dc» europäische» Jutcrcsseu entsprechenden Weise zu konstiiuiren.

(T. d. St.-A.)

Antwerpen, 10. Aug. Heute früh entstand Feuer auf der ersten Etage des der Firma Denis Haine gehörigen großen Waarenlagers am Place St. Walburga. Das Feuer griff kroß schnell herbcigeeilter Hilfe rasch um sich', und gegen Mittag stan­den vier znsammcnstehendc herrliche Magazine mit ungeheuren Vorräkhcn von Wolle, Guano ec. in vollen Flammen. In den Kellern befanden sich eiwa 3600 Fässer Pctreolnm, wovon man etwa 800 Fässer in Sicherheit bringen konnte, bevor die Flammen sich »äberten. Den Rest hoffte man durch Bedeckung mit Sand zu retten. Bis jetzt schnitzt man den Schaden auf 23 Mill. Franks, welcher von . hiesigen und fremden Gesellschaft!) ver­sichert ist.

Neu fonnd land, 10. Ang. (Mit dem atlantischen Kabel.) Ter ,,Great-Eastcrn" ist gestern um -4 Uhr Nachmittags abge­gangen, um das Kabel wieder anfznsischen, welches man das letzte Jahr versucht hakte, zu legen. (F.Z.)

Graf Balduin.

(Fortsetzung.)

3. Capitel.

Es währte nicht lange, so hatten die Barone, welche ein- sahen, baß eS sich nm eine rasche That handle, die Anerkennung des wiedcrgekehrten Balduin in Flandern veranlaßt. Mehrere ! der reichsten und angesehensten unternahmen eine Rundreise mit ihm durch sämmtlichc Städte des Landes. Ueberall wurden sie mit Jabel empfangen und begrüßt; der Zug glich einem Trinmph- znge, und die Bewohner des Landes dankten Gott unter Glocken- gclänte für die wunderbare Rettung. Daß Johanna sich ganz zurückhielt und nicht die geringste Aenßernng ihrer Ansicht verlau­ten ließ, wurde ihr sehr verdacht, und sie verlor dadurch voll­ständig die Liebe ihres Volkes. Ihre Lage war bemitleidenöwerth. Es zeigte sich auch an ihr die dämonische Macht der Leidenschaft. Je mehr Gefahren und Hindernisse sich ihrer Verbindung mit Aldenardc cntgegenstellte», nm so heftiger liebte sie ihn, um so undenkbarer war cs ihr, daß er mit vcrrätherrischen Absichten um­gehen könne.

Im Einverständnisse mit den Baronen sandte der neu er­kannte Graf Baldnin nun zwei junge Edcllente ab, nm beim Könige von England und beim Kaiser von Deutschland die An­zeige der Ereignisse zu macken und zu erforsche», ob letzterer ge­neigt sei, ein Sckntz- uud Trutzbüubniß mit Flandern einzngehcn. Leider kam der Bote ans Deutschland nicht zurück. Damals war es ein anderes Leben auf den Heerstraßen und an den Flußnsern und das Reisen sehr gefahrvoll. Selten zog ein schwerbeladenes Schiff den Rheinstrom hinab und statt heiterer Gesänge vernahm man die halblauten, ängstlichen Rufe der Schiffer oder Treiber, die mit starken Pferden die Fahrzeuge stromaufwärts zogen. Gar oft geschah es, daß das reiche Frachtgut in die Hände der Raub­ritter fiel, deren starke Burgen unheimlich Drohend auf den sried. liebenden Kaufmann hcrabschantcn: dann mußten die Eigenkhümer statt des gehofften Gewinnes schweres Lösegelb zahlen oder gar noch Schlimmeres an Leib und Leben ertrage». Gar Mancher lag in den unterirdischen Gelassen der Burgen, die Hunger oder ! Kälte ihn töbcten, so daß diejenigen, welche zur Stelle im Streite l ihren Tod fanden, glücklich im Vergleiche gegen sie genannt wer« j den konnten. So war am Abend eines gewitterschwülen Tages, i als schwere Wolken über Berg und Thal hingen, der junge Karel ! von Trommel von der kaiserlichen Pfalz kommend, in die Nähe - des Rheins gelangte, und hoffte noch vor Nacht die Stadt Mainz ! zu erreichen, wo der Bischof von Mainz ihn bcwirthen sollte. Er ^ hatte in Speier mit dem Hohenstaufen eine Unterredung gehabt, ^ und war ganz erfüllt von der Liebenswürdigkeit und Herzensgüte des Kaisers. Friedcrich II. hatte ihm ein Schreiben an Baldnin mitgegebcn, und cs war voranszusehen, daß sowohl Deutschland als England sich willig finden ließen, wo es darauf aukam, Frank­reich eine Niederlage zu bereite».

Milten im Walde, den Karel zu durchreiten hatte, standen einige Hütten, etwas seitab von der Heerstraße. Ein altes Weib saß in einer derselben und bereitete das Abendbrod für ibren Mann und den Sohn, die im Forst mit Holzfällen beschäftigt waren. Tie Alte hatte ein rotbeS Tuch um den Kopf gebunden, «nd wenn sie in die Kohle»-blies, nm die Gluth zu erhöhen,

erhielt ihr gelbes Gesicht bei der grellen Beleuchtung etwas fremd­artig Unheimliches.

Als das Gewitter zum Ausbruch zu kommen drohte und die Blitze die Luft durchzuckten, trat die Alte mehrmals in die offene Tbüre der Hütte, hielt die Hand über die Angen und schaute nach der Gegend hin, von wo die beide» Männer kommen sollten. Dann kehrte sie wieder zu ihrem Steinherbe zurück und rührte eifrig im Kessel, wo die Abenbsnppe brodelte. Endlich nabten sich die beiden Holzfäller. Ter Vater war dunkel in, Gesicht, ein Hüne an Gestalt, mit einem starken Barle rings um das Kinn; der Sohn ein frischer, kerniger Bursche, den die Mutter mit zärtlicher Hast zum Herde zog.

,,Es ist Zeit, daß Ihr heimkommt," sagte sic, ,,ci» schweres Unwetter ist im Anzüge; Gott sei benjeniac» gnädig, die dabei nicht unter Dach und Fach sind."

,,So schlimm wird's nicht werden," versetzte der Sohn, in­dem er sich mit seinem Vater an den Herd setzte, und sich die Abcndsuppe reichen ließ.

Kaum war bieß jedoch geschehe», als die schweren Wolken schon mit aller Macht sich zu entladen begannen. Prasselnd stürzte der Regen die Bäume hernieder und die Alte batte kaum noch soviel Zeit, die Thnre der Hütte zu schließen. Je stärker cs in­dessen stürmte, nm so behaglicher fühlten sich die drei Menschen in ihrer Hütte. Die Mutter hakte rasch das Mahl verlbeilt, und eine Zeit lang vernahm man nichts als das Klappern der Löffel und der Schüssel», welche die Alte unaufhörlich füllen mußte.

Plötzlich wurden sie durch einen starke» Schlag an die Thür gestört. Die Mutter sah nach, was es gab und stieß einen Ruf LeS Erstaunens ans, als sic einen fremden Manu gewahrte, der Einlaß begehrte. Er trat ein und gab rasch den durchnäßten Mantel, sowie den Hut ab, welchen die Alte am Feuer trocknete. Cs war Karel von Trommel, dessen schlanke Gestalt in einfacher grüner Kleidung sehr vortrefflich erschien. Er strich die feucht gewordenen Locke» aus dem Antlitz uud näherte sich dem warmen Herde, wo ihm die Alte einen Sitz zurecht legte.

Er sagte, er habe sich auf der Jagd verirrt, sein Pferd sei vom Blitze scheu geworden und nachdem er es eine Zeitlang an der Hand geführt, habe eS sich losgerissen und sei davon gerannt. Dann sei er in der Dunkelheit von der Heerstraße abgewichen und endlich hier durch den Schein des Feuers herbeigcsnhrt wor­den. Die alte Frau hörte mit Theilnahme, ihr Sohn mit Neu­gierde zu. Der alte bärtige Mann dagegen dachte bei sich, solch' ein feiner Vogel habe wohl eine» reichen Zehrpfennig bei sich und dergleichen müsse man festhalten, wo es herkomme.

Der Regen hatte inzwischen nachgelassen und Kare! erhob sich.

,,Hier kann ich nicht für diese Nacht bleiben," sagte er, und da der Mond bald scheinen wirb, wäre es ein gar hübscher Gang durch den Wald, wen» einer von Euch mich zu einer Behausung führen will, wo ich Herberge finden kann."

Alle drei riechen ihm nach der Tbalmühle zu wandern, wo er Herberge und wohl auch ein Reitpferd finden könne. Der junge Holzfäller wollte den Fiemden begleiten, aber sein Vater hielt ihn zurück und erbot sich selbst dazu.

Ohne Arg nahm der junge Mann Abschied von Mutter und Sohn. Da der Waldpfad nur schmal war, ging bald der Eine bald der Andere voran. Als sie eine Strecke von der Hütte ent­fernt waren, erhob der alte Holzfäller seinen wuchtigen Kuoten- stock und schlug den vor ihm gehenden Fremden todt. Dann zog er die Leiche in das Dickicht, beraubte sie aller ihrer Kleider und kehrte nach seiner Hütte zurück. Sein Weib und der Sohn be­merkten sofort, waS geschehen war, aber Keines redete ein Wort über den Vorfall.

Am andern Tage wurde das Reitpferd des Ermordeten von einem Etreijznge Söldner auf der Heerstraße eingefangen. Da der Fremde einen ungewöhnlichen Dialect gesprochen hatte, so erinnerten sich die Lenke in der letzten Herberge, wo er abgestie­gen war, seiner, und forschten weiter nach. Zuletzt entdeckte man den Mörder, aber die Papiere, die der junge Mann bei sich ge­führt batte, waren verbrannt, und erst nach langer Zeit erhielten die »»glücklichen Eltern Karel von Trommcl's die murhmaßliche Nachricht, daß ihr Sohn auf der Rückreise von Speier im Walde ermordet worden sei. (Forts, folgt.)

Aedatnon, Druck unv Vertag der E. W. Zaijer'scheu Buchhandlung.