mußte» de» Dienst als Todtengräber verrichten; viele Leute aus der Stadt und Umgegend wohnten dem Begräbnisse bei und der Dekan sprach ein Gebet. Als ein wahrer Vandalismus muß eS bezeichnet werden, baß die Gefallenen in der Nacht ihrer Stiefel, theilweise der Kleider und ihrer Habseligkeiren im Tornister beraubt wurden. Oberlieutenani v. d. Hoop wurde auf dem Kirchhofe in BischofShcim, die andern Offiziere auf dem iu Groß, rinderfeld beerdigt.
Das Verbot der Ausfuhr von Kriegsmaterial und Proviant nach Preußen ist in Bade» aufgehoben.
Mannheim, 3t. Juli. Die württembergische Regierung hatte dieser Tage noch eine interessante Verhandlung mit der unseligen, welche für die Lage der Dinge bezeichnend erscheint. Da Württemberg feinen Militärbevollmächtigten beim Bundestage anderwärts verwenden mußte, so ersuchte eS durch seinen Gesandten die badische Regierung, ihren Militärbevollmächtigten General v. Boeckh auch die Vertretung Württembergs übernehmen zu lasse». Dieser Tage kam aber die Antwort ans Karlsruhe durch Hr». v. Tbumb, Baden müsse die Ehre ablehnen, da es überhaupt die Fiktion eines Bundestages, der allseitig verlassen sei, nicht mehr anerkennen könne. In der That besteht derselbe jetzt nur noch anS den Gesandten von Baiern, Württemberg, Lichlcn- stein und jenen der vier ans Reisen befindlichen Exregierungen, nachdem auch Herr v. Kübeck ihn ohne Abschied stille verlassen hat. Die Petitionen »m Frieden mit Preußen, sowie Anschluß Badens an den norddeutschen Bundesstaat und das Parlament nehme» bei »nS in Stadt und Land riesige Dimensionen an.
Heidelberg, 1. Ang. Heute Abend sind Preußen eingerückt.
M ü » che», 31. Juli. Der Anmarsch der Preußen in Ober- franken dauert fort. Sie sind im Vvrrücken über Bayreuth und die fränkische Schweiz. Gestern und vorgestern waren sie in Müggendorf, deßhalb ist der Eisenbahnverkehr zwischen Nürnberg und Bamberg eingestellt. (St.A.)
W ürzb u r g , 30. Juli. Gestern Abend zogen 4 Bataillone Preußen mit 2 Batterien und klingendem Spiel ins nabe Städtchen Heidingsfeld, dessen Bürgermeister und reichere Bürger sie Nachts zuvor aus de» Betten geholt. Diese hatten zwar sich nicht geweigert, einer Requisition von 300 Flaschen seinen WeinS für Offiziere, 30 Eimern Wein für Soldaten, 10,000 importir- ten und 80,000 gewöhnlichen Cigarren zu entsprechen, ließen aber den Preußen sagen: sie möchten sic abholen. Deßhalb werden sie nun heimgesncht. Die Nolb ist in manchen benachbarten Dörfern, z. B. Höchberg, furchtbar. Die Bauern bitten schon die Preußen um die Eingeweide der geschlachteten Thiere. Brod gibt es dort keines mehr. Auch hier beginnt Mangel an Lebensmitteln sich fühlbar zu machen. Manche Trnppenkörper, namentlich Heffen-Darmstädter, find sehr schlecht verpflegt und genöthigt, förmlich um Brod in den Häusern zu betteln. Bnndestrnppen nahmen schon befreundeten Truppen ihre Provianttransporte weg. Hunger thnt weh. Deßhalb, da man das Verfehlte unserer ganzen Kriegsführung einsicht, wünscht man Frieden. In den letzten Kämpfen wären große Erfolge erzielt worden, wenn die Bun- destrnppen snamentlich die Württemberger) mit den Bachern covperirt hätten. Nach der Bachr. Z. waren sie dazu beordert; fragt mag aber die Württemberger selbst, so behaupten alle: vom Höchstkommandirendcn der Bnndcsarmee keinen Befehl zum Vorrücken erhalten zu haben. Sv blieben die 40,000 Preußen, denn mebr sind es sicher nicht, den 100,000 Bachern und andern Süddeutschen gegenüber, trotz „brillanter Gefechlsmomenke", so ziemlich Herren der Lage. Der Schaden, den der Brand auf der Festung ungerichtet, ist keineswegs so bedeutend, wie ihn die „N. Würzb. Z." angibt; eS waren keine tausend, sondern kaum hundert von Podewilsgewehren, die verbrannten. Uebrigcns war cs unvorsichtig, Strohmarratzen unters Dach zu legen, und der Feind war durch seine Spione, die er überall bat, davon unterrichtet. ' (Allg.Ztg.)
Würzbnrg, 1. Ang. (Amtlich.) Nach der Konvention zwischen dem Prinzen Karl und Manteuffel rücke» die Preußen am Donnerstag 8 Uhr früh eine Brigade stark ein. Die Stadt wird als friedlich betrachtet, keine Kontribution erhoben, Verpflegung gegen billige Entschädigung. Festung und Vorstadt bleiben von Baiern besetzt. (S. M.)
Nürnberg, 1. Aug. Die Preußen sind gestern Nachmittags hier eingezogen, und haben nun Haltbefehl erhalten.
In dem,tapfer» B a i e rnv olk ruuiorts gewaltig von wegen der Kriegführung. Der vierwöchciiiliche Krieg wurde nur im Lande geführt mit einer Triippenniacht von 40—50,000 Mann und dennoch mußten Private» und Vereine Sendungen an Lebensmitteln rc. an das Heer mache». Sogar ein alter eingefleischter Münchener sagte: „Wenn's uns nur in die andern Sachen so lass'» wie wir san; das Militär darf getrost unter preußische Führung knmma; so wie's is, wird's ja doch seiner Lebtag nix, trotzdem unsere Bnab'n grad so gut rauf'», wie die Preußen, aber wos nutzt dös — bei uns sehlts überall weit, weit!"
Der barische Oberst Freiherr v. Podcwils har sich erboten, in kürzester Zeit die Gewehre seines in den letzten Kämpfe» trefflich bewährten Systems mit Hinterladung und Zündnabel zu versehen. Es ist Thatsache, daß der brave Oberst sich schon früher zu einer Zeit dazu erboten halte, in welcher noch alles hätte geleistet werden können, gerade wie in Oestreich.
Für die Erkrankten und Verwundeten der bairischen Armee hat die München-Aachener Feuerversicherung 10,000 Gulden angewiesen.
Berlin, 31. Juli. Eine amtliche Meldung aus Frankfurt a. M. erklärt die Nachricht der „Jnd. Belge" und anderer Blätter, daß die Preußen bei Würzbnrg 16 Kanonen verloren hätten, für falsch.
Am 18. Juli wurden 900 Oestreicher (Italiener), die bei Aschaffenbnrg das Gewehr streckten und 500 gefangene Baiern aus der Äisenbahn auf eine preußische Festung (Königsberg) ab- geführt.
Wien, 29. Juli. In unfern offiziösen Blättern, welche noch vor wenigen Tagen das Verbleiben Oestreichs bei Deutschland als die unerläßliche Bedingung der Machtstellung Oestreichs vroklamicten, beweisen heute bereits dieselben Federn mit gewohnter Welterfahnennatur, daß der Ausschluß Oestreichs diesem keinen Nachtdeil bringe, und die Stellung im Bunde für Oestreich niemals von Vortheil war. — lieber die Kriegsentschädigung erfahre ich, daß sie 40 Millionen beträgt, von welchen jedoch 15 Millionen a^S Entschädigung für den schleSwig-holsteinischeu Besitz Oestreichs in Abzug gebracht werden. Zwanzig Millionen sind baar zu erlegen, während der Rest von fünf Millionen für die Erhaltung der preußischen Armee auf unserem Gebiet entfällt. Der definitive Friede, glaubt man, werde schon in 8 bis 14 Tagen geschlossen, und gleichzeitig Böhmen und Mähre» von den Preußen geräumt werden.
Wien, 30. Juli. Mit größter Uebercinstimmung protestirt Süddentschland gegen die Mainlinic und seine Ausschließung aus dem neuen Bunde. Das ist sehr wichtig, dann es geht daraus hervor, daß ganz Deutschland sich jetzt um Preußen gruppiren null. Ist aber erst das Parlament beisammen, so wird sich eben zeigen, daß Preußen in Deutschland aufgehen muß. Die Berl. Volkszeitung fordert bereits die Proklamation des deutschen Kaisers aus Grund der Reichsverfassnng von 1849. In Nassau, Hannover und Schleswig-Holstein dauert die Annexionsbewegung fort. Man ordnet zahlreiche Deputationen nach Berlin ab.
Wien, 1. Ang. Der König von Preußen ist gestern vo> Nikolsburg abgereisi, Graf Bismarck heute. Zur Eröffnung der Friedeiisverbandlnngen in Prag werden in einigen Tagen als Bevollmächtigter Oestreichs Frbr. v. Brenner und als Bevollmächtigter Preußens Frbr v. Werther zusammentreten.
Wien, 1. Aug. Die Waffenruhe mit Italien ist auf acht Tage verlängert worden, um innerhalb dieser Frist den Abschluß des Waffenstillstands zu ermöglichen. — Die Südbah» wird von morgen ab mit allen Nebenlinien wegen eintretcnder Militärtrans- porte für jeden Personen- und Güterverkehr geschlossen werden.
Nach der letzte» von Zeit zu Zeit wiedcrkehreuden Stempelung betragen sämmtliche Papiere Oestreichs 2700 Millionen.
Zn dem Entschlüsse Oestreichs, Frieden zu schließen, hat wesentlich die Haltung Ungarns beigetragen. Deal, der Führer des ungarischen Landtags und der einflußreichste Mann seines Landes, erklärte dem Kaiser in Wien, er könne nicht auf die Hülfe Ungarns rechnen, wenn der Kaiser nicht zuvor den Landtag einrufe, ein ungarisches verantwortliches Ministerium ein- setze und das Recht Ungarns befriedige.
Die „Provincia" will ans Wien erfahren haben, daß der Kaiser von Oestreich als Zeugniß seiner Erkenntlichkeit gegen den Kaiser Napoleon sich freiwillig erboten hat, die sterblichen lieber-