T >l g e s - N e u i g k e i 1 e n.
Stuttgart, 12. Ang. Geller» sind die Feldjäger und ein Tbcil des Generalstabs »»d Hanptguartiers bereis liier ciu- getroffen lind bellte, morgen und übermorgen wird der Rest der Trnvvcn in den Garnisonen Stuttgart, Lndwigsbnrg und Ulm vollends zurück ieln. Es in indeß höchste Zeit, daß unsere Truppen »och Panse und außer aller Berührung mit den preußischen Truppen kommen, da die Nachrichten über den Gesundheiözustand der letzteren namentlich in Bezug ans die Cholera täglich betrü- bender werten. — Gestern waren mehrsach Gerüchte verbreitet, daß der Friedensabschllls; zwischen Preuße» und Württemberg ans sehr billigen Grundlagen bereits zu Stande gekommen sei lind Frbr v Varnbnler und seine Begleiter in diese» Tagen in Stritt, gart zurückerwarlet werden. AlSdann dürfte der Landtag zu Anfang kommenden MvnatS znsaliimentreten. — Im Beobachter u. s/w. sind seit einige» Tagen sehr ungünstige Milrheilllligen Über die Kriegführung des Prinzen Alexander von Hesse», offene ^ Beschuldigungen des Abfalls des Prinzen Wilhelm von Baden ^ cntbalten und auch Andeutungen in der Richtung gegeben, als ob man selbst mit den Dispositionen deS wnritembergischen jTrnp- penkommandanlen nicht durchaus zufrieden zu sein Ursache habe. Es wäre daher eine baldige authentische Veröffentlichung über den ganzen Feldzng erwünscht. (S. B.)
Stuttgart, 14. A»g. Donnerstag früh wird S. M. der König über die heimkebrenben Feldiegimciiter der Stuttgarter und Lndwigsbnrger Garnison Musterung ans dem Cannstatter Wasen ballen. Porr da werden die Regimenter in ihre Garnisonen abrücken und zwar daS 1. Jnsanterieregiment in die hiesige Kaserne; das 2. und 7. werden aut einen Tag hier einguarlirt werden. Am folgenden Tage werde» beide wieder abrücken, nämlich daS 2. Regiment in das Standlager nach Aldingen, das 7. in Kanton,-innige» »ach Böblingen, Sindelfingei!, Magstatt.
Stllktga rk. Prinz Alexander von Hessen, der ,,Anführer" deS 8. Bnndesarmeetorps ist am Sonntag (12.) Nachmittag hier angekomme» , nachdem er am 9. d. M. das Kommando niedcr- gclegt hatte. Sein letzter Tagesbefehl lautet: De» Befehlen ihrer höchste» Regierungen folgend, treten die 1. und 3. Division für die Dauer des Waffenstillstands den Rückmarsch in ihre Heimat an. Der Verband deS 8. deutsche» Armeekorps wird hiedurch aufgelöst, und ick lege vom 9. d. M. an das Kommando über dasselbe nieder. Be-m Scheiden von dieser mir tbencr gewordenen Stellung (auch für Württemberg wirb diese Stellung lHeuer) drängt cs mich, sämmtlicken Offizieren, Unteroffizieren ! und Soldaten herzlichsten aufrichtigsten Soldatengrnß znzurusen, - und ihnen zu danken für ihre Hingebung, ihre» Mnth, ihr festes i Ansharren in allen Strapazen und Märschen, ihre strenge Einhaltung der Mannszucht. Ihr alle habt die blutige Weihe der Fenertause bestanden, eine treue Waffenbrüderschaft ist durch sie festgekltket. Biele von euch ruhen in fremder Erde, ans der sie den rühmlichsten Kriegerlod gefunden, ihr Angedenken wird bei uns in vollen Ehren verbleiben. Möge aus ihrem Blut, möge ans unser» Anstrengungen eine segensreiche Frucht für unser gemeinsames Vaterland entsprießen! Mit diesem ans vollstem Herzen stammenden Wunsch nehme ich von euch allen den wärmsten -Abschied: DaS Bewußtsein wvhlersüllier Pflicht begleite euch in . die Heimat! !
Der würlt. S a n i l ä t s v e r e i n dankt nunmehr für weitere - Zusendungen an Materialien, nimmt jedoch gerne fernere Beiträge an Geld an, um mit diesen die künftige Subsistenz der unbemittelten mehr oder weniger erwerbsunfähigen Invaliden sicher stellen und dieselbe» über ihre schweren ZuknnstSsorgen möglichst beruhigen zu könne».
Tübingen, 12. Aug. Gestern fand hier eine Zusammenkunft von Bürgern und Universitäts-Mitgliedern statt, »m auch hier die Gründung einer deutschen Partei vorläufig zu besprechen. Von dem Vorsitzenden, Dr. Schweickhardt, wurde das Programm des Stuttgarter Vereins (Nichttrcnnung vom Nor- i den) vorgclegt und von ihm, Proc. Pseilsticker, Pros. Römer, ! Thndichnm, Michaelis, Pauli, Weizsäcker in kürzeren und län- ! geren Vorträgen bas Bedürfniß einer Parteibildnng erörtert, um ^ einem süddeutschen Sonderbund entschiedenen Widerstand zu i leisten; man war allgemein einverstanden, daß es Pflicht jedes - guten Deutschen sei, in diesem Sinne »ach Kräften zu wirken. !
Es wurde, besonders durch einen trefflichen Vortrag Römers, einleuchtend nachgewiesett, daß eS für eilten solchen Sonderbnnd rein unmöglich sei, eine selbständige Haltung zu behaupten, und . daß er nvthwendig entweder an Frankreich oder an bestreich sich anlehnen müsse, ober zwischen diesen hin und her schwankend eine klägliche Rolle fpielen würde. Es wurde von der Versammlung ! die Zustimmung zu dem Stuttgarter Programm erklärt, regel- i mäßiges Zusammenkommen beschlossen und ein Cvmite gewählt, l Hall, 12. Aug. DaS Ergebnis; des Konzertes der prenß.
! Musik, bas sehr stark besucht war, war 209 fl.^ welche Summe ! ganz den würtl. Verwundeten zu Gute kommt, während daS hen- i tigc Konzert für die Wlttwen und Waisen deS gegenwärtig in Hall einqnartirlen Regiments bestimmt ist. Die bei uns befindlichen preußischen Soldaten sind meist verheirathete Leute, welche baldigen Frieden wünschen, um nach Hanse zu Weib und Kind geben zu können. Sie benehmen sich gesetzt, ordentlich; sind sehr gerne im Wnrltembergischen, wie in Baden und Hessen, nur über die Baien, klagen sie sehr, besonders mußten sie die Antipathie Süddentschlands fühlen. Sie Helsen ihren Qnartiergebern in allerlei Arbeiten in HanS und Hof und geben denselben vordem Schlafengehen freundlich die Hand. — Bei dem ansgcbro- chencn Brande eilten sie feldmäßig ausgerüstet ans den Brand- platz und waren sehr fleißig und ausdauernd thätig. (S.V.Z.)
Frankfurt, 10. Aug. Soeben kommt ans bester Quelle die Mittheilung, daß Frankfurt seine Selbständigkeit behalten und zu Preußen in eine Art Snzeränetäts-Verhältniß treten soll. Als militärische Leistung hat Frankfurt inskünftige für die Unterhaltung einer Bakterie zu sorgen. Auch ist sichere Aussicht vorhanden, daß Frankfurt nicht allein die Bezahlung weiterer Kontri- blltion erspart bleibt, sondern ihm auch ei» Theil seiner schon gezahlten Summen zurückerstattet wird. Znm Zweck sicherer Erhebung der hiesigen Slenerkrast und des Staatsvermögens sind ans Ansuchen bereis Beamte ans Berlin hier eingetroffrn.
Müll che», 9. Aug. Die vom Staatsminister Fchrn. v. d. Pfordlen heute eingelansenen Depeschen sollen bernhigenden Inhalts sein, man hofft, daß Preußen von seiner Forderung, einen an Coburg glänzenden Theil baierischen Territoriums an den Herzog abzutreie», abstehen werde.
Wnrzbnrg, 10. Ang. Die asiatische Cholera, welche unsere Maingegend bisher immer verschont hatte, ist nun allerorts in den von Truppen durchzogenen Ortschaften anSgebrochen und hat bereits mehrfache Opfer gefordert, insbesondere in Hetlingen, Waldbrnnn, Netzbach, Miltenberg, Wrrtheim n. a. O. Auch hier sind unter den prenß. Truppen seit 8 Tagen mehrere Fälle vvrgckvmmen, von denen 3 mit Tod endeten.
Berlin, 10. Ang. Während die wohlunterrichtete Köln. Ztg. Frankreichs Uneigennützigkeit noch in gerührten Leitartikeln feiert, hat der Kaiser hier offiziell erklären lassen, er müsse die Grenze von 1814 haben, also Saarlonis und Landau. Dem Grafen Bismarck ist die Forderung überraschend gekommen, aber er hat sie auf der Stelle abgeschlagen. So höre ich von einem durchaus nicht biSmarckisch gesinnten Diplomaten. — General v. Mantenffels Sendung nach St. Petersburg, die Konferenz der leitenden Generale und manches Andere findet in diesem neuen, schicksalsschweren Ereignis; seine Erklärung. Bleibt die Regierung fest bei ihrem Nein, so rechnen wir hier auf de» Patriotismus des süddeutschen Volks. (S.M.)
Berlin, 10. Aug. Bezüglich der Verhandlungen mit Oest- reich wird nicht als unwahrscheinlich angesehen, daß trotz einiger zwischen Oestreich und Italien »och bestehende» Schwierigkeiten der Friede zwischen Oestreich und Italien fast gleichzeitig mit dem zwilchen Preußen und Oestreich zu Stande kommen werde. Ans Petersburg verlautet, daß der Kaiser Alexander persönlich die- selben freundlichen Gesinnungen für Preuße» bewahrt und eine Parteinahme seiner Regierung gegen Preußen schließlich nicht zu- laffen wird.
Berlin, 11. Ang. Tie seit mehreren Tagen angedenteten französischen Erörterungen wegen einer eventuellen Kompensation haben eine mehr greifbare Gestalt angenommen. Die Nachricht des Siecle, daß es sich um die Rheingrenze handle, scheint nickt zutreffend, und das Londoner Telegramm, welchem zufolge Frankreich die Saarlinie von 1814 ins Auge gefaßt hätte (Saarlonis, Saarbrücken, Landau) dürste der Wahrheit näher kommen. Macht Frankreich mit jenen Forderungen Ernst, so würde die deutsche