T u g c s - N e u i 8 lr e i t e n.
Stuttgart, 26. Aug. Der „Beobachter" wendet sieb der ! Zukunft des Landes zu und sagt, wen» man sich in unfern doch- ! sten und allerböckstcn Sphären dem Klauben bingeben sollte, es ! gehe nun ruhig im alten Geleise wieder so fort, wie vor dem ! Kriege, und man könne ohne eine gründliche Buße, die sicb in , einer Reform in Civil und Militär an Haupt und Gliedern aus« ? drücken müsse, auch ferner auskvmmen, so täusche man sich in ! einer dcklagenswcrthen Weise. So sei weder das Volk gestimmt, welches Reue und Besserung vor Allem zu scheu verlange, noch seien die äußeren Verhältnisse zu einem so gedankenlosen Wettcr- vegekiren angelhan. ,.Es wird gut sein", erklärt der ,,Beob.", „wenn man vorerst das Bestehende als ein Provisorium, das glückliche Entschlüpfen als eine besonders gnädige Zulassung und die Spanne Zeit, die man zum Bessermache» und zur Vorbereitung künftig gesicherter Zustände vor sich hat, als einen letzten Rkspiro betrachtet, den man schleunigst und mit aller Energie anszunützcn hat. Würden wir solche Dispositionen und diesen guten Willen sehe», so wären wir bereit, unter jeder Regierung, sie beiße, wie sie wolle, mit Hand ans Werk zu legen und auch unverlangt und ohne Dank diejenige Hilfe zu bieten, die in unserer Kraft steht. Hat der Kleinstaat Württemberg aber auch heute noch nicht eingeseben, daß er nur im enger» Bund mit anderen und nur im engsten Bund mit seinem Volk die Bedi». gungen fernerer Existenz findet, so liegt uns nichts weiter an diesem staatlichen Gebilde und wir müssen uns nvthgedrungen nach anderweitigen Gestaltungen umsehen, die uns wenigstens unsere Unabhängigkeit, unsere Kultur und Freiheit garantiren."
Stuttgart, 29. Aug. Mit dem Entwürfe und der Aufsicht über die Ausführung des Denkmals, welches aus Kosten des Königs zum ehrenden Andenken an die gefallenen Württcmberger bei Taubertsischofsheim errichtet werden soll, wurde Hosbanmeister Egle betraut. Nach dem höchsten Orts bereits genehmigten Plan wird das Denkmal aus einem etwa 20' hohen, 15' dicken, von einer Kuppel überwölbten Säulenschaste bestehen, der oben von einem Kreuze überragt wird. Aus dem Schafte treten gotbische Vorsprünge hervor, auf welchen die Namen der gefallenen Offiziere verzeichnet sein werden, während die der Unteroffiziere und Soldaten auf den inzwischen liegende» Feldern des Sänlenschaftes eingegraben werden. Das Ganze wird ans rothem Sandstein auSgesührt und ist auf 10—12,000 fl. berechnet. — Seit heule cursirt hier das Gerücht von Ausnahme eines Anlebens von 14 Millionen Gulden, bei Erlanger und mehreren sonst Betheiligte», wobei hiesige Bankiers, welche ebenfalls mit der Regierung in Unterhandlung standen, aber wahrscheinlich ein zu niederes Offert gemacht haben, nicht berücksichtigt sein sollen. Dieses Anlehe», welches die 8 Millionen Kriegskonrribution in sich schließt, der Rest aber nahezu zu Kriegsvorbereitungen und überhaupt zur Kriegführung verbraucht sind, ist es mindestens, was Württemberg die diesjährige Kompagne kostet.
Stuttgart, 30. Aug. Seil gestern weilt Frhr. Carl v. Rothschild aus Frankfurt hier, wie man allgemein annimmt, um über den Abschluß eines Württemberg. Anleheus persönlich zu verhandeln. Auch andere Frankfurter Finanzmänner waren in den letzten Tagen in der nämlichen Angelegenheit hier. Wie wir erfahren, handelt es sich um ein 4'/sprozcntiges Anleben von 14 Millionen Gulden. (N. D. Z.)
lK ri e g s ko st e n.) Von unterrichteter Seite erfahren wir, daß die Kosten des Krieges von den hiezu bewilligten 7,700,000 Gulden in runder Summe 4 Millionen verzehrt haben.
Die von den Preußen occupirte» Orte unseres Landes sind nun sämmtiich von der drückenden Q-uarkierlast befreit, indem die unwillkommene Gäste nunmehr in ihre Heimath abgerückt sind. Allgemein wird das ordentliche und anständige Betragen der Leute gerühmt.
Dem D. Vlksbl. wird vom Lande geschrieben, daß es auch bei dem württembergischen Hauptquartier wie bei dem baierischen an Karlen fehlte. Es mußte das preußische Hauptquartier mit Karten anshelsen, als es galt, die Demarkationslinie zu bestimme». So begreift man die Unsicherheit der militärischen Bewegungen da und dort.
Ein Korrespondent des Schw. Boten sagt in einem Artikel, „Ein Wort zur Verständigung", am Schluffe: „Daß Bismarck, j
von uns nichts wissen wolle, ist eine jener Phrasen, die nur in den Augen der aUerunschuldigsten Politiker Glaube» gefunden hat. Wenn schon die Drohung der Sprengung des Zollvereins unsere ängstlichen Industriellen und Politiker fast „ans demHänSle" gebracht bat. um wie viel fester vermag uns Bismarck durch den künftigen „Handelsbund" an seinen politischen Triumphwagen zu fesseln. Sollte aber das noch nicht genügen, so beachte man wohl die Nachricht, daß v. d. Psordten nicht blos den Frieden mit Baien, abgeschlossen, sondern auch die Verfassung des fünf- tigen Südbnnbcs fertig in der Tasche von Berlin mitgebracht habe. Kann man noch einen engeren Anschluß au Preußen verlangen. als den, daß unsere künftige Bundesverfassung von Berlin uns octroirk werde?"
Tübingen, 1. Sept. Schon vor 14 Tagen wurde hier ein Lieferungskans auf 2 Ctr. neue Hopfen zu 60 fl. abgeschlossen. Gestern kamen einige kleine Parthice» 1865er Waare zu 60 und 65 fl. per Ctr. zum Verkauf.
Frankfurt, 30. Aug. Wie in sehr gut unterrichteten Kreisen mitgetheilt wird, soll aus Paris in Bezug ans die Com- pensationS-Angclegenheit eine neue Eröffnung nach Berlin abgegangen sein, die nicht gerade allzu zarter Natur sein soll. (?) Thatsache ist es übrigens, daß sehr eifrig gerüstet wird. In Nordamerika sind Gewehre bestellt worden und in England werden täglich Pferde nach Frankreich cingeschifft.
München. Herr v. d. Psordten hat in seiner kurzen Ansprache, mit der er die Vorlage des Friebensvertrages mit Preußen im Abgeordnetenhause cinleilete, es nicht an einigen Ausfällen gegen Oestreich fehle» lassen. Die bezügliche Stelle lautet nach dem amtlichen Berichte wörtlich: „der Krieg war auf Grund von BundeSbcschlüssen geführt worden. Sowohl hienach als nach besonderer Verabredung zwischen Oestreich und Bayer» hätte auch der Friede gemeinschaftlich verhandelt und abgeschlossen werden sollen. Oestreich sah sich jedoch in der Lage, einseitig mit Preußen WasscnstiUstanb und Friede zu schließe». Unter diesen Umständen hielt die bayrische Regierung es für ihre Pflicht, wenigstens für die süddeutschen Bundesgenossen gemeinschaftliche Verhandlungen herbcizuführen, und es trat in einseitige FriedenSver- Handlungen erst ein, als der Antrag auf Gemeinschaftlichkeit von Preußen und lheilweise von den Bundesgenossen selbst abgelehnt war." Im weiteren Verlaus seiner Rede sagte v. d. Psordten unter Anderem: „Deutschland ist durch eine schwere Krisis gegangen. Der seit dem Jahre 1848 bestandene Drang nach Beseitigung des bisherigen deutschen Bundes und Deutschlands Neugestaltung hat eine gewaltsame Lösung gefunden. I» der negativen Richtung ist sie eine definitive; der deutsche Bund existirt nicht mehr. Die Neugestaltung liegt noch ungewiß und nnklar im Schoße der Zukunft. Möge der gute Genius unserer Nation über derselben wachen."
München, 29. Aug. In der Kammer der Abgeordneten berichtet Freiherr v. Pfekten über die Vorlagen des Gesammt- ministerinms bezüglich des Friedens mit Preußen. Der Abge- ordnete Fischer stellt mehrere Anfragen, iu Folge deren v. d. Psordten zugibl: 1) daß sich die östreichische Regierung ausdrücklich verpflichtet habe, keine einseitigen Friedensverhandlnnge» mit Preußen zu führe» und solle der Friedensschluß in bundesmäßiger Weise erfolgen, sodann 2) daß Preußen nach der Schlacht von Königgrätz gegen Baiern die Geneigtheit zur Anknüpfung von FriedeuSverhandlungen ausgesprochen habe. Die bairische Regierung habe aber damals geglaubt, ei» solches Anerbieten entschieden ablehnen zu müssen, weil man in dem Eingehen auf einseitige Verhandlungen eine» Vertragsbruch gegenüber seinen Bundesgenossen erblickt hätte. (Die tausende von tobten, verwundeten und verstümmelten Soldaten mögen sich für dieses Zartgefühl bedanken.) Auch Brater stellt mehrere Anfragen, n. A. in Bezug «ns den süddeutschen Bund. Hierauf antwortet der Minister: Das hänge von der Gestaltung der Dinge im Norden ab. Uebrigens sei bei den andern süddeutschen Regierungen wenig Geneigtheit vorhanden, ans dieses von Frankreich angeregte Projekt cinzugehen und sei überhaupt noch kein Schritt zur Bildung dieses süddeutschen Bundes geschehen. — Weiter fragt Brater: Ob die bairische Regierung es nicht als ihre Aufgabe anerkenne, aus eine die Einigung Süd- und Norddeuischlands begründende politische Organisation hinzuwirken? Antwort deS Ministers: Auch in dieser Hinsicht sei abznwarten, wie sich der