Ulm, 13. Ang. Heute Vormittag 11 Uhr zog das 5. Infanterieregiment und die Jäger mit klingendem Spiel hier ein. Viele Häuser waren, der Ulmer Schnellp. zufolge, mit den würt- tembergischcn und deutschen Farhen beflaggt und lauter Jubel scholl den braven Soldaten entgegen.
Der Volks verein in Biberackl ist vom Programm der Volkspartei abgefallen. Auch die Volksvereine in Nürnberg, Kempten wollen nichts mehr von einem Sondcrbnnd der Mittel- staaten wissen, das vielgeschmähke Preußen, an dessen deutsche Mission Niemand glauben wollte, erscheint nun als der Hort und Schirm des deutschen Vaterlandes. Eine in M ü nchen stattgehabte großartige Versammlung faßte ebenfalls Resolutionen im Sinne der ,,Deutschen Partei". Wie sich doch die Zeiten und noch mehr die Leute ändern können!
Frankfurt, 15. Ang. Frhr. v. Patow, der neue Civil« gouverneur für Frankfurt, Nassau und Oberhesse», siedelt mit seiner Familie am nächsten Samstag nach Frankfurt über.
München, 14. Ang. Das Ausfuhrverbot von Proviant nach Preußen ist aufgehoben.
München, 16. Ang. Die Bayrische Zeitung ist den Aeu- ßerungen verschiedener Blätter entgegen im Stande, zu versichern, daß die bayrisch-preußischen Friedensunterhandlungen ununterbrochen ihren Fortgang haben. (T. d.S. M.)
Münchener Blätter verloben den jungen König Ludwig mit der Großfürstin Maria, Tochter des Kaisers von Rußland.
Ein tief ergreifender Fall trug sich in einem der Münchener Spitäler zu. Ei» wegen Tiessinnes behandelter Soldat wurde vom Wahnsinne befallen, und wegen Tobsucht ins Irrenhaus gebracht. Der Unglückliche hatte im Gefecht bei Helmstadt einen preußischen Landwehrmann mit dem Bajonnette durchbohrt, der mit den Worten: „Herr Jesus! Meine Frau! Meine armen, armen Kinder!" znsaminenstürzte. Dieser Todesschrei ergriff den Soldaten so sehr, baß er von dem Augenblicke an ein Opfer der fürchterlichste» GewiffenSqnalen und jetzt des Wahnsinns wurde.
Berlin, 11. Aug. Ueber die künftige Ordnung der deutschen Wehrverhältnisse verlautet bis jetzt nur das Eine mit Bestimmtheit, daß die Truppentheile derjenigen deutschen Länder, welche für ein Aufgehen in Preußen bestimmt sind, wie mit der hannover'schen Armee auch schon geschehen, sämmtlich aufgelöst und durch preußische Neubildungen ersetzt werden. Für die nicht zur Annexion bestimmten kleinen deutschen Staaten möchte sich dagegen die Form von Militärkonventionen empfehlen, welche sich bei Gotha und Waldeck bewährt haben. Anders stellt sich jedoch die Sache bei Sachsen, und eine solche Militärkonvcntion mit diesem Staate würde nicht ohne ernste Bedenken versucht werden können. Jene Konventionen bestimmen nämlich, daß die Offiziere der betreffenden Kontingente in der preußischen Armee nicht anvancircn und namentlich in höheren Grade» in dieselbe übertreten. Der Geist der sächsischen Armee ist jedoch zur Zeit den Preußen noch so sehr abgeneigt, daß bis ans weiteres ein derartiges kaum zulässig erscheinen dürfte. Noch hört man allgemein, daß Dresden und »ach einigen Angaben auch der Königstein bestimmt sind, in dein künftigen norddeutschen Bunde in die Stellung von Bundesfestunge» cinzutrcten, wobei dann eine gemischte Besatzung dieser Plätze vielleicht (wie bei Luxemburg und Landau) ! ausgeschlossen sein würde. Außerdem wird jedenfalls Mainz in dieser Beziehung von Preußen in Anspruch genommen werden. — 15. Aug. In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses brachte der Finanzminister die Jndemuitätsvorlage für die Verwaltung von 1862 bis jetzt ein und forderte die Ermächtigung zur Leistung der Ausgaben für 1864 mit 154 Millionen. Der nächste Jabrcselat werbe »och vor Jahresabschluß veröffentlicht werden. Ferner bringt der Minister eine Kreditforderung von 60 Mill. Tbalern ein: die Regierung halte die Ausgabe von Schatzbons für das zweckmäßigste, und habe von einer Anleihe Abstand genommen, da nicht abzusehen sei, ob nicht noch Weiterungen möglich, indem nur Waffenstillstand, nicht Friede geschloffen sei.
Berlin, 13. Ang.. Die Vorbereitungen zu den in Aussicht genommenen Annexionen sind sicherem Vernehmen nach in ununterbrochenem Gange. Die Besorgnisse, baß ihrer Ausführung von verschiedenen Seiten Gefahr drohe, sind ganz unbegründet, vielmehr dürften noch in dieser Session dem Landtage die auf die bevorstehenden Erweiterungen des preußische» Staats
gebietes bezüglichen Vorlagen gemacht werden. — 14. Aug. Frhr. v. Varnbüler ist heute Morgens nach Stuttgart zurückgekehrt. General-Lieutenant v. Hardegg ist wegen der Militärfragcn noch geblieben.
Berlin, 13. Aug. Der ,,Weser-Ztg." wird geschrieben: Heute sind es acht Tage, daß hier die franz. Note cintraf, in welcher die Wiederherstellung der Gränzen von 1814 angeregt wurde. An demselben Abend »och fand ein Ministerrath stakt, in welchem der zugezogcne Generalstabschcs v. Moltke den Ministern v. Roon und Gras Bismarck bewies, daß Preußen gerüstet und im Stande sei, de» Krieg gegen Frankreich auszuneh« men, wenn es sein müsse sofort. Frankreich hat nicht ganz 400,000 Mann aus den Beinen, nach Abzug der in Mexiko, Algerien und Rom befindlichen Truppe» etwas über 300,000 Mann; Preußen hat am Anfang dieses Monats 640,000 und einige hundert Mann ausgelöhnt. Die Folge dieses Ministerralhs war, daß am Dienstag von preußischer Seite eine entschiedene ablehnende Antwort gegeben wurde. Diese Thatsachen sind zweifellos.
Berlin, 13. Ang. Der Zwischenfall der französischen Com- pensalionssorbernng scheint vorläufig erledigt. Von osficiöser Seite wird sowohl hier, wie in Paris, in Abrede gestellt, daß Frankreich solche Forderungen gestellt habe, und soweit eS sich um officicll formulirte Forderungen handelt, ist dies bekanntlich auch richtig. Man ist über einen mündlichen Gedankenaustausch nicht hinansgekommen. Preuße» hatte schon die erste Insinuation entschieden zurückgewicsen. Zu einer noch deutlicheren Erklärung soll Graf Goltz Ende voriger Woche ermächtigt worben sein, dahin gehend, daß Preußen unter keinen Umständen in die Abtretung deutschen Bodens willigen werde. Die Angelegenheit ist aber dadurch schwerlich ganz beseitigt. Man scheint auch in Preußen die nökhigen Vorsichtsmaßregeln nicht aus den Augen zu verlieren. (S.M.)
Berlin, 14. Aug. Die Spener'sche Zeitung schreibt: Tie Friedcnsverhandlunge» mit Württemberg und Baden solle» dem Abschluß nahe sein. Wir hören dagegen, daß die Verhandlungen mit Bayer» wegen hervorgetretener Differenzen in Stillstand gerathe» sind, so daß mit Ablauf des Waffenstillstandes am 22. Aug. der Wiederbeginn des Krieges gegen Bayern einträte, falls bis dahin die Situation unverändert wäre!
Berlin, 15. Aug. Der Abschluß des Friedens mit Oest- rcich ist nahe, der mit Württemberg bereits erfolgt; mit Baden wird er voraussichtlich ebenfalls bald abgeschlossen sein. Die Verhandlungen mit Hessen-Darmstadt schweben. Der Vertreter Baierns glaubte, erst weitere Ermächtigungen einholen zu müssen; die Verhandlungen stehen seitdem stille.
In Berlin ist die Absicht, den hcimkehrcnden Truppen wie im Jahr 1815 ein großartiges Siegesfest unter den Linden zu veranstalten und zwar in der Form eines öffentlichen Mahles.
In Görlitz wurde dem heimkehrenden König von jungen Damen ein Lorbeerkranz überreicht und auch dem Grafen Bismark einer angeboten. Gnädiges Fräulein, sagte dieser lächelnd, ich verdiene ihn nicht, ich bin nicht Krieger gewesen und habe an den Siegen keine» Autheil. — Aber Excellenz haben doch den Krieg angefangen, antwortete resolut und lächelnd die junge Dame. Bismark nahm lachend den Kranz.
Einen jungen Gutsbesitzer bei Storkow rief sein König zu den Fahnen; es war ein schwerer Abschied; denn er war erst seit mehreren Monaten verheirathet, nachdem jahrelange Hindernisse mit Mühe beseitigt worden waren. Bei Königgrätz riß eine Kanonenkugel dem jungen Manne beide Beine weg; er überstand die Operation und wurde auf seinen und seiner Frau Wunsch heimgcbracht. Die junge Frau glaubte sich stark genug in ihrer Liede, als sie aber statt IMS stattlichen blühenden Gemahls den Rumpf eines Sterbenden erblickte, stieß sie einen furchtbare» Schrei aus, der de» Kranken so ergriff, daß er starb. Die unglückliche Frau packte der Wahnsinn; sie wurde in das Irrenhaus gebracht.
Die gesetzliche Stellung der Katholiken in Preußen ist besser als in jedem andern deutschen Staate, selbst bas katholische Baiern nicht ausgeschlossen. — Das ist das öffentliche Geständ- niß einer katholischen Autorität.
Wien, 10. Aug. Bei der militärischen Unlersuchungskom- Mission in Wiener-Neustadt soll nach der „Köln. Ztg." folgender Fall zur Sprache gekommen sein. Ein östreichischer Telcgraphen- beamter, welchem es gelang, sich kurz vor dem Einrückeu der