MN, welche Frankreich noch anSübt zu Gunsten der Menschheit und der Unabhängigkeit der Völker." — Gestern ritt der Kaiser im Park von SainbCIond spazieren. (T. d.S. M.)
Die Kaiserin Charlotte von Mexiko ist von Paris abge- reist, hat aber keinen Besuch bei ihren Verwandten in Brüssel gemacht, sondern hat sied nach Italien begebe» »nd ist i» Mailand angekomnien. Cie will von da zum Papst nach Rom und endlich ans ihr Schloß Miramare. Bis dahin hofft sie Antwort > ans Mexiko zu erhalten, ob sie bleibe» oder ziilückkehren soll. ! Der Kaiser von Mexiko rüstet sich zur Reise in die alte Heimakh. Marschall Bazaine nährt die Hoffnung, daß das Volk, wen» es eine Republik auSrufe, ihn zum Präsidenten wähle. Napoleon hat nichts dagegen.
I» fraiizösischcii Blättern liest man, daß zwölf junge Mädchen von 18 bis 25 Jahren nach Cayenne eingeschifft worden sind, um mit Verbrechern daselbst vcrheirathek zu werden. Es sollen diesen 12 noch 60 aus der Ceittralstrafanstalt zu Clermont folgen, um die Verbrecherkoionien zu bevölkern.
London, 31. Aug. Renter'S Office veröffentlicht folgende ! mit dem Dampfer Javia ans Newyork vom 22. d. eingetroffene ! Nachrichten: Präsident Johnson erklärte i» einer Proklamation ! Texas der Union wiedergegeben und daß nunmehr überall in der ! Union Ruhe und Friede herrsche. In Gegenwart des General Grant empfing Johnson ein Komike der Coventio» von Philadelphia, und wiederholte bei dieser Gelegenheit seinen Vorsatz, seine bisherige Politik aufrecht zu erhalten. (Frb.Z.)
AnS der Stadt Mexiko wird berichtet, daß 18 Bürger verhaftet worden seien,, der Absicht angeklagt, den Kaiser zu entfübren und sestrnhalteu. bis er seine Einwilligung gegeben, das Land zu verlassen. Die von Santa Ana und Ortcga geleitete Versckwö »',>>, soll sehr gefährlich sein und selbst den Erzbischof von Mexiko in sich schließe». Das neue unpopuläre Ministerium (lauter Franzosen, mit dem Marschall Bazaine als Kriegsminister) soll dafür sei», das Kriegsgesetz über das ganze Land anSzudchne».
Graf Bald«in.
(Fortsetzung.)
Sckwermnthig blickte Ferdinand auf den begeisterte» Jüngling. ,,O," sagte er, ..könnte auch ich mich bei diesem Wettstreite beiheiligen und meine gekränkte Ehre selbst vertheidigen! Doch ich suhle in diesem Augenblicke mehr als je, wie meine Kraft aufgezehrt ist. Aber dennoch bin ich stark genug, bei der Versammlung, welche zum Empfange deS Grafen »och heute anberaumt ist, vor dem Könige zu erscheinen. Ich verweigerte meine Gegenwart, weil ich de» Grund dieser ganzen Vorgänge nicht erkannte; nun aber will ich zugegen sein, um Ludwig zu zeigen, daß ich ihn und diesen elenden Verräther Aldenarde durchschaue."
„Wenn es Eure Kräfte erlauben, mein Prinz," entgegnete der alte Kranhvven, „so thut Ihr wohl darau, und ich freue mich Eurer mnthigen Seele."
Die beiden Barone verabschiedeten sich von dem Prinzen. Er reichte Jedem eine seiner Hände, und sagte: Hier stehen wir, Ihr, die Vertreter eines edlen, geknechteten Volkes, das hinterlistig geopfert werden soll, und ich, der einzelne Mensch, der rettungslos derselben Hinterlist verfallen ist. Möge es denn an dein Opfer des Einzelnen genug sein, dessen Dasein nun doch einmal einem finstern Verhängniß verfallen ist, und möge mein Loos Euch uni io mehr entflaiiiuien, Rache zu üben an dem Elenden, der Euch und mich tödilich beleidigt hat, rn.ll i n aber auch Euch zu befreien von Euren Unterdrückern, und das schöne Flandern, wo ich so viele Hoffnungen begrabe» habe, frei zu machen. Auch Johanna wird unser» Nacheschwur gnlheißen, wenn sie erfährt, wie schändlich man uns Alle betrogen hat."
Die Weihe edelster Entschließung verklärte Hugo's Antlitz, als er jetzt sagte: Der Verbrecher ist gerichtet, die Rache ist mein!"
Sie schüttelte» sich die Hände und schieden lief ücweeF von einander.
5. Capitel.
Während dies in einem Thcile des königlichen ck' ü. " ch-. Paris oorging. ereignete sich in einem andern Flügel - - W läufigen Gebäudes fine Scene anderer Art. Junge Ed.' Me
saßen dort in einer nach dem Hofe zu offenen Halle bei Tische, und unterhielten sich während des FrühmahlS in üppiger Laune. Einer derselben, der Graf Guy von Dampierre, ein »och sehr junger Herr mit keimendem Barle und frischer Gesichtsfarbe, schall einen andern, den Ritter Jauffred, weil dieser keine bessere Unterhaltung zum Nachtische wnßte, als einen der Schalksnarren des Königs, einen häßlich schielenden und buckligen, dabei schon ziemlich vejabrken Krüppel, zu unsiäihigen Scherzen anszufordcrn, und denselben, je nachdem er einen vlnmpen Witz oder eine derbe Zote oorgebracht hatte, bald lachend, bald scheltend, zu Lohn oder Strafe, mit Fußtritten traktirte. die der Narr ohne das geringste Zeichen beleidigten Ehrgefühls hinnahm, dafür aber die halbgeleerten Becher der jungen Leute anStrank.
,,Nnn denn," sagte endlich Jauffred, „wenn euch der Witz des Meisters Jean langweilt, so mag er gehen, dann sollt Ihr selbst etwas z» unserer Unterhaltung beitragen. Was meint Ihr, wendete er sich zu den Andern, wenn Euer Gny uns eine Probe seiner Kunst ablegcn wollte. Wir Alle kennen ihn als gewandten Troubadour, er soll nn-r u, Lied zum Besten gebe». Sämml- liche junge Männer stimmten bei, der Narr wurde mit einigen kräftigen Fußtritte» forkgejagt, und Guy mußte, trotz einer Weigerung von seiner Seite, sich dem allgemeinen Verlangen fügen. Eine Laute fand sich, er griff rasch einige Accorde, blickte schmachtend vor sich hin, und sang dann, halb sprechend, das folgende Lied:
Ich sah i» lichter Farbe steh»
Die Haide und den grünen Wald,
Wie fahl sind sie nmi überall!
Kein Blümchen läßt sich setzt »lehr sehn.
Der Winter, ach! bezwang sic bald;
Auch hat die holde Nachtigall Vergessen, daß so schön sie sang;
Nur ich muß immer trüb und dang Noch denken an das schöne Weid,
Die, würde sic auch immer wein.
Mir lieber ist als Seel und Leib.
„Das klingt ja entsetzlich traurig," sagte Jauffred, alt Gny eine Panse machte, und auf der Laute phantastrte.
„So wtll's jetz: > ie Mode," entgegnete ein Anderer, dessen fremder Dialekt ihn als Ausländer erkennen ließ, „in Italien singen sie nichts, als solche schmelzende Liebeslieder."
„Ach Italien!" seufzte einer der junge» Franzose», „dort blüht die Liebe und die Kunst! Wie lange seid Ihr von Nom entfernt?" '
„Schon mehrere Wochen," '"agc, - Fremde.
„Gibr es denn in Eurem bau«, auch Nitler und lüchkige Soldaten!" frug Jauffred den Fremden.
„Kommt einmal hin," anlwortete dieser clwas gereizt, „und wenn Ihr dort daran zweifelt, wird'S au Solchen nicht fehlen, die es Euch beweise»."
„Nun, nun," begütigte Jauffred, „ick dachte, alle Italiener seien Gelehrte oder Mönche, oder Künstler. Eure Maler sind weltbekannt!"
„Das sind sie." erwiderte der Italiener stolz.
Die Unterhaltung wurde durch die Ankunft eines DieumS unterbrochen, welcher den Herren ankündigke, baß die Stunde, nahe sei, i» welcher ler König die flandrischen Gäste empfangen wolle, wobei die meisten der jungen Edellente im Gefolge des Königs zu erscheinen hatten. Sie gingen daher auseinander.
Ludwig VHI. ging inzwischen i» seinem Cabinet ans und ab, und diclirte seinem Geheimschreiber de Lauert einige Befehle. Nach einer Panse fragte der König: ,,Wie steht es mit Ferdinands Gesnndbeik? Wird er kommen?"
„Noch hatte ick nicht Gelegenheit, Ew. Majestät mitzutheilcn, daß der Prinz bedauert, beim Empfang der Gäste nicht anwesend sein zu können, da er sehr leidend ist," versetzte de Laues.
„Wie cs ihm beliebt," versetzte der König s.sschthj,,, ,,„h dann setzte er hinzu: „Mich wundert nur, daß seine Mutter die Hände ganz ans dem Spiele läßt. Das wär-> u>i»c Gelc- ,.:ch-'it für sie, sich wieder einmal vernehmen z iHffe»,."
Worauf Niemand achten würbe," stiMl ee Lanc« in den kö«,glichen Witz ein. (Forts,
Redaktion, Trink uur Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.