mit einige» badischen Dragonern eine preußische Zufuhr weggc- noinmen Halle, über Nacht von den Preußen im Quartier gefangen. Da aber der Waffenstillstand schon eiugetrelen. so entließ ihn der koiiimandirende preuß. General aufs höflichste und lud ihn zur Tafel ein. Der junge Lieutenant dankte für die Ehre und zog es vor, sogleich aus der Mitte der Feinde heimwärts zu ziehen.
Nach Haller mündlichen Berichten kann Hall über die Aufführung ihrer neuen Garnison nichts klagen, desto mehr fällt ihnen die Härte auf, mit welcher die Offiziere mit ihren Untergebenen verfahren. Das Regiment besteht freilich aus Polen, welche eine strenge Disciplin brauchen, aber auch sich zehnmal mehr gefallen lassen, als ein württ. Soldat ertrüge. — Am Donnerstag gibt die Kapelle des preuß. Inf.-Reg. eine Produktion zum Beste» der württ. Verwundeten.
Berlin, 4. Aug. Dem Grafen Bismark steht nach dem Abschlüsse des Friedens mit Oestreich eine Titelerhöhung bevor, doch Hort man, daß der Graf Bismark zum Fürsten von Bis- mark (und nicht zum Herzog von Lanenburg) ernannt werden soll. Da des Königs Majestät selbst Herzog von Lauenburg ist, so kann dieser Titel doch nicht einen: Minister verliehen werden.
Berlin, 6. Aug. Die liberalen Fraktionen des Abgeordnetenhauses glauben, die Wahl Grabow's zum Präsidenten werde ihnen glücken. — Lange wird die Session in keinem Falle dauern, weil die Regierung nur sehr wenig Borlagen einzubrin- gen gedenkt. Sie legt vor: die in der Zwischenzeit oklroyirten Gesetze, einen Entwurf zur Aufbringung der Kriegskosten, ein Parlamentswahlgelctz und vielleicht noch ein Gesetz über die Vergrößerung des Bankkapitats. Mit alledem können beide Kammern iu vier Wochen gut fertig werden. Einig sind sämmtlichc Fraktionen des Hauses über die Notbwendigkeit einer Adresse an den König als Antwort auf die Thronrede, die keinen üblen Eindruck gemacht hat.
Berlin, 7. Aug. General von Mantenffel geht in einer Soudersendung »ach Petersburg. — 8. Aug. Wie es heißt, geht der König auf einige Tage zur Mainarmee.
Berlin, 8. Äug. Die württembergischen Abgeordneten zu den FriedenSvcrhandtuugen sind Varnbülcr. Hardegg, Legationsrath Spitzemberg, Legationssekretär Sckönhardt und Major Seubert.
Berlin, 8. Äug. Die ministerielle Provinziatkorrespon- denz sagt: Betreffs der von Preußen in Besitz zu nehmenden Länder werden vorläufige Anordnungen iu naher Zeit ergehen, vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Regelung der hierauf bezüglichen Verhältnisse im Einverstäuduiß mit der preußischen Landesvertretung. — Ueber die Sendung des Generals Mantenffel nach Petersburg sagt dieselbe Kvrrespond.: Rußland nimmt als Großmacht wie auch wegen vielfacher Verwaudtschaftsbeziehungen lebhaften Antheil au den Veränderungen iu Deutschland. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Preußen und Rußland mochten es als angemessen und wünscheuswerth erscheinen lassen, Rußland über die nothwendigen Gesichtspunkte und Schritte Preußens vertrauliche Mittheilungeu zu machen. Etwaige Besorgnisse wegen der vermeintlichen Stellung Rußlands zu den bezüglichen Fragen dürften sich bald als »»gegründet euveisen. — Der Zollverein wird auf festerer Grundlage im Zusammenhang mit den Einrichtungen des engeren norddeutschen Bundes umzngestalten sein. Die Friedeusoerhaudlungeu werden den Süddeutschen Gelegenheit bieten, ihr Verbleiben im Zollverein zu ermöglichen. Doch wird die Erneuerung des Zollvereins nur unter Bedingungen stattfinden, wodurch bisherige Hemmnisse einer ersprießlicheren Entwicklung desselben vollständig beseitigt werden. (S. M.)
Graf v. Westphalen, Mitglied des preußischen Herrenhauses, gibt an dasselbe die Erklärung ab, daß durch den Buudes- bruch der preußischen Negierung er sich auch seines Homagial- ejdes gegen de» König entbunden halte und au den Berathungen des hohen Hauses deßhalb nicht mehr Theil nehmen werde.
Man erzählt uns, daß Bismarck in der Schlacht bei Kö- uiggrätz, als das Kriegsglück in der zweiten Nachmittagsstuude des verhängnißvoüen 3. Juli gegen Preuße» sich zu erklären drohte, ausgesprochen haben soll, er habe vrr b-mguo gespielt und werde eine Niederlage nicht überleben, und baß er im Begriffe war, sich iu das Schlachtgetümmel zu stürzen, als die erlösenden Kanonen des Kronprinzen bei Chlum zu donnern begannen. - (Fr. Z.)
Wie Pfarrer C. Fischer in Wien, so haben auch zwei andere Prediger daselbst das Thema behandelt, warum Oestreich gegen Preußen unterlegen; der „fromme" Jesuit Klinkowström meinte in seiner hohen Weisheit, das nationale Unglück läge in der Glaubenslosigkeit des Volkes, in den liberalen Zeitungen rc. und sprach dann noch derartigen Unsinn mehr. Der israelitische Prediger Jelliiiek dagegen sprach ein anderes Wort, er traf den Nagel auf den Kopf. Dieser treffliche Redner kennzeichnete die östreichjsche Lage mit einer Stelle aus der Bibel vom Propheten Jesaias, welche lautet: „Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist malt; von der Fußsohle an bis aufs Haupt ist nichts Gesundes an ihm. Euer Land ist wüste, eure Städte sind mit Feuer verbrannt. Fremde verzehre» eure Aehrcn vor euren Äugen." Das Haupt, meinte der Redner, begnügte sich immer mit leeren Formen und Ceremoniell in Staats- und Rcligionssachen, beanspruchte für sich das unbedingteste Vertrauen, verweigerte aber das Gleiche dem Volke; scheute die Handhabung der Waffen des Geistes nnd des Leibes und unterdrückte offenen Mannesmuth, und so kam es, wie der Prophet schon vorhersagte, das ganze Herz ist matt. Jetzt, meint der Redner, ist mit Gebeten und Gesängen und Prozessionen nicht geholfen, sondern der Prophet sagt: Ob ihr schon viel betet, höre ich euch doch nicht, lernet lieber Gutes thun, kracktet nach Recht, helfet dem Unterdrückte», schaffet den Waisen Recht und helfet der Wittwen Sache. Denn Zion (Oestreich), schließt der Redner, muß nach den Worten des Propheten durch Recht erlöst werden und ihre Gefangenen durch Gerechtigkeit.
Wien, 6. Aug. Die „Neue Freie Presse" sagt über die Thronrede: „Wir haben lange kein politisches Aktenstück gelesen, das so gut für seinen Zweck berechnet wäre. Preußen scheint nicht nur gute Generale, sondern auch gewandte Staatsmänner zu haben. Ein Staat, der Männer von diesen beiden Gattungen besitzt, muß sich heben, denn er wird es nicht verschmähen, sich einer großen leitenden Idee der Zeit zu bemächtigen und dem Fortschritt zu huldigen. Des Grafen Bismarck liberale Anwandlungen scheinen dauerhaft werden zu wollen. Sic werden weniger in seinen Ueberzeugungen, als in seinem Calcul wurzeln, die Wirkung ist indeß die nämliche. Die Welt fragt nicht darnach, ob ein Minister liberal ist, sondern ob er nach vernünftige» Grundsätzen regiert, und wenn sich in Preußen ein Umschwung vollzieht, wie ihn die Thronrede anzudenten scheint, dann wird dieses Preußen in kurzer Zeit noch viel mächtiger und gefährlicher für seine Feinde sein, als bis jetzt, nach den Friedenspräliminarien von Nikolsburg.
Wien, 8. Aug. Die östreichisch-italienischen Waffenstillstandsverhandlungen stoßen auf erhöhte Schwierigkeiten. Erzherzog Albrecht ist nach Görz abgereist. Nach einem Telegramm der „Presse" bietet auch der östreichisch-prcußische Friedeusschluß Schwierigkeiten. Der Kaiser reist demnächst nach Ofen ab.
(Schw. B.-Ztg.)
Wien. Der Gesammtverlust der preußischen 2. Armee, der Armee des Kronprinzen, beträgt nach preußischen Blättern 7009 Mann, darunter 328 Offiziere. Von den Vermißten, 2 Offiziere nnd 1885 Mann, ist wahrscheinlich ebenfalls eine große Anzahl verwundet. Der Verlust der 1. Armee, welche bei Kö- niggrätz hauptsächlich engagirt war, durfte weit über 10,000 Man» betragen. Im Ganze» läßt sich die Zahl der Todte» und Verwundeten in sämmtlichc» preußischen Armeen bis jetzt auf etwa 22,000 Mann veranschlagen.
Furchtbare Wunden hat der Krieg einzelnen Familien geschlagen, aber welches Uebermaß von Schmerz und Tragik enthält die nachstehende der „N. Pr. Ztg." entnommene Anzeige: „Tiefgebeugt benachrichtige ich hiermit alle Freunde und Verwandle, daß mein heißgeliebter Manu gestern früh schnell und sanft entschlief in Folge der gewaltigen Erschütterung, die der Tod unserer Kinder hervorrief. Unsere fünf hoffnungsvollen Söhne Franz, Joseph, Ernst, Georg, Leopold und Heinrich v. Stwolinski gaben alle ihr Herzblut für ihren heißgeliebt» Kaiser und Herrn. Mit mir trauern die vier jungen Wittwen und einzige Schwester. Um stilles Beileid bitten Frau v. Stwo- linSka, geb. v. Nadezki. Josephine v. Stwoliuska." (Prag.)
Florenz, 7. Äug. Durch einen Sturm im Adrialischen Meere wurden einige Schiffe der italienischen Flotte beschädigt. Der „Affondatore" ist im Hafen untergesunken; die Mannschaft