Einheit, über die sonst Jahrhunderte verfließen könnten, mit Ei­nem Schlage geschaffen werden. Ein furchtbarer Krieg wurde entbrennen, dessen Ende Niemand abffhen könnte, und wen» Rikasoli so eben erklärte: Ich werde keinen Fußbreit vaterländi­schen Badens an Frankreich ablreten, so müßte Gras Bismarck sagen: ,,Jcb kann es nicht!"

Berlin, 11. Ang. Tic Norddeutsche Allg. Ztg. enthält einen Leitartikel Betreffs der gestern telegrapbisch gemeldeten Kom- pensationsfordcrnngen Frankreichs, durch welche dort Wünsche geweckt werden, die deutscherseits als unerfüllbar bezeichnet wer­den. Es sei schwierig, die Motive de« französischen Ansinnens zn erklären, es sei denn, daß die französische Politik einen tota­len Umschwung erlitten habe. Die Aendernngen in Deutschland seien nicht internationaler, sondern rein nationaler Art; sie ent­hielten keine Bedrohung Frankreichs, sondern seien für Frankreichs Machlsphäre günstiger, da Deutschland äußerlich durch das Aus­scheiden Oestreichs bedenkend verringert werde. Frankreich könne unmöglich in Veränderungen des Besitzstandes innerhalb Deutsch­lands eine Gefährdung erblicken. Diese richtigere Auffassung werde sicher im französischen Volke dnrchgreisc». sT. d. S. M.)

Berlin, 11. Aug. Tie meisten norddeutschen Regierungen haben den norddeutschen UnionSvertrag bereits unterzeichnet ein­gesendet.

Berlin, 11. Ang. l)r. Bernhardt (alias vr. Schnabel), der von Mainz aus an den König von Preußen ein Telegramm hatte abgehen lassen, dahin lautend:Soeben reisen zwei Indi­viduen nach Berlin, nin Ew. Mas. mittelst Revolver zu ermor­den/' ist, da er den Beweis der Wahrheit nicht zn führen wußte, wegen Ehrfnrchtsvcrletzung gegen den König zu 3 Monaten Ge­fängnis; vernrtheilk worden.

Berlin, 12. Ang. In hiesigen amtlichen Kreisen werde» die Angabe» auswärtiger Blätter, Frankreich verlange die Ab­tretung deutscher Gebiete, als völlig grundlos bezeichnet. Die Spener'sche Zeitung glaubt versichern zn können, daß die freund­schaftlichen und vertraulichen Beziehungen beider Negierungen durch keine der schwebenden Fragen beeinträchtigt worden sind.

(T. d. S. M.)

Berlin, 12. Ang. iUeber Paris.) Ein offizielles Tele­gramm sagt, daß Preußen Oestreich benachrichtigt habe, daß es Italien in dem Besitze von Venelien erhalte» werte. (T. d.S. M.)

Berlin, 13. Aug. Sitzung des Abgeordnetenhauses. Der Minister des Innern überreicht das Wahlgesetz für de» Reichs­tag des norddeutschen Bundes mit allgemeine», direkten und ge­heimen Wahlen, dasselbe wird einer besonder» Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. (S. M.)

Berlin, 1-1. Aug. Die Spener'sche Zeitung schreibt: Die Friedensverhandlungcn mit Württemberg und Baden sollen dem Abschluß nahe sein. Wir hören dagegen, daß die Verhandlun­gen mit Baiern wegen hervorgetretener Differenzen in Stillstand getreten sind, so daß mit Ablauf des Waffenstillstands am 22. August der Wiederbeginn des Krieges gegen Baiern cintrete, falls bis dahin die Situation unverändert wäre. (T. d. S. M.)

Wien> 10. Ang., Nachts. Berichte ans Böhmen versichern, daß bedeutende Streilkräsle der Preuße» nach Rheinprenßen diri- girt werden. (F.Z.)

Wien, 10. Ang. DaS Abendblatt der Ocstr. Z. meldet: Bon italienischer Seite war bisher Prag als Ort der Friedens- Verhandlungen in Aussicht genommen. Ta bei feststehender Ces- sivn Venetiens an Italien kein Zusammenhang der Verhandlun­gen mit Preußen und Italien besteht, so würde sich, da die un­mittelbare Zuziehung Frankreichs doch nothwendig gemacht ist durch die Haltung der italienischest Regierung, welche sich auf erworbene Positive Rechte stützt, Paris als Ort für die Verhandlungen empfehle». (T.d.St.-Ä.)

Die Wiener verlieren trotz der ernste» Zeit ihren Humor nicht, denn letztbin konnte man wieder an de» Straßenecken lesen: Die Freiwilligen ohne Knöpf',

Die Generäle ohne Köpf',

Der Kaiser ohne Hirn:

Da müssen wir freist verlier'n!"

Padua, 12. Ang. Die Befehlshaber der Festungen haben Befehl erhalte», das bewegliche Material vor dem 25. d. nach Wien zn schaffen. Man glaubt, Venetien werde durch die Ver­mittlung Frankreichs Italien in kürzester Frist übergeben werden.

Florenz, 8. Ang. DieItalic" findet sich veranlaßt, cs an heilsamen Nathschlägen für Preußen und Deutschland nicht fehlen zu lassen.Wir zollen den Triumphen Preußens und der Neugestaltung Deutschlands unser» vollen Beifall, und wir em­pfinden ebensowenig Bedauern mit den kleinen Königen und Her­zogen Deutschlands, wie mit den ehemaligen Fürsten Italiens. Aber vor Allem ist cs erforderlich, daß die Freiheit nicht znm Opfer gebracht und der altmodische Despotismus nicht durch einen neumodischen ersetzt werde. Die preußische Regierung hat sich als zu aufgeklärt gezeigt, um nicht zn begreifen, daß wenn sie Deutschland durch die Verheißung der Freiheit erobert hat, sie cS durch Gewährung der Freiheit behalten kann." Beinahe wäre das Zündnadelgewehr auch in der päpstlichen Armee cinge- sührt worden. General Kanzler, der Nachfolger des Herrn v. Merode im Waffenministcrinm, hatte diese Einführung in Vor­schlag gebracht, wie dieItalic" meldet. Allein im entscheiden- den Augenblicke stand man davon ab, als ein frommer Prälat darauf aufmerksam machte, daß diese expeditive Mordwaffe noch in keiner katholische» Armee eingeführk sei.

Florenz, 12. Ang. Die offizielle Gazette bezeichnet die durch den Waffenstillstand gezogene Demarkationslinie. Tie Schiff­fahrt auf den Kanälen und Flüssen ist frei. Ter Waffenstill­stand ist für vier Wochen abgeschlossen, dauert aber fort, wenn nicht gekündigt wird. (Sk.A.)

Florenz, 13. August. Oestreich erklärte sich zu direkten FriedenSverhandlnngen mit Italien bereit. Die italienischen Fric- densunterhändler können zugleich einen Handels- und SchifffahrtS- vertrag mit Oestreich abschließen. Italien ist fortwährend in vol­ler Uebereinstlmmnng mit Frankreick und Preußen; in Betreff der venetianischen Grenzsrage ist eS der Unterstützung Frankreichs, Preußens und Englands sicher. Man glaubt, daß die vorbe- haltenen Fragen eine zufriedenstellende Lösung auf friedlichem Wege finden werden. Eine paffende Grenzregnlirung würde die Ursache künftiger Verwicklungen zwischen Italien und Oestreich entfernen, welch letzteres gleichfalls guter Handelsbeziehungen und der Reorganisation im Innern bedarf. DieNazione" glaubt, die ilalienisch-östrcichischen Unterhandlungen würden gleichzeitig mit den Prager Unterhandlungen zwischen Preußen und Oestreich staltfinben. (St.A.)

Paris, 12. Aug. Der Moniteur schreibt: Tie Times glaubt kriegerische Absichten Frankreichs in dem Aufkauf von Pfer­den und von Salpeter zu entdecken. Allein die französische Re­gierung beschleunigt die jährliche Remonte, weil sie die Konkur­renz der auswärtigen Negierungen zu befürchten hat, die während des Kriegs mehr als 20,000 Pferde in Frankreich gekauft haben. Der Vorrath au Pulver ist vollständig, darum ist cs nicht- thig, Salpeter zu kaufen. Der beste Beweis für die friedlichen Absichten des Kaisers Napoleon ist, daß er am 10. August die Entlassung der Altersklasse von 1859 vor der Zeit unterzeichnet hat. Marschall Mac Mahon ist einzig in Familienangelegenhei­ten nach Paris gekommen und vom Kaiser noch nicht empfangen werden. (S. M.)

Der innerliche Gebrauch des Vichyer Wassers ist dem Kai­ser diesmal sehr übel bekomme», und er traf unter heftigen Darm- beschwerden und beginnenden Symptomen des Steins in St. Cloud ein. Die Sache wird so geheim gehalten, daß sich nicht ermitteln läßt, ob die über seinen Zustand umlaufenden Gerüchte übertreibe» oder abschwächcn. Auch der kaiserliche Prinz soll sich ziemlich übel befinden.

Paris, 13. Aug. Der Constitutionnel sagt bezüglich der angeblichen französischen Vorschlägen an Preußen: Einige Blätter wollen die Natur der zwischen beiden Kabinetten gewechselten Mit- theilungcn genau kennen; andere behaupten, Preußen habe die französischen Vorschläge abgelehnt. Ties sind willkürliche Unter­stellungen. Man darf die öffentliche Meinung über so wichtige Gegenstände nicht irre führen. Ohne Zweifel wird sich Heraus­stellen, daß Frankreich ein Recht auf Compensationen hat; aber an ein bereits formulirtes Programm und au eine Verwerfung desselben zu denken, widerspricht dem gewöhnlichen Charakter der diplomatischen Schritte, heißt die freundschaftlichsten Beziehungen beider Mächte verkennen und überdies) vergessen, daß Frankreichs wahres Interesse nicht in der Erlangung irgendwelcher unbedeu­tender Gebielsvergrößernngen, sondern darin besteht, daß es Deutschland Hilst, sich in seinen eigenen Grenzen und in einer