Sein Rücktritt wird in Paris als ein Sieg der Friedenspartei und als Bürgschaft ferner» guten Einvernehmens mit Preußen ausgefaßt. Der Kaiser bat an Drouyn folgende» Brief vom 1. Scptbr. gerichtet:Mein lieber Herr Drouyn! Ich bedaure lebhaft, daß die Umstände mich zwinge», Ihre Entlassung anznnchmen. Aber, indem ich auf Ihre Mit- Wirkung verzichte, will ich Ihnen einen Beweis meiner Werth- schätzung geben dadurch, baß ich Sie zum Mitglied«: des gehei­men Raths ernenne. Diese neue Stellung wird den Bortheil baden, daß die Beziehungen, welche mir Ihre Einsicht und Ihre Ergebenheit für meine Person und meine Dynastie so werthvoll gemacht haben, erhalten bleiben.") (T. d. S. M.)

Paris, 2. Sept. Ueber die Bedeutung der Ersetzung des Hin. Drony de Lhuys durch MonSlicr sagt die Jndev. beige, daß der Kaiser, die deutschen Fragen bei Seite liegend lassend, das demnächstige Wiederanflauchen der orientalischen Frage voranSfühlt und bereit sein will, ihr in allen ihren Phasen zu folge». In dieser Beziehung ist die Wahl de Moustier'S ganz besonders bezeichnend. Die Ereignisse auf Kandia, die Aufre­gung i» ganz Griechenland, Epirus und Macedonien, die Hal­tung Serbiens, die finanzielle Bcdrängniß der Türkei rechtferti­gen diese Vermulhung und verleihen dem, was in Oestrcich für die Reorganisation dieses Reichs geschieht, ein ganz besonderes Interesse. Ein Corr. desselben Blattes sagt, baß die Ernennung de Moustier'S ohne Zweifel in Wie» und St. Petersburg wenig gefallen werde.

Paris, 3. Sept. Der Tcmps versichert, Bcnedetli, der Botschafter in Berlin, sei zum Nachfolger de MonStiers in Kon­stantinopel bestimmt. (L. M.)

London, 3. Sept. Bon Valentin wird telegraphirt, daß das Kabel von l865 gestern glücklich ausgcfischt und eingcsplcist worden ist. Es fignalisirt vortrefflich. Die weitere Legung geht ohne Störung fort.

St. Petersburg, 31. Ang. DaS Journal de St. Pe­tersburg enthält nachstehende Note:Die einzige» positiven FaktaS bezüglich der Mission des Generals v. Manteuffel sind folgende: Tie kaiserliche Regierung halte den Neutralen die Theilnahme

Europas bei den bevorstehenden Tcrritorialänderungen vorgeschla- ge». Ter Vorschlag blieb aber unnnterstützt. Die kaiserliche Regierung enthielt sich jedes weiteren UrtheilS, rcscrvirte ihre Rechte als europäische Großmacht »nd behielt ihre freie Aktion. Rußlands einziger Regulator ist sein Nativnalinteresse."

Graf Balduin.

(Fortsetzung.)

Ludwig dachte, wäre sie jung und schön, so fände sie leich­ter Beachtung, denn die Jugend »nb die Schönheit der Weiber sind oft bessere Verbündete, als ganze Heere. Da sie alt ist, kümmert es Niemand, mit wem sie sympathisirt. Nach einer Weile sagte er:Ist sonst »och etwas vorgesallen?"

Noch eine Nachricht habe ich Ew. Majestät zu melden," entgegnete de La»c6,die ebenfalls die flandrischen Angelegen­heiten betrifft."

Ludwig erhob gespannt den Kops, und richtete die stolzen Augen auf de Lanco.Und welche?" sagte er, woraus de Lanco berichtete, ei» heimlicher Bote ist ansgegriffe» worden, de» Euer Gefangener, der Graf von Boulogne, an den deutschen Kaiser senden wollte."

Ter König stampfte mit dem Fuße und stieß einen Fluch aus gegen den deutschen Kaiser, bei dem alle Rebellen ihre Zu­flucht gegen ihn suchten.

Herr de Lanc6 erzählte weiter: ,,Der Bote ist aufgegriffen und an uns abgeliefert worden. Auch hak man weiter noch be­richtet, baß ein anderer Bote, der von Flandern auS an Kaiser Friedrich abgegangen war, im Walde in der Nähe des Nhcin- stromeS sei ermordet worben, andernfalls wäre er ebenfalls auf­gegriffen worden. Bei den Mördern hoffte man die Papiere dcS Bolen zu finden, mau hat daher strenge Nachforschungen an­stellen lassen.

Man kam dem Ermordeten zuerst bei der Hütte von armen Holzfällern auf die Spur, von wo er nach einer Mühle gegan­gen sein sollte. Als die Kriegsknechte den alten Holzfäller ge­fangen nehmen wollten, setzte er sich zur Wehre und wurde er­schlage». Sein Weib zwang mau, den Weg nach der Mühle zu zeigen, und als man dort ankam, fand man den Sohn der Bei­den im Garten bei der Dirne des Müllers, mit welcher er eine Liebschaft hatte. In der Mühle wollte Niemand etwas vo» dem Entschwundenen wissen. Die KriegSknechte steckte» die Mühle in Brand, verbrannten die MüllcrSlentc und das Weib deS Holz­fällers, und banden den Burschen, der sich zur Wehre setzte, an einen Baum, während sie die hübsche Dirne mit sich sorlschiepp« ten. Am Ufer deS Rheines beachtete» sie das Mädchen einen Augenblick nicht genau und diese sprang in'S Wasser. In Mainz angekommen, zürnte der Bischof, baß sie den Burschen zurückge- lasse», der im Besitz der Papiere sein könne, und am andern Tage sendete er zwei Mann ab, den Menschen »inzubiiugen. Die­ser aber hatte sich inzwischen aus Verzweiflung an de» Stricken die ihn an dem Baume festhieltcn, erwürgt, und so ist die ganze Mörberbande vertilgt worben."

Der König hatte kaum zugehört.Wer ist der Schurke, den der Graf von Boulogne nach Deutschland gesendet?" fragte er barsch.

Ec ist ein Diener des Grafen," entgegnete de Lance.

WaS fand man bei ihm?" fragte der König weiter.

Briefe," erwiderte de Lancä, ,,i» welchen der Graf den Kaiser zu einem neuen Kriege gegen Eure Majestät anffordert, und die Stimmung in Flandern als sehr günstig zum Ansbruch der Feindseligkeiten schildert."

Der König fragte hierauf:Ist der Bursche verhört und hat cr Mitschuldige des Grafen genannt?"

Als dc Lanco' sagte, der Gefangene verweigere jede Aus­kunft, ries Ludwig, röth im Gesichte vor Zorn:Aus die Fol- ter mit ihm und bann zum Galgen! Dann fuhr erach ei­ner Panse fort:Was den Grafen betrifft, so könnte ich ihn die. ser Berrätherci wegen mit dem Tode bestrafen, doch habe ich et­was Anderes beschlossen. Im Gefängniß zu Peronne will ich ihn halte», in einem jener kleinen Gemächer, kurz geschlossen, daß er keine» Schritt thun kann; Ihr wißt, was ich meine."

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.