norddeutsche Bund gestalte. Frage jBraters: Ob die bairische Regierung gesonnen sei, für den Fall einer Gefährdung der deutschen Grenzen den Anschluß der bairischen Stccitkräfte an die preußischen zur gemeinsamen Abwehr nnker jeder Voraussetzung hinznwirken? Antwort des Minister-: Wie die gegenwärtige, so werde auch jede künftige bairische Regierung sicherlich die Ver- theidignng der deutsche» Grenze» als die gemeinsame Ausgabe aller deutsche» Staaten betrachten. In einem solchen Fall, dessen Eintritt übrigens abzuwarlen sei, ehe man eine Entschließung fasse (?>, gehöre die Kraft BaiernS der Gesammtheit Deutschlands. Hieraus ertheilt die Kammer dem Friedensinsirnmeut die bean­tragte Zustimmung.

München, 29. Ang. In der gestrigen AnSschußsitzi.ng nahm der Referent v. Psetten Gelegenheit, über die baierische Kriegführung seinen, wenn auch maßvolle» Tadel zu äußern, v. d. Pforbten nahm sich dabei des Prinzen Karl in wirksamer Weise an und erklärte, daß er als Feldherr wie als Soldat seine Schuldigkeit gethau habe. Eine nickt so günstige Beurtheiluug fand dagegen der Gencralstab der Armee, von welchem der Kriegs- minister v. Prankh selbst zugab, daß ihm Manches zur Last falle.

München, 30. Ang. In der Abgeordnetenkammer wurde dem Anlehensgesetze ein Antrag deigcsügt, dahin gehend, daß der enge Anschluß an Preußen der alleinige Weg zu dem Endziel sei, Deutschland unter Mitwirkung eines freigcwählten, mit den er­forderlichen Befugnissen ansgcstattete» Parlaments zu einigen, die nationalen Interessen wirksam zu wahren und etwaige Angriffe des Auslandes erfolgreich abzuwehren.

München, l. Sept. Tie Kammer der RcichSräthe lehnte gestern den Antrag der Abgeordnetenkammer bezüglich des An­schlusses an Preußen ab. Die Kammern wurden nach Erledi­gung der Borlagen vertagt. Wiederzusammentritt wahrscheinlich im Oktober. (T. d. S. M.)

Mainz, 28. Ang. Mit schlecht verhehltem Jngrimme be­trachtet die nltramontane Partei die neueste Wendung der deut­schen Geschichte. Diese Partei hatte den nunmehr beendeten Krieg als einenReligionskrieg" dargcstellt und großen Fanatismus in den unteren Volksklaffen erregt, der sich auch hier beim Ein­züge der Preußen durch Fenstereinwerfen und nächtliche Ranfercieu offenbarte. Jetzt tröstet sich diese Partei mit Frankreich. Das Mainz. Journ. erkennt zwar selbst das Herdeirufeu Frankreichs als eine schlechte vcrräihcrische Handlung an; allein es entschul­digt sich damit, daß es Preußen mit französischer Hilfe nicht ver­nichten, sondern nur so weit zurückdrängen will, »m die jetzt annectirteu Länder frei zu machen. Wollen die Franzosen aber mehr, dann will das Mainz. Journ. Hand in Hand mit Preußen gegen Frankreich Widerstand leisten. Das Gespenst der franzö­sischen Einmischung wird wohl »och eine Zeit lang in den Zei­tungen dieser Richtung umgehen. Wir sind der Meinung, daß mir das französische Geschrei nicht zu fürchte» haben. Wenn Preuße» daS jetzt mit den Waffe» errungene durch eine ver­nünftige liberale Politik nur einigermaßen zu erhalte» und inner­lich mit sich zu einigen versteht, dann wird es allein schon stark genug sein, dem französischen Angriffe zu widerstehe». Sodann wird Preußen nie ohne Bundesgenossen sein. Die Schweiz und Belgien sind durch die französischen Gelüste immer weit mehr gefährdet als Deutschland; sie haben eine, zum Theil französisch­redende Bevölkerung, und sind der eigenen Existenz willen gc- nöthigt, sich mit Preuße» zu verbinden. Auch Italien hat ge­nügende Gründe, Preußens Bundesgenosse zu bleiben. Was Deutschland aber am meisten schützt, das ist die Nationalität. An der streitigen Grenze wohnt eine rein deutsche Bevölkerung, das beginnt jetzt selbst die französische Geographie zu wissen. Ein Blödsinn wäre es, in unserer Zeit Theile einer großen Na­tion von ganz anderer Sprache, anderer Abstammung, anderen Sitten anncktiren zu wollen. Soviel der französische Magen sich auch zutrauen mag, er hat es noch mit dem kaum halbverdaute» Elsaß zu lhun. In unserer Zeit aber, bei entwickelter Literatur und steigendem Selbstbewußtsein der Völker, wären solche fremde Brocken, wenn auch noch so klein, absolut unverdaulich »nd könn­ten dem Länderverzehrer nur Schmerzen bereite». Das scheu jetzt selbst die französische» Zeitungen ein, und gestehe», daß die an der Kränze wohnenden Deutschen durchaus keine Lust haben, französisch zu werden. Das schöne Venetien ist den Franzosen jetzt geschenkt worden; warum behalten sie cs nicht? Sie wissen,

warum, und wir wissen's auch. Genug, der beste Bundesgenosse Preußens im Falle eines von Frankreich beabsichtigten Länder- ranbes, zugleich der schlimmste Feind der »lkramontanen Partei, ist der gesunde Menschenverstand! (Fr. I.)

Berlin soll zum Sitz für daS norddeutsche Parlament aus- ersehen sein. Für die Sitzungen selbst hat man vorläufig das Kroll'sche Lokal, bas Räumlichkeiten genug enthält, in das Auge gefaßt.

Berlin, 27. Ang. Es sind bereits alle Anordnungen ge­troffen, daß die Zurücksendnng der östrcichischcn Gefangenen so schnell wie nur irgend möglich erfolge, namentlich wird das große Gefangenenlager in Cöslin bereits aufgelöst. In Preußen be­finden sich weit über 40,000 östreichische Gefangene, wahrend in Oestreich im Ganzen nur 391 preußische Gefangene, einschließlich fünf Offizieren, vorhanden sind. Bon einer Auswechslung kann also füglich nicht die Rebe sein.

Berlin, 29. Ang. Auf der diplomatische« Tagesordnung steht gegenwärtig auch die Frage wegen Luxemburg. Der Kö­nig von Holland besteht auf der Räumung der Festung von preu­ßische» Truppen und ist überhaupt nicht gewillt, dem norddeut­schen Bunde beizutreten.

Berlin, 29. Ang. Der Allgem. Ztg. wird geschrieben: Die Fürstin Caroline von Rcuß, deren Ländchen sich angenblick- lich unter preußischer Verwaltung befindet, soll sich jetzt bereit erklärt haben, das ihr wiederholt angebotcnc und wiederholt von ihr abgelehnte preußische Bündniß anzunehme», und wie es scheint, will man hier gegenüber dieser frommen Dame, welche sich der lebhaften Fürsprache der bei Hofe sehr angesehenen gräflich Stol- bcrg'schen Familie und des GroßhcrzogS von Mecklenburg-Schwerin erfreut, Milde und Großmuth walten lassen.

In der Münze zu Berlin werden jetzt Siegesthaler geprägt.

Breslau. In dieser Stadt waren bis zum 25. August 4105 Personen an der Cholera erkrankt, und 2820 gestorben.

Wien, 29. Ang. Der Artikel 10 des Prager Friedens­vertrags behandelt die Herzogthümcrfrage. Alle von Oestreich bewilligten Beamtcnpensionen bleiben aufrecht. Oestreich erstattet die in Verwahrung genommenen, Holstein gehörenden 459,000 Rigsdaler. Kein schleswig-holsteinischer Unterthan darf wegen politischer Antecebentien verfolgt ober belästigt werden. Ei» be­sonderes Protokoll regelt bas Detail der Beamtenfrage.

Wie», 31. Ang. Der Kaiser befahl wegen der Bedräng- niß der Slaatsfinanzen die Herabsetzung des Hofanfwandes pro 1867 von 7'/s auf 5 Millionen, wozu die kaiserliche Familie einen großen Theil ihrer Apanagen cedirte. Bei den Obersthof. ämter» werden bedeutende Einschränkungen erfolgen.

Was nun Lichten stein ansängt? Bei den Fricdensver- handlungcn ist es allem Anschein nach vergessen worben, trotz der 60 Soldaten, die der Fürst des Landes zum Schutz verdeutschen Südgrenze ansgeschickt hat. Zum Annexiren liegt es nur für Oestreich günstig, weil es an Vorarlberg stößt, die Lichtenstciner aber möchte» lieber Schweizer werde». Es ist ein gar freundli­ches Stück Erde.

Bern. Bei Aarberg hat ein roher Mensch einem 9jähri- gen Knaben einen Schoppen Schnaps aufgenöthigt und das arme Kind dadurch getödtet. Der Mörder ist verhaftet.

Paris, 31. Ang. Die Patrie zeigt an, daß der preußi- sche Gesandte von der Goltz morgen nach Berlin abreise» und etwa zwei Wochen dort bleibe» werde. Der Avenir national meldet, daß die Förmlichkeiten bezüglich der Abtretung Vcneticns erfüllt seien. Die Oestreicher würden das Viereck und Venedig bis zum 5. Sept. räumen. Die Standarte sagt, der Groß- Herzog von Hessen weigere sich, Hesscn-Homburg an Preußen ab- zukreten. ^ (T. d. S. M.s

Paris, 1. Sept. Der Moniteur veröffentlicht den Brief des Kaisers an Viktor Emanuel vom 11. Ang. Es heißt darin: Mit Vergnügen habe ich vernommen, daß E. Maj. dem Waffen­stillstand und Präliminarfrieden zwischen Preußen »nd Oestreich zugcstimmt hat. Es ist sonach wahrscheinlich, daß eine neue Friedensära in Europa sich eröffnen wird. Ich habe das Ange- bot Venetiens angenommen, um cs vor einem unnütze» Blutver­gießen zu bewahren. Italien ist nunmehr frei von den Alpen bis zur Adria. Herr über seine Geschicke, wird Venetien bald durch allgemeine Abstimmung seinen Wille» aussprechcn können. Eure Maj. wird in diesen Umständen die Wirksamkeit anerken-