reste dcs Herzogs von Reichsstadt, Napoleon II., Pi Frankreich heraus zu gebe». Es waren bereits früher ohne Erfolg von Frankreich aus Unterhandlungen über diesen Punkt angeknüpft winden. (St.-A.)

In Rom herrscht große Aufregung. Diese hat den Papst veranlaßt, die Cardinäle zusamincnzubernfen, und ihnen zu er- öffnen, daß er es für nolhwendig erachte, für den Fall des Ein­tritts der früher oder später zu erwartende» Krisis (Todesfall des. Papstes) die Gewalt in Rom ganz an Frankreich abzntreten. Bei dem Hasse dieses Collegiums gegea« den Kaiser wird es Sie nicht wundcrnehmen, daß der Vorschlag auf heftigen Widerstand stieß. Doch ließ eine ziemliche Anzahl von Cardinäle» sich zu Gunsten des Antrags vernehme». Sie machten geltend, wie wünschens- werth es allerdings wäre, die Freiheit und Unabhängigkeit des Cvnelavc so früh als möglich sicher zu stellen. In Paris hat dieser Antrag, von dem man keine Kenntniß vorher gehabt, sehr überrascht. Daß die Ordnung der italienisch-päpstlichen Angele­genheit nicht vor ein europäisches Forum gelangen soll, sondern unter Vermittlung Frankreichs zwischen den beiden Regierungen abznmache» fein wird, wurde bereits amtlich zur Kenntniß des päpstlichen Cabineks gebracht. Der Kaiser bemüht sich, den Jta- ^ lienern zu beweisen, daß seine Freundschaft für sic nicht abgenom- men hat, doch ist die Stimmung in Italien eine Frankreich so feindselige wie niemals. Auch in Paris ist man den Italienern nicht eben hold, und die beide» Negierungen werden Muhe ha­ben, die Freundschaft zwischen beiden Völker» aufrecht zu halten.

Von großem Interesse ist das Urlheil des englischen P a r- lamenks über die Ereignisse in Deutschland. Mit einer einzi­gen Ausnahme sprach sich die Meinung dahin aus, baß Preußens Siege über Ocstreich und die Bundesarmee Deutschland zum Se­gen gereichen würden. Horsman, der Hauptredner, gab in seiner Rede der öffentlichen Meinung in England einen unverfälschten Ausdruck, und er gehört nicht zu den Götzendienern des Erfolgs und einer Cäsarenwirthschaft. Er gestand, daß beim Ausbruch dcs Krieges seine Sympathien wie die aller Engländer für Oest- reich gegen das Bismark'sche Preußen gewesen; §bcr der Verlaus des Krieges habe seine Ansichten geändert und er sei jetzt mit der großen Mehrheit der Engländer überzeugt, daß Preußen ei» Werk begonnen habe, das die größte» Vortheile für Europa und namentlich für Deutschland verspreche. Deutschland sei seit Jah­ren eine Quelle der Schwäche für Europa gewesen; die Kämpfe zwischen Preußen und Ocstreich um die Oberherrschaft in Deutsch­land feien nicht nur für dieses, sonder» für Europa verderblich gewesen, und die Erhebung einer dieser Mächte zur Herrschaft, zur Verfügung über die Gesainmtmacht der großen und gebildeten deutschen Nation werde ei» unbedingter Vortheil selbst für den verlierenden Theil sein. Nur müsse die liberale Partei in Deutsch­land zurückerobern, was sic im Zünduadelfeldzuge verloren habe. Die Vereinigung aller wahrhaft freisinnigen und patriotischen Männer im Süden und Norden müßte im Stande sein, den Bismark'sche» Reformplan zu einem freien Bundesstaat umzuge- stalteu. (Dfz.)

Graf Balduin.

(Fortsetzung.)

Aldenarde entgegncte sehr höflich:Eure Majestät mag mir verzeihen, wenn ich vielleicht eine unerwünschte Botschaft zu brin­gen habe. Unsere erlauchte Herrin hat mir befohlen, ihre hohe Person in der wichtigen Angelegenheit, die hier verhandelt wer­den soll, zu vertreten, da sie selbst nickst zugegen z» sein wünscht."

Ein allgemeines Murren und einzelne Ausrufe äußerster Un­zufriedenheit ertönten aus den Gruppen der Edellcute.Was sagt Ihr? rief Baron Wilhelm von Kranhoven; die Gräfin wei­gert sich, ihren Vater zu sehen?"

Andere stießen drohende Worte gegen Aldenarde aus. Auch Mathilde srng:Johanna kommt nicht? Habt Ihr dies Stück­chen vollbracht, Herr von Aldenarde?"

Aldenarde behielt die Miene ruhigen Bewußtseins der Pflicht­erfüllung. Zuerst wendete er sich zu Mathilde und sagte im Tone der Demnth: Mißtrauet Ihr meiner Absicht, hohe Königin, weil ich dem Willen meiner Herrin gehorche?" Dann sagt er zu den Baronen:Unsere edle Gräfin findet nach genauer Prüfung der Umstände, daß ihr persönliches Erscheinen bei dieser Versamm­lung nicht rathsam ist, da sie fürchtet, daß ihr Herz beim Anblick ihres angeblichen Vaters mehr als nützlich ist, für ihn sprechen dürfte. Mil doppelt »nverhvlener Freude wird die edle Tochter de» geliebten Vater 'willkommen heißen, wenn erst durch nnbe- zweifelte Beweise dargethan ist, daß sie dies von ganzer Seele darf."

Das unzufriedene Murren der anderen Edellcute vermehrte sich nur nach diese» Worten und drohende Blicke trafen von allen Seilen aus Aldenarde.

Die Königin Mathilde trat dicht an ihn heran und sagte: Mir kann es gleich sein, ob Johanna hier erscheint oder nicht; soviel aber sehe ich, Ihr seid falsch, wie die Andern, wenn auch nach einer anderen Richtung."

Aldenarde behielt ihr gegenüber den Anschein tiefer Unter­würfigkeit und sagte:Ans Euren Ausspruch vornämlich wartet meine gnädigste Herrin."

Bei sich aber dachte er:Lasse nur dies Spiel glücklich zu Ende und den Dispens ans Nom angelangt sein, so wird es nicht schwer fallen, diese alte Närrin zu beseitigen."

Mathilde setzte sich und winkte Boabdil an ihre Seite. Sie war in tiefe Trauer gekleidet, aber mit einer Art von phantasti­scher Pracht. Wen» man sie so dasitze» sab in ihrer eigenthüm- lich majestätischen Erscheinung, an der Seite den braune» Boabdil, der in arabischtr Kleidung war, so bot sie ein höchst merkwür­diges, fremdartiges Bild. (Forts, folgt.)

Vierzig ungarische Husaren kamen bei einem der letzten Gefechte so ins Gedränge, daß sie umringt wurden und sich un­möglich durchbauen konnten. Die Husaren stiegen daher von ih­re» Pferden, küßte» sie noch einmal mit großer Zärtlichkeit und erstachen sic mit den Worten: Prenß soll nit ungarisches Pferd reiten! Dan» gaben sie sich gefangen.

Vom cin'gen deutschen Vaterland Ser himmelan ein Lied gesandt!

Kein Diplomat, kein Jürstenwort Soll jemals trennen Süd und Nprd!

Vom sand'gi» Strand der salz'gen See Bis zu der Alpen Gletscherschnee Kein bunt bemalter Grenzcnstcin!

Ganz Deutschland will ein Deutschland sein! Wir wollen keine Scheidewand Und war' sie noch so klein!

Das ganze deutsche Vaterland Soll frei und einig sein!

Wohl tobt noch heut der Bruderkamvf Mit Waffcnlärm und Pulverdampf;

Wohl steht getrennt noch rechts und links Und Fürstenthrönlein wackeln rings.

Vom Sturmwind werden hingeweht

Ein Deutschland nur!

Wer Deutschlands Glück im Wege steht. Dem Volk' die heil'gcn Rechte stiehlt.

Und dcnlschcr Einheit Judas spielt!

Wir wollen keine Scheidewand Und war' sic noch so klein!

Das ganze deutsche Vaterland Soll frei und einig sei»!

Der Diplomat die Feder spitzt Und denkt:Bald hat es ausgeblitzt!

Nun komm ich dran mit Pfiff und Schlich! Ganz Deutschland einig? fürchterlich! Gefährlich wär's, bei meiner Ehr',

Wenn dieses Deutschland einig wär'!

Drum sei gespalten Süd und Nord!"

O Deutschland, sprich ein Donnerwort! Wir wollen keine Scheidewand Und wär' sie noch so klein!

Das ganze deutsche Vaterland Soll frei und einig sei»!

Ein Deutschland nur! Mit Hellem Ton Erkllng's zu jedem Fürstcnthron!

Ein Deutschland nur; Das Wort erstick' Nicht Trommclschlag noch Schlachtmufik!

Nicht trenn' der Trug, der heimlich spinnt. Die einer Mutter Kinder find!

Von Wclschlands bis zu Schleswigs Flur Ein frei und einig Deutschland nur!

Wir wollen keine Scheidewand Und wär' sie noch so klein!

Das ganze deutsche Vaterland Soll frei und einig sein!

Emil RitterhanS.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.