wurde gerettet; mau arbeitet, um daS Schiff wieder flott zu ma­chen. Eine Untersuchung ist eröffnet.

Florenz, 8. Aug. Barral, der italienische Gesandte in Berlin, und Meuabrca sind zu Bevollmächtigten Italiens für die Prager Konferenz ernannt. Die italienischen Truppe» ziehe» sich aus vcnekianischcm Gebiet in Defensivstcllungen zusammen. Die Behauptnugcn der Wien. Zeitung über einen Brief L. Napoleons an V. Emanuel sind reine Erfindung. Es herrscht zwischen Ita­lien und Frantreich vollkommenes Einverständniß über die Ber­einigung Veneticns mit Italien. (T. d. S. M.)

Mailand, 5. Aug. Der Oberbürgermeister Antonio Be- retha hat Namens der Stadt Mailand durch Vermittlung der preußischen Gesandtschaft den König Wilhelm zu den preußischen Siegen beglückwünscht und zugleich die Anerkennung der segens­reichen Rückwirkung ausgesprochen, welche die preußischen Siege ans Italien ausüben.

Das italienische Volk ist aufgcfordert, 350 Millionen Franks durch eine Natioualanleihe aufzubringcn. Die Anleihe soll zu 90 ausgegeben und mit 6 vom 100 verzinst werden; 5 Proc. dienen als Interessen, das 6tc Prozent zu Prämien.

Paris, ä. Aug. Die Wirkungen des Züiidnadelgcwehrcs werden in der Geschichte der Civilisation würdig «neben der Buch­druckerpresse, dem Pulver, der Dampfmaschine und dem Tele­graphen stehen. Eine seiner größten Wirkungen ist es, daß auch Rom Obstreich aufgibt und cs verdammt. In Nom will man den gegenwärtigen Umschwung und Umsturz schon seit Jahren voransgesehen und erwartet haben. Jetzt behauptet man in Rom, seit sechzig Jahren um den Zustand der Auflösung des Kaiser- thums Oestreich gewußt zu haben. Schon seit mehreren Jahren rechnete die römische Curie nicht mehr auf Oestreich. Jetzt sind die Hoffnungen und Sympathien des Papstes ausschließlich auf Frankreich gerichtet. Ungeachtet der verderblichen Ergebnisse der italienischen Politik des Kaisers Napoleon erkennt der Papst, daß die Hingebung, der Muth, der Geist des katholischen Frankreichs noch die meiste» Bürgschaften gewähren, und daß die katholische Gesinnung Frankreichs ausschließlich das Verdienst hat, die Ten­denzen der oben erwähnten Politik zu mäßigen und zu korrigire». Sobald Rom sich bemüßigt sieht, sich der Tnilerienpolitik un­bedingt anznvertrancn, muß der Papst auch schon die Versöhnung mit Italien voranssehen; denn die Tuilerien lassen sich von der Einheit Italiens nicht mehr trennen. Auch unter den Italiener» findet bezüglich Roms ein Umschwung statt. Das Veilangcn nach Rom als Hauptstadt verstummt. Auch der Gedanke, in Rom nach dem Abzug der Franzose» die päpstliche Verwaltung zu stür­zen, soll allmählig verschwinden. Die italienische Agitation in Rom selbst nimmt ab und die römische Regierung fühlt sich weni­ger gefährdet. Es kestehr also die berechtigte Hoffnung, es werde zwischen dem Papst und Viktor Emanuel eine Vereinbarung zu Stande kommen, welche gleichzeitig den nationalen und liberalen Bedürfnissen der römischen Bevölkerung und der weltlichen Macht dcö Papstes Rechnung trägt. Eine nicht minder wichtige Wir- knng deS Zündnadelgewehres ist cs, daß die Franzosen zu besor­gen anfangeu, diegroße Nation" könnte künftighin wohl zwi­schen den Vogesen und der Weichsel zu suchen sein. Von jetzt au ist es für das Kaiserthum eine Lebensfrage, Frankreichs Macht- Verhältnisse nicht verkleinern zu lassen, also Frankreich zu vergrö­ßern, damit es neben dem deutschen Kaiserthum nicht verkleinert erscheine. Die Franzosen haben eine Ahnung davon, daß an's linke Rheinufer nicht mehr zu denken ist, sobald in Deutschland eine mit Frankreich rivalisirende Nation besteht. Ein hierüber entscheidender Krieg zwischen den zwei großen Militärmächten wird von der Menge und in politischen Kreisen für unvermeidlich ge­halten. Es taucht aber auch die Ucberzengung auf, daß die fran­zösische Nationalität ihren Rang neben der deutschen Nation nur zu behaupten vermag, indem sie genug Freiheiten erwirbt, um die ihr sprachverwandten Bevölkerungen an sich ziehen zu können. Die Wiedcrcrwerbung der Freiheit ist mithin eine Bedingung der GrHe Frankreichs. Die Spielparlie mit Bismark hat sich so ge­wandt, daß das zweite Kaiserthum sogar in der Gloirc zurück;»- bleiben scheint. I» dem Maß, als die deutsche Einheit und Macht sich verwirklichet, werden Belgien und die Schweiz Objektive der französischen Nationalpviitik, welche nicht ohne jene Kompensation «us's linke Rheinufer verzichten wird. (B. B.)

Brüssel. 6. Aug. Ter Köni'g-Großhcrzog von Luxem­

burg hat. wie dieJudepeudauce" meldet, den Eintritt dieses Hcrzogthums in den norddeutschen Bund abgelehnt, da der- nig-Großherzog es verziehe, dem Laude eine unabhängige Regie­rung zu geben, zumal die Stadt Luxemburg aufgehört habe, Bundesfcstung.zu sein.

Der königliche Hof zu Brüssel hat eine Depesche aus Vera­cruz erhalten, worin die Abreise der Kaiserin von Mexiko nach Europa gemeldet wird. sJst bereits angelangt.) Folgt Kaiser Maximilian nach?

London, 2. August. Nach einem Briefe der Daily News ans Breno im Camouica-Thal ist Garibaldi, in Folge seiner neuen Beinwuudc, so leidend, daß er keinen Schritt gehen kann, und in und aus dem Wage» gehoben werden muss Dennoch ist er Tag und Nacht unermüdlich. Mit welcher Schnelligkeit der atlantische Telegraph arbeitet, darüber liegt jetzt in der Ant­wort des Präsidenten der Union auf den Glückwunsch der Köni- gin eine bestimmte Angabe vor. Dieselbe bestand aus 405 Buch­staben, oder 81 Worte», und wurde mit einer Geschwindigkeit von 7,36 Worte» per Minute von Neufundland nach Valencia telegraphirt.

Madrid, 4. Aug. DaS Ministerium hat ei» Circular an den Clerus erlassen, worin es die Geistlichen anffordert, dem Geldmangel des Staatsschatzes aus Verzichtleistung ihres Gehal­tes zu Hilfe zu kommen.

Graf Balduin.

lForlsetznng.)

Noch weigert sich der edle Mann," entgegnete Kranhoven, der den Augenblick benutzen wollte,sich zu »enuen oder ir- gend eine Auskunft zu geben. Wäre er nicht Balduin, so würde er wohl nicht zaudern, uns seinen Namen zu entdecke», so aber bestärkt sein Schweigen nur nnsern Glauben. Ihr aber, hohe Frau, sprecht, erklärt uns, was habt Ihr über ihn zu sagen?"

Ein unwillkürlicher Schauder durchlief den ganzen Körper Mathildens bei dieser Frage. Rasch sagte sie:Ich nicht! ich nicht!" Dann wendete sie sich zu ihrem Begleiter Boabdil und flüsterte:Kommt, Boabdil, laßt uns die Sterne befragen, was hier zu thnn ist; ich bin ratblos." Daraus ging sie eilig von dannen, im Abgeben noch das WorkVergeltung!" vor sich hin­murmelnd, und ließ die ganze Versainmlnug in der äußersten Be­stürzung zurück.

Man alhmete erst auf, als sic längst die Halle verlassen hatte. Der Eremit stand in der Mitte derselben, die Hände gefaltet, das Auge zu Bode» gerichtet. Wilhelm von Kranhoven trat auf ihn zu und sagte:Tic heftige Erregung der Königin ist ein Zcugniß mehr für die Wahrheit dessen, was wir Alle glauben. Da Ihr allein, hoher Herr, darauf besteht, Euch nicht z» nen­nen, so frage ich noch einmal feierlich, im Namen dieses Eures hartbedrängtcn Landes: Wenn Ihr Balduin, Graf von Flandern seid, der von seinem ruhmvollen Zuge ins gelobte Land, wo er zu Konstantiiiopel als Sieger einzog und zum Kaiser ernannt wurde, zurückgekchrt ist, so zögert nicht länger, es uns, Eure» getreuen Vasallen, zu sagen, daß wir Euch gebührend huldigen; wo nicht, so löst die letzten Zweifel und gebt Auskunft, die Ihr Flandern schuldig seid, sagt uns, wer Ihr seid, und gebt uns Beweise von Eurer Herkunft, damit wir nach Eurer Aussage den» Volke seinen Glauben benehmen."

Der Eremit schien heftig mit sich zu kämpfen, endlich erwi­derte er:Nichts weiter vermag ich zu sage», als baß ich eiw Büßer bin und zu sein begehre. Mein vergangenes Leben ist und bleibt ewig mit dem Schleier der Vergessenheit bedeckt."

Der Gedanke lag nahe, daß der Graf am heiligen Grabe das Gelübde abgelegt habe, für ewig aus seine weltlichen Rechte zu verzichten. Sämmtliche Barone theilten diese Ansicht. Einer sagte: Vergeblich ist Euer Wunsch. Zu sehr bedarf Flandern seines Herrn."

Ein Audr« meinte:Unmöglich läßt das Volk sich noch länger durch Eure Weigerung beruhigen weckt keine Erbitterung und folgt unser» Bitten!"

Ein Dritter rief:Gott will es, fügt Euch seinem Rufe."

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.